Kaum ein anderes kulturelles Exportprodukt aus Japan hat bislang einen auch nur annähernd vergleichbaren internationalen Erfolg vorweisen können wie der Manga, Comics made in Japan. Doch seit wann gibt es in Japan eigentlich Erzählungen mit Text und Bild? Und welche verschiedenen Entwicklungsstufen wurden dabei durchlaufen? Lassen sich die Wurzeln des Manga tatsächlich bis zu den Tempelmalereien des frühen 7. Jahrhunderts zurückverfolgen? Oder handelt es sich beim Manga doch eher um ein westliches Importprodukt des ausgehenden 19. Jahrhunderts? Tradi-tionen visuellen Erzählens in Japan untersucht erstmalig die wechselvolle Geschichte des Erzählens mit Text und Bild, von ihren Anfängen bis zum narrativen Manga der Gegenwart. Die interdisziplinär angelegte Untersuchung der japanischen Buchdruck- und Mediengeschichte eröffnet nicht nur tiefe Einblicke in den komplexen Entwicklungsprozess der japanischen visuellen Kultur mit ihren spezifischen Ausprägungen, sondern problematisiert zudem auch generelle Gefahren und Probleme, mit denen eine moderne Japanforschung auf Schritt und Tritt konfrontiert ist, wie z.B. definitorische Unschärfe unreflektiert tradierter Fachtermini oder ideologisch infiltrierte Wissenschaftsdiskurse.
Aktualisiert: 2020-01-29
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Sein Hang zur Selbstbespiegelung und die Vorliebe für das Porträtieren der dunklen Abgründe seiner Seele brachten dem Schriftsteller Yu Dafu (1896-1945) den Ruf des enfant terrible in der chinesischen Literaturszene der zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts ein. Ganz anders dagegen reagierte das Leserpublikum in Japan, das in den fragmentarischen Erzählungen des Yu, die allesamt durch eine den Autor verkörpernde Zentralfigur verbunden sind, die Form des der japanischen Literatur eigenen autobiographischen Genres shishosetsu abgebildet sah, dem bis heute eine therapeutische Funktion in Japan zugeschrieben wird. Der langjährige Studienaufenthalt des von seelischen Konflikten zerrissenen Yu Dafu in Japan, seine Kenntnis japanischer shishosetsu und persönliche Zusammenkünfte mit bekannten shishosetsu-Autoren wie Shiga Naoya oder Oda Takeo geben ebenso Anlass, einen Zusammenhang zwischen dem japanischen Genre und den Erzählungen des Yu zu sehen, wie auch die besondere Betrachtungsweise japanischer Sinologen, die Yu Dafus Erzählprosa mit denselben Mechanismen rezipieren und nach gleichen Kriterien würdigen wie einen japanischen shishosetsu.
Die Studie verfolgt das Ziel, mittels einer narratologischen Analyse die gattungsspezifischen Merkmale des shishosetsu in der frühen Erzählprosa Yu Dafus nachzuweisen. Verschiedene Selbstzeugnisse des Yu, die auf die Überwindung einer seelischen Krise als Motivation zum Schreiben hindeuten, werfen gleichzeitig ein Licht auf die Frage nach den inneren Beweggründen des jungen Schriftstellers, in geradezu exhibitionistischer Art und Weise seine Seelenqual vor dem Leser zu enthüllen.
Aktualisiert: 2020-06-09
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Motoori Norinaga (1730-1801) ist der bedeutendste neuzeitliche Philologe Japans. In dieser Arbeit wird eine vollständige und ausführlich annotierte Übersetzung seines vielzitierten, aber noch nie in seiner Gesamtheit gewürdigten poetologischen Erstlingswerks Ashiwake obune vorgelegt.
Der Einführungsteil beleuchtet das Werk von vier verschiedenen Richtungen: aus der literaturhistorischen, biographischen, textimmanenten und textkritischen Perspektive. Der literaturhistorische Teil schildert die Entwicklung der Waka-Poetik und der sie formenden Literaturszenen bis ins Kyôto des 18. Jahrhunderts und stellt die verschiedenen Denkansätze vor. Der biographische Abriss konzentriert sich erstmals auf den Werdegang des jungen Norinaga. Schlüsselbegriffe der Ästhetik und die Argumentationsstrategie des Textes werden im Interpretationsteil aufgezeigt und vor dem Hintergrund konfuzianischer, shintôistischer, buddhistischer und taoistischer Sichtweisen erläutert. Ein wissenschaftsgeschichtliches Kapitel behandelt die jahrzehntelange Kontroverse um das mutmaßliche Entstehungsdatum des Textes. Die Arbeit kommt zu Ergebnissen, die das überlieferte Bild von dem Nativisten Motoori Norinaga zumindest teilweise in Frage stellen.
Die Arbeit wurde ausgezeichnet mit dem Tübinger Hochschulpreis.
Aktualisiert: 2020-06-09
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Das Buch „Facetten der japanischen Populär- und Medienkultur 1“, der erste Band aus der neu gegründeten Reihe „Kulturwissenschaftliche Japanstudien“, stellt anhand ausgewählter, reich illustrierter Beiträge die vielfältigen Arbeitsgebiete und Fragestellungen des modernen kulturwissenschaftlichen Japan-Diskurses vor, angefangen bei der Formierung einer ersten vormodernen Massen- und Medienkultur in der Edo-Zeit bis hin zu den jüngsten Entwicklungen der Gegenwart. Drei der insgesamt sieben Beiträge beschäftigen sich mit den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, als Japan sich nach der von ausländischen Mächten erzwungenen Landesöffnung in einem Modernisierungsprozess befand: die Genese der ersten japanischen Zeitschrift; Japan, gleichwohl nie Kolonie, aus dem Blickwinkel des kolonialen Diskurses; das Verschwinden einer in Literatur, Theater und Lied fest etablierten Textgattung (michiyuki). Weitere vier Beiträge widmen sich Phänomenen der japanischen Gegenwartskultur: die Rolle der „dramatischen Bilder“ (gekiga) bei der Ausformung des Exportschlagers Manga; Wechselwirkungen zwischen dem Medium Manga und der zeitgenössischen Kunstszene sowie das dadurch transportierte Japanbild; Konzeptions- und Produktionsprozesse japanischer TV-Serien aus der seltenen Insider-Perspektive geschildert; Übersetzungsproblematik als Paradigma kultureller Transformierbarkeit. Die einzelnen Beiträge verdeutlichen dabei ganz grundlegende diskursinterne Probleme des Faches wie Selbststilisierung, Exotisierung, Ideologisierung und Popkulturalisierung.
Aktualisiert: 2020-01-29
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