Wenn es Nacht wird in Köln
Der Lange Tünn verzällt
Das Nachkriegsköln. Eine zerstörte Stadt, durch deren Ruinen schonbald das rote Licht scheinen sollte. Seit Beginn der 60er Jahre galt dieDomstadt in der noch jungen Republik als die kriminellste Metropoleschlechthin. Sprach man von Köln, nannte man es auch gern das „Chicago am Rhein“. Im Schatten des Doms, auf den Ringen, zwischen Friesenviertel und Altstadtufer florierte das angesagtesteNachtleben Deutschlands. Und zu ihm gehörten die Verbrechen. Überfälle, Morde und Schlägereien waren an der Tagesordnung. Die Unterwelt gab sich seinerzeit einen Namen: Das „Miljö“ – und wurde zur Legende.Bis heute geht von seinen Vertretern, jenen im kölner Dialekt sprechen-den Originalen, den schweren Jungs, die im Miljö als Einbrecher, Zuhälter, Drogendealer oder Zocker ihr Unwesen trieben, eine Faszination aus. Anton Claaßen, alias: „Der Lange Tünn“ ist eins von diesen letzten übriggebliebenen. In diesem Buch geht es umseine Geschichten.Schäfers Nas, Dummse Tünn, Karate Jacky – nicht nur bei Wikipediaoder auf Youtube heute zu finden, sondern Namen, die in Köln nochimmer feststehende Begriffe sind. Für das Miljö interessieren sich viele,doch direkt mit ihm zu tun haben, wollen die Wenigsten. Warum dasso ist, mögen die Erinnerungen des „Langen Tünn“ erklären helfen. Die Taten der Rotlichtgrößen,inzwischen längst abgetreten, weil tot, verarmt oder vereinsamt, sollen dabei nicht verherrlicht werden. Und auch nicht seine.