Wohnen
Ulrich Dickmann, Wolfgang Christian Schneider
Der Mensch ist von Grund her durch seine Stellung gegenüber einem Außen bestimmt. Die naheste und innerste Form dieses Außen im Gegenständlichen aber ist das Wohnen – sei es ein Wohnen im Freien, in Höhlen, Zelten, Hütten oder Häusern. Das Wohnen ist geradezu ein anfanghafter Sinnraum des Ich, der Ort, an dem erste gestaltete Außenbeziehungen des Menschen in Erscheinung treten und damit auch Bedeutung verliehen und Sinn gewonnen wird. So ist das Wohnen ein Ort des Geistigen, der spirituellen Erfahrung des Menschen: In seinem Wohnen spiegelt sich die Welt, deren Umrisse ihm in seinem Sinnen und Suchen zukommen, geschenkt werden.
Ein Wohnen kann es jedoch nur geben, wenn es als »Bleibe-Ort« zu einem »Bewegen« und »Wandern« draußen in belebender Spannung steht. Wohnen ist die erste dauerhafte Form, in der die Spannung vom Ich zum Draußen »aufgehoben« ist, so dass sich von daher, von einem »gewohnten«, ja gestalteten »bewohnten« Drinnen, mit der Wendung nach außen Leben entzündet: Semantiken, Strategien auf ein Anderes hin – einen Sinn. Das Wohnen, das »Gewohnte-Bewohnte«, ist der Zwischenraum – und so auch die Brücke – zwischen der letztlich unverfügbaren Innenwelt des Ich und dem Draußen, ohne das das Ich verkümmert: So ist die Wohnung im Gegenständlichen die erste Außenseite des Ich, der primäre Raum für eine Formulierung und Gestaltung des Ich.
Mit Beiträgen von:
Inigo Bocken, Ulrich Dickmann, Erika Helene Etminan, Rianne Jongstra, Thomas Knieps-Port le Roi, Burkhard R. Knipping, Wolfgang Christian Schneider, Kees Waaijman