Sätze brechen aus einem „Ich“ hervor, das diese verdreht und verschiebt und zu lakonischen Mikroerzählungen verkantet. Zusammen ergeben diese ein Panorama von Feindseligkeit und Bedrohung: vom „anderen“ in uns selbst, über „lauernde Kleinstlebewesen“ bis zur Vision von unserem Dasein als
launisches Experiment einer zynischen Macht. Berechnung und Verstellung prägen das Zusammenleben in einer lückenlos verwalteten Welt als Spiegelbild der kalten Mechanik des Universums. Und über das Grauen spannt sich eine glatte Schicht zähnefletschenden Amüsements, das Anselm Glück – den Gestus von Unterhaltungsliteratur imitierend – in Tratschgeschichten um ein Apothekerehepaar und dessen Haushaltshilfe Auguste vorführt.
Solch deprimierenden Weltentwurf unterlaufen freilich die vom Autor angewandten Montageverfahren: Verrückungen in der Idiomatik und Verfremdungen von zitiertem Material arbeiten einer vorschnellen Festlegung von Sinn entgegen und vermitteln eine Ahnung von einem Zustand außerhalb des Reglements von Zweckrationalität. Anselm Glücks Häme indes ist wörtlich zu nehmen, insofern sie sich auf sogenannte „Schlagerliteratur“ bezieht: „Gemeinsam üben“ empfiehlt sich als Mittel gegen die allgemeine Verflachung des literarischen Geschmacks.
Aktualisiert: 2022-05-01
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Anselm Glücks Buch kreist in poetischer und graphischer Form um endzeitliche Fragen der menschlichen Existenz dem leben liegt es, immer wieder in gefängnisse zu entkommen. »rastlose lethargie« nennt anselm glück seine Sammlung von Prosasequenzen, in denen ein literarisches Ich zugleich zur Sprache und zur Welt kommt. glück siedelt diesen sprachlichen Geburts- und Gebärakt in einer unbestimmten Zeit an: es bleibt offen, ob es sich um prähistorische Vergangenheit oder utopische Zukunft handelt, aus der heraus dieses Ich sich seiner Umwelt und seiner Mitmenschen versichert. Auf solche Weise aus dem Genre der Pop-Literatur oder der Science-Fiction schöpfend, klopfen die Prosasplitter aus der "rastlosen lethargie" die Phraseologie des Kitsches und des Trivialen von ihren Unbewußtheiten ab und legen somit das poetische Potential im Alltäglichen frei. Das Modell, in das das wahrnehmende Ich dieser Prosa unrettbar eingespannt ist, ist eines aus auch geometrisch bedingten Druck- und Zugkräften, aus bipolaren Gegensätzen, deren Verbindungsglied in deren Kräftefeld das schreibende Ich ist. Dieses hat die Druck- und Zugkräfte an der eigenen Wahrnehmung und Besinnung zu erleiden, aber auch erst in Gang zu setzen.
Aktualisiert: 2023-01-31
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Einem Vorschlag von Andreas Okopenko verdankt die vorliegende Anthologie ihre Entstehung. Es ist die vierte Gedankensammlung der 'Edition Splitter', die sich nach 'Hypochondria', 'Schreibrituale' und 'Leidenschafften' mit einem weiteren Aspekt existentieller Befindlichkeiten im 21. Jahrhundert auseinandersetzt.
Am Anfang war das Chaos. Ein unübersichtlicher Haufen von Manuskripten, Emails mit teilweise nicht zu öffnenden Anhängen in exotischen Dateiformaten, Photographien, Bilder, Skizzen. Das kleine Verlagsbüro in der Wiener Salvatorgasse drohte aus allen Nähten zu platzen. Es fehlte an Ablageflächen und Stauraum. Es wurde gestapelt, gesichtet, geordnet, erwägt, verworfen.
Über dreihundert Einsendungen erreichten die Herausgeber. Schon bei der ersten Durchschau der eingelangten Beiträge wurde klar, daß vor allem die jüngere Generation von Kunstschaffenden keine klare Trennlinie mehr zwischen Chaos und Pedanterie zieht, sondern daß diese beiden scheinbar konträren Erscheinungsbilder der Lebensführung zusehends einander bedingen, sich auseinander entwickeln und dabei gleichzeitig wieder ineinander übergehen und sich so als Vexierbild der heutigen Lebensgestaltung entlarven. Den Pedanten im herkömmlichen Sinn, den pathologischen Ordnungsfanatiker mit der Tendenz zum Zwangsneurotiker, gibt es in der reinen Form der Fallstudie ebenso wenig wie den heillosen Chaoten. Es hat sich ein Mischtypus herausgebildet, der das Chaos zur Stilisierung seines Selbst benötigt, und der gleichermaßen der Ordnung als Zurüstung seines Ichs bedarf. Deutlich tritt dabei die immanente Bedürftigkeit des Menschen nach Absicherung seiner fragilen Persönlichkeit gegenüber den unüberschaubaren Zusammenhängen außerhalb seiner selbst zutage. Im Umgang mit Chaos und Ordnung erweisen sich die Versuche der individuellen Selbstbestimmung, der keine Selbstdefinition vorausgegangen ist, als linkische Experimente mit Lebensformen und Gestaltungsprinzipien, deren Ziel mehr das haptische Er- als das mentale Begreifen von Welt ist. Die Welt, in die man blickt wie in Aspik, will in den Griff bekommen sein, als hätte alles einen Henkel.
So spannt sich der Bogen der Beiträge von Fiederike Mayröckers Diktum der Zerstücktheit der Wahrnehmung, Anselm Glücks skurriler Weiterführung von Wittgensteins Logik in eine individuelle Alltagslogistik und Gerhard Rühms Akribie historischer Beweisführung über die Bestandsaufnahme chaotischer Lebensum- wie zustände, die Beschreibung, Schilder- ja, Beschilderung sowie Ab-Bildung chaotischer und pedantischer Lebensprinzipien bis zur nüchternen, ernüchternden und ausgenüchterten Betrachtung des Phänomens durch die kulturphilosophische, sozial- und geisteswissenschaftliche Linse.
Ausschlaggebendes Kriterium für die Auswahl der Beiträge war den Herausgebern, wie auch bereits in den vorangegangenen Anthologien die größtmögliche Divergenz der Blickwinkel und Perspektiven. Mancher Beitrag, auf den ersten Blick der Problemstellung gerecht werdend, erwies sich nach mehrfacher Diskussion als Blickfang und enttarnte sich als Klischee, dieses Schutzschild gegen die gnadenlose Erkenntnis. Einige vordergründige 'Themenverfehlungen' erwiesen sich auf den zweiten – den suchenden, den pedantischen, den beharrlichen – Blick als gelebte Annäherung an das Thema.
Für die Herausgeber war die Arbeit an dieser Anthologie zugleich auch ein Lernprozeß. Persönliche Einstellungen mussten revidiert, Lebensstandpunkte überdacht werden. Die Herausgeber danken allen für die Beteiligung an dieser Anthologie und wünschen ihren Leserinnen und Lesern das schönste Moment einer Lektüre – das lustvolle Wiedererkennen.
Aktualisiert: 2023-01-31
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