Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln sind wichtige geschichtliche Zeugen der Ureinwohner aus der Zeit vor der Eroberung. Sie weisen auf ihre Herkunft aus Afrika, bilden somit einen Identitätsnachweis für die heutige Bevölkerung und werden oft auch als Symbole benutzt. In der Forschung haben diese Eigenschaften oft eine große Rolle gespielt, und Sprache und Schrift haben sich als wesentliches Beweismaterial für die wachsenden Forderungen nach Anerkennung einer berberischen Identität erwiesen.
Geschichtsschreiber und Chronisten der Eroberung sammelten zahlreiche Wörter und einige Sätze der Sprache der Ureinwohner jeder Kanarischen Insel, die sich zusammen mit den Ortsnamen bis heute erhalten haben. Damit lieferten sie unwiderlegbare linguistische Fakten dafür, dass es sich bei den alten Kanariern um Berber-sprechende Gruppen handelte. Die ersten libysch-berberischen Inschriften wurden auf dem Archipel allerdings erst im 19. Jh. gefunden. Die Entdeckungen halten weiter an und sind bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen, wie vor allem in letzter Zeit durch zahlreiche Neufunde belegt werden konnte.
Geographisch gesehen bildet der kanarische Archipel den westlichsten Rand des Gebietes der berberischen Sprache und Schrift. Gleichzeitig findet man hier eine extrem hohe Anzahl von libysch-berberischen Inschriften mit einer enormen Raumdichte im Vergleich zur geringen Oberfläche der Inseln. Allerdings ist für die Archäologie nicht ausschließlich die Menge der Entdeckungen maßgebend, sondern vielmehr, dass diese eine Grundlage für die Deutung des Ursprungs der alten Bevölkerung liefern und damit auch den ungefähren Zeitpunkt der Besiedlung der Inseln bezeugen, der mit dem des Gebrauchs dieser Schrift im Norden des afrikanischen Kontinentes übereinstimmt.
Das vorliegende Buch dokumentiert den aktuellen Stand der Forschung nach mehreren Jahrzehnten kontinuierlicher Studien und beinhaltet gleichzeitig die neuesten Untersuchungen und Ergebnisse in einer allgemeinverständlichen Darstellung.
REZENSION:
„Cet ouvrage, sobre mais dense, précis mais clair, est une parfaite réussite. [...] L'ouvrage aura pour effet, je l'espère, de lui donner toute la place qu'elle mérite. L'auteur a choisi d'écrire dans sa langue maternelle, mais RSB [Renata Ana Springer Bunk] est en fait parfaitement intégrée depuis longtemps dans la société canarienne. [...] L'ouvrage de RSB marque une importante étape de la recherche sur la situation des Canaries préhispaniques. Il offre la synthèse la plus sûre et la plus commode de la documentation actuelle. De plus, (et ce n'est pas le moindre effet du livre, car les Canaries demeurent quand même éloignées de l'Europe), je vois dans ce livre un rappel très clair de la présence de nos collègues insulaires dans le monde de la recherche européenne et mondiale.“
(Lionel Galand in „Epigraphie Libyco-Berbère – Répertoire des Inscriptions Libyco-Berbères“ 20 - 2014, 1-2)
Unter den nachfolgenden Verweisen finden Sie weitere Werke zu libysch-berberischen Inschriften, zu libyschen Berbersprachen sowie zu Felsbildforschungen in Nigeria und Südafrika:
„Guddiri Studies – Languages and Rock Paintings in Northeastern Nigeria“, ISBN 978-3-89645-103-3.
„Origin and Development of the Libyco-Berber Script“, ISBN 978-3-89645-394-5.
„Rock Paintings of the Klein Karoo and a Link to a Local Story“, ISBN 978-3-89645-879-7.
„Towards Interdisciplinarity – Experiences of the Long-term ACACIA Project“, ISBN 978-3-89645-886-5.
„A Grammar of Awjila Berber (Libya) – Based on Paradisi’s Work“, ISBN 978-3-89645-941-1.
„A Grammatical Sketch of Ghadames Berber (Libya)“, ISBN 978-3-89645-940-4.
„Ferhat – An Everyday Story of Berber Folk in and around Zuara (Libya)“, ISBN 978-3-89645-396-9.
„Zuaran Berber (Libya) – Grammar and Texts“, ISBN 978-3-89645-926-8.
Über die Autorin:
Renata Ana Springer Bunk – sowohl Philologin als auch Archäologin – beschäftigt sich bereits seit über 30 Jahren mit der Erforschung der libysch-berberischen Inschriften. Das analysierte Schriftmaterial wurde durch Feldbegehung und Dokumentation auf den Kanarischen Inseln sowie in verschiedenen Gegenden von Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mali gewonnen. Die Autorin ist nicht nur Spezialistin für libysch-berberische Inschriften, sondern ebenfalls Kennerin der Geschichte und Kultur der untersuchten Region, vor allem aber der komplexen Vielfalt der nordafrikanischen und kanarischen Felsbilder, was ohne Zweifel ihrer Arbeit noch größeren Wert verleiht.
Aktualisiert: 2023-05-09
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Mit geschätzten sechs bis acht Millionen Sprechern ist das vor allem im Süden Marokkos sowie in der Diaspora gebräuchliche Taschelhit die größte der modernen Berbersprachen. Die Berbersprachen, die einen Zweig der großen afroasiatischen oder hamitosemitischen Sprachfamilie bilden, werden in weiten Teilen Nordafrikas zwischen der Atlantikküste im Westen und der Libyschen Wüste im Osten von rund vierzig Millionen Menschen gesprochen. Das Taschelhit ist dabei die Berbersprache mit der längsten schriftlichen Überlieferung, die bis ins Mittelalter zurückreicht. Der erste, der das später auch als Schilhisch, Shilha oder Chelha bekannte Taschelhit in Europa bekannt machte, war ein Forschungsreisender, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts im Auftrag der englischen Royal Society in Nordafrika unterwegs war. Seine kurze Abhandlung Dissertatio de Lingua Shilhensi erschien zusammen mit dem Text des Vaterunsers in Latein. Aus mündlichen Überlieferungen des 19. und 20. Jahrhunderts kennt man zahlreiche Lieder, Gedichte, Märchen, Fabeln, Legenden sowie Berichte über das Leben der Menschen im Süden Marokkos. Eine wichtige Rolle spielt das Taschelhit seit dem Ende des Kolonialzeitalters im Rahmen der Bemühungen, die berberischen Sprachen und Kulturen in den unabhängigen Staaten Nordafrikas in angemessener Weise zur Geltung zu bringen .
Ungeachtet seiner hohen kulturellen Bedeutung ist es gleichwohl keineswegs einfach, sich als deutscher Muttersprachler und ohne linguistische Vorkenntnisse dem Taschelhit und seiner reichhaltigen Literatur zu nähern. Dies liegt u.a. daran, dass die meisten Werke zum Taschelhit in französischer Sprache verfasst sind. Viele Texte sind zudem nur in spezialisierten Bibliotheken verfügbar, und es gibt nur sehr wenige Grammatiken, Lehr- und Wörterbücher. All dies hat dazu beigetragen, dass die Beschäftigung mit dem Taschelhit in Deutschland weitgehend die Domäne relativ weniger Linguisten geblieben ist. Das vorliegende Buch soll als ein erstes grundlegendes Hilfsmittel zur Erlernung dieser traditionsreichen südmarokkanischen Sprache dienen. In zahlreichen Übungen kann man das Gelernte anwenden; ein kurzgefasstes Wörterbuch Taschelhit–Deutsch und Deutsch–Taschelhit enthält viele wichtige Begriffe des Grundwortschatzes. Eine ausführliche Einleitung informiert über die Geschichte der Erforschung des Taschelhits und bietet umfangreiche Hinweise zu weiterführender Literatur.
Aktualisiert: 2023-04-20
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Die libysch-berberischen Inschriften der Kanarischen Inseln sind wichtige geschichtliche Zeugen der Ureinwohner aus der Zeit vor der Eroberung. Sie weisen auf ihre Herkunft aus Afrika, bilden somit einen Identitätsnachweis für die heutige Bevölkerung und werden oft auch als Symbole benutzt. In der Forschung haben diese Eigenschaften oft eine große Rolle gespielt, und Sprache und Schrift haben sich als wesentliches Beweismaterial für die wachsenden Forderungen nach Anerkennung einer berberischen Identität erwiesen.
Geschichtsschreiber und Chronisten der Eroberung sammelten zahlreiche Wörter und einige Sätze der Sprache der Ureinwohner jeder Kanarischen Insel, die sich zusammen mit den Ortsnamen bis heute erhalten haben. Damit lieferten sie unwiderlegbare linguistische Fakten dafür, dass es sich bei den alten Kanariern um Berber-sprechende Gruppen handelte. Die ersten libysch-berberischen Inschriften wurden auf dem Archipel allerdings erst im 19. Jh. gefunden. Die Entdeckungen halten weiter an und sind bis zum heutigen Tage nicht abgeschlossen, wie vor allem in letzter Zeit durch zahlreiche Neufunde belegt werden konnte.
Geographisch gesehen bildet der kanarische Archipel den westlichsten Rand des Gebietes der berberischen Sprache und Schrift. Gleichzeitig findet man hier eine extrem hohe Anzahl von libysch-berberischen Inschriften mit einer enormen Raumdichte im Vergleich zur geringen Oberfläche der Inseln. Allerdings ist für die Archäologie nicht ausschließlich die Menge der Entdeckungen maßgebend, sondern vielmehr, dass diese eine Grundlage für die Deutung des Ursprungs der alten Bevölkerung liefern und damit auch den ungefähren Zeitpunkt der Besiedlung der Inseln bezeugen, der mit dem des Gebrauchs dieser Schrift im Norden des afrikanischen Kontinentes übereinstimmt.
Das vorliegende Buch dokumentiert den aktuellen Stand der Forschung nach mehreren Jahrzehnten kontinuierlicher Studien und beinhaltet gleichzeitig die neuesten Untersuchungen und Ergebnisse in einer allgemeinverständlichen Darstellung.
REZENSION:
„Cet ouvrage, sobre mais dense, précis mais clair, est une parfaite réussite. [...] L'ouvrage aura pour effet, je l'espère, de lui donner toute la place qu'elle mérite. L'auteur a choisi d'écrire dans sa langue maternelle, mais RSB [Renata Ana Springer Bunk] est en fait parfaitement intégrée depuis longtemps dans la société canarienne. [...] L'ouvrage de RSB marque une importante étape de la recherche sur la situation des Canaries préhispaniques. Il offre la synthèse la plus sûre et la plus commode de la documentation actuelle. De plus, (et ce n'est pas le moindre effet du livre, car les Canaries demeurent quand même éloignées de l'Europe), je vois dans ce livre un rappel très clair de la présence de nos collègues insulaires dans le monde de la recherche européenne et mondiale.“
(Lionel Galand in „Epigraphie Libyco-Berbère – Répertoire des Inscriptions Libyco-Berbères“ 20 - 2014, 1-2)
Unter den nachfolgenden Verweisen finden Sie weitere Werke zu libysch-berberischen Inschriften, zu libyschen Berbersprachen sowie zu Felsbildforschungen in Nigeria und Südafrika:
„Guddiri Studies – Languages and Rock Paintings in Northeastern Nigeria“, ISBN 978-3-89645-103-3.
„Origin and Development of the Libyco-Berber Script“, ISBN 978-3-89645-394-5.
„Rock Paintings of the Klein Karoo and a Link to a Local Story“, ISBN 978-3-89645-879-7.
„Towards Interdisciplinarity – Experiences of the Long-term ACACIA Project“, ISBN 978-3-89645-886-5.
„A Grammar of Awjila Berber (Libya) – Based on Paradisi’s Work“, ISBN 978-3-89645-941-1.
„A Grammatical Sketch of Ghadames Berber (Libya)“, ISBN 978-3-89645-940-4.
„Ferhat – An Everyday Story of Berber Folk in and around Zuara (Libya)“, ISBN 978-3-89645-396-9.
„Zuaran Berber (Libya) – Grammar and Texts“, ISBN 978-3-89645-926-8.
Über die Autorin:
Renata Ana Springer Bunk – sowohl Philologin als auch Archäologin – beschäftigt sich bereits seit über 30 Jahren mit der Erforschung der libysch-berberischen Inschriften. Das analysierte Schriftmaterial wurde durch Feldbegehung und Dokumentation auf den Kanarischen Inseln sowie in verschiedenen Gegenden von Marokko, Algerien, Tunesien, Libyen und Mali gewonnen. Die Autorin ist nicht nur Spezialistin für libysch-berberische Inschriften, sondern ebenfalls Kennerin der Geschichte und Kultur der untersuchten Region, vor allem aber der komplexen Vielfalt der nordafrikanischen und kanarischen Felsbilder, was ohne Zweifel ihrer Arbeit noch größeren Wert verleiht.
Aktualisiert: 2022-03-08
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