Wirkungsanalyse der gesetzlichen Buchpreisbindung in Deutschland
Hans D von Gottberg
Wenn auch die Verlags- und Buchhandelsbranche relativ selten Erkenntnisobjekt für wissenschaftliche Untersuchungen ist, so ist zumindest die branchenspezifische Bindung der Buchpreise in der politischen und juristischen Diskussion sowie der wirtschaftswissenschaftlichen Diskussion relevant. Die Buchpreisbindung bildet auf dem deutschen Markt die wichtigste Rahmenbedingung des Buchhandels und führt damit zu einem eindeutig erkennbaren unvollständigen Wettbewerb. In den letzten Jahrzehnten wurde immer wieder an die Wissenschaft die Frage gestellt, wie lange die Phase der Strukturkonservierung unter dem Schutz der Buchpreisbindung noch anhalten wird. Die Beantwortung dieser Frage ist jedoch wegen der zunehmenden Politisierung des Themas von je her schwieriger geworden.
Hans-Döring von Gottberg erstellt eine Wirkungsanalyse der Buchpreisbindung, und berücksichtigt dabei auch aktuelle strukturelle Entwicklungstrends der Buchbranche. Der Autor vertritt den Standpunkt, dass weder die Erkenntnisse über die ökonomischen Wirkungsbeziehungen der aufgezeigten theoretischen Analysen noch die erkennbaren strukturellen Entwicklungen den Schluss zulassen, dass trotz eines umrahmenden Preisbindungsgesetzes die Buchbranche eine Insel der Glückseligen sein wird. Vielmehr muss der stationäre Bucheinzelhandel – entsprechend seiner wirklichen Omnipotenz im jeweils regionalen Markt – befürchten, dass Umsätze und Handelsmargen eine kritische Grenze erreichen werden, weil deren Konsumenten das Überwechseln zu Geschäftsmodellen, die ihrer Präferenzstruktur vorteilhafter erscheinen – leicht gemacht wird.