Wirtschaftlichkeit von Mehrleiter-Wärmenetzen
Ökonomische Bewertung von Mehrleiter- Wärmenetzen zur Nutzung von Niedertemperaturwärme
Elisa Dunkelberg, Swantje Gährs, Steven Salecki, Julika Weiß
LowEx-Mehrleiter-Wärmenetze können einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, indem regenerative Wärmequellen mit niedrigen Temperaturen in die Wärmeversorgung eingebunden werden, die ohne Wärmenetz nicht (vollständig) genutzt werden können. Ein Hemmnis für die Einbindung regenerativer Wärmequellen stellen die teilweise hohen Temperaturbedarfe auf der Verbraucherseite dar. Eine Möglichkeit, diesem Hemmnis zu begegnen, sind innovative Mehrleiternetze, die mehr als zwei Leiter mit unterschiedlichen Temperaturniveaus vorsehen. Geeignete klimafreundliche Technologien zur Einspeisung in ein Mehrleiter-Wärmenetz sind Abwasser-Wärmepumpen, Solarthermie-Anlagen und dezentrale, kleinere Wärmepumpen. Die Studie vergleicht verschiedene Netz-Szenarien mit einerseits wenigen großen Anlagen und andererseits vielen kleineren Anlagen mit Szenarien der gebäudeindividuellen Wärmeversorgung. Zentrale ökonomische Kenngrößen für die Vergleiche sind die nach Annuitätenmethode berechneten Gesamtkosten sowie die spezifischen Wärmegestehungskosten in Cent pro Kilowattstunde. In die Analysen gehen die Sichtweisen der verschiedenen beteiligten Akteure ein: den Betreibern der Wärmeerzeugungsanlagen, den Netzbetreibern, den Abnehmern und den Kommunen. Trotz höherer Investitionskosten in den Szenarien mit Mehrleiter-Wärmenetz liegen die Gesamtkosten bei gleichem Anteil erneuerbarer Energien in ähnlicher Höhe wie bei der gebäudeindividuellen Versorgung. Ein Hemmnis für die Umsetzung eines LowEx-Mehrleiter-Wärmenetzes liegt jedoch darin, dass bei älteren Mehrfamilienhäusern die Wärmegestehungskosten gebäudeindividueller Gas- oder Öl-Kessel unter den Wärmegestehungskosten der Wärme aus dem LowEx-Mehrleiternetz liegen können. Die Umsetzung von innovativen Wärmenetzen ist daher kein Selbstläufer, sondern bedarf unterstützender Rahmenbedingungen, beispielsweise in Form spezifischer Förderprogramme oder einer CO2-Abgabe auf fossile Brennstoffe.