In Europa bestehen - nach den letzten Schätzungen – weit über tausend, möglicherweise auch mehrere tausend Militärmuseen. Als Typus ist das „Militärmuseum“ bis vor wenigen Jahren weitgehend unbeachtet geblieben. Auch der Begriff „Militärmuseum“ erscheint bisher weitgehend amorph, der damit zusammenhängende Arbeitsbereich kaum überschaubar. Für die Museologie/Museografie war diese Kategorie bis vor kurzer Zeit von geringem Interesse. Über die Einordnung und die Aufgabenstellung von (oder für) von Einrichtungen, die allgemein als „Militärmuseum“ bezeichnet werden, beziehungsweise über eine Abgrenzung zu historischen oder Waffenmuseen und artverwandten Institutionen waren zu Beginn dieser Untersuchung keine grundlegenden Arbeiten bekannt. Auch durch die nationalen oder internationalen Museumsorganisationen wurde bisher keine allgemein gültige Definition der Begriffe „Militärmuseum“ und „Kriegsmuseum“ und/oder deren Subkategorien erreicht. Militärmuseen stellen aber mit mehreren Millionen Besuchern im Jahr allein in Europa einen nicht unerheblichen Anteil bei der Nutzung der „Institution Museum“ als Bildungs-, Erziehungs- und Freizeiteinrichtung. Militär als Mittel und Instrument der Politik und das Phänomen des Krieges, Objekt(e) der Militär-/Kriegsmuseen, haben bis heute ihre Bedeutung nicht verloren. Ihre Ausstellung in Museen verlangt heute jedoch zunehmend mehr oder andere Begründungen für die Träger des Krieges, das Militär und seine Angehörigen, und die Opfer militärischer Auseinandersetzungen, während sich soziale, moralische und ethische Aspekte gegenüber der Faszination des „Nur-Technischen“ von modernem Kriegsgerät (Entertainment) und der Darstellung neuzeitlicher Kriegführung zu behaupten haben. Nationale Befindlichkeiten sind ebenfalls von erheblicher Bedeutung, beispielsweise bei der sachlichen Begründung von Streitkräften, aber auch bei der Motivation des Soldaten, und auch sie lassen sich in Armee- und anderen militärischen Museen „ablesen“. Auch aus diesem Grund erschien es nicht nur interessant, sondern auch wesentlich, sich mit diesem Museumstypus zu befassen, solange die Vorstellung von einem „dauerhaften Frieden“ als Utopie zu sehen ist und sich politische und wirtschaftliche Gründe für zukünftige Konflikte bereits abzeichnen, die möglicherweise mit Gewalt ausgetragen werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, erneut nach dem Ende des Kalten Kriegs wurden in vielen Ländern eine ganze Anzahl von Verzeichnissen („Museum Guides“ etc.), Übersichten und Auflistungen von Einrichtungen und Anlagen verfügbar, die Militär, Krieg und/oder Waffen thematisierten. So führte z.B. der „Guide to Military Museums and Other Places of Military Interest“ von Terence and Shirley Wise mehr als achthundert Objekte in Großbritannien auf. Neben der größten Gruppierung, den Regiments- und Corps-Museen und unterschiedlichen Marine- und Luftwaffenmuseen, waren bei Wise auch zahlreiche „Personalmuseen“, u.a. für Auchinleck, Churchill, Clive, Drake, Gordon of Khartoum, Haig, Kitchener, Wellington und Wolfe (von Quebec), aber auch militärhistorische Heimat- und Kriegsmuseen aufgeführt. Letztere umfassten u.a. die „römische Besatzungszeit“, die Schlacht von Hastings, die Bürgerkriegsperiode, die Napoleonischen Kriege, die Heimatfront der Weltkriege und die schottische Kriegsgeschichte. Waffenmuseen („arms and armour“) waren in einer eigenen Gruppe aufgeführt, enthalten waren aber auch Festungswerke und Militärbauten aller Art und aus allen Zeiten. Kurze Beschreibungen gaben Auskunft über Inhalt und Zusammensetzung der Ausstellungen, Orte, Sammlungen und Museen. Eine Typisierung oder Kategorisierung der aufgeführten Institutionen stellte der „Guide“ nicht auf. Sie war offensichtlich auch nicht beabsichtigt.
Eine Zusammenstellung der deutschen Militärmuseen und Sammlungen während des Weltkrieges hatte Eva Zwach 1999 vorgelegt, dabei aber betont, dass kein Anspruch auf Vollständigkeit bestehe. Die Übersicht umfasste überwiegend größere und kleinere staatliche und private Sammlungen und Ausstellungen von mit dem Krieg zusammenhängenden Dokumenten und Drucksachen (auch in Behörden und Ämtern) und eine Anzahl von meist temporären Kriegsausstellungen und Kriegsabteilungen in Museen und vergleichbaren Institutionen. Jedoch waren nur wenige Kriegs- und Militärmuseen enthalten. Eine Erklärung (oder eine Klärung) von Begriffen oder eine Unterscheidung von Militär- bzw. Kriegsmuseen oder –ausstellungen wurden ebenfalls nicht vorgenommen.
Ein weiterer Ansatz zu einer „Katalogisierung“ von Militärmuseen wurde ab dem Beginn der 1990er-Jahre durch das „Deutsche Atlantikwall-Archiv“ (DAWA) unternommen. Ursprünglich als Datensammlung zum Atlantikwall gegründet wurden Archiv und Themen für die Publikationen stetig erweitert. In einem weiteren Schritt legte Christian Heine im Jahr 2001 seinen Katalog „Militärmuseen in aller Welt“ (Schwerpunkt Europa) vor. Geordnet nach Kontinenten wurden die musealen Einrichtungen mit Anschrift und manchmal mit Öffnungszeiten, jedoch ohne weitere Angaben aufgelistet. Nicht alle Länder wurden aufgenommen, die Museumsbezeichnungen (oder ihre Übersetzungen) waren zuweilen irreführend und nur ein Teil der infrage kommenden Einrichtungen erfasst. Eine Aufteilung nach „Sachgebieten“ konnte trotz der positiven Absicht einer ersten „Kategorisierung“ von Militärmuseen nur als verwirrend und als ungeeignet bezeichnet werden, auch weil eine Unterscheidung von Militär-, Kriegs- und Waffenmuseen nicht ersichtlich und die Museen auch nicht einmal konsequent den „Sachgebieten“ zugeordnet worden waren. Dazu kam, dass in diesem Katalog nur ein vergleichsweise kleiner Teil der „Militärmuseen in aller Welt“ aufgeführt wurde, ohne die Auswahlkriterien zu erläutern. Weitere vergleichbare Versuche, die nun im Internet eingestellt wurden, zeigten die gleichen Probleme auf. Die Aufgabe, eine Aufstellung solcher Museen zu erarbeiten, ohne vorher die erforderlichen Grundlagen zu schaffen, vor allem ohne Militär- und Kriegsmuseen zu definieren und zu typisieren, konnte nicht erfolgreich durchgeführt werden. Wohl auch aus diesem Grund und wegen unzureichender Informationen konnte ein Index „Museums of Military History Museums“ vom Oktober 2000, begonnen als Teil der „VL-Museum (Germany)“, nicht reüssieren und trocknete mit der Zeit aus, nachdem der Rahmen von Anfang an zu eng gewählt war. Einige Einrichtungen waren auch unzutreffend zugeordnet worden. Nicht anders verlief die Entwicklung bei einem von Henrik Teller im Jahr 1997 gestarteten Programm, das auf der „Henrik Teller Military Museums Homepage“ zahlreiche Länder aufführte, unter denen auch Museen aufgerufen werden konnten, die jedoch nicht typisiert worden waren und deren Anzahl als zu gering erschien. 2001 von der Simonides Group übernommen, ist auch dieser Ansatz bis 2009 weitgehend untergegangen. Immerhin werden seit einigen Jahren in Deutschland durch das Institut für Museumsforschung (IfM), Berlin, für statistische Zwecke eine Anzahl von „Militärmuseen“ als Untergruppe in der Kategorie „Historie und Archäologie“ u.a. für die Aufstellung der jährlich durchgeführten Ausstellungen mit erfasst, jedoch nicht extrapoliert. Die Statistiken des IfM erfassen auch Militaria als Sammlungsgegenstände, und die Datenbank des IfM enthält derzeit 325 Museen, zu deren Sammlungsschwerpunkten Militaria gehören.
Der in neuerer Zeit am ehesten Erfolg versprechende Ansatz zu einer Untersuchung von Militärmuseen im weiteren Sinne war nach 2000 bei Hacker/Vining in „Toward a history of military museums“ zu finden, auch wenn nicht allen ihren Thesen zuzustimmen ist. Sie sahen die Entwicklung des Waffen-/Militärmuseums, ohne diese Begriffe oder Museumstypen zu definieren, hauptsächlich in vier Zeitabschnitten oder Entwicklungsschritten stattfinden: 1. Vorläufer dieser Museen vom frühen Mittelalter bis zum 19. Jahrhundert, gekennzeichnet durch private oder nicht zugängliche Sammlungen von Trophäen, Waffen, Rüstungen und sonstigen militärischen Geräten, eine Periode des Sammelns; 2. die Zusammenführung von solchen Militaria in nationalen Militärmuseen im 19. Jahrhundert bis zum frühen 20. Jahrhundert, die nun auch öffentlich werden, Ausstellung(en); 3. die Zeit der Weltkriege, gekennzeichnet durch die Erinnerung des Krieges als eine der Hauptaufgaben; 4. die moderne Zeit etwa ab den 1980er-Jahren, charakterisiert durch die zunehmende Ausweitung auf die Sozialgeschichte des Militärs, die Betonung der Erzählung von Geschichte und interaktive Elemente in der Ausstellung. Den Feststellungen von Hacker/Vining kann jedoch nur zum Teil gefolgt werden, da sie nicht oder zu wenig zwischen den zu unterscheidenden Kategorien differierten, diese jedoch durchaus voneinander abweichenden Entwicklungen durchlaufen oder jeweils andere Charakteristika aufweisen konnten. Sie nutzten zwar eine ganze Anzahl von Militärmuseen in mehreren Ländern als Grundlage. Aber es fehlten wesentliche Museen wie die in Russland, den baltischen, osteuropäischen und Balkanstaaten sowie die deutschen Militärmuseen. Durch die – noch – ausstehenden Begriffsbestimmungen ergaben sich in ihren Schlussfolgerungen einige „Unschärfen“. Ihre Feststellungen ergaben jedoch insgesamt eine brauchbare Ausgangsbasis für weiterführende Untersuchungen. Auf einige dieser Thesen wird am Schluss zurückzukommen sein.
Fragestellungen
Eine Einteilung von Militär-, Militärhistorischen oder Kriegsmuseen, Armee- oder Heeresmuseen oder verwandten Museumsarten hatte sich aus allen diesen Ansätzen, soweit dies feststellbar war, nicht ableiten lassen. Die Fragestellungen: „Was ist ein Militärmuseum?“ oder „Was ist ein Kriegsmuseum?“ waren bisher weder in nationalen Museumsvereinigungen wie dem deutschen Museumsbund noch internationalen Museumsorganisationen wie dem International Council of Museums (ICOM) oder der Unterorganisation International Committee of Museums of Arms and Military History (ICOMAM) in dieser Form gestellt oder beantwortet worden.
Daher soll die vorliegende Arbeit mit einem überwiegend empirisch ausgerichteten Hauptteil von Beschreibungen überwiegend prägender und „typischer“ Militär- und Kriegs-museen und artverwandter Einrichtungen exemplarisch die Entwicklungsgeschichte von an Militär und Krieg orientierten Museen erörtern. Sie soll einen Beitrag zu der Bestimmung der Begriffe „Militärmuseum“ und „Kriegsmuseum“ sowie artverwandter Museumstypen bzw. –subtypen leisten. Dies wird ergänzt durch einen Ansatz zu einer Typusbeschreibung dieser Museumsart, insbesondere des „Armeemuseums“ und des „nationalen Militärmuseums“. Es wurde davon ausgegangen, dass sich nach der Mitte des 19. Jahrhunderts neben den Hauptarten Kunst-/Kunstgewerbe-Museum, Geschichts-/Heimatmuseum, Naturhistorisches und Technik-Museum ein Museumstypus herausbildete, der vor allem mit Militär, d.h. „der Armee“, mit Krieg(en) und mit Kriegs-Gerät und militärischem Material aller Art und der Sammlung und Ausstellung solcher damit zusammenhängender Objekte befasst war. Er entstand in vielen europäischen Ländern, später auch außerhalb Europas. Einrichtungen dieses Typus wurden im Allgemeinen als Armee- oder Heeresmuseen bezeichnet, auch wenn teilweise bereits feststehende Namensbezeichnungen wie „Zeughaus, Berlin“ beibehalten wurden. Wenn es jedoch, und dies ist nach allgemeiner Auffassung auch der Museumsorganisationen der Fall, einen Typus „Militärmuseum“ (oder „Militärhistorisches Museum“) bzw. „Kriegsmuseum“ mit Sub-Typen gibt, musste sich die Entwicklung zu einem Proto-Typus oder Vorläufer zurückverfolgen lassen. Dieser war nach der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und nicht ohne Weiteres den als Bildungseinrichtungen etwa gleichzeitig entstehenden Haupttypen des Museums, Kunst-, Kunstgewerbe- und Historisches Museum, zuzuordnen, wenn er auch - wenigstens zum Teil - auf gleiche Ursprünge wie „das Museum an sich“ zurückgeführt werden konnte.
Erkennbar, jedoch nicht immer nachweisbar ist, dass Museen dieses Typus immer nur einmal in einem Land auftraten, im Allgemeinen an dem Ort der Herrschaft oder der Regierung, in zuweilen differenzierender Form aber auch neu eingerichtet wurden, wenn sich der Herrschafts- bzw. Regierungssitz verlagerte. Abweichungen von dieser Ortsgebundenheit waren selten und erschienen meist erst nach dem Zweiten Weltkrieg und nur unter bestimmten Bedingungen. Auch dann waren die in der neuen, gewandelten Form als Militärhistorische Museen be- oder entstehenden Institutionen im Allgemeinen nur einmal in jedem Land vorhanden. Auch daraus konnte man auf einen eigenen Museumstypus mit einer besonderen Ableitung schließen.
Diese Arbeit wird sich daher mit der Entstehung dieses Museumstypus, seiner Ausprägung und seinen Ausdrucksformen befassen und auf spätere Veränderungen und Entwicklungen bis zum Militärhistorischen Museum eingehen. Einige Fragenkomplexe waren von besonderem Interesse: 1. Wo entstanden Armeemuseen? Wie und in welcher Form entstand das Armeemuseum als eine eigene Form des Museums? Welche Begründungen gab es hierfür? Welche Einflüsse wirkten sich aus? Wie wurde die Aufgabe gelöst, die Rolle der Armee museal darzustellen? 2. Wie verlief die Entwicklung dieser Museumsform? Welche äußeren oder anderen Faktoren bewirkten Veränderungen und wie wurden sie sichtbar? 3. Welcher musealer Mittel und welcher Ausdrucksformen bedienten sich die Armeemuseen? Welche besondere Formen- und/oder Zeichensprache, die sich von der anderer Museen unterschied, verwendeten sie? 4. Welche weiteren Sub-Typen, Unterarten und „Nebenlinien“ entwickelten sich im Verlauf dieser Entwicklung aus dem ursprünglichen Typus „Armeemuseum“, insbesondere in den letzten Jahrzehnten mit dem Wandel zum „Militärhistorischen Museum“?
Als Grundlage wurden die Beschreibungen, die Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte(n) von etwa 70 Museen und vergleichbaren Institutionen (von etwa 40 europäischen und außereuropäischen sowie etwa 30 deutschen Einrichtungen, davon 10 aus der Zeit nach 1945), deren Ausstellung hauptsächlich von „Militär“ und/oder „Krieg“ bestimmt wurde, erarbeitet und nach vergleichbaren Kriterien in Abschnitten zusammengestellt (Tafel 1). Zugleich wird bei diesen Beschreibungen in kurzer Form auf Entwicklungsschritte und Ableitungen, die meist durch historische Ereignisse verursacht oder ausgelöst wurden, hingewiesen.
Gliederung
Die Arbeit in sechs Teile gegliederte Arbeit wird mit Bemerkungen zur Interessenlage und zu den Fragestellungen dieser Arbeit, zu Quellen, Literatur und Forschungsstand und einem ersten Ansatz zu den notwendigen Begriffsbestimmungen eingeleitet, ehe sie nach einer kurzen Entstehungsgeschichte des Militärmuseums zu den beschreibenden Hauptteilen überleitet.
Der erste Teil behandelt die Entstehung und Entwicklung des Armeemuseums von überwiegend monarchisch bestimmten Museen des 19. Jahrhunderts in und außerhalb Europas. Der zweite Teil enthält einige durch die Erlebnisse der Frontsoldaten und der Heimatfront des Ersten Weltkriegs geprägte Institutionen, in denen die Erinnerung an den „Großen Krieg“ besonders hervorgehoben wurde, und als eine weitere Entwicklungslinie dieses Museumstypus das Entstehen von überregionalen Kriegsmuseen, die sich nicht nur mit dem Militär beschäftigten.
Im dritten Teil werden Institutionen beschrieben, in denen die monarchisch bestimmte Legitimation durch den Auftrag zur Unterstützung nationaler Identität ergänzt oder abgelöst wurde, wie dies in besonderem Maße in den nach dem Ersten Weltkrieg neu entstehenden oder wieder errichteten Nationalstaaten in Europa erfolgte. Beispiele aus späterer Zeit machten jedoch deutlich, dass eine vergleichbare Aufgabenstellung auch in den Militärmuseen autoritärer und/oder revolutionärer Staaten übernommen oder genutzt wurde und sie zeigten, dass die Idee der Nation auch in solchen Staaten lebendig blieb und/oder für die eigene Ideologie ausgenutzt werden konnte. Ein weiterer Abschnitt erläutert, dass nationale Militärmuseen auch nach dem Zweiten Weltkrieg erneut belebt, gegründet und bis in die Gegenwart geplant werden.
Im vierten Teil dieser Arbeit wird dann zunächst auf das Entstehen fürstlicher Armee- und Heeresmuseen nach dem Vorbild vor allem des Wiener Heeresmuseums in den deutschen Staaten eingegangen, die den Auftrag erhielten, die Legitimation ihrer Herrscher(häuser), aber auch die „nationale“ Identität ihrer „Stämme“ innerhalb des Deutschen Reiches trotz oder gerade wegen der Reichseinigung zu betonen. Dem folgt die die Darstellung deutscher Kriegsmuseen und –ausstellungen im Ersten Weltkrieg und die – nicht realisierte – Planung eines deutschen Reichskriegsmuseums. In einem dritten Abschnitt werden die auch in Deutschland wirkenden Folgen des Ersten Weltkriegs auf die bereits existierenden und neu etablierten Militärmuseen herausgearbeitet, die einerseits unter Beibehaltung ihrer Grundstrukturen die Erinnerung an die Opfer des Krieges aufnehmen, andererseits jedoch vor allem auf die Glorifizierung des Frontkämpfers und die Pflege des Revanchegedankens ausgerichtet werden, während die föderale Dislozierung dieser Armee- und Heeresmuseen und damit die föderale Verteilung der Erinnerung an Militär und Krieg weiterhin erhalten bleibt.
Der fünfte Teil beschreibt in einem ersten Abschnitt die Armeemuseen der DDR/NVA, anschließend die Museen und Sammlungen der Bundeswehr. In zwei weiteren Abschnitten werden die in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen noch bestehenden Militärmuseen und die weite Streuung ziviler Militärmuseen, -ausstellungen und –abteilungen in anderen Museen mit ihren unterschiedlichen Organisationsformen vorgestellt. Der abschließende Abschnitt zeigt auf, wie Krieg und Militär in deutschen historischen Museen seit der Reichseinigung dargestellt bzw. nicht dargestellt werden.
Im sechsten Teil werden die aus den Beschreibungen der Armee-, Heeres-, Militär- und Kriegsmuseen und –ausstellungen ersichtlichen Kenntnisse zusammengefasst. Der erste Abschnitt erläutert, dass Krieg in Museen und Ausstellungen im Grunde nicht dargestellt werden kann und auch in den Militär- und Kriegsmuseen immer nur Facetten des Phänomens Krieg abgebildet werden können, einzelne Aspekte, Ereignisse, Fakten und Personen. Am glaubhaftesten geschieht dies in der reinen Materialität von Kriegsgerät, aber auch in der emotionalen Nachempfindung mit den Mitteln der Kunst. So wird auch die Rolle der Kunst in ihrer Einschränkung als Dekoration und Illustration erläutert, in der Abbildung von Schlachten und Helden, von Krieg, Sterben, Tod und Zerstörung und das – meist positive – Bild des Soldaten als Krieger, während die Frau nur sporadisch als Waffenträgerin, als Kriegerin erscheint, vorwiegend aber als Helferin und Trösterin. Eine kurze Untersuchung zur Frage einer Militärikonografie, der Sprache der Bilder und Zeichen zur Darstellung von Militär und Krieg in den hier angesprochenen Museen und Ausstellungen, beschließt diesen Abschnitt. Der zweite Abschnitt interpretiert, wie das Armeemuseum und die ihm folgenden und die von ihm abgeleiteten Institutionen durch die ihnen gestellten Aufgaben und Anforderungen in der Konzeption, Inszenierung und Ausstellungsarchitektur geformt wurden (und werden) und damit ein eigener Museumstypus entstand, der sich von den „allgemeinen Militärmuseen“ und den Waffenmuseen deutlich unterschied. Hier werden auch die äußeren Merkmale und besonderen Charakteristika aufgezeigt, an denen dieser Museumstypus erkennbar geblieben ist. In einer kurzen Abhandlung wird noch einmal darauf hingewiesen, wie die Entwicklung der Militär- und Waffenmuseen bis zur Ausformung der Militärhistorischen Museen vonstattengegangen ist.
Die abschließende Zusammenfassung enthält schließlich einige Hinweise auf weiterhin offene Fragen und auf die Zukunft des Armee- und nationalen Militärmuseums.