Zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten im globalen Kontext
Einschätzung für den Zeitraum der nächsten 35 Jahre bis 2050
Peter-W Gester
Vorhersagen der Zukunft und ihrer wissenschaftlichen Bastarde, die Futurologie und die Trendforschung und ihre Techniken wie bspw. die Delphi-Methode, sind ein schwieriges und unsicheres Geschäft, zumal bei den heutigen hochbeschleunigten Veränderungen auf vielen Gebieten.
Doch wer biographische Beratungen durchführen will, ist zwangsläufig ständig mit Einschätzungen möglicher Rückwirkungen der zumindest theoretisch offenen Zukünfte auf die Entscheidung unentscheidbarer Fragen in der Gegenwart konfrontiert. Daher scheint es nützlich, bewusst zur Kenntnis zu nehmen und zu sammeln, was heute transdisziplinär an Wissen, Analysen, Reporten, Informationen, Hochrechnungen, Einschätzungen, Trends vorhanden ist und diese Erkenntnisse (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) zusammenzustellen.
Damit stellt sich jenseits der Persönlichkeitsmerkmale des jeweiligen Autors eines solchen Unterfangens die Frage, ob ein eher optimistischer oder pessimistischer Blick auf die Zukunft gerechtfertigt ist. Wird die Zukunft der Welt eher als eine hoffnungsvolle und positiv gefärbte Utopie oder als eine angstbesetzte und düstere Dystopie eingeschätzt und geht die Welt eher auf eine friedliche und freie oder auf eine kriegerische und unfreie Epoche zu.
Im Zeitalter des Seven-Sisters-Komplex bestehend aus Neoliberalismus, Postdemokratie, Governance, Privatisierung, Lobbyismus, Big Data, Mediokratie gehört es soz. zur ersten Bürgerpflicht, die kapitalistische Zukunft der Weltwirtwirtschaft und der kontinentalen und nationalen Wirtschafträume sowie den parallelen technisch-wissenschaftlichen Fortschritt als positive Utopie zu beschreiben. Diese ideologische Vergatterung gilt auch dann, wenn nur wenige Studien und Informationen in die Richtung einer positiven Utopie deuten und die Doomsday Clock 2015 wieder auf 3 Minuten vor Zwölf vorgerückt ist. Unübersichtlichkeit, schnelle und defraktionierte Veränderungen scheinen auf dem Weg von der Risiko- zur Weltrisikogesellschaft vorzuherrschen.
Darüber hinaus verletzten vielen Staaten den gesellschaftlichen Grundvertrag (Schutz des Bürgers gegen Gewaltverzicht und Steuerpflicht) und wälzen die Bewältigung wirtschaftlicher und kollektiv erzeugter Risiken auf den einzelnen Bürger ab.
In diesem Artikel werden drei Zukunftszeiträume definiert: kurzfristige Trends in den nächsten zehn Jahren, mittelfristige Trends von 2025 bis 2050, also von einer Dauer von 25 Jahren und langfristige Trends ab 2050, das ist in 35 Jahren. Für die jeweiligen Trendzeiträume wird versucht, zukünftige Entwicklungen abzuschätzen.