Zukunft der Gegenwart
Schrift Männlicher Körper Krieg Geld Haus Medienanthropologie 3
Claus-Peter Leonhardt
Zukunft der Gegenwart untersucht die Begriffe „Medien, Kultur, Vernunft“ etc. auf ihre Aussagekräftigkeit, und stellt sie in einen neues Begriffsfeld und Bezugssystem.
Alle Krisen, die seit den 60er Jahren ihre Wirkmächtigkeit gesteigert haben, wurzeln in Denkblindheit. Krisenhaft entwickeln sich bei beispielsweise die Verdichtung der Kommunikationsstrukturen mit Wandel in Schrift+Bildkommunikation, die veränderten gender- und sexbezogenen Rollenmuster, welche keine Frau in wirklich machtbezogenen Spitzenpositionen zulässt (politische sind nicht machtbezogen), die Veränderung der Kriegsführungen, Zusammenbruch von Staatensystemen, die Verschuldungskrisen, die Auflösung von Clan- und Familienverbänden. Dies alles läuft auf dem Hintergrund einer Veränderung klimatischer, wasser-, boden- sowie nahrungsbezogener Lebensgrundlagen, deren Entwicklungspfad nur vage zu bestimmen ist.
Leonhardt nennt diese Denkblindheit „Ugnome“. Es ist nicht die mangelnde Kapazität des menschlichen Denkens gegenüber Situationen, welche eine hohe Komplexität aufweisen. Diese Unfähigkeit zu denken ist gegeben. Ugnome erfassen eine umfassende Unfähigkeit des menschlichen Denkens, das zu den ihm eigenen Strukturen und Funktionsweisen wenig Zugang hat, solange es sich den Regeln nicht stellt, aus denen es entsteht.
Die Unfähigkeit zu denken liegt in einem Mechanismus begründet, der durch ein mentales Wechselspiel von Selbsthypnose und Entlastung erhalten wird. Die Struktur des Denkens zielt darauf, aus vorhandenen Signalen sinnvolle Muster zu erzeugen. Das ist sinnvoll, solange Menschen in der Natur wie eine Tier lebten. Sprache, Musik etc. sowie nichtrituelle Interaktionen in kulturellen und humanen Aktionen zwingen das Gehirn zur Abweichung, welche Überreizungen auslöst. Das kann individuelle Menschen wie auch Kulturen bis zum Zusammenbruch führen.
Der Begriff Wechselspiel ist nicht identisch mit Interaktion. Interaktion ist eine potentiell offene Handlungsstruktur während Wechselspiel eine gestaltbildende Struktur bildet, die im Neuroimmunsystem des Individuums selbst angelegt ist. Schlüsselfaktor der Denkblindheit sind Begriffsbildungen, die zu irrigen Folgerungen führen. Alle Faschismen sind Großlabore dieser Denkstrukturen.
Kernfrage entsteht aus der Nutzung des Medienbegriffes. Dass Bücher, TV, Internet oder was auch immer Medien sein sollen, ist so ähnlich wie die Vorstellung der Erde als Scheibe, um diese alte Metapher an dieser Stelle zwecks Kürze und Zuspitzung zur Hilfe zu zitieren.
Medien schaffen immer Bedingungsgefüge und Kontinua, in denen evolutionäre Prozesse stattfinden. Um es nochmals vereinfachend zuzuspitzen: Für den Fisch ist das Wasser Medium. Für den mit Giraffen und Hirschen verwandten Wal auch. Wal und Hirsch unterscheiden sich. Die Lebensräume Wasser und Luft auch.
Was sind Medien für Menschwerdung und Menschsein? Medien sind gestaltende Funktionen. Sie machen Mensch auf allen Ebenen von der Biochemie bis zur Kultur.
Es sind mindestens fünf spezifische Medien, die innerhalb der Medienstrukturen Klima, Boden, Nahrung das Säugetier Mensch zum Menschen machen, und damit von anderen Tieren unterscheidet. Medien gestalten alles! Oberhalb der Biochemie-Chemie-Schwelle verändern sie ihre Wirkmechanismen. Auch diese Verkürzung sei bitte der Kürze geschuldet als Hypothese angenommen.
Humane Medienstrukturen werden durch Schrift, männlicher Körper, Krieg, Geld, Haus gestaltet. Die Begriffe sind als Metaphern zu lesen, die der modernen Sprechart entlehnt sind. Mit Schrift ist eben auch das Zeichenlesen und –deuten eines indigenen Menschen in Steppe oder Urwald erfasst, welches genauso komplex und vielschichtig ist, wie die Entschlüsselung und Deutung eines Textes.
Diese Medienanthropologie bildet Stützpfeiler der SkulpturDesHumanenDenkens. Sie entsteht seit gut 30 Jahren und ist auszuformulierende Schnittstelle zu den folgenden Arbeiten und Werken. Das zu formulieren wird, in guter Nachfolge Heisenbergs, ein künstlerisches Werk sein müssen. Aus Kunst entsteht neue Wissenschaft.