Werke / Sprung aus der Welt. Expressionistische Prosa
Franz Jung
Das Leben zwischen den Menschen wird brüchiger. Die Geschehnisse des täglichen Hinvegetierens wechseln willkürlich die Farbe. Es hilft nichts mehr, eingreifen zu wollen, etwas herauszuheben, aufzublasen, anzupinseln – es sinkt wieder kraftlos zusammen. Sinkt vor Unsicherheit – die Systeme, Ideen, Religionen – tropft kärgliche Verzweifelung: Man setzt den Zylinder auf, hockt ergeben vor dem Grammophon, es ist so langweilig, sich der Entscheidung des Todes anheimzustellen, kaum ein flüchtiges Dämmern Besoffener – aber sperrt die Ohren auf! Aus den Vergewaltigungen der Straße, Mädchenmorden, Pferderennen, Messerstechereien, Hypothekenschiebung, Kreischen, Hilferufen und der dunklen Blutschande quält sich ein Rhythmus, wächst auf die Beziehung zweier Menschen eingestellt und will sich verschenken. in seinen Schwingungen, die noch vergeblich hinausklingen, in seinen Zusammenbrüchen, die noch überlaut das Maul auftun – der hergeholte Rahmen äußerer Geschehnisse gibt dem noch abseits Stehenden die verbindende Hand.