Wie viel und welche Disziplin braucht die Schule?
Möglichkeiten, Wege und Versuchungen. Plädoyer für ein antinomisches Verständnis von Disziplin und Unterrichtsstörungen
Jürg Rüedi
‚Disziplin ist nicht alles, aber ohne Disziplin ist alles nichts‘. So lautet eine alte pädagogische Wendung. Dass die Schule Disziplin braucht, davon sind heute immer mehr Pädagoginnen und Pädagogen überzeugt und verweisen auf die alltäglichen Schwierigkeiten und Störungen. So wie bisher kann es nicht mehr weitergehen, lautet der Tenor in vielen Schulen und öffentlichen Auseinandersetzungen. In der deutschsprachigen Erziehungswissenschaft herrscht dagegen Zurückhaltung und Skepsis gegenüber dem Begriff ‚Disziplin‘ vor. Woher kommt diese Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis? Diese Frage führt zu einer Bilanz der Disziplin-Debatte der letzten zehn Jahre, aus der sich Hilfestellungen und praxisbezogenen Anleitungen entwickeln lassen, die nicht zu billigen Rezepten Zuflucht nehmen, sondern reflektiertes, begründbares, professionelles pädagogisches Handeln ermöglichen.