Zweckgesellschaften – Bilanzpolitisches Gestaltungspotenzial und Bedeutung im Rahmen der Corporate Governance-Umsetzung
Hans-Böckler Stiftung, Markus Sendel-Müller, Gerd Waschbusch
Der Einsatz von Zweckgesellschaften (auch als Special Purpose Entities bezeichnet) als ein Element der Unternehmensfinanzierung genießt spätestens seit dem Ausbruch der internationalen Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007 einen zweifelhaften Ruf und die bilanzielle Abbildung von Zweckgesellschaften gehört seitdem zu den am meisten umstrittenen Themen der externen Rechnungslegung. Umgekehrt werden aber große Infrastrukturprojekte wie z. B. Staudämme, Flughäfen etc. mit Hilfe von speziellen Projektgesellschaften finanziert und umgesetzt. Somit zeigen sich Zweckgesellschaften als janusköpfiges Instrument: sie können zur bilanzpolitisch motivierten Gestaltung des Jahresabschlusses ebenso genutzt werden, wie zur Durchführung von bedeutenden Infrastrukturprojekten in Schwellenländern. Vor diesem Hintergrund werden in der vorliegenden Untersuchung verschiedene Anwendungsfelder sowie die bilanzielle Behandlung von Zweckgesellschaften nach HGB, IFRS und US-GAAP analysiert. Dabei werden die theoretischen Ausarbeitungen durch eine Analyse der Geschäftsberichte der DAX30-Konzerne hinsichtlich ihrer Berichterstattung zu Zweckgesellschaften für die Jahre 2012 und 2013 untermauert. Des Weiteren erfolgt eine Betrachtung der Einsatzmöglichkeiten von Zweckgesellschaften im Rahmen der Bilanzpolitik, denn aus den Gestaltungsspielräumen bei der Bilanzierung von Zweckgesellschaften kann sich eine Beeinträchtigung bei der Umsetzung von Corporate Governance-Standards ergeben. Von daher ist die vorliegende Studie vor allem auch für die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat eines Unternehmens von großem Interesse, geht es doch darum, dass diese auch im Hinblick auf Zweckgesellschaften in der Lage sein müssen, ihrer Kontroll- und Beratungsfunktion gegenüber der Unternehmensleitung effektiv und effizient nachkommen zu können.