Wenn ich blinzle wird es besser
Christoph Strolz
Er ist Fotograf und hat schon Madonna porträtiert. Jetzt ist er engagiert, um Promo-Fotos von Taylor Swift zu machen. Vor weißem Hintergrund und eher im Highkey-Bereich gehalten, damit ihre helle Haut gut zur Geltung kommt. Und ihr kirsch-roter Mund, ihre überdurchschnittlich stark geschwungene Oberlippe. Klar waren da auch die üblichen kleinen Make-Up-Fehler, Hautflecken, Pickel und Mitesser: nichts, was man nicht im Nachhinein korrigieren konnte. Natürlich muss man da in die Tiefe gehen, Hautstruktur, Hautmerkmale, Pigmentierung und so weiter. Eigentlich, findet er mit zunehmender Bearbeitungs- dauer, kann keine Pore von Taylors Haut so bleiben, wie sie ist …
Sisyphos heißt die Geschichte über einen namenlosen Fotografen, der sich in endlosen Hautporen und Pixeln verliert und aus der auch jener Satz stammt, der dem gesamten Geschichtenband den Titel gegeben hat: „Wenn ich blinzle wird es besser“. 2014 hat Christoph Strolz mit seinem Text Meine Schwester den FM4 Wortlaut gewonnen, jetzt legt er – der Textgattung treu geblieben – sieben Stories nach. Zwar erzählt er immer aus der Ich-Perspektive, aber seine Held*innen sind ebenso unterschiedlich wie die gewählten Settings und der jeweilige Tonfall der Geschichten: Strolz erweist sich in seinem Debüt als wahrlich vielseitiger Erzähler.