Zum Trag- und Verformungsverhalten schlanker Stahlbetonstützen unter besonderer Berücksichtigung der schiefen Biegung
Rainer Grzeschkowitz
Aus der Einleitung: Das Bestreben, wirtschaftlicher zu bauen, führt zu einer immer stärkeren Ausschöpfung der Tragfähigkeit der Bauteile. Ein Beispiel sind sehr schlanke Stahlbetonstützen und -pfeiler. Diese sind meist planmäßig einachsig beansprucht; tatsächlich treten jedoch aufgrund der Randbedingungen und der Imperfektionen zweiachsige Beanspruchungen auf. Sie können bei vom Quadrat ab-weichenden Querschnittsformen zu drastischen Tragfähigkeitsein-huBen führen. DIN 1045 berücksichtigt diese Imperfektionen quer zur Lastebene bei einachsiger Lastausmitte nicht. Die wirklichkeitsnahe Berechnung von zweiachsig exzentrisch be-anspruchten Stahlbetonstützen ist mit der heute verfügbaren Re-chentechnik kein grundsätzliches Problem mehr, dafür stehen eine Reihe von Programmen zur Verfügung. Deutlich schlechter sieht es im Bereich der vereinfachten Berechnung aus. Wie die Untersuchungen von Olsen und Quast ;o-Q82/ zeigen, ist im Moment in DIN 1045 (12. 78) kein Näherungsverfahren niedergelegt, welches auf einfache Weise eine sichere Bemessung der häufigsten in der Pra-xis auftretenden Last-und Lagerungsfälle gestattet. Oie angebo-tenen Näherungsverfahren • Getrennte Nachweise für jede Hauptachsenrichtung und • das Verfahren nach Heft 220 des DAfStb /GKQ79/ weisen Schwächen auf, wenn die Stützen in den beiden Hauptach-senrichtungen sehr unterschiedliche Schlankheiten haben. Dabei ist es gleichgültig, ob diese Schlankheitsunterschiede aus den Lagerungsbedingungen oder aus dem Seitenverhältnis resultieren. Ursache dafür ist, daß diese Näherungsverfahren das Trag- und Verformungsverhalten einer zweiachsig gedrückten Stahlbetonstütze auf das allgemein bekannte Verhalten einer einachsig gedrückten Stütze zurückführen. Das Verhalten der schief gebogenen Stütze unterscheidet sich jedoch so grundlegend vom Verhalten der gerade gebogenen stütze, daß diese Näherungsnachweise nur unter gewissen Randbedingungen gelingen können. Entsprechende Anwendungsgrenzen sind jedoch in DIN 1045 und in den dort benannten Bemessungshilfen nicht vollständig angegebenen.