Wirtschaftliche Zusammenarbeit in Grenzregionen
Erwartungen - Bedingungen - Erfahrungen
Harald Zschiedrich
Sind die Grenzen in einer erweiterten EU in wirtschaftlicher, kultureller und mentaler Hinsicht wirklich schon überwunden? Bremsen Grenzen oder fördern sie Kooperationen? 20 Jahre nach Beginn der Transformation und mehr als sechs Jahre nach der EU-Osterweiterung stellt sich vor allem die Frage, inwieweit es an den neuen EU-Binnengrenzen bereits zur Herausbildung integrierter Wirtschaftsregionen gekommen ist. Kann man schon von gemeinsamen Wirtschaftsräumen entlang der deutsch-polnischen bzw. deutsch-tschechischen Grenze sprechen? Welche Rolle spielen in diesem Prozess die Unternehmen? Begegnen sie sich nur als Konkurrenten oder auch als Partner?°°Grenzen können trennen und verbinden. Grenzregionen sind Räume, in denen sich Menschen besonders intensiv begegnen und wo andererseits auch Unterschiede im wirtschaftlichen Niveau besonders spürbar sind. Sie sind äußerst komplexe wirtschaftliche und soziale Gebilde. Daher kommen in der Publikation viele Sichtweisen zum Ausdruck, wird dem interdisziplinären Ansatz im Buch große Bedeutung beigemessen. Zahlreiche Beiträge aus der Wirtschaftspraxis veranschaulichen nicht nur die komplizierten Ausgangsbedingungen für Unternehmenskooperationen, sondern machen auch den Wandel vom Konzept der verlängerten Werkbank hin zum Partner in international verflochtenen Wertschöpfungsketten deutlich. Es wird gezeigt, dass die damit verbundenen höheren Anforderungen an grenzüberschreitende Unternehmenskooperationen neben einer genügenden Handlungssicherheit vor allem ein höheres Niveau an wechselseitigem Vertrauen sowie einer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeit und einer soliden interkulturellen Kompetenz der Manager und Mitarbeiter in den Unternehmen bedürfen. Das Buch macht auch Schwachstellen in der Zusammenarbeit in den Grenzregionen sichtbar, wo die infrastrukturelle Vernetzung noch nicht den Anforderungen genügt und die Wirkung der regionalen Wirtschaftsförderungen häufig verpufft, weil sie noch zu wenig auf die konkreten unternehmensspezifischen Bedürfnisse und Interessen ausgerichtet ist.°°Der Leser gewinnt insgesamt den Eindruck, dass die räumliche Nähe zur Grenze noch kein Garant für das Entstehen neuer Unternehmenskooperationen ist. Hierzu bedarf es in Zukunft noch mehr an vertrauensvollem Miteinander von Unternehmen und Verwaltungen auf beiden Seiten der Grenze, um auf dem Weg zu einem gemeinsamen Wirtschaftsraum mit attraktiven Standorten noch schneller voranzukommen.