Das Titelbild symbolisiert das bunte Mosaik, das die hier in diesem Band versammelten ganz unterschiedene Spiele, Aufgaben und Übungen bilden, die die Kreativität bzw. Aspekte von kreativem Denken und Tun von Kindern, Jugendlichen und zum Teil auch von Erwachsenen anregen und fördern sollen. Die Aktivitäten betreffen mehrheitlich sprachliche und zeichnerische Bereiche, beziehen aber auch Rollenspiel, Basteln und Gestalten mit unterschiedlichem Material ein.
Diese Aktivitäten sind als Arbeitsvorschläge “zwischendurch“ zu verstehen; vor dem, nach dem, mitten im Unterricht, in Kursen und Arbeitsgruppen, allein oder zusammen mit anderen. Die in den Aufgaben geforderten und geförderten Fähigkeiten, Leistungen, Anstrengungen und Tätigkeiten betreffen einzelne oder mehrere Aspekte von Kreativität, wie zum Beispiel flüssiges und/oder flexibles Denken, Fragen stellen und Probleme erkennen, die Reorganisation oder Reformulierung von materieller, sachlicher, sprachlicher, formaler und semantischer Gestalt, entfernte Assoziationen herstellen, luxurierendes Denken, Überschreiten von scheinbaren Denk- oder Strukturgrenzen, Transformationen, Mut zur Originalität, Sensibilisierung der Wahrnehmung, analysierendes und synthetisierendes sowie kritisches und evaluierendes Denken.
Diese „Kreaktivitäten“ stehen nicht für einen generellen Kreativitätsunterricht – den es so in „Reinform“ kaum (sinnvoll) geben dürfte - oder für eine mit Nachdruck zu fordernde (allgemeine) Erziehung zur Kreativität. Diese kann und sollte aber solche Aktivitäten sinnvoller- und vorbereitenderweise einbauen und auch darauf aufbauen, setzt aber zugleich sehr viel mehr voraus. Sie umfasst ein noch viel breiteres Spektrum, nämlich insgesamt Aspekte einer kreativitäts-freundlichen, -förderlichen und -fordernden Umwelt vom Konkreten bis zum Allgemeinen, von der konkreten Handlungsebene bis zu übergreifenden Strukturen (von Räumen im weitesten Sinne; zeitlicher und sozialer Organisation; sachlichen, praktischen, fiktiven, theoretischen Problemen, Fragestellungen und Erfordernissen; verfügbaren Sachen und Materialien; sozialen und pädagogischen Interaktionspartnern auf verschiedenen Ebenen bis hin zu Lernzielen, gesellschaftlichen Anforderungen und kulturell-historischem Hintergrund). Ausführliche Darlegungen und Diskussionen dazu sowie auch pädagogische Hinweise im engeren Sinne finden sich in meinem Buch:
Urban, Klaus K. (2004). Kreativität. Herausforderung für Schule, Wissenschaft und Gesellschaft. Münster: Lit-Verlag (ISBN 3-8258-8244-6).
Oder auch in:
Cropley, A. J., & Urban, K. K. (2000). Programs and strategies for nurturing creativity. In K. A. Heller, F. J. Mönks, R. J. Sternberg & R. F. Subotnik (Eds.), International Handbook of Giftedness and Talent (pp. 485-498). Oxford: Elsevier.
Es wurden bewusst keine Altersangaben zu den diversen Aktivitäten gemacht; so können einzelne Items innerhalb einer einzigen Aufgabe mit ihren vielen Variationen für ganz unterschiedliche Altersstufen geeignet sein. Die Entscheidung, eine ganz bestimmte (Teil-)Aufgabe in einer Gruppe oder Klasse einzusetzen, muss dem/der Gruppenleiter/in oder der Lehrkraft überlassen bleiben. Er/sie kann am besten einschätzen, welche Schwierigkeitsstufe der jeweiligen Gruppe oder dem individuellen Kind am ehesten angemessen ist, was noch Herausforderung und was möglicherweise schon Überforderung ist. Auf keinen Fall sollte Leistungsdruck entstehen, sondern wichtig sind die Möglichkeit und die Freiheit, (Denk-)Grenzen zu überschreiten und quer denken zu können, ohne Angst vor Fehlern haben zu müssen. Soweit bei einer Aktivität sinnvoll und möglich, wurde aber versucht, die Abfolge der einzelnen Teilaufgaben innerhalb einer bestimmten Aktivität dem Schwierigkeitsniveau entsprechend zu ordnen, also mit leichteren Aufgaben für jüngere Kinder zu beginnen. Auch insgesamt gesehen wenden sich die Aktivitäten gegen Ende des Bandes eher an ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene.
Oft können die Aktivitäten auch (abwechselnd) in ganz unterschiedlichen Arbeitsformen verlaufen, die nicht immer direkt angegeben sind, sondern den „kreativen“ Arbeitsorganisationsideen der „Moderatoren“ freien Lauf lassen: die Aufgaben können mündlich oder schriftlich gestellt werden; in Einzelarbeit, Partnerarbeit, abwechselnder Partnerarbeit, Gruppenarbeit am Tisch, Gruppe im Kreis, gleichzeitig, gemeinsam oder nacheinander, abwechselnd usw. bearbeitet werden; als Wettbewerb (Achtung!), einzeln oder zu mehreren; nur verbal mündlich oder verbal schriftlich, beides oder auch (jeweils) verbunden mit Zeichnen oder mit Bewegung, als Rollenspiel, als Video, als Aufführung.
Lassen Sie auch die Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen selber Variationen oder zusätzliche (Teil-)Aufgaben oder auch ganz neue Aktivitäten erfinden, für die ich im Bereich der Erwachsenen(aus)bildung das Akronym „KASPER“ entwickelt habe; es steht für „Kreativitätsanregende Spiele für Erwachsene“. Überhaupt sind die vorgeschlagenen Kreaktivitäten auch als Anregung für Erzieher, Lehrkräfte, Pädagogen allgemein und Eltern gedacht, selber weitere Ideen für kreativitätsanregende und –fördernde Aufgaben und Spiele zu entwickeln.
Manche Aktivitäten sind auch ganz oder teilweise als direkt verwendbares Arbeitsblatt aufbereitet, das auf Grund der Ringbindung leicht kopiert und vervielfältigt werden kann. Ich würde mich freuen, wenn Sie mir über die Verlagsadresse von Ihren Erfahrungen berichten oder auch neue Variationen oder Ideen für weitere Kreaktivitäten mitteilen würden. Viel Spaß und Freude und Überraschungen!