Lissy Winterhoff – Fotografische Archäologie

Lissy Winterhoff – Fotografische Archäologie von Winterhoff,  Lissy
Dieser Bildband ist ein Kunstwerk. Schlagen Sie das Buch an beliebiger Stelle auf und die Kunstwerkevon Lissy Winterhoff sprechen zu Ihnen. "Wer die Künstlerin Lissy Winterhoff kennenlernt, spürt bald, es geht ihr um mehr als um l’art pour l’art – es geht ihr um Geschichte, Gesellschaft, Natur, Veränderung und den Menschen. Wie eine Rechercheurin spürt sie in ihren Bildern und den literarischen Zitaten existenziellen Fragestellungen nach, die die Menschheit seit jeher bewegen. Daher nimmt es nicht Wunder, wenn wir im Gespräch erfahren, dass Lissy Winterhoff sich auch im Forschungsbereich der Archäologie einmal intensiv umgesehen hat. Und einer Feldarchäologin gleich sammelt sie mit ihrer Fotokamera Spuren, Bildstücke, Hinweise und Orte, die sie dann in ihre sogenannten Fotoplastiken umsetzt. Lissy Winterhoff arbeitet mit Fotografie, die sie auch selbst in der Dunkelkammer entwickelt und auf ausgesuchten Papieren und anderen Bildträgern bearbeitet und das alles mit perfekter technischer Finesse. Aber sie ist dennoch keine klassische Fotografin, denn sie verwendet die Fotografie durch unterschiedliche Verwandlungstechniken als ein Medium der Bildfindung, der Zeichnung und befreit sie bisweilen von allen dokumentarischen Konditionen, um sie freizugeben für die Betrachtung. Sie selbst hat dafür den Begriff der Fotoplastiken entwickelt, die in ihrem Atelier entstehen und die sie deutlich von der klassischen Fotografie abgrenzen. Den Begriff der Fotoplastik entlehnt sie nach dem Künstler und Bauhauslehrer László Moholy-Nagy (1895 bis 1946) und meint damit keine Plastik im dreidimensionalen Sinn, sondern die inhaltliche Erweiterung der Fotografie aus der Dokumentation heraus in das Feld der Kunst, das sich aus Konzept, Material und Dargestelltem zu einem Objekt, einem Artefakt zusammen findet. Die Serie von Arbeiten, die sie mit dem Begriff der Fotoplastik belegt, zeichnet sich auch durch eine besondere Intensität der Materialität aus. Oft behandelt sie das Trägermaterial des Papiers, auf dem das Foto entwickelt wird, mit einer Schicht, die den haptischen Charakter betont, wie zum Beispiel mit original Wüstensand eines Wadis – so wie in einigen Werken des Zyklus „Libysche Wüste“ von 2001. Wichtig ist dabei, dass die Verwendung der unterschiedlichen Materialien wie Büttenpapiere, Aquarellpapiere, Leinwand, Sand etc., sowie die Umwandlung in andere Medien wie Fotoradierungen und Siebdrucke immer abhängig sind von den Themen und deren Zusammenhang. Am ehesten noch können wir ihre Fotografien als begründendes Material der Weltaneignung erkennen. Sie macht ihre Aufnahmen an Orten, an denen sie mal im historischen, mal im bildkünstlerischen, mal im literarischen Sinne auf Spurensuche geht, um nach Künstlern der Vergangenheit, nach Ereignissen der Geschichte und nach Bildhaftigkeit zu fahnden, die uns aus der Kunstgeschichte vertraut erscheinen – so wie ihre Serie auf den Spuren des Impressionisten Alfred Sisley oder die Serie über den Wald von Fontainebleau (S. 92), die uns anrühren und in ihrer Ästhetik einfangen. Aus der Berührung wird ein Schlag, wenn wir ihre Serie der Recherche in den Schreckenskammern der Geschichte erkennen, in denen sie uns die bedrückenden Bilder aus dem Konzentrationslagern Auschwitz (Stammlager), Birkenau und Buchenwald vor Augen stellt und sie mit einem Zitat nach Ruth Klüger betitelt: „Erschöpft schluckte ich das Grausen, das mir in den Hals stieg, wie Kotze“. Doch gerade in den künstlerischen Arbeiten, in denen sie seit vielen Jahren die Grausamkeit des Holocaust thematisiert, bleibt sie am ehesten anteilnehmende Betrachterin, die versucht, das Unverständliche in reduzierten Bildmotiven zum Ausdruck zu bringen – verstärkt durch eingefügte Texte von Überlebenden. Gewachsenheit, Erinnerung und Struktur, das sind die Elemente, aus denen sich die Arbeiten von Lissy Winterhoff zusammensetzen, ob sie nun mit konkreten Gegebenheiten arbeiten wie den Landschafts- und Ortsfotografien oder ob die Gestaltung sich als Fotogramm auf der Bildfläche entwickelt und den Betrachter als den „Spurenleser“ und Archäologen einer Landschaft der Erinnerung herausfordert. Die Tiefe der Schichtung ist dabei Lissy Winterhoffs Analog für Subjektivität." Dr. Gabriele Uelsberg Landesmuseumsdirektorin a.D., Bonn
Aktualisiert: 2021-08-26
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Lissy Winterhoff – Fotografien

Lissy Winterhoff – Fotografien von Winterhoff,  Lissy
Lissy Winterhoff ersetzt in ihren Bildern den realen durch einen poetischen Raum, den ihrer Vorstellung, und erklärt somit ihren emotionalen Bezug zu ihnen. Würde sie ihre Lebensgeschichte schreiben, könnten sie vermutlich als Illustrationen dienen, obwohl sie aus unterschiedlichsten Kontexten zusammengetragen worden sind. In der Tat vermitteln sie den Eindruck, als sei in ihnen die Zeit stillgehalten. Deutlich nachvollziehbar wird dieses Vorgehen, wo sie ihre Bilder unmittelbar mit Texten aus der Literatur verknüpft, sie entweder darunter setzt oder sie sogar über das Bild legt. So kann bereits das Photo in seiner Reduziertheit demonstrieren, daß Lissy Winterhoff beim Anblick der Landschaft nur von dem kleinen Detail mit Ackerfurchen und zwei Bäumen … fasziniert war, jedoch gibt erst der Textausschnitt von Anton Tschechow einen genauen Hinweis, was sie bei diesem Anblick an Gedanken und Inhalten assoziierte. Dabei muß man nicht erst feststellen, wie sehr sie weibliche Autoren bevorzugt, wie sehr sie auch solche in besonderem Maße berücksichtigt, die durch ihr Selbstbewußtsein von sich reden machten, wie George Sand oder Vita Sackville-West, um sich bewußt zu werden, wie sehr auch ihre Kunst weiblich ist. Ihrer Photographie selbst ist dies zutiefst verinnerlicht. Reinhold Mißelbeck
Aktualisiert: 2020-10-08
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Lissy Winterhoff – Île de France

Lissy Winterhoff – Île de France von Winterhoff,  Lissy
Lissy Winterhoff schuf ein umfangreiches Werk fotoplastischer Arbeiten. Es handelt sich ganz überwiegend um Schwarzweißfotografien, die meist im Freien bei Tageslicht erstellt werden und die in Verbindung mit verschiedenen künstlerischen Techniken als „klassische“ Fotografien in der Dunkelkammer realisiert werden. Ihre fotoplastischen Arbeiten erinnern durch die materialbetonte Darstellung, realisiert auf weichen, sinnlich erfahrbaren, zu den jeweiligen Themen bewusst ausgewählten Papieren, an die zärtlichen Strömungen von Zeichnungen, Aquarellen oder auch von historischen fotografischen Arbeiten. Sie tragen bewusst ebenso die Spuren der Auftragung der Fotoemulsion von Hand, was den Arbeiten eine besondere Lebendigkeit verleiht und am Gestaltungsprozess teilnehmen lässt. Im aktuellen Bildband finden wir Arbeiten, die Lissy Winterhoffs Eindrücke und Bilderlebnisse ihrer Reisen in die Île de France thematisieren. Die erste Station der Reise liegt in dem kleinen französischen Ort „Lissy“ südlich von Paris in der Île de France. Lissy Winterhoff bereiste diesen Ort in offener, unbestimmter Erwartung und wurde von den dortigen Begegnungen und Eindrücken beglückt. Diese hat sie in der Serie „Lissy visite Lissy“ festgehalten. Die zweite Station führt uns mit Lissy Winterhoff in den Wald von Fontainebleau. Die Maler der Schule von Barbizon fanden dort ab der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts für die zu dieser Zeit aufkommende Freilichtmalerei vielfältige Motive. Diese Art der Malerei im Wald von Fontainebleau war machbar geworden durch die damals aufgekommenen Ölfarben in Tubenform und die Möglichkeit, mit der Staffelei den Wald von Paris aus mithilfe der Eisenbahn zu erreichen. Ihre Eindrücke bringt Lissy Winterhoff uns in der Serie „La forêt de Fontainebleau“ nahe. Die dritte Station der Reise ist der unweit von Fontainebleau gelegenen Ort Moret-sur-Loing. Der englische Maler Alfred Sisley lebte dort lange Jahre bis zu seinem Tode. Auch er hatte Barbizon in den Jahren 1864 und 1865 besucht. In Moret-sur-Loing entstand eine Vielzahl seiner Bilder unter anderem zu den Ufern der Loing, Stadtansichten und zur Kirche Notre-Dame von Moret-sur-Loing. Lissy Winterhoffs Arbeiten „Moret-sur-Loing - Auf den Spuren von Alfred Sisley“ lassen uns an ihrer Spurensuche an diesem Ort teilnehmen.
Aktualisiert: 2020-07-18
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László Moholy-Nagy

László Moholy-Nagy von Wessing,  Gudrun
László Moholy-Nagy war ein Künstler, Kunsttheoretiker und Bauhauslehrer, ein Visionär und Autodidakt, der sein Jurastudium aufgegeben hatte zugunsten seiner Ideen. Nicht nur sein enthusiastischer Umgang mit den Möglichkeiten der Technik, sondern auch seine spezifische, vielgerühmte, charismatische Persönlichkeit und Fähigkeit als Vermittler – den jungen Studenten gleichermaßen wie vielen seiner Kollegen –, die Bedeutung seiner Erkenntnisse und Überzeugungen nahezubringen, haben ihm nachhaltig einen der bedeutendsten Plätze im künstlerischen und wissenschaftlichen Gedächtnis gesichert. Wichtig sind neben seiner Malerei die kameralose Fotografie, Filmprojekte, sowie seine Gestaltung von kommerzieller Reklame. Bemerkenswert ist die Kompatibilität seiner Werke mit verschiedenen Computertechnologien. Sein Ansatz war nicht metaphysisch, sondern zeitimmanent im Deutschland der 1920er-Jahre, von Erkenntnis und Vorausschau gleichermaßen geprägt. Nach seiner politisch bedingten Abkehr von Deutschland hat er zunächst in England, dann aber vor allem in Amerika seine Ideen weiterverfolgt. Zunächst als Leiter des New Bauhaus – American School of Design, später gründete er die private School of Design, die einige Jahre danach in Institute of Design umbenannt wurde. Seinem Wissen und seinen Überzeugungen hat Moholy-Nagy durch sein Leben Ausdruck verliehen.
Aktualisiert: 2020-01-02
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