Das Mädl aus der Vorstadt (Gesamtaufnahme) Ehrlich währt am längsten

Das Mädl aus der Vorstadt (Gesamtaufnahme) Ehrlich währt am längsten von Nestroy,  Johann Nepomuk
Seit Stunden wartet Frau von Erbsenstein, die wohlhabende Witwe eines Kornhändlers auf Herrn von Gigl, um vor den geladenen Gästen den Ehevertrag notariell zu unterfertigen. Ihr Onkel der Spekulant Kauz entfernt verwandt mit Herrn von Gigl, ist nicht ganz eigennützig die treibende Kraft des Ehepaktes. Schnoferl ein Winkelagent unsterblich in Frau von Erbsenstein verliebt, nimmt resignierend zur Kenntnis, dass seine Chancen die Angebetete zu erobern vergeblich sind. Als Kauz und Schnoferl im Hause Erbsenstein aufeinander treffen, erwähnt Schnoferl nebenbei seine Recherchen hinsichtlich des Einbruches und Kassenraub bei Kauz. Endlich erscheint der erwartete Bräutigam Gigl, der sich mit den Worten: „Rett' mich vom Abgrund“ sofort an Schnoferl wendet. Der Grund für seine wochenlange Zurückhaltung gegenüber seiner Zukünftigen ist rasch erklärt, er hat sich unsterblich in „Ein Mädl“ verliebt. Damit nehmen die Verwicklungen und deren Entwirrung ihren Lauf. Frau von Erbsenstein erlangt Kenntnis von der „G'schicht“ hält sie jedoch für verzeihlich. Schnoferl inszeniert für Gigl, um ihn von der Schwärmerei für Thekla abzulenken, einen Besuch im Schneider-Atelier von Madame Storch und Knöpfel. Ihre Hemden-Näherinnen sind sehr kokett und umgänglich. Zu diesem Zusammentreffen gesellt sich überraschenderweise auch Herr Kauz der, wie sich herausstellt, gerne als Nachsteiger betätigt und Madame Storch gefolgt ist. Zur Teilnahme an der vergnügten Gesellschaft wird auch Thekla, die einige Hauben liefert, von Madame Storch an der von Herrn Kauz gespendeten opulenten Tafel eingeladen. Es ist nicht zu verhindern, dass Gigl, als er mit der Kaffemühle in Händen aus der Küche kommt, im Anblick von Thekla diese fallen lässt. Für Gigl seinerseits Anlass zu jubilieren, da er nun die Adresse von Thekla weiß, andererseits folgt auf dem Fuße die Feststellung von Thekla: „Was kann Ihnen das helfen? Sie haben eine Braut!“ Kaum ausgesprochen, tritt Frau von Erbsenstein auf die Szene und stellt lautstark fest, Thekla sei die Tochter des dem Kassenraub verdächtigen Diebes, Herrn Stimmer. Thekla sinkt Schnoferl ohnmächtig in die Arme, während Frau von Erbsenstein das Atelier verlässt. Für den nächsten Tag hat Herr Kauz Madame Storch, Peppi, Rosalie, Sabine und gezwungenermaßen auch Herrn Knöpfel zu einem Gartenfest in sein Landhaus eingeladen. Da Schnoferl in Kenntnis der Einladung dafür sorgt, dass auch Gigl, Frau von Erbsenstein und er selbst erscheinen, bringt Kauz in Verlegenheit. Im Zuge eines vorangegangenen Pfänderspiels hat er seinen Rock ausgezogen und wird dieser von den jungen Damen an einen Baum gehängt, vorher jedoch entleeren sie die Taschen. Dies führt zu folgenschweren Erkenntnissen. In der Brieftasche die von Sabine über Rosalie an Herrn von Gigl gelangt, der sie seinerseits an Schnoferl weiterreicht, befindet sich ein Brief der Licht ins Dunkel um den Kassenraub bringt. Herr Kauz hat den Kassenraub von einem Ganoven namens Käfer durchführen lassen, um die verspekulierten hundertzwanzigtausend Gulden, die er treuhändig verwalten sollte, nicht auszahlen zu müssen. Um einen Skandal zu vermeiden, veranlasst Schnoferl Kauz zur Mitteilung, das Geld wäre nur verlegt gewesen und er hätte es wieder gefunden. Darüber hinaus werde er alle Schulden begleichen, den fälschlicherweise verdächtigten Herrn Stimmer zu entschädigen und für die Armen zehntausend Gulden zu spenden. Schnoferl der belustigt die nach und nach erfolgenden Zugeständnisse registriert, flüstert Kauz ins Ohr: „Mensch, Hyäne du ruinierst mich“. Frau von Erbsenstein in Erkenntnis, dass Gigl als ihr Ehemann nicht in Frage kommt, lässt Schnoferl erkennen, dass er als Lohn für die Vermeidung des Skandals ihre Hand und Herz erobert hat. Die Uraufführung fand am 24. November 1841 im Theater an der Wien statt.
Aktualisiert: 2022-01-05
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