Zwischenwelten
Musiktherapie bei Patienten mit erworbener Hirnschädigung
Monika Baumann, Christian Gessner, Manfred Rehm, Michaela Trabert-Rehm
Musiktherapie ist immer dort indiziert, wo sprachliche Verständigung an ihre Grenzen stößt. Das kommunikative Potential von Klang und Rhythmus, eingesetzt als ursprüngliche Form des menschlichen Austauschs, hat sich in vielen therapeutischen Bereichen bewährt – seit einigen Jahren auch auf dem Gebiet der Neurologie. Schwer hirngeschädigte Menschen therapeutisch wirksam zu fördern, stellt eine besondere Herausforderung dar. Die meist starken Einschränkungen ihrer Kommunikations-, Ausdrucks- und Handlungsmöglichkeiten erfordern eine Herangehensweise mit nichtsprachlichen (nonverbalen) Beziehungsangeboten, die gerade ein Spezifikum der Musiktherapie sind. Mit Hilfe der Musik oder musikalischer Elemente können Brücken gebaut und neue Begegnungsräume eröffnet werden. Zwischen den Welten entstehen so Zwischenwelten, als Zeichen der Hoffnung und Raum für Entwicklung und Entfaltung.Mit diesem Buch liegt nun die erste umfassende Darstellung musiktherapeutischer Erfahrungen bei Patienten mit erworbener Hirnschädigung vor. Damit wird eine Lücke der musiktherapeutischen Veröffentlichungen geschlossen und ein Beitrag zu einer differenzierten methodischen Professionalisierung der neurologischen Musiktherapie geleistet.Neben der Vermittlung von Fachwissen gibt das Buch mit vielen Fallbeispielen und praxisbetonten Schilderungen Interessierten – Fachleuten und Laien – einen Einblick in die Vielfalt und Komplexität dieser Arbeit. Die Autoren – erfahrene MusiktherapeutInnen in diesem Bereich – integrieren musiktherapeutische Methodiken, körpertherapeutische Zugangsformen und das Wissen über neurologische Zusammenhänge zu einer eigenen, diesem Arbeitsfeld angepassten Musiktherapieform. In den einzelnen Kapiteln beleuchten sie die Arbeit mit bestimmten Krankheitsbildern (Wachkoma, amnestisches Syndrom, Aphasie, Wahrnehmungsstörungen) sowie spezielle Aspekte der musiktherapeutischen Arbeit (Gruppentherapie, Integration Angehöriger, Resonanz als Wirkfaktor, Krankheitsverarbeitung bei Kindern und Erwachsenen) und spezielle Rahmenbedingungen (Arbeit im Pflegeheim, in einer Tagesstätte, Langzeitbegleitung).Damit wird für den Leser das breite Spektrum der Arbeit deutlich, werden ihre besonderen Herausforderungen, aber auch Schwierigkeiten nachvollziehbar. Musiktherapeuten, die in diesem Gebiet neu tätig werden wollen, finden hier Orientierungshilfen und konkrete Anregungen. Mit einfühlsamen Beschreibungen verschiedener Krankheitszustände bietet das Buch aber auch für Mitarbeiter anderer therapeutisch-pädagogischer Berufsgruppen Anregungen, praktische Handlungshinweise und Inspiration. Für Mediziner und Kostenträger werden Argumente für und Hintergrundinformationen über diese innovative Behandlungsform geliefert.Durch das Einbeziehen aller Phasen der neurologischen Rehabilitation entsteht ein umfassendes Bild, das als Abbild des aktuellen Standes der Musiktherapie bei Patienten mit erworbener Hirnschädigung in Deutschland verstanden werden kann.