Thorstein Bunde Veblen, John Roger Commons und Wesley Clair Mitchell gelten als Begründer des Institutionalismus. Ihr theoretischer Ansatz, der in den ersten Dezennien des 20. Jahrhunderts entstand, griff die neuesten Erkenntnisse aus Psychologie, Soziologie und Philosophie auf und versuchte ein realistisches Menschenbild als Grundlage für jegliches
Theoretisieren zu implementieren. In Anlehnung an die Historische Schule der Nationalökonomie, mit der sich die Genannten zum Teil intensiv auseinandergesetzt hatten, erkannten sie, dass der Mensch nur in Vergesellschaftung zu denken und damit Teil eines umfassenden historischen Kontinuums ist. Als entscheidend für das sozio-ökonomische
Geschehen identifizierten sie die Frage nach der Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft. Diese wird, so ihre Erkenntnis, durch Institutionen vermittelt. Für Thorstein Veblen sind das „habits of thought common to the generality of men.“ Sie sind es, die einen Menschen für ein bestimmtes sozio-ökonomisches Umfeld tauglich machen, ihn also sozialisieren. Für sie gelten jene evolutorischen Gesetzmäßigkeiten, wie sie vor allem von Charles Darwin formuliert wurden.
In den Jahren nach dem 1. Weltkrieg sah es kurzfristig danach aus, als könnte der Institutionalismus der neue (wirtschaftswissenschaftliche) Mainstream werden. Die weltweite Wirtschaftskrise, die 1929 begann, und der dadurch induzierte Bedarf der Wirtschaftspolitik an simplen Modellen und ebensolchen Handlungsempfehlungen verhinderten das.
Gegenwärtig wird der Institutionalismus meist als ökonomisches Kuriosum behandelt. Dabei ist der Institutionalismus in der Tradition von Veblen, Commons und Mitchell heute aktueller denn je. Die Erklärung, die Veblen und Mitchell z.B. für die zyklischen Bewegungen der Wirtschaft entwickelten, können u.a. die Spekulationskrise von 2008 schlüssig erklären. In ihren Theorien haben sie auch das unwägbare Risiko, das globale Lieferketten mit sich bringen, antizipiert und eine plausible Erklärung für die ungewohnt starke Inflation, wie sie momentan international zu beobachten ist, geboten.
Aktualisiert: 2022-12-31
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In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, lange nach der Renaissance und während die Industrialisierung ganze Gesellschaften umkrempelte, wurde ausgerechnet die Antike für einige Wissenschaftler noch einmal zum Schlüssel für das Verständnis der Gegenwart. Denn auf der Ebene der Gesellschaftsentwicklung ließen sich – so die Vorstellung der Historischen Schule der Nationalökonomie – kulturübergreifende Regelmäßigkeiten entdecken, die auf die Existenz von im Hintergrund wirkenden Gesetzen hindeuteten. Mit der Erkenntnis einer solchen allgemeinen Gesellschaftsentwicklung, hoffte man, der gegenwärtigen Sozialpolitik die Richtung weisen und die Geschichtsschreibung revolutionieren zu können.
Die vorliegende Studie unternimmt einen Streifzug durch die Frühgeschichte der deutschen Gesellschaftsgeschichtsschreibung des Altertums und beginnt in einer Zeit, in der die Idee, das Verständnis der Vergangenheit auf die Erforschung der damals herrschenden Gesellschaftsverhältnisse zu stützen, selbst
noch neu war und entsprechend faszinierende Erkenntnisse versprach. Sie untersucht den Ursprung sozioökonomischer Antikebetrachtungen im Umfeld der Historischen Schule der Nationalökonomie und verfolgt das Herüberwachsen
ihrer theoretisch-methodischen Vorstellungen in die Geschichts- und Altertumswissenschaften. Schließlich zeichnet
sie den Niedergang dieses von der Historischen Schule inspirierten Forschungsprogramms nach, der sich infolge der verschiedenen Methodenstreitigkeiten der Sozial-, Wirtschafts- und Geschichtswissenschaften unweigerlich ergab.
Von der Scharnierstelle einer Wissenschaftsgeschichte der Ökonomie, der Geschichts- sowie der Altertumswissenschaft aus werden in übergreifender Perspektive insbesondere auch die Beiträge von Robert von Pöhlmann, dem eine eigene Fallstudie gewidmet ist, sowie des jungen Max Weber in eine gemeinsame Tradition mit Roscher, Hildebrand, Knies Rodbertus und Lorenz von Stein eingeordnet.
Aktualisiert: 2022-11-18
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Gibt es eine Neubesinnung in der ökonomischen Wissenschaft? In dieser Arbeit wird die Entwicklung eines handlungstheoretischen Paradigmas in unterschiedlichen nationalökonomischen Schulrichtungen untersucht: Verstehen (im Gegensatz zu erklären), teleologische/kreative Handlungen (im Gegensatz zu mechanisch-kausalen Gesetzen), maps und Konstrukte des Denkens (im Gegensatz zur Optimierung) sind seine vorläufig definierten Säulen. Das Problem wird zunächst aus dogmengeschichtlicher Perspektive betrachtet: untersucht werden die ältere (Roscher, Hildebrand, Knies) und die jüngere Historische Schule (Schmoller) in Deutschland, der "alte" Institutionalismus in den USA (vor allem Veblen und Commons) und schließlich die Österreichische Schule (Menger, Böhm-Bawerk, Wieser, Mises, Hayek). Anschließend werden die gegenwärtigen Verfechter dieser Schulen betrachtet. Ein wesentliches Ziel der Arbeit ist zu zeigen, dass diese Ansätze auf der Ebene der allgemeinen Theoriebildung leistungsstark sind und ihnen nicht nur deskriptive und zeitbedingte wirtschaftspolitische Relevanz zukommt.
Aktualisiert: 2021-10-21
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Die deutsche Kartelldebatte vor 1914 gilt als plan- und konzeptlos. Schütze zeigt, daß Schmoller die Forderung nach einer Kartellaufsicht aus einem geschlossenen juristisch-ökonomischen Kooperationskonzept ableitet. Damit ist zugleich der Weg eröffnet, die Möglichkeiten der damaligen juristisch-ökonomischen Kooperation für die Gegenwart wieder zu gewinnen. Es wird auch deutlich, wie das evolutionistische Institutionenverständnis von North und Witt für eine zukünftige Kooperation aufbereitet werden könnte.
In Zusammenarbeit mit den Juristen leitet Schmoller die Forderung nach einer Kartellaufsicht ab und eröffnet damit den Weg, die Möglichkeiten der damaligen juristisch-ökonomischen Kooperation für die Gegenwart wieder zu gewinnen. Vergleiche mit den Kooperationsformen der Neoklassik, des Ordoliberalismus und der Neuen Institutionenökonomie zeigen, wie das evolutionistische Institutionenverständnis von D.C. North und U. Witt für zukünftige juristisch-ökonomische Kooperation aufbereitet werden könnte.
Aktualisiert: 2018-11-08
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Dieses Buch gibt Einblick in die Behandlung der Unsicherheits- und Risikoproblematik in der Geschichte der deutschen ökonomischen Theorie und der daraus abgeleiteten wirtschaftspolitischen Empfehlungen. Es entsteht damit zugleich eine Chronik der Ansichten über die Rolle des Staates. Für Justi besteht die Aufgabe des klugen Herrschers darin, die Staatsvernunft gegen die Begrenztheit der bürgerlichen Subjekte durchzusetzen, die in ihren privaten Interessen die "Staatsglückseligkeit" verfehlen, weil sie des allgemeinen Überblicks entbehren. Hegel misstraut dem Wirken des Marktes und will dieses "System der Zufälligkeiten" in eine "sittliche und stabile Ordnung" umwandeln. Die Historische Schule verlangt von dem paternalistisch aufgefaßten Staat effizienzfördernde Eingriffe in den grundsätzlich akzeptierten Marktmechanismus. Menger zeigt, daß die private Wirtschaft über genügend Vernunft und Voraussicht verfügt, um sich selbst gegen wirtschaftliche Risiken zu versichern. So wird die dem Staat zuerkannte Rolle immer kleiner. Max Weber geht noch einen Schritt weiter: die Unsicherheit im Wirtschaften werde durch stabile Erwartungen der einzelnen über das Verhalten anderer reduziert. Die "Zweckrationalität" behebe die Gefahr grober Irrtümer. Bei Keynes wird dann Unsicherheit konstitutiv für ein Handeln gegenüber der Zukunft. Inhalt: Unsicherheit durch Telosschwund - Sicherheit durch Risikoorganisation - Exkurs zur Vorgeschichte der neuzeitlichen Risikotopik - Der Übergang: Adam Smith - I. Die Assekuranz des Staates: Versicherung gegen die Kontingenz der Leidenschaften: Ordnung / Unordnung. J.H.G. von Justi: "sicher gehen" - Zufall. Kritik des "Systems der Zufälligkeit" bei G.F.W. Hegel - Hegel und Kant - Schicksal und "sociale Versicherung": Schmoller, Schaeffle, Brentano - Nationalökonomische Vertiefung der Rechtsphilosophie": Adolph Wagners Theorie des Staatszwangs als "socialoeconomisches" Versicherungsorgan - "Spielcharakter der Volkswirtschaft". Wagners Theorie der "Conjunctur" - Störung und Krise: Analytische Versicherung der Krisenfaktoren bei Wilhelm Roscher II. Zeit, Irrtum, Erwartung: Die Einführung des Risikos in die Sozialwissenschaft im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert: Zeit, Irrthum, Cultur: C. Menger 1871 - Böhm-Bawerk: Absichtliche Setzung der Ursachen - Eindeutige, geschaffene Erwartungen: Max Weber - Momente der Unsicherheit: Carl Menger 1923 III. Unsicherheit und ökonomische Erwartungsbeeinflussung: Vor Keynes - J.M. Keynes: uncertainty, gambling, and money - Der Übergang in die Moderne. Projektion der Möglichkeit.
Aktualisiert: 2021-10-21
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Werner Sombart gilt als einer der einflussreichsten deutschen Sozialwissenschaftler des zwanzigsten Jahrhunderts. Seine Arbeiten zur Entwicklung des modernen Kapitalismus haben maßgeblich zur Etablierung des Kapitalismusbegriffs in der sozialwissenschaftlichen Diskussion beigetragen, und auf diese Weise zeitgenössische Sozialökonomen wie Max Weber und Joseph Schumpeter nachhaltig beeinflusst. In diesem Sinne werden Sombarts Schriften als Höhepunkt einer aus der Tradition der historischen Schule herkommenden Strömung deutschsprachiger Nationalökonomie bewertet. Mit der Herausgabe einer Sammlung von Sombarts kapitalismustheoretischen Aufsätzen wird das konzeptionelle Fundament seines Ansatzes erstmals in konzentrierter Form aufbereitet. Die Schriftensammlung enthält eine werkgeschichtlich geordnete Zusammenstellung thematisch fokusierter Beiträge, die Sombarts Auseinandersetzung mit der Problematik wirtschaftlicher Entwicklung spiegeln. Dabei sucht Sombarts Fragestellung die historische Besonderheit des modernen Kapitalismus herauszustellen, indem dessen spezifische Ausgangsbedingungen, Entwicklungsformen und Perspektiven untersucht werden. Das entsprechend formulierte Konzept des Wirtschaftssystems dient zur Erfassung jener Kombination aus handlungsleitender Motivation, institutioneller Ordnung sowie technologischer Dynamik Sombarts konzeptioneller Trias aus Geist, Ordnung und Technik die als Charakteristikum einer historischen Wirtschaftsformation zu identifizieren ist. Die konkrete Ausarbeitung dieser Kombination für den Fall des kapitalistischen Wirtschaftssystems konstituiert den analytischen Kern von Sombarts Forschungsprogramm. Die dementsprechend ausgewählten Schriften umfassen eine Themenpalette, die neben der Charakterisierung des modernen Kapitalismus und dem Konzept des Wirtschaftssystems auch spezifischere Einzelthemen enthalten, wie Sombarts Auseinandersetzung mit der Marxschen Theorie, seine Krisen- und Konjunkturtheorie, und seine Theorie des Unternehmertums. Dies wird von methodologischen und kulturkritischen Reflexionen ergänzt.
Inhalt:
Nationalökonomie als Kapitalismustheorie: Sombarts Theorie kapitalistischer Entwicklung (Alexander Ebner)
Werner Sombart ein werkbiographischer Überblick (Helge Peukert)
Editorische Vorbemerkung
1. Ideale der Sozialpolitik
2. Der Stil des modernen Wirtschaftslebens
3. Versuch einer Systematik der Wirtschaftskrisen
4. Karl Marx und die soziale Wissenschaft
5. Der kapitalistische Unternehmer
6. Technik und Kultur
7. Die Ordnung des Wirtschaftslebens
8. Prinzipielle Eigenart des modernen Kapitalismus
9. Nationalökonomie. Ein Überblick
10. Die Zukunft des Kapitalismus
Aktualisiert: 2021-10-21
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Die deutschsprachige Volkswirtschaftslehre und ihr US-amerikanisches Pendant weisen in der Zeit zwischen dem nordamerikanischen Bürgerkrieg und dem Ersten Weltkrieg vielfältige Verbindungen auf. Dies gilt auch für einzelne Teilaspekte der Finanzwissenschaft als Bestandteil der Volkswirtschaftslehre.
Die Finanzwissenschaft ist nur selten Gegenstand theoriegeschichtlicher Untersuchungen. Vor allem die Geschichte der Finanzwissenschaft in den Vereinigten Staaten ist bislang kaum erforscht. Mittels einer systematischen Darstellung der deutschsprachigen und US-amerikanischen Finanzwissenschaft sowie einer Untersuchung des Wissenschaftstransfers vom deutschsprachigen Raum in die Vereinigten Staaten im Zeitraum 1865 bis 1917 schließt der Autor wesentliche Lücken in der theoriegeschichtlichen Literatur.
Der Autor wählt hierzu einen breiten Ansatz. Da wissenschaftliche Ideen häufig dem Problem der historischen Spezifität unterliegen, wird die volkswirtschaftliche Theoriegeschichte als Bestandteil der Kultur- und Geistesgeschichte verstanden. Dementsprechend wird die Darstellung der Finanzwissenschaft der einzelnen theoretischen Strömungen eingebettet in den jeweiligen geistesgeschichtlichen und wirtschaftstheoretischen Kontext. Von Relevanz sind außerdem die politische Geschichte und die Geschichte der wissenschaftlichen Institutionen der Nationalökonomie.
Im deutschsprachigen Raum bilden sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts verschiedene Forschungsprogramme heraus. Behandelt werden die Finanzwissenschaft des historistischen Forschungsprogramms, die Finanzwissenschaft des Forschungsprogramms der Österreichischen Schule sowie die finanzwissenschaftlichen Ansätze weiterer Ökonomen, die außerhalb dieser wissenschaftlichen Gemeinschaften arbeiten. Hierzu zählen insbesondere Lorenz von Stein sowie die Vertreter des Staatssozialismus. In den Vereinigten Staaten bilden sich in diesem Zeitraum das klassisch-neoklassische Forschungsprogramm und der US-amerikanische Zweig des historistischen Forschungsprogramms heraus. Auch deren Finanzwissenschaft wird untersucht.
Eine Geschichte des Wissenschaftstransfers vom deutschsprachigen Raum in die Vereinigten Staaten bildet den Abschluss der Untersuchung. Die Rezeptionsgeschichte zeigt, dass wichtige Werke der deutschsprachigen Finanzwissenschaft in den Vereinigten Staaten präsent sind. Beim Werdegang der Vertreter des US-amerikanischen Zweigs des historistischen Forschungsprogramms, aber auch bei einigen jüngeren Vertretern des klassisch-neoklassischen Forschungsprogramms bestehen enge Verbindung zum deutschsprachigen Raum. Nicht für alle deutschsprachigen Finanzwissenschaftler sind jedoch Lehrer-Schüler-Beziehungen oder die Rezeption nachweisbar. Es gab somit einen Wissenschaftstransfer. Er vollzog sich in allen Teilen der Finanzwissenschaft. Die US-amerikanische Finanzwissenschaft ist jedoch kein Abbild der Finanzwissenschaft im deutschsprachigen Raum.
Aktualisiert: 2021-09-28
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Schmollers Versuch, eine neue, ethisch-historische Ökonomie zu entwickeln, gilt als gescheitert. Doch zeigt sich heute, etwas unbelasteter vom "Methodenstreit", dass Schmollers Konzeption keine "historizistisch verkommene", sondern eine analytisch durchdachte Konstruktion darstellt, die viele Elemente neuerer Ökonomie enthält, vor allem institutionenökonomische Komponenten. Man wird diesem Versuch einer "anderen Ökonomie" erst gerecht, wenn man ihn als eine besondere Form staatswirtschaftlicher Entwicklungstheorie betrachtet - eine der großen, weit unterschätzten Leistungen der deutschen Nationalökonomie. Inhalt:
Schmoller als theoriegeschichtliche Brache - Gustav von Schmoller: der Mann, das Werk, die Zusammenhänge - Zur Entwicklung des intellektuellen Stils der deutschen Nationalökonomie des frühen 19. Jahrhunderts vor Schmoller - Sittliche Ordnung. Über die Tendenzen zur "ethischen Ökonomie" im Deutschland des 19. Jahrhunderts - Schmoller I: Ökonomie, Geschichte und Ethik - Schmoller II: Athen und Berlin. Schmollers Auseinandersetzung mit H. von Treitschke zur "sozialen Frage". Die Idee intertemporaler Allokation - Schmoller III: Die "sociale Versicherung" - Zur Mikroökonomie der Macht: meritorischer und parafiskalischer Staat. Über die staatswirtschaftliche Disposition der deutschen Ökonomie des 19. Jahrhunderts - Was bleibt? Ein Resümee.
Aktualisiert: 2022-06-30
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Wilhelm Roscher legte mit seiner Dissertation über die antiken Sophisten den theoretischen Grundstein für die ältere historische Schule der deutschen Nationalökonomie. Die wissenschaftliche Landschaft der Göttinger Universität in den ersten Dezennien des 19. Jahrhunderts veranlasste den Zwanzigjährigen zu einer prinzipiellen Auseinandersetzung mit den Methoden historischen Wissens: Sie ergab nicht bloß eine methodische Zusammenführung der Universitätsfächer Staatswissenschaft, Geschichte, Altphilologie, Rechtswissenschaft. Er wagte zum andern einen Wettstreit mit der Philosophie, der er in Gestalt Platons ihre metaphysisch-idealistische Larve herunterzureißen suchte. Als Resultat galt es eine allgemeine Theorie gesellschaftlicher Prozesse zu formulieren, welche die Devise, "die Geschichte sei die Mutter der Wahrheit", einlöste und alle Bereiche gesellschaftlichen Lebens auf anthropologischer Grundlage erfasste.
Mit seiner eigentümlichen Umwendung des Idealismus stellte Roscher über die Vorgaben eines Herder und Schleiermacher hinaus eine institutionentheoretische Basis der politischen, ökonomischen und sozialen Wissenschaften in Aussicht. Dabei gewährt der Text nicht nur Einblick in die Keimzelle des Historismus, sondern stellt, noch bevor die entsprechenden Disziplinen gesicherter Bestand eines Archivs sind, Grundfragen ökonomischer und soziologischer Theoriebildung, die im Sinne einer kritisch-verbindlichen Aufklärung dieser Wissenschaften bis heute nicht befriedigend gelöst sind.
Roschers lateinisch verfasste Dissertation wird hier erstmals in einer Übersetzung veröffentlicht. Die Herausgeber bieten eine theoretische Verortung der bisher verdrängten Frühschrift mit Bezug auf rezente Ökonomietheorie wie auch - durch Register, umfassende Kommentare, textkritische Anmerkungen, Vita und Bibliographie - eine Hilfestellung, den Text in seinen verschiedenen historischen und semantischen Schichten zu interpretieren. Am Ende der mit Roscher zwischen Aufklärung, Romantik und Historismus angetretenen Fährtensuche ergibt sich ein Szenario, das trefflich in Anlehnung an Roschers Leipziger Schüler Friedrich Nietzsche so benannt werden könnte: die Geburt der Ökonomie aus dem Geist der Sophistik.
Aktualisiert: 2021-10-21
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Gustav Cohn (1840-1919) ist in heutigen dogmengeschichtlichen Darstellungen beinahe ein Unbekannter und weitgehend in Vergessenheit geraten, obwohl er in der
älteren deutschen Nationalökonomie eine wichtige Rolle gespielt hat. Zweifellos ist
Cohns Gesamtwerk aber eines der bedeutendsten Beispiele für das damalige Verständnis ökonomischer Methodologie und finanzwissenschaftlicher Expertise.
Der vorliegende Band untersucht insbesondere die methodologische und methodische Fundierung von Cohns Werk. Die oftmals verkürzende Dichotomie Sozial- versus Naturwissenschaft soll hinterfragt werden und notwendige sowie wesensbildende Elemente von Theoriebildung sollen nachvollziehbar werden. Der Schwerpunkt liegt somit in der Nachzeichnung der methodologischen Ausrichtung des Gesamtwerkes von Gustav Cohn. Dabei ist es unerlässlich, seine Methodologie, seine ethische Fundierung sowie die kulturellen Bedingungen und Folgen für eine (historisch-ethische National-) Ökonomie und sein Verständnis von Finanzwissenschaft voneinander zu trennen und detailliert zu betrachten. Zentrale
Begrifflichkeiten, wie vor allem die Differenzierung von Gesetzen des Müssens
versus Gesetzen des Sollens, und Cohns Verständnis von Ökonomie als sozialwissenschaftlicher Theorie werden durch seine methodologischen und wirtschaftspolitischen Aufsätze – sowie insbesondere sein opus magnum „System der Nationalökonomie“ nachgezeichnet – um das Gesamtwerk in Bezug auf seinen Beitrag zur ökonomischen Theorieentwicklung darzustellen. Die Studie möchte „Erhaltenswertes“ für die heutige Zeit zu Tage fördern. Neben einer breiteren Perspektive der Betrachtung ökonomischer Phänomene wird mittels Cohns Theorie gezeigt, dass die Ökonomie in Summe weit mehr als eine Subdisziplin
der Mathematik sein kann und die historisch-ethische Nationalökonomie der
Historischen Schule bei weitem keine „theoriefreie Theorie“ ist.
Aktualisiert: 2021-09-27
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Die neoklassische Wirtschaftslehre prägte sich in den USA infolge eines Wissenschaftsstreites aus. Während eine Gruppe die klassische Lehre verteidigte, argumentierten junge Ökonomen unter dem Einfluß der Deutschen Historischen Schule für eine praxis- und empirienahe Lehre, die auch soziale und ethische Probleme der Industrialisierung integriert. Schmalz zeigt, warum die Vertreter der historischen Schule mit der Revolutionierung der klassischen Wirtschaftslehre scheiterten und welchen Wert diese Lehre für die Ethikdebatte und den heutigen Institutionalismus hat.
Aktualisiert: 2018-11-08
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