Der Auerochs ist das größte durch den Menschen in historischer Zeit verdrängte und ausgerottete Landsäugetier. Kaum ein ausgestorbenes Tier hat ein derart reges Bewusstsein und Interesse in breiten Bevölkerungsschichten hinterlassen wie der Auerochs oder Ur, wie er auch genannt wird. Als Sinnbild "uriger" Kraft und Wildheit hat der Stammvater aller heute lebenden Hausrinder in wissenschaftlichen Kreisen schon immer großes Interesse gefunden. Da aber für den interessierten Laien kaum eine einschlägige, zusammenfassende Literatur vom Auerochsen, seinen Ahnen und Nachkommen zu finden ist, sind meist nur vage Vorstellungen über den Ur, seine Dynamik, sein Aussehen und seine Kraft vorhanden. Es gibt jedoch umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen und Beiträge, die sich seit dem Mittelalter mit dem Ur, seinem Aussehen, seiner Lebensweise und seinem Vorkommen auseinandersetzen.
Das vorliegende Buch will somit dem interessierten Laien einen Überblick über die Naturgeschichte des Auerochsen, seine Nachkommen und das Ereignis der "Auerochsen-Rückzüchtung" vermitteln und erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Anerkennung. Es soll jedoch Verständnis und Verantwortungsbewusstsein für die durch Verdrängungszucht und Genmanipulation gefährdeten und durch tierfeindliche Haltungsformen gequälte Tierwelt, wie auch die gesamte notleidende Natur, wecken.
Aktualisiert: 2023-04-15
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Maßgebliche Naturwissenschaftler stehen heute auf dem Standpunkt, dass große, pflanzenfressende Huftiere, wie Wisente, Auerochsen, Wildpferde, Elche oder das Rotwild von Natur aus einen deutlichen Einfluss auf die natürliche Landschaft einschließlich der Wälder gehabt haben müssen. Die Beweidung von Landschaften mit Haustieren setzt nach dieser Überlegung nur die Weide durch inzwischen ausgerottete oder verdrängte Wildtiere fort. Großflächige Weideversuche im In- und Ausland haben in den vergangenen Jahrzehnten ergeben, dass abwechslungsreiche Landschaften mit typischen Tier- und Pflanzenarten gut durch eine ganzjährige und großflächige Huftier-Beweidung gepflegt werden können. Dabei hat es sich auch gezeigt, dass es sehr gut möglich ist, große Huftiere wie Rinder und Pferde auch in Mitteleuropa bei bester Gesundheit ganzjährig im Freien zu halten, da einbezogene Waldbereiche ausreichenden Witterungsschutz bieten (STROHWASSER 2006).
Der Einsatz der "Auerochsen" und sonstiger großer Pflanzenfresser zur Landschaftspflege und Erhaltung der Artenvielfalt steht in Europa ganz am Anfang. In dem Buch "Der Auerochs" wird u. a. dargelegt, dass sich in ganz Eurasien fast unbegrenzte Möglichkeiten eröffnen, Naturschutz auf diese Art und Weise zu betreiben und neben dem Wildpferd ursprünglich dort heimische Gattungsarten der Rinder (Bovini), wie den als Abbild gezüchteten "Auerochs", als Ersatz für den ausgestorbenen Auerochsen, oder den Wisent, ihre alte Heimat wieder erobern zu lassen. Voraussetzung für eine spätere Auswilderung des "Auerochsen" sind Entwicklungs-Projekte, bei denen das gesamte Spektrum der phänotypischen Merkmale, wie äußere Erscheinung, Ausbildung der inneren Organe, Verhaltensmerkmale und physiologische Werte (HELMICH 2008) bei der selektiven Zucht für ein Leben in der Wildnis beachtet werden. Landschaftspflege-Projekte mit dem "Auerochsen" bieten hier die Gelegenheit, zusätzlich auf dieses Ziel hinzuarbeiten, damit künftige Generationen des "Auerochsen" den Anforderungen einer Auswilderung gewachsen sind.
In Europa gibt es eine Reihe von kleinen und großen Landschaftspflege-Projekten, bei denen durch Monitoring und wissenschaftliche Untersuchungen Teilaspekte dieser Zielsetzung beachtet werden, eine konsequente und umfassende Entwicklung eines Auswilderungsprojektes für den "Auerochsen" bleibt jedoch einem zukünftigen europäischen Dachverband der "Auerochsenzucht" vorbehalten. In dem Buch "Der Auerochs" werden einige kleinere und größere Landschaftpflege-Projekte in Europa vorgestellt, die einen wichtigen Beitrag im Naturschutz leisten und für die Erhaltung und Wiedergewinnung der Artenvielfalt beispielhaft sind.
Aktualisiert: 2022-02-11
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