Die Kabinettsprotokolle sind eine der wichtigsten und interessantesten Quellen für die hessische Landespolitik in der Frühphase der jungen deutschen Demokratie. Sie zeigen, wie selbstbewusst, konstruktiv und kritisch die hessische Landesregierung auf der Grundlage der neuen verfassungsmäßigen Ordnung gegenüber der Regierung Adenauer eigene Positio-nen vertrat. Nachdem 2008 der erste Teil der Kabinettsprotokolle der Regierung Stock erschienen ist, liegt nunmehr mit dem zweiten Teilband eine vollständige, kommentierte Ausgabe der gesamten Regierungszeit des Kabinetts Stock 1947 bis 1950 vor.
Zu den teilweise schon aus Band 1 bekannten landespolitischen Themen der Schul-, Hoch-schul-, Kultur-, Justiz-, Sozial- und Wirtschaftspolitik, der Reform der Kommunalverfassung und des Wahlrechts sowie des Abschlusses der Entnazifizierung kamen mit dem Inkrafttreten des Grundgesetzes neue, von der Bundespolitik bestimmte Schwerpunkte hinzu.
Der nunmehr vorliegende zweite Teilband besitzt eine eigene ausführliche Einleitung, die den zeitgeschichtlichen Kontext beschreibt und in die Themenfelder einführt. Aussagekräftige Dokumente ergänzen die Protokolle, ein Sach- und Personenindex erschließt den Band.
Aktualisiert: 2020-07-18
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Der Zustrom von Millionen Vertriebenen und Flüchtlingen war eine der großen Herausforde-rungen der Nachkriegszeit. Ihre wirtschaftliche, soziale und politische Integration stellt eine herausragende Leistung in der Geschichte der Bundesrepublik dar. Sie hing nicht nur von der Aufnahmebereitschaft der westdeutschen Bevölkerung ab, sondern vor allem von der Tat-kraft, mit der die Neubürger die schwierigen Anfangsjahre meisterten und sich in West-deutschland eine neue Existenz aufbauten.
Wie dieser bedeutsame Integrationsprozess in den ersten Nachkriegsjahren in Hessen be-gann, schildert der Verfasser – bereits Autor einschlägiger Veröffentlichungen zu diesem Themenkomplex – in seiner vorliegenden Marburger Dissertation. Unterbringung und Für-sorge für die nach Deutschland strömenden Vertriebenen – allein im Jahr 1946 nahm Hessen rund 400.000 Ausgewiesene auf – stellten zunächst eine kaum zu bewältigende Herausfor-derung für die staatliche und kommunale Verwaltung dar. Der Verfasser behandelt nicht nur ausführlich die Tätigkeit des Landesamtes für Flüchtlinge, sondern schildert auch Konflikte zwischen verschiedenen Verwaltungsebenen anhand aussagekräftiger Fallbeispiele. Er be-handelt darüber hinaus wesentliche soziale Fragen des Integrationsprozesses und weist auf die bedeutsame wirtschaftliche Wechselbeziehung zwischen Flüchtlingseingliederung und Landesentwicklung hin. So stellte der 1951 von der Regierung Zinn beschlossene Hessenplan, der vor allem Wohnungen und Arbeitsplätze für die Vertriebenen schaffen sollte, einen wich-tigen Schritt zu einer modernen Landesplanung in Hessen dar.
Entscheidend für das Gelingen der wirtschaftlichen und sozialen Eingliederung der Vertriebe-nen aber war ihr Wille zur Selbsthilfe. Angesichts des anfänglichen Verbots der Militärregie-rung, eine eigene Flüchtlingspartei zu gründen, drängten sie um so mehr darauf, eigene Ver-bände und Interessenvertretungen zu bilden, und sie begannen, sich erfolgreich in Lands-mannschaften und im Landesverband der Heimatvertriebenen zu organisieren.
Aktualisiert: 2020-02-03
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In der Öffentlichkeit findet nach wie vor eine lebhafte Diskussion statt, in welchem Umfang die Entnazifizierung und die Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts in der Nachkriegszeit Einfluss auf den Aufbau demokratischer Strukturen nahmen. Dabei sind mögliche personelle Kontinuitäten in der öffentlichen Verwaltung nach dem Ende der NS-Diktatur von besonderem Interesse. In seiner Dissertation greift Hendrik Friggemann diese Frage am Beispiel der hessischen Forstverwaltung auf, denn auch dort tätige Beamte waren in die NS-Unrechts- und Vernichtungspolitik involviert gewesen. Im Vordergrund seiner Untersuchung stehen das Ausmaß der politischen Belastung und die Verstrickung Einzelner, die nach 1945 (wieder-)beschäftigt wurden: Gelang es in Hessen, das relativ günstige politische Rahmenbedingungen für einen Neuanfang nach dem Ende der NS-Diktatur aufwies, eine Personalstruktur zu schaffen, die dem neuen demokratischen Staatswesen angemessen war?
Durch ein kollektivbiographisches Vorgehen, das anhand einer breiten archivischen Quellengrundlage die Lebensläufe der insgesamt ca. 300 akademischen Forstbediensteten der hessischen Nachkriegszeit qualitativ und quantitativ in den Blick nimmt, nähert sich der Autor den Wirkmechanismen innerhalb der Untersuchungsgruppe, die traditionell durch einen starken Korpsgeist – die „unbedingte Kameradschaft“ – geprägt war. Durch die Summierung und Typisierung der Einzelfälle zieht er im Hinblick auf die politische Belastung bzw. Nicht-Belastung Rückschlüsse auf den Prozess der Personalpolitik.
Zunächst werden rückblickend die Rolle der öffentlichen Verwaltung und der (Forst-)
Beamtenschaft in den Jahren 1933 bis 1945 im Spiegel der zeithistorischen Forschung betrachtet, die Grundzüge der Forst- und Holzwirtschaft im Nationalsozialismus vorgestellt und die strukturelle Zusammensetzung des Forstpersonals auf dem Gebiet des heutigen Landes Hessen bei Kriegsende analysiert. In chronologischer Reihenfolge untersucht Friggemann sodann die Entwicklung der Forstverwaltung in der Nachkriegszeit vor dem Hintergrund der amerikanischen Besetzung und der einsetzenden Entlassungsmaßnahmen (1945/46) sowie der Wieder- und Neueinstellungen unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Spruchkammerverfahren (1946–1948) bis hin zum Abschluss der Entnazifizierung und den ersten Jahren der frühen Bundesrepublik mit dem berüchtigten Gesetz zu Artikel 131 Grundgesetz (1948–1954). Die abschließende Beurteilung zeigt, dass trotz zahlreicher und zum Teil skandalträch-tiger Kontinuitäten aufgrund der vielfältigen persönlichen Verflechtungen der Forstbeamtenschaft der personelle Neubeginn unter demokratischen Vorzeichen gelang. – Ein Tabellen-
anhang veranschaulicht die Ergebnisse, ein Personenindex erschließt den Band.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Das Jahr 1945 bedeutete nicht nur einen politischen Umbruch, sondern auch einen kulturellen Neubeginn. Besonders die jüngere Generation begrüßte die Begegnung mit der westeu-ropäischen und amerikanischen Kultur, während viele Angehörige der älteren Generation voller Skepsis den Bemühungen der amerikanischen Besatzungs¬macht um eine „reeducation“ (Umerziehung) der deutschen Bevölkerung gegenüber¬standen.
Eine umfassende Untersuchung der Kulturpolitik in Hessen in diesem wichtigen Nachkriegs-jahrzehnt fehlt bisher. In der vorliegenden Gießener Dissertation wird erstmals dieses Span-nungsfeld zwischen amerikanischer Initiative und der deutschen Bildungs- und Kulturtradition behandelt und am Beispiel wichtiger Felder der Bildungs- und Kulturpolitik eingehend unter-sucht.
Besonders bemerkenswert sind die vielfältigen Initiativen deutscher und amerikani¬scher Bildungsreformer im Schulwesen. Schulgeld- und Lernmittelfreiheit sollten Chancengleichheit herstellen, politischer Unterricht und Schülermitverwaltung die Schüler zu demokratischen Staatsbürgern erziehen und die – freilich gescheiterte – Einführung der sechsjährigen Grundschule den Einstieg in eine umfassende Schulre¬form bringen. Unterschiedliche Ent-wicklungen sind auch im kulturellen Leben zu verzeichnen: Überwog an Theatern und Volks-hochschulen die hergebrachte Bildungs¬tradition, so kam es in der Bildenden Kunst zu einem bemerkenswerten Aufbruch; die Verfasserin behandelt hier auch ausführlich die Nachkriegs-rolle des Wiesbadener Museums als „Central Collecting Point“ deutscher Kunstschätze.
An diesen exemplarisch untersuchten Themen zeigt sich, dass der kulturpolitische Prozess der ersten zehn Nachkriegsjahre ambivalent ist. Einerseits knüpfte man organisatorisch und auch inhaltlich stark an die Zeit vor 1933 an, andererseits fehlte es nicht an zukunftsweisen-den Elementen, insbesondere im Schulwesen.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Bedeutung und Zukunft des Föderalismus sind auch heute Gegenstand der politi¬schen Dis-kussion. Nach 1945 war der föderalistische Aufbau der Bundesrepublik durch die „alten“ und die von den Besatzungsmächten geschaffenen „neuen“ Län¬der vorgegeben, doch waren die politische Machtverteilung zwischen Bundesregie¬rung und Bundesrat ebenso wie die Auftei-lung der Gesetzgebungskompetenz und die Finanzverfassung bei den Beratungen über das Grundgesetz zwischen „Zentralisten“ und Föderalisten heftig umstritten gewesen. Während die bundesdeutschen Kritiker des Föderalismus seine mangelnde Effizienz beklagen, hervor-gerufen durch das im Bundesrat institutionalisierte Mitspracherecht der Länder, erblicken seine Befürworter darin eine Garantie für den Erhalt von Pluralität und angemesse¬ner Be-rücksichtigung regionaler Interessen.
In ihrer Studie zur hessischen Bundesratspolitik in den fünfziger Jahren untersucht die Ver-fasserin das Verhältnis zwischen Bundesregierung und Bundesrat am Bei¬spiel von drei Poli-tikfeldern von besonderer Bedeutung: die Pariser Verträge von 1955, welche die Westbin-dung der Bundesrepublik besiegelten, die Finanzreform von 1955, die den Primat des Bundes in der Finanzverfassung begründete und schließlich die Grundlegung des Systems der Sozialversicherung in der ersten Hälf¬te der fünfziger Jahre, welche von bestimmendem Ein-fluss auf die weitere Gesetz¬gebung blieb. Dabei stellt die Verfasserin nicht nur das Zusam-menwirken der betei¬ligten Institutionen – Bundesrat, Bundestag und Bundesregierung – kritisch dar, sondern untersucht auch das Verhalten der handelnden Persönlichkeiten in Politik und Administration. In den Mittelpunkt rückt dabei vor allem die dominierende Fi¬gur des damaligen hessischen Ministerpräsidenten Georg August Zinn, insbesonde¬re auch als politischer Kontrahent Konrad Adenauers.
Die Untersuchung versteht sich als historischer Beitrag zu einer auch heute noch aktuellen politischen und gesellschaftlichen Diskussion.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Das deutsche „Wirtschaftswunder“ der 50er Jahre wäre ohne die zahlreichen Flüchtlingsun-ternehmer und -arbeitskräfte, die nach 1945 – aus Ostdeutschland und Osteuropa vertrie-ben – nach Westdeutschland gekommen sind, in diesem Umfang nicht möglich gewesen. Auch in Hessen haben zahlreiche Vertriebene als Unternehmer dank öffentlicher Förderung, vor allem aber dank ihrer aus der früheren Heimat mitgebrachten Kenntnisse und Fähigkeiten maßgeblich zum wirtschaftlichen Aufschwung beigetragen. Dabei sind sie mit ihrer außerordentlichen Energie und Mobilität oft besonders erfolgreich gewesen.
Die vorliegende Darstellung dokumentiert, in welcher schwierigen Lebenssi¬tuation sich Flüchtlinge selbstständig machten, in welchen Branchen sie vor allem tätig wurden, und welche Rolle die Flüchtlingsbetriebe in der hessischen Wirtschaftsgeschichte nach 1945 gespielt haben. Die Darstellung ihrer wirt¬schaftlichen Eingliederung erfolgt vor allem aus der Sicht der Betroffenen selbst. Um die Erfahrungen dieser Erlebnisgeneration zu vermitteln, hat der Verfasser ca. 50 Vertriebenenfirmen – vom Einmannbetrieb bis zum Großunter-nehmen – schriftlich befragt und Interviews mit den Firmengründern geführt.
Kennzeichnend für die Flüchtlingsbetriebe war ein besonderes Zusammenge¬hörigkeitsgefühl der Mitarbeiter untereinander, eine große Bindung der Belegschaft an den Betrieb, der ei-nerseits ein Stück alte Heimat repräsentierte und dadurch eine gewisse Geborgenheit bot, zugleich aber eine Brücke zur neuen Heimat schlug, indem er dort die Sicherung der Existenz gewährleistete. Zahlreiche Dokumente und Fotografien, von denen die meisten aus Privatbe-sitz stammen, vermitteln ein anschauliches Bild jener Zeit.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Die Eingliederung von 12 Millionen deutscher Flüchtlinge und Vertriebenen gilt als herausra-gende Leistung der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft. Zu diesem beispiello¬sen Integra-tionsprozess trugen in erster Linie Wille und Selbsthilfe der Flüchtlinge sowie die Aufnahme-bereitschaft der einheimischen Bevölkerung, insbesondere aber auch gesellschaftliche Kräfte – wie namentlich die Kirchen – bei, die sich frühzeitig und aktiv für die Flüchtlinge einsetzten.
Im Mittelpunkt dieser Gießener Dissertation schildert die Verfasserin die Arbeit des Hilfs-werks der Evangelischen Kirche in Hessen. Mit dem Anliegen, unsägliche Not zu lindern, war diese Organisation im Herbst 1945 gegründet worden; sie wurde in Hessen bald eine bedeu-tende Anlaufstelle für hilfesuchende Flüchtlinge. Die Verfasserin gibt einen Einblick in die Organisationsweise des Hilfswerks und geht der Frage nach, von welcher Seite die Einrich-tung Hilfe in materieller und ideeller Hinsicht erhielt, um eine umfassende Betreuung aufbau-en zu können.
Die Flüchtlinge, die aufgrund des anfänglichen Verbots der Militärregierung zunächst keine Interessenvertretungen gründen durften, sammelten sich unter dem Dach der Evangelischen Kirche in Hilfskomitees. Hier boten sich Chancen und Möglichkeiten, um eigenverantwortlich und aktiv an einer Eingliederung mitzuwirken.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der konkreten Hilfsangebote. Der Leser erhält ein anschauliches Bild von den Erfolgen, aber auch Problemen des Hilfswerks, wenn es um die Verteilung von Spenden, die Zusammenführung von Familien oder die Vermittlung von Arbeitsmöglichkeiten ging. Ausführlich werden die zahlreichen Angebote für Jugendliche und die Unternehmungen auf dem Wohnungsbausektor dargestellt -Arbeitsbereiche, die frühzeitig dokumentierten, wie Flüchtlinge im beginnenden Wieder¬aufbau integriert werden konnten. Dank einfallsreicher Projekte, die auf ganz unterschied¬liche Sorgen und Nöte der Flüchtlinge eingingen, und stetem Werben um ein Zusammen¬wachsen alter und neuer Bevöl-kerungsteile entwickelte sich das Hilfswerk in Hessen zu einer wichtigen gesellschaftlichen Kraft, die den Integrationsprozess gerade in der unmit¬telbaren Nachkriegszeit positiv beein-flusste. – Das Buch ist mit einem Register ausgestattet.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Der hessische Landesverband von Bündnis 90 / Die Grünen ist vor allem aufgrund der Vorreiter-Rolle, die er lange Jahre für die Bundespartei ausübte, sowie der daran beteilig-ten Personen in der gesamten Bundesrepublik bekannt geworden. In Hessen waren die Grünen zum ersten Mal an einer Regierung beteiligt – mit der SPD von 1985 bis 1987. Erstmals gelang dort einer rot-grünen Regierung die Bestätigung im Amt (1995). In Frankfurt am Main liegen zudem die Wurzeln der parteiinternen Auseinandersetzungen zwischen „Fundis“ um Jutta Ditfurth und „Realos“ um Joschka Fischer.
Dieser Fundi-Realo-Konflikt ist ein zentraler Aspekt der Dissertation von Zoë Felder. Aufgrund seiner Intensität wirkt er sich bis heute auf die Landes-, aber auch die Bundes-partei aus. Die heftigsten Auseinandersetzungen fanden jedoch in den 1980er Jahren über einen Zeitraum von ca. vier Jahren statt, ohne dass die Geschichte des Landesverbandes mit ihnen begonnen hätte, geschweige denn abgeschlossen sei. Entsprechend werden die Wurzeln der Landespartei beleuchtet, die in den neuen sozialen Bewegungen wie in ökologisch-parteipolitischen Zusammenschlüssen liegen. Regionale Konfliktpunkte wie der Flughafen Frankfurt oder die Hanauer Atomfabriken wirkten sich ebenso auf die Entwicklung der hessischen Grünen aus wie Einflussverschiebungen zwischen innerparteilichen Gruppierungen oder externe Faktoren, etwa die zunehmende Bereitschaft der hessischen SPD zur Kooperation oder ein epochales Ereignis wie die deutsche Wiedervereinigung 1989/90.
Die Untersuchung stützt sich vor allem auf die umfangreichen Quellenbestände des Ar-chivs Grünes Gedächtnis in Berlin. Ergänzt wurden die dort überlieferten Protokolle, Diskussionsbeiträge und persönlichen Notizen durch Interviews mit Zeitzeugen sowie die Auswertung von Printmedien. Entstanden ist so eine umfassende Darstellung der Entste-hung und Entwicklung des hessischen Landesverbandes von Bündnis 90 / Die Grünen von seinen Wurzeln in den 1970er Jahren bis zur Landtagswahl 2009. – Ein Personen-
register erschließt den Band.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Inmitten von Trümmern und trotz Hunger und Not erwachte nach 1945 in den größeren hes-sischen Städten spontan ein neues kulturelles Leben. In Ruinen wurden notdürftig die ersten Bühnen eingerichtet, und eilends einstudierte Theaterstücke begeisterten das Publikum. Versteckt gehaltene Bilder wurden hervorgeholt und in improvisierten Ausstellungen gezeigt.
Diese neu entstehende kulturelle Szene wurde, wie der Verfasser der Studie aufzeigt, von der amerikanischen Militärregierung kontrolliert, aber auch tatkräftig gefördert. Im Mittelpunkt der Arbeit steht jedoch seine Darstellung und Bewertung der Kulturpolitik des Landes Hessen in der Zeit der Not und des Wiederaufbaus in den 1950er Jahren.
Erstmals arbeitet die Frankfurter Dissertation die kulturpolitischen Grundlagen, Zusammen-hänge und Hintergründe von Kulturverwaltung und Kulturförderung des Landes Hessen in der Zeit von 1945 bis 1960 auf. Der Verfasser schildert im ersten Teil die Rahmenbedingungen der Kulturpolitik nach 1945 und die Verwaltungsstruktur des Kultusministeriums mit seinen Referenten sowie die programmatischen Grundzüge hessischer Kulturpolitik.
Im zweiten Teil steht die Förderung der einzelnen künstleri¬schen Bereiche Theater, Musik, Bildende Kunst, Film und Literatur im Mittelpunkt. In die kritische Untersuchung staatlicher Fördermaßnahmen werden Entfaltung und Entwicklung verschiedener Kunstrichtungen, eine ganze Reihe bedeutender kultureller Einrichtungen und wichtiger Künstler mit einbezogen. Neben der ausführlichen Darstellung des Wiederaufbaus der hessischen Staatstheater, der Neugründung von Privattheatern und Wanderbühnen werden hier erstmals die Gründungs-geschichte der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Filmbewertungsstelle Wiesbaden sowie die Vorgeschichte der „Documenta“ in Kassel untersucht, die 1955 zum ersten Mal stattfand.
Die vorliegende Arbeit macht deutlich, dass angesichts einer dezentrali¬sierten Kulturland-schaft nach 1945 Gesamtdarstellungen über die Kulturgeschichte der Bundesrepublik nur dann aussagekräftig sein können, wenn sie sich in weit größerem Maße als bisher auf die regionale Erforschung von Kultur und Kulturpolitik stützen können.
Aktualisiert: 2023-02-10
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Unter den Verfassungen, die nach 1945 in den deutschen Ländern entstanden sind, nimmt die Verfassung des Landes Hessen einen besonderen Rang ein. Sie war „das erste Staats-grundgesetz in der deutschen Verfassungsgeschichte, das den Wandel von einer nur liberal-humanitären zur sozial-humanitären Ordnung vollzogen hat“, wie es einer ihrer Schöpfer, der spätere hessische Kultusminister Erwin Stein, formulierte. Die Hessische Verfassung hat nicht nur die Grundrechte neu formuliert und als unabänder¬lich begriffen; anders als das spätere Bonner Grundgesetz enthält sie auch umfassende Bestimmungen zur Sozial- und Wirtschaftsordnung.
Die vorliegende Edition dokumentiert zum ersten Mal ausführlich die Entstehung der Hessi-schen Verfassung und erlaubt es, den Gang der Beratungen von dem Vorbereiten¬den Verfas-sungsausschuss über die Neuformulierung der Grundrechte, die Konflikte über die Sozialisie-rung und sozialstaatlichen Postulate sowie das Verhältnis von Kirche und Staat bis hin zum abschließenden Volksentscheid zu verfolgen.
Die Dokumentation enthält unter anderem die Verhandlungsprotokolle der Verfas-sungberatenden Landesversammlung und wichtiger Ausschüsse, ferner Direktiven und Stel-lungnahmen der amerikanischen Militärregierung, die Verfassungsentwürfe der politischen Parteien sowie Stellungnahmen der Kirchen, von Verbänden und angesehe¬nen Persönlichkei-ten des öffentlichen Lebens. Darunter befinden sich zahlreiche bisher kaum oder gar nicht bekannte Dokumente. Diese zeugen von den Spannungen und Krisen der Verfassungsbera-tungen, die schließlich zu dem historischen Verfassungs-kompromiss zwischen SPD und CDU führten, dem sich damals auch die KPD anschloss.- Eine ausführliche Einleitung schildert den Prozess der Entstehung der Verfas¬sung im Zusammenhang, ein Register erschließt die Sach-begriffe.
Die Dokumentation wendet sich nicht nur an den Historiker und Verfassungsgeschichtler, sondern eignet sich auch als Lese- und Arbeitsbuch für den Unterricht an Universi¬täten und Schulen, führt sie doch nicht nur in die demokratischen Anfänge des Landes Hessen ein, son-dern bringt auch die politische Ideenwelt der Nachkriegszeit näher.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Die Nachkriegszeit war nicht nur die „schlechte“ Zeit, geprägt von Hunger und Not. Sie war zugleich die Geburtsstunde unseres demokratischen Staa¬tes, des gegenwärtigen Parteien-systems, bedeutender sozialer Reformen und nicht zuletzt auch des heutigen Bundeslandes Hessen.
Die vorliegende Dokumentation gibt mit ihren über 180 Dokumenten und Fotos erstmals einen umfassenden Überblick über das politische Leben und die wirtschaftlichen und sozialen Probleme Hessens nach 1945. In wissenschaftlichen Einleitungen zu den einzelnen Kapiteln be¬handelt der Verfasser die hessische Nachkriegsentwicklung im Zusammenhang.
Im Mittelpunkt stehen folgende Themen:
Die Proklamation des Landes Hessen — Die Regierungen Geiler und Stock — Die ersten Wahlen — Neubeginn der politischen Parteien — Christlicher und demokratischer Sozialis-mus — Die Entstehung der Hessischen Verfassung — Wiederbeginn der Industrieproduktion — Mangel an Lebensmitteln und Kon¬sumgütern — Wohnungsnot und Kohlenmangel — Eingliederung der Flücht¬linge und Vertriebenen — Die Entnazifizierung — Sozialisierung und Mitbe¬stimmung — Anfänge der Schulreform.
Aktualisiert: 2019-01-12
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Die „Entnazifizierung“ gehört zu den umstrittensten Kapiteln der deutschen Nachkriegszeit. Rigoroser als in anderen Besatzungszonen drängte die ameri¬kanische Militärregierung 1945 auch in Hessen auf die Entlassung von Natio¬nalsozialisten aus dem öffentlichen Dienst und aus der Wirtschaft. Nach einer Periode „wilder“ Säuberungen und des „automatischen Ar-rests“ sollte das „Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus“ vom 5. März 1946 für ein gerechteres Verfahren sorgen. Fast eine Million hessischer Bürge¬rinnen und Bürger mussten einen Fragebogen ausfüllen. Hunderttausende sahen einem Verfahren vor einer der über 100 hessischen Spruchkammern entgegen, die als „Sühnemaßnahmen“ Arbeitslager, Berufsverbote oder Geldbußen ver¬hängten.
Der Verfasser schildert die Entstehungsgeschichte des „Befreiungsgesetzes“ ebenso einge-hend wie die Praxis der Spruchkammerverfahren und die Verhält¬nisse in den Internierungs- und Arbeitslagern. Er behandelt die unterschiedliche Haltung der deutschen Parteien gegen-über der Entnazifizierung, aber auch die widersprüchliche Politik der amerikanischen Militär-regierung, die mit ihrem Perfektionismus die Verantwortung für die kaum zu bewältigenden Massenver¬fahren trug, jedoch Anfang 1948 plötzlich auf die baldige Einstellung der Ver¬fahren drängte, weil die amerikanische Öffentlichkeit jetzt in ihnen ein Hemm¬nis für den Wiederaufbau erblickte.
Während die „Mitläufer“ in den öffentli¬chen Dienst und in die Wirtschaft zurückkehrten, hatte mancher Mitarbeiter der nach 1949 aufgelösten Spruchkammern Mühe, eine andere Stelle zu finden. Die vorliegende wissenschaftliche Studie schildert ebenso anschaulich wie umfassend die vielfältigen Probleme, die sich in Theorie und Praxis der Spruchkammerverfahren vor allem durch die unterschiedlichen Vorstellungen der amerikanischen Besatzungsmacht und der deutschen Politiker ergaben. Sie wertet Archivdokumente ebenso wie die zeitgenössische Presse in vorbildlicher Weise aus. Die allgemeinverständliche Darstellung wendet sich nicht nur an Historiker, Politologen und Lehrer, sondern auch an interessierte Bürgerinnen und Bürger.
Aktualisiert: 2023-03-12
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Wie kaum eine andere Quelle dokumentieren die Kabinettsprotokolle die vorparlamen¬tarische Aufbauphase des Bundeslandes Hessen. Nach der Neugründung des Landes am 19. September 1945 ernannte die amerikanische Besatzungsmacht die erste hessische Landes-regierung unter Ministerpräsident Karl Geiler. Politiker aus Arbeiter- wie aus bürgerlichen Parteien wurden in das Kabinett berufen, darunter der spätere langjährige Ministerpräsident Georg August Zinn, SPD, und der CDU-Landesvorsitzende Werner Hilpert. Aufgabe der Regie-rung war es, eine funktionstüchtige Verwaltung aufzubauen, ein rechtsstaatliches System zu verankern und erste Schritte zu einer demokratischen Landesverfassung vorzubereiten. Hierzu erhielt der Ministerpräsident – vorbehaltlich der übergeordneten Befugnisse der Be-satzungsmächte – die erforderliche exekutive Gewalt sowie ausdrücklich auch das Recht, Gesetze zu erlassen.
Im Rahmen des politi¬schen Tagesgeschäfts hatte sich das Kabinett mit den brennenden Fra-gen der unmittel¬baren Nachkriegszeit zu befassen: Ernährung, Wohnraumversorgung und Unterbrin¬gung der nach Hessen strömenden Vertriebenen. Aber es nahm sich auch die Zeit, wichtige Grundsatzfragen wie die Bodenreform, die Währungsreform und die Entnazi-fizierung eingehend zu beraten. Das Kabinett Geiler amtierte bis Anfang Januar 1947, als der vom ersten Hessischen Landtag gewählte Christian Stock die Regierungsge¬schäfte überneh-men konnte.
Es ist ein glücklicher Umstand, dass die ersten 32 Protokolle bis zum April 1946 als aus-führliche stenographische Wortprotokolle geführt wurden, was ihnen einen besonders au-thentischen Charakter verleiht; die späteren sind Ergebnisprotokolle. Sie werden in der vor-liegenden Dokumentation durch ausführliche Anmerkungen kommentiert, die wertvolle Hin-weise zur Zeitge¬schichte geben und darüber hinaus den Zugang zu den ergänzenden schriftlichen Quel¬len im Hessischen Hauptstaatsarchiv eröffnen. Die wissenschaftliche Einlei-tung schil¬dert die Bildung des Kabinetts und dessen Arbeit, seine Zusammenarbeit mit der ameri¬kanischen Landesmilitärregierung sowie mit den politischen Parteien und den vorpar-lamentarischen Gremien. Ein Personenregister sowie ein Sachregister zu den Tagesord-nungspunkten erschließen den Band.
Die im Hessischen Hauptstaatsarchiv erarbeitete Edition wendet sich nicht nur an ein wis-senschaftliches Fachpublikum, sondern eignet sich als anschauliche Quelle zur hes¬sischen Nachkriegsgeschichte auch als Lese- und Arbeitsbuch für den Unterricht an Schulen und Universitäten.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Die Aufnahme von Millionen von Flüchtlingen und Vertriebenen in die westdeutsche Nach-kriegsgesellschaft erscheint heute in der Rückschau als Musterbeispiel für eine erfolgreiche politische und gesellschaftliche Integration, die scheinbar ohne größere Probleme bewältigt wurde. Tatsächlich aber brachte die Ankunft der Flüchtlinge und Vertriebenen tiefgreifende soziale Probleme mit sich, die zunächst kaum lösbar schie¬nen. Dass schon früh ein erfolgrei-cher Integrationsprozess einsetzte, war nicht zuletzt den Flüchtlingsverbänden und -parteien zu verdanken, die zu den bedeutendsten Massenor¬ganisationen der Nachkriegszeit zählten. Dies wurde in Hessen besonders durch die wichtige landespolitische Rolle des „Blocks der Heimatvertriebenen und Entrechteten“ (BHE) deutlich, der hier länger als in anderen Ländern der Bundesrepublik in der Lan¬desregierung und im Landtag vertreten war.
In der vorliegenden Dissertation schildert der Verfasser zunächst die Entstehung der Flücht-lingsverbände in Hessen von den ersten Anfängen auf Kreisebene an. Er arbeitet detailliert die politische Rolle der Flüchtlingsorganisationen als Partner wie Opponenten der staatlichen Flüchtlingsverwaltung heraus. Nachdem anfänglich eine organisatorische Konkurrenz zwischen Flüchtlingsverbänden, Landsmannschaften und spezifischen Wählergruppen bestand, gelang es in Hessen im Jahr 1953 erstmals in der Bundesre¬publik, einen Einheitsverband der vor allem in sozialen und wirtschaftlichen Fragen aktiven Flüchtlingsverbände und der eher kulturell orientierten Landsmannschaften zu verwirklichen.
Von besonderer Bedeutung war die Rolle, die der „Bund der Heimatvertriebenen und Ent-rechteten“ (BHE) in der Landespolitik als langjähriger Koalitionspartner der SPD spielte. Ge-genüber rechtsextremen Gruppen und Kräften gewann rasch die Vertretung der sozialen und wirtschaftlichen Interessen der Flüchtlinge im Rahmen der bestehenden gesellschaftlichen Grundstrukturen Vorrang. Dies führte schon bald nach der Gründung des hessischen BHE im Jahr 1951 zu einer Annäherung an die SPD auf Landesebene und ab 1954 zu einer gemein-samen Regierungskoalition, die bis zum Jahr 1966 Bestand hatte.
Das Buch schildert nicht nur die vielfältige und differenzierte Entwicklung der verschiedenen Flüchtlingsorganisationen, sondern dokumentiert zugleich ihre rasche Integration in das poli-tische und gesellschaftliche System der Bundesrepublik. Der Ver¬fasser schildert dabei nicht nur sorgfältig die Besonderheiten der hessischen Entwick¬lung, sondern arbeitet auch ihren Einfluss auf die Organisation der Vertriebenen auf Bundesebene heraus. Das Buch vermittelt daher einen wertvollen Einblick in die Inte¬gration der Flüchtlinge als einen die westdeutsche Nachkriegsgeschichte nachhaltig prägenden Prozess.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Kaum anderthalb Jahre nach Kriegsende, am 1. Dezember 1946, stimmten die Bürgerinnen und Bürger Hessens mit einer Dreiviertel-Mehrheit einer rechtsstaatlich-demokratischen Verfassung zu und wählten erstmals einen Landtag. Das von der amerikanischen Militär-regierung eingesetzte Allparteienkabinett unter Karl Geiler hatte damit seinen Auftrag er-füllt und machte nun einer demokratisch legitimierten CDU/SPD-Koalitionsregierung unter dem Sozialdemokraten Christian Stock Platz. Die Politik des Kabinetts Stock war in den Jahren 1947/48 nicht nur bestimmt durch die Bewältigung der schlimmsten materiellen Not und der Folgen der nationalsozialistischen Herrschaft. Im Mittelpunkt stand nun die Ver-wirklichung der Hessischen Verfassung. Grundlegende und teilweise bis in die Gegenwart hinein wirkende Beschlüsse betrafen den organisatorischen Aufbau, das Zusammenwirken der Staatsorgane sowie ambitionierte sozial- und wirtschaftspolitische Verfassungsziele, darunter die Lernmittel- und Unterrichtsgeldfreiheit, die Mitbestimmung der Betriebsräte und die Sozialisierung zentraler Wirtschaftszweige. Auch den – ebenfalls durch die Verfas-sung vorgegebenen – politischen Auftrag, die deutsche Einheit herbeizuführen, verfolgte die hessische Landesregierung zielstrebig und konsequent. Politisch, organisatorisch und personell unterstützte das Kabinett Stock die 1947 durch den Wirtschaftsrat eingeleitete Entwicklung in jeder Hinsicht. Hessen war maßgeblich mitverantwortlich dafür, dass ab September 1948 der Parlamentarische Rat in Bonn seine Arbeit aufnehmen konnte und damit der Weg zum „Weststaat“ und zum Grundgesetz offen stand.
Nach der bereits vorliegenden Edition der Kabinettsprotokolle der ersten hessischen Nach-kriegsregierung Geiler für die Jahre 1945–1946 folgt hiermit der 1. Fortsetzungsband für die Jahre 1947–1948 der Regierung Stock. Eine umfangreiche Einleitung beschreibt den zeitgeschichtlichen Kontext und skizziert die wesentlichen Arbeitsfelder der Regierungsge-schäfte. Die für die Rekonstruktion der Regierungspolitik nach 1945 so zentralen Protokoll-texte werden durch Sachanmerkungen erläutert, die auch Hinweise auf weiteres Archivma-terial geben und somit den Einstieg in vertiefende Forschungen erleichtern. Ergänzt wird die Edition durch den Abdruck von mehr als 100 Dokumenten, die für die Verhandlungen des Kabinetts eine tragende Rolle gespielt haben. Ein Personenindex und ein Register der Verhandlungsgegenstände erschließen den Band.
Die umfangreiche Dokumentation zur hessischen Nachkriegsgeschichte wendet sich nicht nur an den Fachwissenschaftler, sondern dient auch als Lese- und Arbeitsbuch für Universi-täten, Schulen und ein zeitgeschichtlich interessiertes Publikum.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Die Geschichte des deutschen Parlamentarismus der Nachkriegszeit beginnt in histori¬schen Darstellungen meist erst mit dem im Jahr 1949 gewählten Deutschen Bundestag. Dagegen finden die Länderparlamente, deren Tätigkeit bereits 1946 begann, kaum Be¬achtung. Es wa-ren aber die Abgeordneten der Verfassunggebenden Versammlungen und der Landtage, die als erste in den frühen Nachkriegsjahren parlamentarische Ver¬antwortung übernahmen, die aus dem Scheitern der Weimarer Republik und der politi¬schen und moralischen Katastrophe des „Dritten Reiches“ Lehren zogen und das Fun¬dament für unsere heutige soziale Demokra-tie legten.
Auch die Abgeordneten des dama¬ligen Hessischen Landtags waren Vertreter eines „anderen Deutschlands“, die – erfüllt von einem hohen politischen und ethischen Verantwortungsbe-wusstsein – nach dem Ende der NS-Diktatur die Grundlagen für einen freiheitlichen und sozia-len Rechtsstaat legen wollten. Die Vorgaben der Hessischen Verfassung bedeuteten für den Landtag in den Jahren 1947 bis 1950 die Verpflichtung zu wegweisenden gesellschaftspoliti-schen Reformen. Während sich andere Landesregierungen und -parlamente in den ersten Nachkriegsjahren fast ausschließlich der Bekämpfung der wirtschaftlichen und sozia¬len Not und dem Neuaufbau von Verwaltung und Justiz widmeten, ergriff die große Koalition von SPD und CDU in Hessen darüber hinaus die Initiative zu bedeutenden Reformen. Dabei ging es vor allem um Chancengleichheit für Kinder aller sozialen Schichten durch Unterrichtsgeldfreiheit an Schulen und Universitäten, um eine demo¬kratische Hochschulreform, um Mitbe-stimmungsregelungen in den Betrieben und um eine Reform des öffentlichen Dienstes.
Die in dem vorliegenden Buch zusammengestellten Landtagsdebatten dokumentieren ein-drucksvoll den Stand der zeitgenössischen politischen Diskussion, wie ihn andere Zeugnisse wie Regierungsakten, Presseartikel oder politische Reden bedeutender Per¬sönlichkeiten kaum vermitteln können. Obwohl die weltanschaulichen Gegensätze zwi¬schen den Fraktionen beträchtlich waren, zeichneten sich damals die Debatten im Hes¬sischen Landtag durch Sach-lichkeit und einen betont fairen Umgangsstil der Abgeord¬neten aus, der auch bei grundsätz-lichen Konflikten den Respekt vor dem politischen Gegner wahrte.
Das Buch ist nicht nur eine wichtige Materialsammlung für die wissen¬schaftliche Erforschung des Parlamentarismus in Deutschland, sondern bietet mit seinen ausführlichen, den Doku-mentengruppen vorangestellten Einführungstexten dem poli¬tisch und historisch interessier-ten Laien einen Einblick in die parlamentarische Kultur einer Epoche, die ihre Zeitgenossen vor große Herausforderungen stellte.
Aktualisiert: 2020-02-03
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Die Aufnahme und Integration von Millionen Vertriebenen aus Ostdeutschland und den osteuropäischen Staaten gehört zu den besonderen Ereignissen der deutschen Nachkriegs-geschichte. Im Mittelpunkt dieses Buches steht das Schicksal sudetendeutscher Frauen und Familien, die in großer Zahl damals nach Hessen kamen. Hinter ihnen lagen leidvolle Erfah-rungen. Das Erlebnis der Vertreibung und das plötzliche Herausreißen aus der früheren Le-bensge¬meinschaft hatten viele traumatisiert. Auch wenn viele Famili¬en sich bald eine neue wirtschaftliche und berufliche Existenz aufbauen konnten, so erwies sich doch die soziale Integration in eine zunächst fremde Umgebung als ein oft längerer und schwieriger Prozess.
Die Soziologin Utta Müller-Handl hat die Lebensgeschichten von über 40 Frauen aufgezeich-net, die mit ihren Kindern aus Böhmen und Mähren vertrie¬ben wurden und auf mühsamen Wegen nach Hessen und in das Rhein-Main-Gebiet gelangt sind. Es sind Erinnerungen von starker Ausdruckskraft an das frühere Zusammenleben und an Konflikte zwischen Tschechen und Deutschen, an Krieg, Flucht, Gefangenschaft und Zwangsaussiedlung, Erinnerungen an die schwierige Neuorientierung im zunächst fremden Land Hessen und an einen über vier-zigjährigen Prozess des Einlebens. Im Mittelpunkt steht dabei immer die Bewältigung des Alltags. Über 100 Fotografien, die meist aus Privatbesitz stammen, machen die Erinnerungen besonders anschaulich.
Das Buch wendet sich an interessierte Menschen aller Generationen: an diejenigen, die selbst die Kriegs- und Nachkriegszeit bewusst erlebt haben und einen Teil ihrer eigenen Geschichte hier wiederfinden, und an Jüngere, die wissen möchten, wie ihre Eltern und Großeltern die heute kaum mehr vorstellbaren Belastungen jener Jahre bewältigt haben. Das Buch sei nicht zuletzt allen empfohlen, die sich für die Geschichte der Aufnahme und Integration neuer Bevölkerungsschichten in Deutschland interessieren.
Aktualisiert: 2019-01-12
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