Zusammenhänge zwischen Satz und Spiel in den Essercizi (1738) des Domenico Scarlatti
Farhad Abbassian-Milani
Von den über 550 Sonaten Domenico Scarlattis erschienen 1738 dreißig als Essercizi per gravicembalo im Druck. Sie fanden nach der Veröffentlichung des Lebenswerkes von Ralph Kirkpatrick nur geringes wissenschaftliches Interesse. Während die historische Musikwissenschaft diesen „Vorstufen“ der Sonatenform einen marginalen Rang zuweist, erschöpft sich die Aufmerksamkeit der Praxis in Hinweisen zur spieltechnischen Ausführung. Es lohnt sich aber eine intensivere Beschäftigung mit den Essercizi, dokumentieren sie doch auf eindrucksvolle Weise die Ursprünge eines eigenständigen Klaviersatzes und der Sonate zu Beginn des 18. Jahrhunderts.
In dieser Abhandlung wird der Versuch unternommen, die Entstehung der Sonatenkomposition bei Domenico Scarlatti aus einer Wechselwirkung zwischen Satz und Spiel nachzuzeichnen. Anhand der Essercizi geht der Autor dabei der Frage nach, inwieweit die kompositorische Konzeption aus der Unmittelbarkeit der klavieristischen Praxis hervorgeht. So beschränkt sich die Analyse nicht auf formale, sondern berücksichtigt gleichermaßen satz- und spieltechnische Aspekte.