Zwischen gestern und morgen – ich
Winfried Wolk
Eigentlich ist Winfried Wolk kein Schreiber, sondern bildender Künstler, der viele Ausstellungen bestritten und dessen Werk mit einer Reihe von Preisen gewürdigt wurde. In der DDR aufgewachsen, hat er über Jahrzehnte mit seinen Sinnbildern die ihn beunruhigenden Entwicklungen und Defizite sichtbar und damit öffentlich gemacht, auch wenn das von den maßgeblichen Stellen mit Misstrauen verfolgt wurde. Dass jetzt solche Bilder leider kaum noch eine Rolle spielen, ist einer der Gründe, warum er das Metier gewechselt hat. Als wacher Mensch hat er seinen kritischen Blick behalten und verfolgt aufmerksam, was in der Gesellschaft vor sich geht.
Im Jahre 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg geboren, blickt er, eingebunden in das Leben seiner Eltern und Großeltern, über mehr als ein Jahrhundert nicht nur auf die seinen Lebensweg prägenden gesellschaftlichen Entwicklungen, sondern auch die damit verbundenen Auswirkungen sowohl auf das einzelne Individuum als auch auf die gesamte menschliche Gesellschaft. Die wirren Zeitereignisse des 20. Jahrhunderts, die Kriege, die vielen Verwerfungen, Ab- und Umbrüche haben in ihm Spuren hinterlassen, die wiederum Auswirkungen auch auf die nachfolgenden Generationen haben. So wird er zum Erzähler von Ereignissen, die über Generationen hin wirkten und weiter wirksam sind.
Auch die Zeit, in der wir jetzt leben, ist keine Zeit der „heilen Welt“, auch wenn es im Herbst 1989 kurzfristig so aussah, als ob nun endlich eine ganz neue freundlich-friedliche Epoche der Menschheit anbrechen würde. Die großmachtpolitischen Interessenlagen ließen eine solche Entwicklung aber nicht zu. Somit wiederholt sich Vieles, was bislang als überwunden galt.