„Ich komme daher, wo du hingehst – und es ist der Mühe nicht wert.“ In einer Parabel verpackt, berichtet Charles Correa in seinem Buch „The New Landscape“ von dem gegenseitigen Unverständnis, das zwischen westlichen Hippies und wohlhabenden Indern im Indien der 1960er bis 70er Jahre herrschte. Die einen, die den materiellen Reichtum des Westens hinter sich gelassen und nun zerlumpt und barfüßig auf den Straßen Indiens nach einem tieferen Sinn des Lebens suchten, und die anderen, die ihren neu erworbenen Wohlstand stolz und ostentativ auslebten, fühlten sich durch den Anblick des jeweils anderen direkt angegriffen. Denn mit ihrem Lebensstil signalisierten sie einander, dass weder der Fortschritt noch das vermeintlich Authentische eines vormodernen Lebens „der Mühe wert ist“, also Erfüllung verspreche.
In dieser Parabel, die die Ambivalenz von Modernisierungsprozessen auf den Punkt bringt, begegnen sich Modernisierungsgewinner und -verlierer in vertauschten Rollen. Die Begegnung entmystifiziert ein Indienbild, das seit dem Ende des 18. Jahrhunderts im Westen, vor allem im deutschsprachigen Raum vorherrschte, in welchem Indien immer wieder als spirituelle Projektionsfläche gedient hatte. Der Indien-Mythos, der von der Romantik bis zum Aussteigertum der Hippie-Kultur währte, speiste sich aus einem mutmaßlich ganzheitlichen Lebensmodell, welches das aufgeklärte Europa im alten Indien wiederentdeckt zu haben glaubte.
Was aber sagt uns Indien heute? Der Modernisierungsprozess, der das Land seit der Unabhängigkeit vor genau 60 Jahren erfasste, lüftete spätestens mit Beginn der verschärften Globalisierung und der Liberalisierung der Wirtschaftspolitik Anfang der 1990er Jahre den mystischen Schleier, nur um im Westen einem anderen Indienbild Platz zu machen: Aus der spirituellen „Weisheit“ des „gesuchten Landes“ (Hegel) ist ein global konkurrierendes „Wissen“ (IT) einer Wirtschaftsmacht geworden. archplus 185 analysiert aus unterschiedlichen Blickwinkeln die gesellschaftlichen und urbanen Auswirkungen der Wirtschaftsliberalisierung, die Gautam Bhatia mit dem Bonmot „Das gute Leben ist insulär“ beschreibt. Von der Schaffung eines modernistischen homogenen Raums mit dem Ziel, gleiche Lebensbedingungen für alle herzustellen, haben die verantwortlichen Kräfte längst abgesehen: die Wirtschaft mit ihren Sonderwirtschaftszonen und den IT-Parks, die Gesellschaft mit den Wohlstandsenklaven des Mittelstands, den Gated Communities und Shoppingmalls, die Politik mit dem Fokus auf die Bereitstellung guter Investitionsbedingungen für private Investoren. Das Ergebnis ist eine Form des Inselurbanismus, wie er heutzutage zwar überall auf der Welt anzutreffen ist, in Indien jedoch ungekannte Ausmaße annimmt. Die Enklaven des Wohlstands sind hier aufs Engste mit der flächendeckenden prekären Wohnsituation des Großteils der Bevölkerung verwoben. Unabhängig von einer moralischen Bewertung kommt eine kritische Stadtplanung nicht umhin, genau dort anzusetzen und zu untersuchen, wie sich dieser Zustand auf den Raum und dessen Nutzung auswirkt.
Aktualisiert: 2020-12-22
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