Zugang zum Abendmahl
Méreaux im deutschen Refuge und in anderen deutschsprachigen Gemeinden
Jochen Desel
Es ist weitgehend unbekannt, dass weltweit in vielen reformierten Gemeinden der Zugang zum Abendmahl mit der Abgabe einer Abendmahlsmarke, eines „méreau“ verbunden war. Der Genfer Reformator Johannes Calvin wollte mit dieser Maßnahme den missbräuchlichen Genuss von Brot und Wein beim Abendmahl verhindern, Fremde und Unwürdige konnten sich so nicht unter die Kommunikanten mischen.
Aus einem Instrument der reformierten Kirchenzucht machten Hugenotten (und nicht nur sie) im deutschen Refuge eine zusätzliche Einnahmequelle für die Gemeindefinanzen. In vielen Gemeinden war mit der Ausgabe der méreaux durch die Kirchenältesten eine Abgabe für die Gemeinde verbunden.
Der Autor der Schrift, Theologe und Museumsmann, spürt der Verwendung der Abendmahlsmarke in den französisch-reformierten Gemeinden im deutschen Sprachgebiet nach. Die noch vorhandenen méreaux werden mit Abbildungen und Erläuterungen dem Leser des Buches vorgeführt. Ein umfangreiches Quellenstudium fand Interessantes zum Gebrauch und Missbrauch der Marken heraus, u.a. die Tatsache, dass es auch in deutsch-reformierten und lutherischen Gemeinden Abendmahlsmarken gab.