Wege zur Emanzipation
Frauendarstellungen auf Bildpostkarten des Deutschen Kaiserreiches unter Wilhelm II.
Sabine Giesbrecht
Insgesamt 135 Bildkarten erzählen von der »guten alten Zeit« des Wilhelminischen Kaiserreiches und den Bemühungen der Frauen, sich darin einzurichten, aber auch Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich von beengenden, patriarchalischen Normen und Verhaltensregeln zu lösen.
Die Karten zeigen nachdrücklich, welch reiches, behütetes und kultiviertes Leben jene verlassen müssen, die studieren oder einen Beruf ergreifen wollen und es ablehnen, die ihnen zugedachte Frauenrolle zu übernehmen. Als Idealbild erscheint die bürgerliche Familie, die sich im gastlichen Salon mit Hausmusik zu präsentieren und festliche Bälle, Opern- oder Konzertbesuche zu schätzen weiß.
Der Erste Weltkrieg verändert das weibliche Erscheinungsbild grundlegend. Er hat die zur »Heimatfront« verpflichteten deutschen Frauen zwar von manchen traditionellen Fesseln befreit, ihnen jedoch neue, kriegsbedingte und weitaus härtere Zwänge auferlegt, die ihre früheren Bemühungen um Emanzipation überlagern und erdrücken.