Der Ortenberger Altar ist eines der Hauptwerke der Malerei des frühen 15. Jahrhunderts. Die Schönheit, Sorgfalt und Kostbarkeit seiner Ausstattung haben schon früh Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine umfassende kunsthistorische und geistesgeschichtliche Bearbeitung dieses bedeutenden Denkmals spätmittelalterlicher Kunst fehlte bisher – und wird mit diesem Band vorgelegt.
Aktualisiert: 2023-05-16
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Liturgien führen Himmel und Erde zusammen. Sie sind umfassende Kommunikationsgeschehen, die sich auf vielfältige Weise der Bilder bedienen. Diese sind in der Bildhaftigkeit des zeichenhaften Handelns wie auch in der konkreten Bildlichkeit der Schauplätze und Ausstattungen gegenwärtig. Die Spätantike bildet den Ausgangspunkt für die in diesem Band versammelten Aufsätze, da dort die gemeinsamen Wurzeln kaiserlicher wie kirchlicher Liturgien anzutreffen sind, die vielfältig als Stations- und Festliturgien ins Mittelalter wirken.Seit den Anfängen Konstantinopels waren es die bewegten Bilder kaiserlicher Prozessionen, die das sakrale Fundament des byzantinischen Staatswesens sichtbar machten. Der spätantike Herrscher reiste nicht mehr mit seinen Truppen, sondern residierte dauerhaft im Palatium. Die kaiserliche Reichsliturgie wandelte sich in eine Stadtliturgie, das Staatsvolk in das privilegierte Stadtvolk Konstantinopels. In Beobachtungen zur Topographie Konstantinopels und in der Auswertung von Gesandtschaftsberichten bestimmt Albrecht Berger (Berlin) Schauplätze und Erscheinungsbild dieser Kaiserprozessionen näher. Dass diese Kaiserliturgien zugleich ein Kommunikationsrahmen sind, in dem sich Veränderungen in der Interaktion zwischen Volk und Kaiser abzeichnen, arbeitet Steffen Diefenbach (Münster) heraus.Kaiserliche Liturgien wirken in den kirchlichen Raum hinein und verändern das Gedächtnismahl zu einem prunkvollen Ritus in monumentalen Kirchenräumen. Einwirkungen der Reliquienverehrung führen zur Parzellisierung des liturgischen Raumes durch Krypten und Kapellen. Franz Alto Bauer (Rom) analysiert ihre Funktion und Wirkung im frühmittelalterlichen Rom. Zwischen Liturgie und Bildausstattung stellen sich Wechselwirkungen ein, die das Entstehen neuer, kommentierender Bilder hervorrufen können. Am Beispiel liturgischer Bilderrollen Süditaliens untersucht Nino Zchomelidse (Tübingen/ Rom) die Bildfassungen und Konnotationen, die Ritus und Heilsereignis verknüpfen. Am Beispiel byzantinischer Kirchenausstattungen erörtert Michael Altripp (Greifswald) die Übereinstimmungen und Divergenzen von Raumprogramm und Ritus. Dabei beobachtet er, daß die Bilder stärker ideell als wörtlich mit der forcierten Metaphorik der liturgischen Formulare und Liturgiekommentare korrespondieren.Liturgien sprechen als ganzheitliches Erleben alle Sinne an. Wie mittelalterliche Bildwerke vom Kirchenraum als Schau- und Erlebnisraum Gebrauch machen, stellt Johannes Tripps (Heidelberg) vor Augen. In einer Spurenlese an unterschiedlichen Bildorten rekonstruiert er technische Vorkehrungen, die eine Bespielbarkeit der Gewölbe und ihrer „Himmelslöcher“ für Auffahrten von Christus- und Marienfiguren erlaubten oder die Fassaden unter dem Schall von Engelsstimmen zu einem sinnfälligen Erleben der Himmelsstadt machten. Im Skulpturenschmuck hochgotischer Chöre versammeln sich die musizierenden Engelscharen um den Altar. Björn R. Tammen (Köln) nutzt die Baldachinfiguren an den Pfeilern des Kölner Domchores zu einem musikhistorischen Diskurs über den Psalm 150 und differenzierte Konzepte der steinernen Engelmusik. Nicht zuletzt an seinem Beitrag wird offensichtlich, wie notwendig der Dialog zu Kunst und Liturgie interdisziplinär geführt werden muss.
Aktualisiert: 2023-05-16
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Der Ortenberger Altar ist eines der Hauptwerke der Malerei des frühen 15. Jahrhunderts. Die Schönheit, Sorgfalt und Kostbarkeit seiner Ausstattung haben schon früh Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Eine umfassende kunsthistorische und geistesgeschichtliche Bearbeitung dieses bedeutenden Denkmals spätmittelalterlicher Kunst fehlte bisher – und wird mit diesem Band vorgelegt.
Aktualisiert: 2023-04-04
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Liturgien führen Himmel und Erde zusammen. Sie sind umfassende Kommunikationsgeschehen, die sich auf vielfältige Weise der Bilder bedienen. Diese sind in der Bildhaftigkeit des zeichenhaften Handelns wie auch in der konkreten Bildlichkeit der Schauplätze und Ausstattungen gegenwärtig. Die Spätantike bildet den Ausgangspunkt für die in diesem Band versammelten Aufsätze, da dort die gemeinsamen Wurzeln kaiserlicher wie kirchlicher Liturgien anzutreffen sind, die vielfältig als Stations- und Festliturgien ins Mittelalter wirken.Seit den Anfängen Konstantinopels waren es die bewegten Bilder kaiserlicher Prozessionen, die das sakrale Fundament des byzantinischen Staatswesens sichtbar machten. Der spätantike Herrscher reiste nicht mehr mit seinen Truppen, sondern residierte dauerhaft im Palatium. Die kaiserliche Reichsliturgie wandelte sich in eine Stadtliturgie, das Staatsvolk in das privilegierte Stadtvolk Konstantinopels. In Beobachtungen zur Topographie Konstantinopels und in der Auswertung von Gesandtschaftsberichten bestimmt Albrecht Berger (Berlin) Schauplätze und Erscheinungsbild dieser Kaiserprozessionen näher. Dass diese Kaiserliturgien zugleich ein Kommunikationsrahmen sind, in dem sich Veränderungen in der Interaktion zwischen Volk und Kaiser abzeichnen, arbeitet Steffen Diefenbach (Münster) heraus.Kaiserliche Liturgien wirken in den kirchlichen Raum hinein und verändern das Gedächtnismahl zu einem prunkvollen Ritus in monumentalen Kirchenräumen. Einwirkungen der Reliquienverehrung führen zur Parzellisierung des liturgischen Raumes durch Krypten und Kapellen. Franz Alto Bauer (Rom) analysiert ihre Funktion und Wirkung im frühmittelalterlichen Rom. Zwischen Liturgie und Bildausstattung stellen sich Wechselwirkungen ein, die das Entstehen neuer, kommentierender Bilder hervorrufen können. Am Beispiel liturgischer Bilderrollen Süditaliens untersucht Nino Zchomelidse (Tübingen/ Rom) die Bildfassungen und Konnotationen, die Ritus und Heilsereignis verknüpfen. Am Beispiel byzantinischer Kirchenausstattungen erörtert Michael Altripp (Greifswald) die Übereinstimmungen und Divergenzen von Raumprogramm und Ritus. Dabei beobachtet er, daß die Bilder stärker ideell als wörtlich mit der forcierten Metaphorik der liturgischen Formulare und Liturgiekommentare korrespondieren.Liturgien sprechen als ganzheitliches Erleben alle Sinne an. Wie mittelalterliche Bildwerke vom Kirchenraum als Schau- und Erlebnisraum Gebrauch machen, stellt Johannes Tripps (Heidelberg) vor Augen. In einer Spurenlese an unterschiedlichen Bildorten rekonstruiert er technische Vorkehrungen, die eine Bespielbarkeit der Gewölbe und ihrer „Himmelslöcher“ für Auffahrten von Christus- und Marienfiguren erlaubten oder die Fassaden unter dem Schall von Engelsstimmen zu einem sinnfälligen Erleben der Himmelsstadt machten. Im Skulpturenschmuck hochgotischer Chöre versammeln sich die musizierenden Engelscharen um den Altar. Björn R. Tammen (Köln) nutzt die Baldachinfiguren an den Pfeilern des Kölner Domchores zu einem musikhistorischen Diskurs über den Psalm 150 und differenzierte Konzepte der steinernen Engelmusik. Nicht zuletzt an seinem Beitrag wird offensichtlich, wie notwendig der Dialog zu Kunst und Liturgie interdisziplinär geführt werden muss.
Aktualisiert: 2023-04-04
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