Wissenschaftliche Anthropologie um 1800?
Katja Regenspurger, Temilo van Zantwijk
Acht eng auf einander bezogene Beiträge untersuchen Konzeptionen einer wissenschaftlichen Anthropologie am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts. Dabei steht der Raum Weimar-Jena im Mittelpunkt, wo Philosophie und Naturforschung den Übergang von Naturgeschichte zur Naturwissenschaft maßgeblich mitgestaltet haben.
Die philosophische Bestimmung des Menschen kann sich für Fichte im Anschluß an Kant nicht mehr auf empirische Erkenntnisse stützen: Was der Mensch aus sich machen kann und soll ist für ihn die Frage nach dem richtigen Gebrauch der Freiheit, die nichts mit der natürlichen Existenz des Menschen zu tun hat. Die Frage aber bleibt: Was macht die Natur aus dem Menschen? Besonders Medizin und Psychologie stellen sie mit neuem wissenschaftlichem Anspruch. Die Wissenschaft vom Menschen ist als krönender Abschluß einer allgemeinen Wissenschaft des Lebens gedacht. Im Ringen um die Bestimmung einer neuen Disziplin wird der Anthropologiebegriff einer der aspektreichsten Analysen unterzogen, die er je erfahren hat.