Zwischen Markt und Staat – Berufsbildungsreform in Deutschland und in der Schweiz
Mit einer Einführung in die Problematik durch die Herausgeber
Wolf D Greinert, Ilse R Schur
Die berufliche Qualifizierung der breiten Arbeitnehmerschichten ist in Deutschland – anders als in vergleichbaren Industrieländern – von der Politik stets vor allem als gesellschaftspolitisches Problem, aber kaum als ein Bildungsproblem behandelt worden. Entgegen dem besonders von deutschen Pädagogen entwickelten Anspruch, dass die Erlernung eines Berufs auch die Persönlichkeitsentwicklung des einzelnen zu befördern hätte, vermittelt die Abfolge von Jahrzehnten deutscher Berufsbildungspolitik eher das Bild einer mehr oder weniger einseitigen Funktionalisierung der beruflichen Bildung für die Interessen wechselnder gesellschaftlicher bzw. politischer Machtträger. Natürlich kann man ein Berufsausbildungssystem nicht einfach über Bord werfen und dafür ein anderes Modell an seine Stelle setzen. Man kann es jedoch im Sinne einer traditionsvermittelten Modernisierung zukunftsfähig machen. Dass diese Programmatik nicht als eine schöne, jedoch realitätsferne Forderung verstanden werden muss, zeigt das Beispiel Schweiz. Niemand wird behaupten können, dass das neue eidgenössische Berufsbildungsgesetz nicht weiterhin der Spur folgt, deren Vorzeichnung bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht – wie übrigens auch das deutsche Modell. Doch mit welchem Mut zu grundsätzlichen politischen Entscheidungen und mit welchem Einfallsreichtum werden im Nachbarland die Traditionsbestände einem schöpferischen Transformationsprozess unterworfen! Diese Dokumentation versammelt Beiträge zu einer Fachtagung an der TU Berlin im Juni 2004 und ergänzende Aufsätze. S. das Inhaltsverzeichnis in www.overall.de.