Wenn die Seele Tränen weint
Marianne Raskob-Bartholmae
Eva wird als Kleinkind von ihrer Mutter, einer verwitweten
Lebedame, in einem Kloster in Trier abgeben. Die
Mutter begründet ihre Handlung mit den Argumenten,
dass das Mädchen eine Ausgeburt der Hölle wäre, ein
verfluchtes Hexenkind, denn Eva wird bereits als kleines
Mädchen von Visionen heimgesucht.
Im Laufe der folgenden Jahre erweist sich die Sehergabe
des Mädchens als ein Segen. An Evas 17. Geburtstag
taucht unverhofft ihre verschollene Mutter auf, um
Eva wieder in ihre Obhut zunehmen. Um ihre Sicherheit
zu gewährleisten, muss sie das Kloster verlassen, ihre
neue Heimat befindet sich im Hunsrück, in der altertümlichen
Wolfsburg.
Auf der Fahrt wird Eva im Schlaf von einer Vision heimgesucht.
Doch dieses Mal verweigert ihr die gottgegebene
Gabe entschlüsselnde Hinweise. Sie kann die
bestialischen Taten voraussehen, aber nicht verhindern.
Man findet in einem Waldstück einen jungen, toten
Wandergesellen, mit einer Bisswunde an der Kehle.
Es ist unzweifelhaft die Tat eines Wolfes.
Die Leute aus den Dörfern sehnen sich nach der beschaulichen
Ruhe der Vorweihnachtszeit, nachdem sie ihr Jahreswerk
vollbracht und reiche Ernte eingefahren haben.
Wäre da nicht dieses rätselhafte, bestialische Ungeheuer,
ein weißer Wolf. Der, der Tiere und Menschen reißt.