Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
FOLGE 14: ALTE LIEBE - von Ellis Kaut und Kurt Wilhelm speziell für Liesl Karlstadt und Willy Reichert geschrieben, wurde eine der erfolgreichsten Folgen der Serie und mehrfach wiederholt. Liesl Karlstadts Rolle war geeignet, als Frau Brumml bei ihrer Begegnung mit einem Verehrer aus ihrer Jugendzeit mit schönen Pointen in spaßigen Situationen zu brillieren und damit die Rolle der Frau Brumml aufzuwerten. Es geht um folgendes: Nachdem der Briefmarkensammler Brumml ihr Haushaltgeld stibitzt hat, setzt sie, ungerührt vom Gejammer ihres Ehemannes eine Annonce in die Zeitung: Briefmarkensammlung zu verkaufen. Als Interessent erscheint der Schwabe Christian Scheufele, in dem sie einen früheren Verehrer erkennt, der ein charmanter Gauner geworden ist. Er quartiert sich augenblicklich bei Brummls ein. Die Tragödie mit Eifersucht und Vorteilnahme nimmt ihren Lauf. In Kürze sind Brumml und Wurmdobler böse auf ihn und wissen nicht, wie sie den lästigen Gast wieder los werden können. Frau Brumml und die Zenzi hingegen sind entzückt von seinem Charme und verwöhnen ihn. Die Zenzi hat's diesmal mit dem Dichten, aber der Wurmdobler will nicht reimen helfen, sondern sie endlich heiraten. Sie mag aber nicht - Was sollen die eifersüchtigen Mannsbilder tun? Beim Thema Liebe und Eifersucht bot sich ein musikalisches Duell zwischen den Isarspatzen und den Josinders an. Die Spatzen verhöhnen den Schwaben mit bayrischem Text auf die Melodie von "Bel ami" - die Josinders tun ähnliches mit "Give me the simple life", das auf Bayrisch zu "O' Xaver Brumml" wurde, sowie dem Amischlager von der "Sentimantal Jorney" als Duett "Damen contra Spatzen". Die kommentierenden Gesangstexte dazu schrieb Fred Rauch. WILLY REICHERT Der große Erfolg dieser Geschichte ist wesentlich der Pointen-Sicherheit und dem eleganten Dialog des Willy Reichert zu danken. Weder vor noch nach ihm hatte ein schwäbischer Darsteller eine so große Palette als Alleinunterhalter, Gedicht- und Chansoninterpret, Conferencier, Komiker und ernsthafter Schauspieler. Ob er seine Chansons selber am Klavier begleitete, Mörikegedichte oder Brettltexte der Jahrhundertwende rezitierte, wie er da mit dem Publikum spielte, vieles nur andeutete, anderes abbrach, wenn er das Interesse nachlassen spürte, alles aus seinem großen Repertoire improvisiert zusammenstellend, das alles hatte Niveau, war gescheit und hundslustig. Die Leute kamen keine Sekunde von ihm los. Bei Brumml schon erlebte ich sein phänomenales Gedächtnis. Den Text hatte er nicht gelernt, nur zwei- oder dreimal durchgelesen. Was logisch sei präge sich von selber ein, sagte er. Jede Änderung und Nuance auf den nur drei oder vier Proben kam stets präzise. Mit ihm zu arbeiten war eine Freude. 1896 in Stuttgart als Sohn eines Eisenbahners geboren musste er zunächst den berühmten "soliden" Beruf erlernen und wurde "Zuckertechniker" - was immer das sein mag (Konditor ist's nicht). Kam aus dem 1. Weltkrieg zurück, hatte die Lust an Zucker verloren und erlernte die Schauspielerei. Er trat die Ochsentour durch kleine Engagements an, wo er sich lernend hocharbeiten konnte und Erfahrungen sammelte. Auf Landsberg/Warthe folgte Heilbronn, (dort sang er 1924 sogar den "Danilo" in der "Lustigen Witwe") dann das Volkstheater in München, und schließlich das Schauspielhaus Stuttgart. Inzwischen war er als Alleinunterhalter und Kabarettist bekannt geworden, hatte Filmrollen absolviert und musste sich nicht mehr fest an ein Theater binden. Erst als man ihm die Leitung der Komödie in Stuttgart anbot blieb er dort von 1932 bis 1941 als Direktor. Inzwischen war er in Mietenkam am Chiemsee ansässig geworden und kehrte nach Stuttgart immer nur auf Gastspiele zurück. Ich durfte mit ihm dort die Komödie "Das Geld liegt auf der Bank" inszenieren und beim Fernsehen des Süddeutschen Rundfunks die Serie "Deutschland, Deine Schwaben". Reichert starb 1973 in Grassau. FOLGE 15: DAS AMERIKANISCHE DUELL Die Geschichte hat Olf Fischer nach einer Idee vom Michl Lang geschrieben. Michls Gegenspieler war dabei als Gaststar der Komiker Heinz Erhardt ("noch 'n Gedicht") der damals am Beginn seiner Karriere als Hörfunkliebling stand. Die Schwankhandlung trägt seiner Eigenart Rechnung. Er war ein Meister der Wortspiele und hintersinnigen Albernheiten und somit ein norddeutscher Gegenpol zur süddeutschen Direktheit des Lang Michl. Mit ihm zu arbeiten war besonders angenehm. Er war sehr präzise, einfallsreich was seinen Text betraf, und hat mit ein paar seiner bewährten Kalauer und Wortspielpointen unsere Dialoge aufgemöbelt. Er verbreitete auf den Proben gute Laune, und lachte herzlich über die Späße und die Darstellung der Kollegen. Das amerikanische an diesem Duell ist, dass es nicht mit Waffen, sondern mit Worten ausgetragen wird, und zwar ausgerechnet mit Wissensfragen über Themen, von denen die beiden Duellanten Lang und Erhardt keine Ahnung haben. Ursprünglich als Faschingsgaudi gedacht und geschrieben, wurde daraus aus Termingründen eine Sendung am zweiten Weihnachtsfeiertag 1949, was manche Hörer damals leicht verwirrte. Auch dass kein tieferer Sinn und keine Zeitglossen darin enthalten sind, sondern die pure Gaudi vorherrscht, war manchen Leuten ungewohnt. HEINZ ERHARDT - wurde 1909 in Riga als Sohn eines deutschen Theaterkapellmeisters geboren. Im musikalischen Milieu aufgewachsen, wollte auch er ein Berufsmusiker werden und studierte daher von 1926 bis 1928 am Konservatorium in Leipzig, fest entschlossen, eine Karriere als Konzertpianist zu machen. Als er nach zwei Jahren wieder nach Riga zurückkehrte, hatten sich die Zeiten geändert. Die Weltwirtschaftskrise stand bevor, und die politische Lage in seiner Heimat wurde immer prekärer. Er versuchte sich einige Zeit vergeblich als Musikalienhändler über Wasser zu halten, fuhr dann kurz entschlossen nach Danzig und bewarb sich beim nagelneuen Medium, dem Rundfunk. Konzertpianisten brauchten sie dort keinen, also setzte er sich ans Klavier und trug einige Chansons vor, die er als Gaudi gedacht und gemacht hatte. Darunter jenes, mit dem er bald berühmt wurde: "Kennen Sie den schon das Fräulein Mäbel? Würden Sie sie sehen würd's Ihnen äbel, Beine hat se dünn sowie ein Säbel meine süße kleine Freundin, Fräulein Mäbel" usw. Dies war das Ende seiner seriösen Konzertlaufbahn. Auf seine Radiodarbietungen in seiner schüchtern, lässigen Art folgten Engagements in Varieté's und Kleinkunstbühnen. Seine raffiniert albernen Gedichte rundeten seine Chansonprogramme ab, und schließlich engagierte ihn der berühmte Willy Schaeffers an sein heute legendäres "Kabarett der Komiker" in Berlin. Das Engagement wurde von der Deutschen Wehrmacht jäh unterbrochen, doch halfen ihm Humor und sein Repertoire als Truppenbetreuer über das Ärgste hinweg. Bei Kriegsende verschlug es ihn nach Hamburg, wo er sofort am Sender an seine Erfolge anknüpfen konnte. Hier entwickelte er seinen unverwechselbaren Stil (mit noch'n Gedicht) das seine Karriere beförderte und gastierte auch am BR im "Fleckerlteppich" und als Brummlpartner. 1956 entdeckte ihn der Film. Aus dem Kabarettisten wurde ein Komödienschauspieler, er kriegte immer größere, und schließlich sogar Hauptrollen. Nach einem guten Dutzend erfolgreicher Filme erlitt der einen Schlaganfall, der ihm die Sprache raubte. Die letzten Jahre seines Lebens verbrachte er stumm im Kreise seiner Familie. Dass er nach seinem Tode zur Kultfigur der kinogehenden Jugend würde, hätte ihn selber wohl am meisten überrascht. Seine vielen, herrlichen albernen Gedichte, sind als Buch erschienen und werden immer wieder zitiert.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
DER SCHWARZE EINSER - (27.12. 50) Willem Holsboer, ein humorvoller Schweizer war am Münchner Volkstheater als Darsteller und Regisseur ein derartiger Publikumsliebling geworden, daß man ihn bald zum Intendanten des Hauses an der Herzog Wilhelm Straße wählte. Sein Spielplan bevorzugte das heitere Genre, er verstand es, das Menschliche in Komödien in den Vordergrund zu stellen. Man mußte sich - um eine alte Theaterweisheit zu zitieren - nie genieren, einen Abend lang herzlich gelacht zu haben. Es war nie unter Niveau gewesen. Holsboer holte zahlreiche erstklassige münchner und bairische Schauspieler in Gastrollen an sein Theater um möglichst ideale Besetzungen zustande zu bringen. Es gelang es ihm meist, daß Darsteller und Rolle sich deckten. Er mußte nicht einen 25-jährigen Anfänger als 70-jährigen Greis zuschminken lassen. Er kriegte einen 70-jährigen und der 25-er kam in ein andermal in einer ihm gemäßen Rolle dran. Er machte kein Startheater mit berühmten Größen vom Film, sondern eine Kollegenbühne. Die Schauspieler waren das Wichtigste. Für sie gute Komödien, aber auch ernste Stücke zu finden, das Zweitwichtigste. Seine schmaler städtischer Etat und das nicht sehr große Haus erlaubte ihm nicht, mit prunkvoller Ausstattung zu protzen. Von seinen Bühnen- und Kostümbildnern verlangte er Preiswertes, das teuer aussehen sollte. Daß man der Ausstattung stets entnehmen konnte, wo und wann eine Stück spielt, war damals selbstverständlich. Antike Römer mit Maschinengewehren waren noch nicht erfunden. Wer sowas verlangt hätte, wäre umweglos in einer beiden Klapsmühlen gelandet. In Eglfing oder in Haar. Regie führten meiner Erinnerung nach an diesem Theater erfahrene Kollegen. Meist ebenfalls Schauspieler, selten Berufsregisseure und kein einziger Germanist mit abgebrochenem Unistudium, denn das Volkstheater war ein professionelles Unternehmen. Und Regie beileibe nicht das Wichtigste. Das Theater wurde 1944 kaputt gebombt. Holesboer wurde in ein Ausweichquartier verlegt, in den ‘Silbersaal’ des Hotels ‘Bayerischer Hof’ am Promenadeplatz. Das Hotel war nur leicht beschädigt, der Saal konnte mit wenig Aufwand in ein richtiges Theater umgebaut werden. In diesen ersten Jahren nach dem Krieg konnte ein Intendant so ins Volle greifen wie ein Angler in einen Fischschwarm. In München waren hunderte namhafter Schauspieler gelandet, nach den NS-Verbotsjahren standen hunderte Erfolgsstücke aus England, Amerika, Frankreich und überall her zur Verfügung. Auch etliche deutsche Autoren, oft Remigranten, brachten Genußreiches mit sich. Das Staatsschauspiel begann in einem Behelfstheater mitten in der zerstörten Residenz derlei Neues und Klassiker zu spielen, wurde aber bald ausquartiert, als man nach der Währungsreform das einstige Cuvilliestheater wieder aufbaute. Volkstheater und Kammerspielen inzwisvhen fusioniert mit gemeinsamem Fundus, Verwaltung und Werkstätten hatten ihre große Zeit. Anno 1947 meldete sich Holsboer bei Olf und mir. Der Dauererfolg der Brummlfamilie hatte ihn die auf die Idee gebracht, diese zeitgemäß aktuellen Themen auf seine Bühne zu bringen und die Rundfunklieblinge auch optisch zu präsentieren. So kam es 1948 zu der Theater-Brummlg’schicht ‘Hypnose’, die es zu 43 Aufführungen brachte - die letzten nach der Währungsreform. Ab da hatte leider niemand Geld um Theaterkarten zu kaufen. Sonst hätten wir gewiß noch lange ausverkauft weitergespielt. Nun wurde ohnehin Vieles anders. Das Hotel kündigte, es brauchte seinen ‘Festsaal’ wieder selber. Das Volkstheater war heimatlos, wurde in geringem Umfang in die Kammerspiele einbezogen, verschwand aber bald aus deren Spielplan. Aus! Holsboer war nach so vielen aufregenden, bedrängenden und gegängelten Jahren vermutlich des Kämpfens mit Behörden müde und zog sich aufs Schauspielen zurück. Nun konnten wir ihn, den Allemannen auch einmal in der Rolle eines resoluten Schwaben im Radio-Brumml einsetzen - bei den Begebenheiten um eine berühmte Briefmarke: DER SCHWARZE EINSER 1840 gab man in England die ersten Briefmarken heraus. Sie waren eine ebenso praktische wie zwangsläufige Erfindung, denn wenn man schon der gesamten Menschheit das Lesen und Schreiben beibrachte, damit sie über lauter Zeug informiert werden, das sie weder betrifft noch im Grunde was angeht, über das sie sich bloß ärgern oder davor sich fürchten, und weil sie ihre Ängste, Ärger, Intrigen und Liebeserklärungen nun per Brief verschicken konnten, mußten Briefmarken her, für das gigantisch wachsende Postnetz in aller Welt. Da kam man mit persönlicher Zustellung per Postkutsche und bloßem Stempeln nicht mehr durch. Vor allem auch die armen Kinder mußten alle, alle, per Schulpflicht Lesen und Schönschreiben können, was Brieffreundschaften erzeugte, für die man Marken brauchte, die aber selten hielten. Die Freundschaften. Die Marken pappten zäh an Papier und Pergament. Das kreierte eine neue Gruppierung der Menschheit: Sammler und Normale. Der erste Markenmann in London würde sich gewiß wundern, wenn er hörte, daß es 1950 in den USA 27 Millionen Sammler gab. Davon 10 Millionen methodisch vertierte. Die restlichen 17 Mio. waren zufrieden, wenn die Wapperln schön bunt mit Bild waren. Die erste deutsche Briefmarke war schwarz und ohne Bild. Sie wurde 9 Jahre nach England 1849 ausgegeben. Und zwar in Bayern. Darum ist der nicht nur in Süddeutschland begierig gesammelte ‚Schwarze Einser‘ die erste, älteste deutsche Briefmarke. Glücklich, wer eine sein eigen nennt. Ihr Sammlerwert hat sich gewaltig gesteigert. Als es 10 Jahre nach den ersten Briefmarken auch in der übrigen Welt allmählich Marken gab, konnte, wer methodisch vorging, mit seiner kompletten Sammlung einen ganz schönen Stich machen. Marken sind wie Künstler. Fehlfarben, Fehldrucke, falsche Ränder, fehlende Zacken und all so was kann eine Marke berühmt machen. Auch bei Künstlern sind ja die größten Spinner die Berühmtesten weil sie Einzelexemplare sind, oder will jemand den van Gogh als normal bezeichnen? In der nächsten Folge haben wir wieder mal ein bissel Zeitkritik versucht, indem wir uns eine der ebenso erfolgreichen wie geschmacklich rücksichtslosen Geldquellen vornahmen: den deutschen Heimatfilm und Jene, die ihn machten. Wie aber kommen die Brummlleut in ein Filmatelier? Die nächste CD gibt darüber genaue Auskunft. ACHTUNG AUFNAHME – (18.3.51) 1951 gabs wieder mehr Kinos, und sie waren meist ausverkauft. Dieser Markt wurde für Hollywood interessant. Als gute Geschäftsleute planten sie voraus, indem sie uns neuere Filme schickten, die ihren Einfluß vorbereiteten, um bald in Europa wieder wertvolles Geld zu verdienen. Wir kriegten auch Filme zu sehen, die bei den Nazis verboten waren, weil Juden mitspielten oder Flüchtlinge aus Hitlers Einflußbereich sie gemacht hatten. Berühmte Werke, wie Disneys ersten abendfüllenden Trickfilm: ‘Schneewittchen’, von dem uns vielgereiste Ausländer vorgeschwärmt hatten. Nach der Währungsreform kam sogar der damals größte und erfolgreichste Film zu uns: ‘Vom Winde verweht’. Wir wurden verwöhnt. Unser Deutscher Film litt noch immer unter dem Aderlaß der Emigrationen. Auch wenn Käutner, Zerlett, Rabenalt und andere im 3. Reich Beachtliches drehten. Denen hatte der Propagandaminister Goebbels schlau befohlen: Keine politischen Filme. Komödien Tränenfilme, Liebesgeschichten! Das Volk soll sich im Kino amüsieren und rühren lassen. Drum spielten Zarah Leander, Marika Rökk oder wiener Komödien mit Moser und Hörbiger im besetzten Halbeuropa Riesensummen ein. Bur - Format und Weltgeltung etwa von Langs ‘Metropolis’ oder ‘Nibelungen’ gelang nie mehr, im ‘Tausendjährigen Reich’ das nach 12 Jahren hin war. Nun lernten wir in den verbotenen Filmen die Qualitätsunterschied zwischen Babelsberg und Hollywood kennen, samt für uns neuen Stars, Themen, Techniken und Macharten. Viele waren Farbfilme - für uns noch eine Seltenheit. Wir hatten in den unseligen 12 Jahren nur 4 hervorgebracht. Jedoch - im Schlepptau des Hollyoodvorbilds kam der deutsche Film wieder auf die Beine. Die ersten waren vornehmlich Bewältigungs- und Trümmerfilmen voll Horror. Die wurden Pleiten, samt ihren gut gemeinten, knirschenden Selbstanklagen (die auch von jenen verlangt wurden, die verzweifelt unter Krieg und Verfolgung gelitten hatten). Dann aber entdeckten produzieren wollende alte deutsche Filmhasen und Jungkarnickel, daß Heimatfilme aus der Heide und Silberwälden und Deppenkomödien aus Bayern das breite Publikum erfreuten!! Dem waren Qualität und Inhalt egal. Es wollte schöne Naturaufnahmen und beliebte Komiker sehen. Gab’s Sprachprobleme ließ man manchmal Norddeutsche in Seppltracht bayrisch sprechen und spielen. Der neue deutsche Film war ja fest in Händen der norddeutschen Tiefebene. Sowas sollte in unsere Brummlg’schicht durch den Kakao ziehen. Aber da gab’s einfach zu viele Angriffsflächen. Wir konnten nur ein paar der möglichen Glossen unterbringen. Unser Nachwuchsautor Walter Netzsch, Olf und ich einigten uns auf zwei davon. Einmal den Filmbetrieb mit den improvisiert wurschtelnden Aufnahmeleitern, den stolzen Regiecäsaren, dem Gebrüll und Durcheinander im Atelier, die Hupe, die Ruhe gebot, der Tonaufnahme, der immer als letzter drehfertig wurde, und ganze aufgeregte Heckmeck imitierter Tüchtigkeit. Das zweite wurde das Süd-Nord Gefälle an Humor, Lebensart und Ausdrucksweise. Ein Contra dem südschwedischen Überlegenheitsdünkel („Die ollen Bajan sin alle dof un primetiv“). Freilich hat der Autor Georg Lohmeier nicht Unrecht wenn er sagt: „Wir geben ja koa Ruah, eh net der letzte Neger im Afrika hint woaß, die größten Deppen auf dem Erdball san mir!“. Weil es die Fremden gar nichts angeht, wie wir eigentlich sind, kaspern wir ihnen Deppen vor. Das fördert den Fremdenverkehr, wenn sie dieses ihnen zutiefst unverständliche Volk als blöde klassifizieren. Akustisch und inhaltlich können sie uns nicht verstehen, weil wir seit über tausend Jahren oberdeutsch sprechen, eine einst reiche, zählebige Sprache, die ganz anders ist, als ihr niederdeutsch. Das Hochdeutsch, auf das sie so stolz sind, weil sie es für vornehm halten, wurde erst um 1770 eingeführt. Weil die Deutsche einander nicht ohne Dolmetscher verständigen konnten beschlossen die Regierenden, von den deutschen Mundarten (wie Plattdeutsch, Holländisch, Schwyzerdütsch und die nordischen Sprachen) das Meißnische, das als das zierlichste Deutsch galt verbindlich auszuwählen. Quasi als ’Esperanto der deutschen Stämme’. Bajuwaren und Allemannen machten nicht mit. Preußen, vor allem sein Militär, machte es zu einer Art gebellter Stummelsprache. Geschäftsleute, Höhergestellte und auch der Alltag mußte nun, weil die gültigen Ausdrücke jedes Stammes wegfielen, alles durch umständliche Umschreibungen wortreich kompensieren. So entstand das bekannte norddeutsche Gelaber. Weil Nördlinge genetisch einen Hang zu ausführlicher Mitteilung haben, sprechen die stets ihren ganze Denkvorgang mit. Der Bayer hingegen gibt nur das Ergebnis bekannt. Weil sich auch norddeutsche Schauspieler über die falsche Volkstümelei lustig machten, sagten mir zwei norddeutsche Stars von damals sofort zu. Erik Ode der geschätzter Regisseur bei Bühne und Film und ein bekannter Darsteller ernster und heiterer Rollen, der später als erster ‚Kommissar‘ der Fernsehserie berühmt wurde - als Vorläufer von Derrick Horst Tappert. Ode parodierte den Aufnahmeleiter Knalle. Der zweite Star war Axel von Ambesser, bekannt und beliebt als Darsteller, Regisseur, Autor und amüsanter gescheiter Unterhalter. Er glossierte mit humorvollem Ingrimm den Platzhirschen im Filmatelier, einen Filmregisseur. Film war damals noch eine ferne Traumwelt. Einen Darsteller leibhaftig zu sehen eine Rarität, Es gab so wenige. Gingen, oder drehten sie irgendwo außerhalb der Ateliers auf einer Straße, gab es sofort einen Menschenauflauf. Heute schaut kein Aas mehr beim Drehen zu. Die meisten Schauspieler kennt oder erkennt man gar nicht. Es sind so viele im Fernsehen, und viele sehen einander auch noch ähnlich. Angesichts der Schauspielerinflation klagte der Mime und Regisseur Fritz Kortner ironisch: „Wir können kein Dienstmädchen kriegen - die sind jetzt alle beim Film“. Nun waren sogar bayerische Darsteller gefragt, obwohl andre deutsche Stämme zwar die weißblaue Landschaft und die Trachten und das Oktoberfest und die Gaudi mögen, nicht aber die Einheimischen stören. Die ‘Geiselgasteiger Romanze’ beendete 1952 meine Brumml-Serie. Warum? Weil die Deutschen Sender in ein leicht hektisches personelles Durcheinander gerieten, als sie das Fernsehen vorbereiten mußten. Ich wurde vom Hörfunk weg versetzt, und mit der Leitung der neuen Fernsehunterhaltung betraut. Beim Versuchsbetrieb und im neuen Studio in Freimann fand ich eine ganze Reihe Funkkollegen vor. Uns alle nahm die neue Aufgabe so gefangen, daß für die Brummls keine Zeit mehr blieb. Eigentlich schade, daß nie ein wirklicher Film mit ihnen gedreht wurde. So gibt’s leider kein optisches Dokument vom Brumml Ensemble, das jahrelang so vielen Leuten nur akustisch Spaß machen konnte. Die hätten Sie sehen sollen - ! Da war‘s eine doppelte Gaudi - und so wollen wir auch die Veröffentlichung auf CD beschließen. - Es gibt zwar noch zwei Einzelsendungen von 1954 und 55, aber die sind bereits mit neuen Figuren und Besetzungen vermischt. Ich hatte die Leitung meinem Freund Olf Fischer übereignet, der das Ganze erweitern und zur ‚Pension Fortuna‘ aufmöbeln wollte. Bald stöhnten er und die Darsteller über zu viele andere Verpflichtungen und Termine. Der Entschluß wurde in alle Stille gefaßt: ”Die Reihe wird nach 5 Jahren endgültig eingestellt. Es ist genug”. 5 Jahre lang, hat sie vielen Zuhörern Freude gemacht. Ich hoffe, Ihnen nach über 50 Jahren auch noch.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
HISTORIE - was tat sich 1948 so in der Welt? Mehr als 2 Millionen Kriegsgefangene dr UdSSR kommen zurück - Immer schärfere Abgrenzung der Ostzone gegen Restdeutschland - Frankreich führt im Saarland die französische Währung ein. Französisches Militär besetzt die bestreikten Saal-Kohlengruben - - - Israel als jüdischer Staat in Palästina gegründet. Israeli schlagen arabische Angriffe zurück. - USA: General Eisenhower Präsident - - - Indien: Mahatma Gandhi ermordet. - Literatur-Nobelpreis an T.S. Eliot - Brecht schrieb ‘Puntila’, Mailer ‘Die Nackten und die Toten’, Sartre ‘Die schmutzigen Hände’ - - Alfred Kerr, Egon Erwin Kisch, Emil Ludwig starben - - Balanchine gründet das New York City Ballett - Egk: Circe (Oper) - - Cole Porter: Kiss me, Kate - Stalin verurteilt Schostakowich, Prokofjew, Kataschturian und andere russische Komponisten als ‘volksfremd’ - - Franz Lehàr, Richard Tauber, Ermano Wolf-Ferrari starben - - Le Corbusier:errichtet erste Glasbauhäuser - - Langspielplatte in BRD eingeführt - - Erste Holografie-Versuche - - Wiener:Kybernetik - - erste Rheumaheilungen durch Cortison - Streoptomyzin gegen Hirnhautentzündung Tuberkulose, Aureomyzin isoliert - - Porsche konstruiert den ersten ‘Porsche 356’ - - - Luftbrücke nach Berlin, Rekord 896 Flüge brachten 7000 Tonnen - Währungsreform: 10 Reichsmark = 1 DM West = 5 DM Ost. - westliche Aktien Gesellschaften stellen ihr Kapital 1: 1 um. - Ostzone: Erste HO-Läden - - USA Marshallplan. Hilfe für 16 Länder in Europa. 1000 Millionen Dollar, für die BRD, für England 4450 - - Pläne für Atomkraftwerke - Uran aus Belgisch Kongo - Olympiade in London mit ca. 5000 Sportlern - Rasche Ausbreitung UKW Funk.- USA: Fernsehgeräte von 200.000 auf 750.00. gestiegen. Ein ruhiges Jahr. In der BRD war zunächst noch gelähmt durch den allgemeinen Geldmangel. Es gab so vieles wieder, aber wer konnte es kaufen? Nach der Währungsreform verdorrte bald etwas Wertvolles: viel menschlicher Kontakt, das nahe Zusammenleben mit Freunden. Die verliefen sich und tauchten unter, weil Keiner mehr Zeit genug für den Anderen hatte Jeder hatte eigene Sorgen und mußte seinem beruflichen Fortkommen nachjagen. Ohne Geld gilst nix in der Welt. 16. FLECKERLTEPPICH – (19.2.50) Nach Jahren der Gestaltung populärer Sendungen für breite Schichten hatte ich Lust, mal was ganz Anderes, albern Ironisches zu machen: so eine Art Studentenulk voll Unernst, Kalauer und blühendem Blödsinn. Von politischen Witzen hatten die Leute nach Jahrzehnten genug, man erzählte rundum lieber ‘schwarzen Humor’ und Unlogik. Mir gefiel das. Ich dachte mir dazu eine Form aus, in der eine oder zwei Geschichten in kleinen Portionen über die ganze Sendung verteilt. immer an spannenden Stellen mit ‘Fortsetzung folgt’ unterbrochen wurden. Und die Schlußpointe war oft nur ein Klacks, ein Kalauer als bewußte Enttäuschung. So sie nicht erst in der nächsten oder einer viel späteren Sendung drankam (‘SchoHo’? Erinnern Sie sich?) Im Dreiergespräch präsentierte Annette von Aretin, als das ‘Ännchen von Kalau’ die Gaudi, ich verteidigte sie, und Friedrich Sauer litt wütend als ‘saurer Kollege’ und Normalhörer an dem Unfug. Dieses Verfahren und diese Gaudi-Inhalte erfordern ein spezielles Humorverständnis. Das war und ist selten. Das Gros der Hörer lief Proteststürme gegen den ‘Fle-Te’, die Presse fetzte gegen uns, und der Münchner Stadtrat und der Rundfunkrat verdammten uns in öffentlichen Sitzungen. Und hielten, wie viele Empörte, dem ‘Fle-Te’ die ‘Brummlg’schichten’ als Muster vor: ”Sowas wollen wir hören!”. Wußte denn wirklich niemand, daß Beides von mir stammte? Daß ich sozusagen ‚in vorauseilendem Gehorsam‘ mir an allen beiden Typen ein Beispiel genommen hatte. Daß ich populär und ebenso intellektuell erfreuen wollte? Die Brummlg’schicht “Fleckerlteppich” entstand erst, nachdem die Gegner gesiegt hatten. Intendant Rudolf von Scholz hatte nämlich den mit ihm befreundeten Schriftsteller Rudolf Schneider-Schelde als Programmdirektor engagiert. So originell und nett der sein konnte, auf diesem Posten verfiel er in Cäsarenwahn. Redete überall per Erlaß auch erfahrenen Programmachern nach undurchschaubarem Gutdünken mit Geboten oder Verboten drein. Die Gegängelten schüttelten nur stumm die Köpfe, weil sie den allseits verehrten Intendanten nicht durch Protest kränken wollten. Ausserdem ahnten sie aus Erfahrung: der Neue hält sich nicht lang. So war’s auch. Neben viel anderem Unsinn redete er mir in die Brummlmusik, Folge 12 drein, und verbot den Fle-Te per Hausnotiz: ” Für sowas hab ich künftig kein Geld mehr” – als ob es sein Geld wäre. Als er sich bald darauf kritisch-polemisch gegen seinen Freund Scholz wendete, flog er fristlos.Weg war er, und ich produzierte ihm zum Abschied voll Vergnügen Valentine Volkmers Entwurf, die Konfrontation Fle-Te und Brumml. VALENTINE VOLKMER, Schauspielerin, verfolgte amüsiert das Duell ‚Brumml contra Flete‘ in den Zeitungen und der Öffentlichkeit und dachte sich eine Glosse dazu aus. Arbeitete sie, assistiert von ihrem Onkel, einem versierten Journalisten, zur Story aus, und schickte sie mir per Post. Ich bekam damals oft von mit unbekannten Hörern Brumml-Vorschläge., nur waren die meist besser gemeint als gemacht, denn Stücke schreiben ist schwierig. Dies aber las ich mit wachsendem Vergnügen. Es war so pointiert und ironisch, daß die Dialoge auch meinem kritischen Brumml-Quartett gefallen würden. Ich glättete und ergänzte vergnügt noch einiges daran zur Endfassung und genoß dabei abermals die Arbeit eines Profis mit Theatererfahrung. Musikalisch umrahmen mußte natürlich der ‚Hunde-Schlager‘, der am Ende immer wieder von vorn anfängt, wie man auf der Kassette hören kann. Den hatte mein Bruder Rolf im Flete in allerlei Gaudi-Variationen verwurstet, Als Lied für Kinderchor, Operettenduett, Streichquartett, Jazz für Big band, und beim Fleteverbot zum Schluß sogar sogar als Richard Wagner’schen Trauermarsch. Den mußten mir die Joseinders mit neuen Liedertexten singen. Gereimt von einem Großmeister des Unernsts, dem alten Rundfunk-Profi mit dem Pseudonym Fagerna. Mein Darsteller waren zufrieden, denn das Stück spielte sich wie Butter. Da gabs keine langen Debatten über Formulierungen. Als ich Valentine Volkmer ins Funkhaus einlud, erschien eine schüchterne, hübsche Blondine, die seit Kriegsende viel Pech hatte. Ihr Ehemann war in Gefangenschaft, sie fand an den wenigen Theatern kein Engagement und mußte doch, seit es die D-Mark gab, sich ihr Leben verdienen. Da war sie glücklich, daß ich ihr Skript honorieren konnte. Sie blieb dem Funk in den nächsten Jahren mit Vorschlägen verbunden. Zum beiderseitigen Vorteil. Ich realisierte ihren nächsten Brummlentwurf ‚Kommt ein Inspektor‘ und nahm zwei Hörspiele von ihr auf. Als ihr Ehemann aus der Gefangenschaft kam, riß der Kontakt ab. Ich hab später nichts mehr von ihr gehört und leider auch keine neuen Vorschläge mehr bekommen. Übrigens - schon nach einem knappen Jahr meinte die Direktion, ich solle den Fle-Te wieder aufnehmen. Ich tat’s, aber leider - wie man so sagt - ‚der Zucker war ab‘. Er war irreparabel geschädigt, denn er hatte Aktualität und Biß verloren. Man kann eben eine unterbrochene Reihe nicht mehr lebfrisch machen. Gar, wenn sie nur noch gelegentlich ins Programm kommt. DAS WELLENFIEBER (Erstsendung 7.5.50) Im Funk und bei seinen verwirrten Hörern war ein Wellenfieber ausgebrochen, eine Art Panik. – Wie sich das äußerte? Nun - Manche Rundfunmkwellen haben nur kurze, und andere große Reichweiten. Daß zum Beispiel München jahrzehntelang auf Mittelwelle 405 Meter in ganz Europa, bis Nordafrika zu hören war, ärgerte die Siegermächte. Sie nahmen uns in Kopenhagen auf einer Wellenkonferenz mit Neutralen und Unbeteiligten einfach die guten Frequenzen weg. Unserem zerbombten Land - dem Radio d a s Informations- und Unterhaltungsmedium war, weil die meisten Theater und Kinos noch immer in Trümmern lagen und die Zeitungen infolge Papiermangels dünn waren. Nun auch noch ein kratziger und störanfälliger Radioempfang? – das ärgerte uns. Der gutmütige Komponist und Schriftsteller Ludwig Kusche, ein Urgestein unter Münchens Rundfunkkünstlern, verfaßte vor Zorn sogar eine groteske Brummlg’schicht. Man wußte damals noch nicht, daß unsere Ingenieure schon an einer Wunderwelle arbeiteten, die uns aus dem Schlamassel helfen konnte: dem Ultra-Kurz-Wellen-Bereich, der kaum störungsanfällig und ungeahnt leistungsfähig war. Hatten Mittelwellen trotz riesiger stromfressender Sendeturmanlagen nie leise Töne eines Orchesters oder Geräusche in einem Hörspiel klar übertragen können. UKW Sender konnten es, wie heute Jeder weiß. Ihr einziger Nachteil war, daß sie nur in Sichtweite senden konnten, weil die UK-Wellen sich, wie das Licht, stangengrad verbreiten und nicht über Berge kriechen können. Dem begegneten die Techniker, indem sie mehrere kleine Sendeanlagen auf Berggipfeln für das selbe Programm aufstellten. UKW Sender paßten in zimmergroße Räume und waren viel billiger als Großanlagen. Der Welt erster UKW Rundfunksender und nahm in München Ende Februar 49 den Betrieb auf. Damit begann eine neue Radio-Epoche. Heute sendet alle Welt auf UKW. Die Radioindustrie erwachte jäh, und baute neue Empfänger, die nun ‚Reciever‘ hießen. UKW ermöglichte Neues, wie Stereo, Spartenprogramme, Autoradios, etc. und förderte das Fernsehen. Lauter Fortschritte, nur weil man uns die Mittelwelle nahm. Es hat eben alles auch sein Gutes. LUDWIG KUSCHE - Über die ersten Tage dieser technischen Revolution schrieb der Komponist Ludwig Kusche grimmig eine Brummlg’schicht. Unter Pseudonym, weil sowas nichts mit seinem Musiker-Beruf zu tun hatte. Er kannte die Brumml-Darsteller und den Stil aus leidvoller Erfahrung, er saß ja bei 43 Vorstellungen des Brumml-Theaterstücks ‘Hypnose‘ im Volkstheater am Klavier. Es ist nervtötend für einen Musiker, den ganzen Abend da zu hocken und immer wieder die gleichen Pointen anhören zu müssen, nur um ein paar Szenenübergänge zu spielen. Trotzdem war es gut, daß er das kannte. Über unser beider Verehrung für Richard Strauss kamen wir einander nahe. Auf der Omnibusfahrt zu einem Brumml-Gastspiel in Garmisch saß ich hinter ihm und summte bei der Ankunft ein Thema aus der damals noch selten gespielten ‚Alpensinfonie‘ Da riß es ihn herum: Wer summt das? Dieser Unterhaltungsheini? Wieso der? Sein Weltbild wackelte, wir begannen ein Gespräch und beendeten es als gleichgesinnte Freunde. Als der stolze Programmdirektor bei Folge 12, der Goethefeier, meinte, Mozart gegen uns Banausen schützen zu müssen, (er ahnte nicht mal, daß es das Menuett nicht von Mozart sondern von von Boccherini war) und Neukomposition befahl, bat ich Kusche, stilistisch kontrastierende neue Nummern zu schreiben, die des Direktors Befehl dezent derbleckten, Er tat es gern. Daß die Internationale Kopenhagener Wellenkonferenz den Deutschen alle guten Mittwellen nahm, ärgerte den Rundfunkpionier Kusche sehr. Er gehörte seit den Anfangstagen anno 1927 zu den Rundfunkstars der ‚Deutschen Stunde in Bayern‘ und war als Komponist und Pianist ein Liebling des Publikums. Ärger gebiert Rachegelüste, Rache ist süß, und Künstlerrache findet am treffendsten in Werken statt. Hat er Humor, sogar in gaudigen, ironischen Kusche. Er war des Wortes mächtig. Er schrieb im Lauf dieser Jahre 100 Folgen seiner Reihe ‚Musikaleum‘, die ich mit Annette von Aretin, Fritz Wilm Wallenborn und mir als Trialog-Terzett realisierte. Dartin machten wir mit Kusches Worten den Hörern die klassische Musik schmackhaft. Später habe ich noch 28 Sendungen im Fernsehen unter diesem Titel mit solchen Inhalten gemacht, bei denen er, den man bald den ‘Musikprofessor‘ nannte, selber im Bild mitwirkte. Zusammen mit Prof. Hans Gebhart, und nach dessen Tod dem Schriftsteller Hugo Hartung (der u.a.‚ ‘Ich denke oft an Piroska‘ und ‘Wir Wunderkinder‘ schrieb) Der dritte, Kurt Wilhelm, also ich, war Kusche durch gemeinsame Arbeiten und jahrelange Freundschaft über zwei Jahrzehnte eng verbunden. Sein Wissen um alle Themen der Musik schlug sich auch in über 20 amüsanten Büchern nieder, die er zu Lebzeiten veröffentlichte. Sie trugen dazu bei, ihn weiten Kreisen, auch Fernseh-Verächtern zum Begriff zu machen. Er war Jahrgang 1901, und starb 1983. Ein von Humor und Musik erfülltes, für alle Freunde amüsantes Leben war zu Ende.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm errinert sich: Folge 6: Die Faschingsnacht Ende Januar '48 konnten Lang und Gallauner zeigen, daß sie das Schwerste, was einem Schauspieler abverlangt werden kann, meisterhaft beherrschten, nämlich glaubhaft Betrunkene zu spielen. Zenzi will diesmal Schauspielerin werden. Sie besteht darauf, Herrn Brumml die 'Jungfrau von Orleans' vorzusprechen. Olf hatte dabei eine erfolgreiche Szene der Gallauner aus dem 'Bunten Würfel' in kleinen Teilen übernommen. Auch das abschließende Chanson ''Es wär so schön, wenn i schön wär" von Fred Rauch war dort eine ihrer Erfolgsnummern gewesen. Das Publikum, darunter abermals Oberbürgermeister Scharnagl, waren bei den Aufnahmen höchst amüsiert. In der musikalischen Umrahmung kam diesmal als besondere Musikgaudi Glenn Millers 'In the mood', sowie 'Cocktails for two' als Imitation des Grotesk-Orchesters von Spike Jones dran. Natürlich mit bayrischem Text. Gesungen von den Isarspatzen. Von nun an kam zu denen in jeder Folge noch ein damals bekannter, prominenter Gesangssolist. Zunächst Lieselotte Hösel, dann die King-Kols. Später Gitta Lind u.a. Folge 7: Der Mord Wurmdoblers penetrantes Werben um die Zenzi war inzwischen ein ständiger Handlungsbestandteil geworden. Er wollte sie ums Verrecken heiraten, sie aber nicht ihn. Nicht dass sie ihn nicht mochte, sie zierte sich nur und änderte ständig ihre Meinung. Anlass für viele grotesk motivierte, verzinkte weitere Heiratsversuche des Wurmdobler Tonerl. Einen ersten Höhepunkt des Dauerwerbens brachte Folge No. 7, 'Der Mord, ein trauriges Drama'. Die Zenzi ist hier ganz besonders beeinflussbar für mystische Hintergründe und Ereignisse, weil sie grad dem Kartenlegen frönt. Der Amischlager auf bayrisch war 'Shorty George' aus dem Rita-Hayworth-Film 'Es tanzt die Göttin'. Gesangssolistin war abermals Liselotte Hösel. Buch und Theater: Schon zur Zeit der Folge 6, Anfang Februar 1948 hatten die 'Brummlg'schichten' bereits eine solche Popularität erlangt, daß Verlage mir vorschlugen, ein 'Brumml-Buch' mit Anmerkungen zur Serie und Texten der Folgen herauszubringen. Während ich daran schrieb machte uns der Intendant des Münchner Volkstheaters, Willem Holsboer, das ehrenvolle und seriöse Angebot, ein Brumml-Bühnenstück für sein Haus zu verfassen. Er spielte nach der Zerstörung seines Urtheaters nahe der Sonnenstraße nun im Silbersaal des Hotels 'Bayrischer Hof' und war den Münchner Kammerspielen assoziiert. Wir freuten uns sehr - nur, welche Geschichte sollten wir spielen? Unsere bisherigen waren ja reine Hörshows von 1 bis 1 1/4 Stunden, ohne Dekors und optische Bühnenwirkungen. Olf beschloß daher, ein neues, abendfüllendes Brumml-Theaterstück zu schreiben, das dann wirklich um die Zeit der Währungsreform herum unter dem Titel 'Hypnose' monatelang 1948/49 gespielt wurde. Leider gibt es davon nicht mal ein Tondokument. DIE BRUMML-STARS: RUDOLF VOGEL Der Sohn des berühmten Insel-Verlag-Gründers Alfred Heymel, geboren in Planegg, wurde mit 19 Jahren der schlechteste Bankkaufmann aller Zeiten. Er spekulierte, lumpte die Nächte durch, kam morgens beschwingt im Frack in die Bank, und nahm alles als Jux. In der Inflationszeit war das ja egal. Nach der Währungsreform 1924 aber prüfte man seine Bücher. Da stimmte nicht eine Zahl. Raus mit ihm! Er bewarb sich als Schauspieler, obwohl ihm alle abrieten. Hatte am Staatstheater Debut in einer kleine Rolle, gemeinsam mit zwei jungen Burschen namens Heinz Rühmann und Paul Verhoeven. Wurde engagiert, aber vom nächsten Intendanten sofort entlassen. Er fand ein neues Engagement in Hof, wo man den 25-jährigen den Greis Attinghausen im 'Tell' spielen ließ, und in 'Hamlet' gleich drei Rollen: Geist und 1. Totengräber und den 1. Schauspieler. Die Theaterfriseure jammerten: für so einen Eierkopf hätten sie keine Perücken. Nach Jahren als nächste Station: Die Bayerische Landesbühne. 120 Mark Monatsgage, Verpflichtung 'alles' zu spielen und als Reiseleiter zu fungieren. Dabei schuf er ein solches Chaos, dass man ihn bloß noch spielen ließ. Nach drei turbulenten Jahren kam er wieder ans Staatstheater München. Ein Kritiker schrieb: "Da stelzte so ein lächerlicher Provinzvogel auf der Bühne herum. Er glich eher einem Irren als einem Schauspieler", und nach der nächsten Rolle: "Nie wieder werde ich einen guten Schauspieler nach einer schlechten Regie beurteilen". Als ich ihn nach dem Krieg kennenlernte, war er am Staatstheater der Mann für alles, die 'Grande Utilité'. für Klassiker, Moderne, Bayrisches, in Hauptrollen, Nebenrollen, Kurzauftritten, Klamotten und Charakterstudien. Er gehörte zu München, man kannte ihn. Als er mal nach einem Konzert auf Hans Hotter inmitten von Fans des Sängers wartete, hörte er Zwei sagen: "Ob der Hotter noch kommt?" - "Weiß net. Aber da hinten steht der Vogel. Schau Dir den derweil an". In Brumml-Folge 1 beging ich einen schlimmen Anfängerfehler. Ich besetzte ihn mit der Rolle des Friseurs. Den Wurmdobler gab ich einem anderen Schauspieler, wegen dessen halsigen Stimme. Er hatte zwar wenig Humor, aber ich dachte, die Rolle (die ich immerhin selber geschrieben hatte) erfordere keinen. Den Friseur schickte mir der Rudi beleidigt tobend, wie nur er toben konnte, zurück und hieß mich einen krummen Hund, der nichts vom Besetzen versteht. Der Wurmdobler sei seine Rolle! Ich verstand damals wirklich zu wenig und erkannte die Möglichkeiten der Wurmdobler-Figur nicht. Als Vogel daraus eine Institution an Seltsamkeit und Zeitsatire machte, hatte ich Entscheidendes gelernt. Er machte den Wurmdobler zur überall populären Figur. "Grüß Sie der Himmel, Herr Brimmel" wurde zum geflügelten Wort, das mir sogar 30 Jahre später noch entgegen scholl, als ich in Sydney/Australien ein deutsches Büro betrat. Der Gräfelfinger Lando Lotter konnte noch ganze Brumml-Dialogtrümmer auswendig. Dem Rudi wurde die Figur zum Albdruck. Alle grinsten ihn an, mit "Jö, der Wurmdobler". Da tobte er: "Mein Name ist Vogel! Rudolf Vogel! Ich bin Schauspieler, und der bläde Wurmdobler ist eine Rolle, sonst nix!" und gab den Leuten klagbare Namen. Sein Waterloo erlebte er, als er harmlos aufs Oktoberfest ging, und flüchten mußte, weil eine lachende, grölende Menschentraube ihn verfolgte. Er hat noch viele Rollen gespielt und in vielen Filmen mitgewirkt und wurde immer prominenter. Das Etikett Wurmdobler wurde er nie mehr ganz los. Diesen Namen hatte ich übrigens einem Orchestermusiker des Funks entlehnt. Der Arme hatte daraufhin ebenfalls viel zu leiden.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm erinnert sich: FOLGE 12: DEVISEN - (3.7.1949) hatte wieder Olf Fischer nach einer uns eingesandten Grundidee geschrieben. Wenn auch ein Jahr nach der Währungsreform und der wirtschaftlichen Blüte dank der D-Mark nahezu alle staatlichen Beschränkungen des Wirtschaftslebens weggefallen waren, eine wichtige hatte der Alliierte Kontrollrat beibehalten: kein Deutscher durfte ausländisches Geld besitzen. Mit Devisen erwischt zu werden, bedeutete harte Strafen. Für Wurmdobler und seine Schwarzhändlerfreunde von einst ein letztes buen retiro für illegale Geschäfte, die ohne Arbeit was abwarfen. Die Zenzi ist wieder da und steht im Mittelpunkt. Zwielichtige Typen werden gesprochen von Fritz Benscher, dem Balten Walter Hilbring und Bum Krüger, der schon in vielen Rollen dabei war. Ebenso wie die beiden Vertreter des Gesetzes, Albert Spenger und Otto Storr. Große Lacher mit ein paar Sätzen erntet ein Lausbubendarsteller namens Walter Koch, später ein seriöser Mitarbeiter im Bayerischen Fernsehen. Musikalisch wurden 'Managua Nicaragua', aus einem Judy-Garland-Film mit bayrischem Text, und der Superschlager dieser Jahre, die 'Caprifischer' durch Rolf Wilhelm verwurstet und von den Isarspatzen interpretiert. DIE BRUMMLSTARS 4. MARIA STADLER Ihre Rolle war die vergleichsweise undankbarste im Brumml-Quartett. Sie war die Bißgurrn, das Hauskreuz, der Auslöser für viele Pointen, die Xaver Brumml sprechen durfte, oder die Zenzi, oder der Wurmdobler. Nur ganz selten sie. Das ist halt so in der Dramatik. Einer muss die Wurzen sein. Maria Stadler hat sich 11 Folgen lang nobel aus der Bredouille gezogen und das Undankbare mit dankenswerter Geduld und Entsagung mit Leben erfüllt. Eine rasse Münchnerin, scharfzüngig, resolut, aber nie ohne Herz. Die gebürtige Schwabinger Architektentochter wollte früh zur Bühne, aber die Eltern sagten "Nein"! Nach internen Kämpfen trat sie unter dem Pseudonym Ria Steinhagen der 'Bayrischen Landesbühne' bei, spielte sich frei, und hatte erste Erfolge. Als Mama sie in einer Strindbergrolle sah, durfte aus der Steinhagen wieder die Maria Stadler werden, die erfolgreich nach Bonn, Würzburg und Köln engagiert wurde. Das Schicksal ereilte sie in Gestalt einer Ehe und dem mehrjährigen Verzicht auf alle Kunst, mit Ausnahme einiger kleinerer Filmrollen bei der 'Bavaria'. 1946 kehrte sie jedoch in den Beruf zurück, spielte Theater, sprach im Funk und filmte. Bald wurde sie 11 Folgen lang zur 'Resi Brumml' mit der scharfen Zunge, und darüber hinaus eine viel beschäftigte Schauspielerin bis zu ihrem Ende. Mitte Juli gab es einen aktuellen Anlaß, den auch die Familie Brumml würdigen mußte. Jedenfalls nach Ansicht der kulturell hochstehenden Zenzi: Goethe's 200. Geburtstag. FOLGE 13: DIE GOETHEFEIER - (24.7.1949) Hans Fitz, der Stammvater kommender Künstlergenerationen (Walter, Gerd, Veronika, Lisa, Michael, Ilse, usw.) Bänkelsänger, Volksschauspieler, Stücke- und Filmautor brachte mir die Idee und erste Entwürfe. Wir führten das Skript gemeinsam aus. Fred Rauch schrieb moderne bayrische Texte auf klassische Melodien, die die schöne Gitta Lind mit den Isarspatzen sang. Das vermasselte uns der neue Programmdirektor Schneider-Schelde leider zum Großteil, indem er verbot 'Mozart zu verunstalten'. (Dabei war die Musik von Boccherini, aber das war ihm egal). Was sollten wir gegen seinen Befehl machen? Ludwig Kusche mußte uns eine stilistische gänzlich andere, bewusst etwas verschroben listige Musik auf die Rauch-Texte komponieren. Und die Boccherini-Aufnahmen wurden gelöscht. Eine bemerkenswerte Darstellung lieferte uns der ausgezeichnet französisch sprechende Otto Brüggemann von den Kammerspielen. Sein Dialog war ausschließlich in französisch. Nur selten radebrechte er ein deutsches Wort. Das aber derart perfekt, daß man ihn für einen Franzmann hätte halten können. Daraus ergab sich eine etwas ungewöhnliche Form von Komik, weil man Vieles, auch wenn man Französisch nicht verstand, aus Einzelwörtern erraten, und Spaß an den grotesken Brumml'schen Übersetzungsversuchen haben konnte. DIE NEUE FRAU BRUMML - Von der Folge "Devisen" an gab's eine grundlegenden Änderung im Ensemble. Liesl Karlstadt löste für den Rest der Serie Maria Stadler als Frau Brumml ab. Maria Stadler hatte sich nicht, wie die anderen Brummlstars, zur Eigenart entwickeln können. Sie war vom Stimmtyp zu wenig herzlich (so gutmütig sie privat war) und sie immer nur als Zankeisen einzusetzen, das den Pantoffelhelden Xaver beherrscht, war für unsere Geschichten auf die Dauer zu wenig ergiebig. Liesl Karlstadt's gutmütige Herzlichkeit, aber auch ihre Vernunft waren den Zuhörern leichter zu vermitteln. Ich hatte mich lange nicht getraut sie zu fragen, ob sie die Rolle annähme. Sie war für mich und das Publikum quasi ein alleiniges Eigentum von Valentin. Daß sie eine Berufs-schauspielerin war und von Engagements lebte, vergaß man immer wieder. Nach Valentins Tod, mit dem sie im letzten Jahrzehnt nur noch selten aufgetreten war, spielte sie nun Theater ('Arsen und Spitzenhäubchen' in der 'Kleinen Komödie') und sagte gern Ja zu Hörfunkaufgaben. Auch zur Rolle der Frau Brumml. Durch ihre Persönlichkeit und ihren Ton verschoben sich die Gewichte. Es kam mehr Menschlichkeit, Intelligenz und eine gewisse frauliche überlegene Güte dem Xaver gegenüber in die Skripte. Rundum ein Gewinn. Ebenso wie die Mitwirkung zweier bekannt-beliebter Darsteller als Brumml-Gäste: Willy Reichert und Heinz Erhardt. Ihnen schrieben wir für "Alte Liebe" und "Das amerikanische Duell" Rollen, die zu ihrer Eigenart passten. OLF FISCHER - war inzwischen unser Brumml-Hauptautor. Unermüdlich im Finden von neuen Handlungsmöglich-keiten und Geschichten. Wir einigten uns stets rasch auf die Inhalte, die nächsten Varianten der Wurmdobler-Gaunerei und Zenzis neue Spinnereien. Dann schrieb er ein erstes Rohskript, aus dem ich dann typische Brumml-Dialoge entwickeln konnte. Seit ich im März 1948 erreicht hatte, daß ihn der BR fest anstellte, um mit uns beiden eine neue Abteilung "Bayrische Unterhaltung" zu gründen, saßen wir im Büro einander täglich gegenüber und konnten so den denkbar engsten Kontakt auf kürzestem Wege praktizieren. Das erleichterte und förderte die intensive Zusammenarbeit. Olf, Jahrgang 1917, hatte nach einer Ausbildung als technischer Kaufmann (was Solides, gell) seinen Wunschtraum verwirklicht. Er hatte Schauspielunterricht und Theaterpraxis absolviert ehe er für 6 Kriegsjahre beim Militär alle großen Feldzüge an der Front mitmachen mußte. 1945 wieder daheim in München, landete er zufällig an der ersten Kleinkunstbühne 'Der Bunte Würfel' im Kreise von Barbara Gallauner, u.a.m. Entwickelte sich dort zum Hausautor, schrieb Sketche und Chansons, conferierte, führte Regie und lernte durch die vielseitigen Tätigkeiten alle Anforderungen des nur scheinbar 'leichten' Genres gründlich kennen. Der Rundfunk begann sich für seine Arbeiten zu in-teressieren, er trat als Interpret eigener Texte im 'Zehnerl-kabarett' auf, und Wilhelm gab ihm Autorenaufträge. Über 20 Brummlg'schichten tragen nun seine Handschrift, und als Wilhelm 1953 zum Fernsehen wechselte, blieb er dem Hörfunk treu und avancierte zum Leiter der groß gewordenen Abteilungen 'Wort' und 'Volkstümliche Unterhaltung'. Sein Name wurde bald zu einem Markenzeichen des Sender
Aktualisiert: 2020-02-17
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm schreibt dazu: FOLGE 4: DAS WOHNUNGSAMT Zum Derblecken gab es vor und nach der Währungsreform genug. Die Wohnungsnot war noch groß, der Bauboom begann ja erst. Noch immer verwaltete ein überdimensioniertes Wohnungsamt zwangsweise und selbstherrlich den Mangel. Nicht immer mit korrekten Mitteln. Darauf zielte unsere Geschichte aus dem Jahr 1947. Olf schrieb darin für die Zenzi und Brumml schöne Gaudiszenen, in denen durch Brumml's Wortwahl die Mitgliedschaft in Vereinen derbleckt wird, die nach den Erfahrungen in der Nazizeit sehr peinlich werden konnte. Das ergab schöne Anspielungen und Pointen. Die Zenzi ist erstmals als liebenswert bemühte Ahnungslose durchgezeichnet, die hilflos und leicht zu beleidigen alles durcheinander bringt - eine Figur zum Gernhaben. FOLGE 5, 'DIE WEIHNACHTSGANS' stammte vornehmlich von Olf Fischer. Handlung und Voraussetzungen sind ein wahres Abbild dieser Monate im Jahr des Mangels, 1947. So war es! (wenn auch selten so lustig) Die Proben waren mühevoll. Die Schauspieler konnten erst nach ihren Abendvorstellungen oder Weihnachtsfeiern nachts bis 12 Uhr da sein. Meist todmüde konnten manche sich keinen Text merken und sich nur schwer konzentrieren. Alle waren überfordert und unterernährt. Die Lebensmittelzuteilungen wurden immer minimaler und für den freien Markt hatte keiner Geld. Der Rudi wurde sogar einmal ohnmächtig vor Hunger. Die Aufnahmen vor Publikum konnten, als Höhepunkte der allgemeinen Strapazen, erst nach den Theatervorstellungen ab 22 Uhr 30 beginnen. Am 19. und 20. Dezember. Danach dauerte das Cuttern der beiden Versionen, das sich ohnedies immer bis 2 Uhr früh und länger hinzog, noch am 24. Dezember den Tag über. Ich kam erst um 1/2 8 zur Bescherung heim. Die Reaktion auf diese Folge war groß und so freundlich wie bisher noch nie. Damals gabs noch Fernempfang. Man hörte uns in halb Europa, und die Hörerpost bewies uns, wenn ein Erfolg übergroß war. Was hatte sich 1947 in der Welt getan? Der Staat Preußen wurde aufgelöst Wir mussten 20 Milliarden Reparationen zahlen Ostdeutschland separierte sich politisch Die Rumänen verjagten ihren König, der griechische (Paul I.) kämpfte gegen die Kommunistentruppen Stalin gab dem Westen Schuld an allem Die UN teilte Palästina, wodurch ein permanenter Krisenherd entstand Der Marshall-Plan begann Europa zu sanieren Die Kommunisten unter Mao eroberten China. Die Blockade Berlins durch die UdSSR, die USA versorgten per Luftbrücke. Literatur-Nobelpreis an André Gide. Camus veröffentlichte: 'Die Pest' Borchert: 'Draußen vor der Tür' Curt Goetz: 'Haus von Montevideo' Thomas Mann: 'Dr. Faustus', Priestley: 'Ein Inspektor kommt' Zuckmayer: 'Der Seelenbräu' Orff: 'Bernauerin' Prokofiew: 'Krieg und Frieden' Britten: 'Albert Herring' Einem: 'Dantons Tod' und Maria Callas beginnt ihre Karriere. Verstorben: Borchert, Fallada, Ricarda Huch, Pierre Bonnard, Alfredo Casella, Max Planck, Henry Ford. Auto Geschwindigkeitsrekord 630 km/h (Cobb) Thor Heyerdahl segelt von Peru nach Polynesien Düsenflug 1700 km/h. New-Look-Mode Moskau hat 4,3 Mio Einwohner USA erzeugt 9 Mio. kg Nylon. Und 'Brumml' hatte sich durchgesetzt. FOTO Stars DIE BRUMML-STARS 1. MICHL LANG - war 1947 noch weithin unbekannt, obwohl er seit 20 Jahren im 'Platzl' spielte. Dort stand er zu sehr im Schatten des berühmten Weiß Ferdl. Rudolf Vogel, der mit ihm als Kriegsgefangener in Italien im Lager Sketche gespielt hatte, redete mir zu: "Schau ihn Dir halt amal an!" Ich tat's. Und da traf, wie manchmal im Leben, alles zusammen. Ich suchte einen unbekannten Münchner Komödianten für meine Show, und er war der Richtige. Ich ging gleich in seine Garderobe, und lud ihn für den nächsten Tag ins Funkhaus zur Besprechung ein. Wartete lang, aber er kam nicht. Vogel rief an: "No, seid's Euch einig - Was, nicht gekommen! Einen Moment?", hängte ein und rief nach 3 Minuten wieder an. "Der Büffel hat's für an Scherz g'halten. Na, dem hab i was erzählt. Jetz is er unterwegs". Der Michl kam, legte seinen Hut auf meinen Schreibtisch und hörte zu, wie ich mir die Show vorstellte. Ich sah genau, er glaubte mir kein Wort. Er hielt's nach wie vor für eine Derbleckerei vom Rudi und mir. Als Mikrophontest besetzte ich ihn erst mal mit einer Hörspielrolle. Gemeinsam mit Rudi Vogel. Er war ausgezeichnet. Rudi grinste: "Was hab ich g'sagt?". Ich antwortete: "Aber er glaubt uns immer noch nichts". "Ein typischer Allgäuer Dickschädel". Allerdings - der Michl war aus Kempten und seine Muttersprache Allgäuerisch. Als Junger wußte er noch nichts vom Theater. Da war er ein Hüterbub, dann Schweizer in einer Käserei und schließlich selber ein guter Käser. Erst 1918 nach Krieg und Militär lernte er in München seinen Onkel kennen. Den berühmten Volkssänger Ehringer Sepp. Daraufhin wollte auch er zur Bühne. Begann in Reichenhall bei der Bauernbühne Meth. Als Requisiteur. Als da einmal ein Schauspieler krank wurde, meldete er sich, er sei studiert, durfte einspringen und war als Komiker so gut, daß sogar Direktor Meth lachte, was selten vorkam. Er wurde bald ein beliebter Schauspieler und durfte sogar Meths Rollen übernehmen. 1923 war Inflation. Alles ging Pleite. Michl verschlug's nach Düsseldorf. Er brachte sich als Kellner durch die Notzeit, heiratete, kam 1927 nach München als Komiker an's 'Platzl', und spielte dort bis 1944 jeden Abend (neben dem erdrückenden Weiß Ferdl). Im totalen Krieg musste auch er wieder einrücken und für den Endsieg kämpfen. 1945 dachte Rudi Vogel in besagtem Lager: "Ein bläder Bauernkomiker", und der Michl dachte: "So ein arroganter Staatstheaterpinsel". Bei gemeinsamen Auftritten in Sketchen kriegten sie Hochachtung voreinander und wurden Freunde. Ab 1946 war der Lang wieder am 'Platzl'. Ohne Weiß Ferdl hatte er nun Chancen, bemerkt zu werden. Zum Beispiel von mir.
Aktualisiert: 2020-02-17
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm erinnert sich: FOLGE 10: 'DER DOPPELGÄNGER' schrieb Olf Fischer als Weihnachts-'Sonderausgabe' 1948. Darin malt die Zenzi ein abstraktes Familienbild, und Brumml will seiner Frau durch Tauschgeschäfte einen neuen Pelzmantel schenken. So stand es im Skript, so haben wir's auch geprobt und aufgenommen. Nur ist da später was passiert. Als der 'Doppelgänger' wiederholt wurde, war's grad nicht Weihnachten, sondern mitten im Sommer, und jemand ganz Eifriger, ich weiß nicht wer, hat fast alles herausgeschnitten, was auf das Fest der Liebe Bezug hatte. Er hat die Geschichte weihnachtsfrei gemacht, und auch die Ausschnitte nicht separat aufgehoben, sondern weggeschmissen, weshalb die Urfassung nicht rekonstruierbar ist. Das ist schade, aber keine Katastrophe, es ist noch genug Gaudi drin. Zu wissen, dass eigentlich Weihnachten 1948 ist, bloß niemand darüber reden darf, genügt zum vollen Verständnis. Im Ensemble war der prächtige Volksschauspieler Wastl Witt als schimpfender Wirt des anrüchigen Schieberlokals 'Café Mimosa' und die damals erfolgreiche Schauspielerin Elfie Pertramer absolvierte ihre erste Funkrolle. Rudi Vogel hatte unter ihrer Spielfreude zu leiden. Als sie ihm in der Rolle einen Backenstreich geben musste, haute sie ihn derart aufs Ohr, dass er tagelang schlecht hörte, was er meisterlich kommentierte. Sie war eben von Anbeginn ein wuides G'wachs, ein unberechenbares Naturereignis. FOTO JOSINDERS - Musikalisch gab's wieder was Neues. Nach dem Männer-Gesangstrio hatte ich die Gründung eines Damenquartetts forciert. Annette von Aretin, Gundula Fuchsberger, Ilse Fitz und Josefine Wendland hatten mona-telang Arrangements geprobt, Stimmausbildung genossen, das Preisausschreiben einer Rundfunkzeitschrift bescherte ihnen den Namen 'Josinders'. Nun waren sie bereit zu einem Probestart. So sang diesmal eine Boy- und Girl-Gruppe, die neuen Isarspatzen und die Josinders getrennt und gemein-sam ironische Texte von Olf Fischer über das problema-tische Verhältnis Mann/Frau. Zur Musik von Werner Bochmann und Fred Sporer. Der Start gelang. DAS THEATERSTÜCK 'HYPNOSE' hatten Olf und ich im Juni 1948 fertig. Würde das Brummlquartett 4 Monate nach der Währungsreform Leute ins Theater locken? Ich begann Ende September mit den Proben. Mein Regieassistent war Rainer Wolffhard, später ein erfolgreicher Regisseur von Fernsehserien (Löwengrube). Mit der Musik von Werner Bochmann traten die Isarspatzen als antiker Chor kommentierend auf, und damit man das Antike merkt, trugen sie jeder eine Toga über der Lederhose, und sangen "Mir san der Chor - was hamma vor - ". Statt Tanzorchester gabs im Theater die damals noch üblichen zwei Klaviere mit Walter Popper, und dem Hauskomponisten des Volkstheaters, Ludwig Kusche. Wir lernten uns damals kennen und haben in den kommenden 20 Jahren gemeinsam 100 Sendungen 'Musikaleum' im Hörfunk und 28 im Fernsehen gemacht. Es waren volle Brummlwochen! Vierzehn Tage lang jeden Tag vormittags das Brummlstück im Theater und abends den Funk-Brumml Nummer 9 probieren. Kaum war der aufgenommen, hieß es Nummer 10 vorbereiten und überarbeiten, während das Stück im Theater lief. Es wurde ein, für alle Beteiligten und dem Theater wohltuender, Kassenerfolg. Seit Januar 1948 hatte ich am 'Brumml-Buch' geschrieben. Zwei Geschichten in Prosa, eine als Dialog. Sie waren schon fast historisch, seit das Geld wieder was Wert war und der Tauschhandel versiegte. Von der zahlreichen Verlagen, die noch zu Jahresbeginn interessiert waren, war nur der tapfere Heinich-Buchner-Verlag übrig. Frau Buchner wagte es, verlor aber den Kampf gegen den Papier- und Druckereienmangel. Das Buch war erst wenige Tage vor Weihnachten fertig, fiel damit als Geschenk zum Fest aus und verstaubte fortan in Lagerregalen als Opfer der Währungsreform. DAS JAHR 1949 begann mit einer Brummlkrise. Schuld war vermutlich der übliche Serieneffekt. Wird ein Darsteller durch eine Rolle besonders populär, muss er fürchten, künftig nur die und keine anderen Aufgaben mehr zu bekommen. Es war zu verstehen. Festgelegt zu sein auf Wurmdobler und Zenzi war nicht das Berufsziel der Kollegen. 1948 hatte es vier Hörfunkbrummls gegeben und 43 Vorstellung des Brumml-Theaterstücks 'Hypnose'. Das überstieg das Übliche. Die Gallauner schloß drum ein Zwei-Monats-Engagement fern von München ab, und erklärte, die Zenzi nicht weiter spielen zu wollen. Alle redeten ihr zu, nicht ganz auszusteigen, sondern nur mal für eine Folge, versprachen ihr, auch mal mit einem Kurzauftritt zufrieden zu sein, und jede neue Folge mit einem neuen lustigen Spleen voll Pointen für sie auszustatten. Wir trennten uns zunächst mit einem halben Kompromiss. Inzwischen war unser Publikum ungeduldig geworden, weil die letzte Folge schon 5 Monate zurück lag. Wir mußten eine neue senden, und wir fanden ein Thema: FOLGE 11: 'PORZELLANFIEBER' - (22.4.1949) - konnte ohne Zenzi auskommen. Es war ein umgearbeitetes Theaterstück von Martin Lankes, einem sympathischen und einfallsreichen Volksschriftsteller, der reizende Sketche, Kurzgeschichten und Theaterstücke schrieb. Sein Brot verdiente er als Finanzbeamter, sein Herz gehörte der bayrischen Literatur. (Er wurde übrigens 97 Jahre alt). In seinem turbulenten 'Porzellanfieber' ist die Zenzi abwesend. Sie weilt zu einer Naturheilkur in Aichach. Die spaßigste Frauenrolle, eine unbegabte Antiquitätenhändlerin, bekam die bewährte, versierte Rundfunksprecherin Irene Kohl. Dazu als schwerhöriger Tandler unser bewährter Heinrich Hauser, der in fast jeder Brummlfolge dabei war. Zum ersten Mal im Funk trat auch der Hausmitbewohner Blumberger, gewesener Psychologe, Astrologe, Heldendarsteller und geistiger Führer der Zenzi auf. Anton Reimer hatte diese spaßige Rolle bisher nur als Theaterbrumml gespielt. Musikalisch wird das damals neue Lied, der Ohrwurm 'Mariandl-andl-andl' als "Xaver Brumml-Brumml-Brumml" schön giftig von Rolf Wilhelm parodiert.
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm erinnert sich: Folge 8: Das Kreuzworträtsel Diese Folge nahmen wir Ende Juni 48, zur ganz besonderen Freude der mitwirkenden Künstler, in den Tagen der Währungsreform auf. Alle Freiberufler bekamen ihre Gage in neuer D-Mark ausbezahlt. Wir Festangestellte kriegten nix, konnten uns aber trösten, daß wir von nun an unsere Monatsgehälter in der neuen, vielversprechenden Währung bekamen. Die Grundidee und der erste Entwurf stammten von einer damals noch unbekannten Autorin namens Ellis Kaut. Die junge Schauspielerin, Bildhauerin und Fotografin ahnte nicht, daß ihr 'Pumuckl' einmal der Erfolg von Jahrzehnten sein würde. Ihre Vorlage bot uns Gelegenheit für Zeitsatire auf die Versorgungslage, Not und Hoffnungslosigkeit dieser Monate. Olf und ich arbeiteten die Geschichte aus. Ich versuchte dabei 'funkisch' zu sein (wie das damals hieß) indem ich in Toneinblendungen die Krimilektüre von Brumml und seiner Frau hörbar machte. Inklusive Brummls Angstvisionen von den Einbrechern im Keller des Wirt-schaftsamts, wo die Unterweltgauner aus der Kanalisation (lange vor dem 'Dritten Mann') singen: "Wir sind die Untergründigen, die niemals Aufzufindigen, wir ziehen surreal bei Nacht durch den Kanal.". Zusammen mit den neuen Isarspatzen sang der damals ungemein populäre Bänkelsänger Will Höhne als musikalischer Stargast den Amischlager 'Dancing in the dawn' und anderes. Folge 9: Der ehrliche Finder Nach der Währungsreform waren manche Stoffe nicht mehr möglich. Die Voraussetzungen für Zeitsatire hatten sich geändert. Nun gings überall vornehmlich ums Geld. Darum reagierten wir sofort auf den Zeitungsbericht von einem Mann, der einen wertvollen Schmuck auf der Straße gefunden hatte und damit unglücklich wurde. Die erste Fassung der Folge 9 'Der ehrliche Finder' schrieb abermals Ellis Kaut, mit ein wenig Unterstützung durch ihren Ehemann Kurt Preis, Lokalredakteur des 'Münchner Merkur', der selber ein ausgezeichneter Autor und Dialogschreiber war. Ich war für Co-Autorenschaft dankbar, denn Olf Fischer saß intensiv am Theater-Brumml und konnte sich nicht um den 'Finder' kümmern. Wir schrieben in den Sommermonaten, nahmen sogleich auf und sendeten die Folge im Oktober. Tags drauf rumpelte ein verärgerter, wortgewaltiger Journalist der 'SZ' in mein Büro: ich hätte ihn bestohlen, er fordere sein Autorenhonorar. Er hatte den Artikel über einen Finder geschrieben, der derart ärgerliche bürokratische Hürden zu nehmen hatte, dass der Artikelschreiber schloss: am besten wärs, er legt den Schmuck nachts wieder auf die Fundstelle und verschwindet. Ich erntete harsche Worte, als ich ihm sagen musste, dies begründe noch keine Mitautorenschaft. Er zog ab und grollte mir lange Jahre. Dann nicht mehr. Er erkannte mir später sogar seinen ganz persönlichen, sehr wertvollen Literaturpreis zu. Er hieß Sigi Sommer. Nebenbei: sollte jemand sich über den geringen Wert des gefundenen Schmucks wundern, für 12.000 DM bekam man nach der Währungsreform ein mehrstöckiges Haus. Noch dazu in bester Lage. Und jener Klaus Rüstig, der Brumml für Radio München interviewen will, war Klaus Rüstig persönlich. Ein Preuß. Einer unserer Sport- und Star-Sensationsreporter, der beispielsweise mit dem Mikrophon hinter einem Artisten über das Hochseil ging und durch ähnliche Sinnlosigkeiten weithin berühmt wurde. In Berlin machte Ähnliches ein gewisser Samy Drechsel, der auch bald zum BR kam, und Mitbegründer der 'Lach- und Schieß-Gesellschaft' wurde. Musikalisch umrahmt waren die Szenen von Variationen eines einzigen Schlagers: 'Woody wood packer', den, samt einer Opernparodie Rolf Wilhelm in allen möglichen Stilarten zu Olf Fischers bayrischen Texten arrangiert hatte. Interpreten waren die neuen Isarspatzen und als Stargäste die 'King-Kols'. Dieses Bartrio verdankte seinen Erfolg dem Pianisten Fred Kingslee, einem dürren Münchner mit Glenn Miller-Brille, der herrlich verschludert singen konnte und zwischendurch groteske Tänze aufführte, die das Publikum zu Lachstürmen hinrissen, wie die Aufnahme beweist. Die neuen Isarspatzen Es gab 1947 im Lande noch keine professionelle Gesangsgruppe modernen Stils, die bayrisch gesungen hätte. Daher war ich sehr dankbar, dass Mitglieder des Rundfunkchors mir aushalfen, und die Rahmenglossen in unserer Landessprache interpretierten. Diese Nebentätigkeit seriöser Choristen im leichten Genre wurde indes von einigen Leitenden nicht gern gesehen und so waren alle Betroffenen froh, als 1948 in der Unterhaltungssendung 'Rieglers Nudelbrett' drei junge Männer mit neuem, frischen Sound und jungen Stimmen auftauchten. Riegler hatte die ehemaligen Soldaten entdeckt, die sich unter dem Namen '3 Meywalds' ihr Studium verdienten. Sie hießen nicht lange so. Ich übertrug ihnen feierlich den Namen 'Isarspatzen', unter dem sie dann noch viele Jahre erfolgreich und beliebt musizierten. Die Brummlstars: Barbara Gallauner Die Wienerin vom Alsergrund, Tochter von 'Volkssängern', von Komödianten, war ein echtes Theaterkind. Seit dem 6. Lebensjahr 'bei der Kunst' hat sie Gedichte in der Schule so innig aufgesagt, daß die Mitschülerinnen weinten, Kindertheater gespielt und Kinderrollen an großen Theatern, mit 15 eine Damenkapelle für's Simmeringer Bräuhaus gegründet, im Kirchenchor gesungen und den Dirigenten vergöttert - aber die Theaterakademie wollte sie zweimal nicht aufnehmen. Das erste Mal, weil sie zu jung war, das zweite Mal, weil zu unbegabt. Beide Male hat sie sehr geweint und ist sogleich in die Engagements gegangen: Meran, Schweiz, Ingolstadt, Greifswald, Kolberg und andere Ortschaften. Überall musste sie die naiven Sentimentalen spielen, niemand traute ihr komische Rollen zu. Da hat sie wieder oft geweint. Nach dem Krieg befreite sie das Kabarett 'Der bunte Würfel' vom Sentiment. Sie durfte, ja sie musste sogar komisch sein, und auch Chansons singen, die Fred Rauch ihr schrieb. Die 'Brumml-Zenzi' hat sie dann weit bekannt und beliebt gemacht. Wechselseitig. Sie die Zenzi, und die Zenzi sie. Und binnen ein paar Jahren wollte niemand ihre ernsten Rollen geben. Nur noch komische. Da hat sie wieder angesichts einer Welt weinen müssen, die nicht einsehen mag, dass man beides können kann. Immerhin wurde sie Mitglied der renommierten Münchner Kammerspiele und hat heitere und auch ernste Rollen zu spielen bekommen. 1999 lebt sie als würdige alte Dame mit jungem Herzen in München und freut sich, wenn man sich nach über 50 Jahren noch an die 'Zenzi' erinnert.
Aktualisiert: 2020-02-17
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
DIE ANNONCE (2.7.50) Bis zur ‘Währung’ 1948 jammerte man über den Mangel an Essen, Kleidung, Wohnung und lebensnotwendigen Hausrat. Zwei Jahre später drehte sich alles schon wieder ums liebe Geld. Die Leute werkelten gegen ihre bedrängende Geldknappheit an, und kamen dabei absurde Geschäftsideen, wenn sie sahen, mit welchem Quatsch und Trick so Mancher ekelhaft reich wurde. „Herrschaftseiten, das kann ich doch auch” dachte Jeder, aber nur wenigen gelang es. So ein Rentner wie Xaver Brumml, ein pensionierter Beamter aus einem Ministerium, von dem er nie genau begriff, wofür es gut sein sollte und was es verwaltete - so einer war ein leichtes Opfer für Skrupellose, die reich wurden, indem sie Chancen und Bargeld den minderbemittelten Mitbürgern aus der Tasche zogen. Von beiden Gruppen gabs damals, wie immer auf der Welt, nicht wenige, und die einen waren so erfindungsreich, wie die anderen naiv. Wenn die Geschichte mit der Annonce auch ein bissel albern zu sein scheint - es gab damals so manche Existenzgründung mit noch geringwertigeren Handelsgütern, die den reingefallenen Opfern daraufhin Albträume verursachten. BEPPO BREM ist seit etwa 1932 einer der meistbeschäftigten Filmschauspieler gewesen. Das über 1.90 große, etwas ungelenke Mannsbild mit Händen groß wie Eßteller, war ein seltener Urtypus. Er konnte ebenso komische, groteske und alberne Rollen darstellen, wie ernste Charakterstudien von hilflosen, gutmütigen und gütigen Typen. Das Publikum kannte ihn vor allem aus bayrischen Dorf-Gaudi-Filmen, wo er mit Joe Stöckel und Josef Eichheim ein Trio bildete, das Lachstürme erntete. Viele Leute hielten ihn für so einen Dorfdeppen, der einfach sich selber spielte - aber das war ganz falsch. Erstens stammte er nicht vom Dorf, sondern aus München-Schwabing ( *11.3.1906) und wuchs in der Stadt auf. Zweitens genoß der junge, schlanke, naturburschenhaft hübsche Mann eine solide Schauspielausbildung und bekam Theaterengagements, in denen er klassische Liebhaber spielte. In Versen. Allerdings erkannte er damals schon seine Begabung als Komiker und weil der Jugend Schönheit ach so rasch vergeht und nur der Charakter besteht, engagierte die UFA 1931 den 25-jährigen für das Heldenepos ‘Kreuzer Emden’. Ich weiß nicht, ob es sein allererster Film war, aber seine tagisch-komische Darstellung eines Matrosen war so eindrucksvoll, daß er von da an keine ganzjährigen Theaterengagements mehr annehmen konnte. Er wurde von einem Film zum nächsten weitergereicht. Es müssen in seinen fast 60 Berufsjahren weit über 100 gewesen sein. Zwischendurch war er auch gern zu einer Funkrolle bereit. So auch für den alten Freistilringer Hänschen Klein in der vorliegenden ‘Brummlg’schicht’. Mit Aufkommen des Fernsehens startete er quasi eine zweite Karriere, bei der Man nur selten Dorfdeppen von ihm verlangte Als eigenwilliger Kriminalkommissar Franz Josef Wanninger war er jahrelang einer der beliebstesten TV Stars. Ich habe später noch oft mit ihm gearbeitet. Zum Beispiel bei einem Film über die Entstehung der Olympischen Spiele, wo er als Dorer namens Bepepposeires die olympische Flamme durch die Jahrtausende trug - eine leicht literarisch-historische Gaudi. Theater gespielt hat er immer, wenn es die Zeit erlaubte. Boulevard Komödien, Volksstücke, Thoma (den Filser in ‘Erster Klasse) im Staatstheater, den ‘Grillhofer’, die Hauptrolle in Anzengrubers ‘G’wissenswurm’, hat lange Tourneen gemacht, immer begleitet von seiner prachtvollen Frau Marga, die rührend für ihn sorgte. Gar, wenn er sp#ter ernsthaft erkrankte. Sie besänftigte ihn auch geduldig zu, wenn er sich über was ärgerte, eine schier endlose Anklagerede vor sich hin masselte oder den Anlaß des Ärgers auf gut Münchnerisch ohne feine Wortwahl zusammenstauchte. Beim Rengagement auf der Freilichtbühne in Wunsiedel holte er sich, bei strämendem Regen nahe den Minusgraden spielend eine schwere Erkältung, die in einem Herzinfarkt endete, den dessen Spätfolgen er am 5.9.1990 starb. KOMMT EIN INSPEKOR? - - (26.11.50) Konstantin Delcroix spielte einen der geheimnisvollen Inspektoren, vor denen alle Brumml sich fürchteten. Ist er der wahre gewesen? Delcroix war jahrelang eine der Säulen des Ensembles im Staatsschauspiel. In allen Sätteln firm, klassisch, bairisch, tragisch oder komisch. Rudolf Vogel nannte ihn sein großes Vorbild, seinen Lehrmeister. Valentine Volkmers neuer Brumml-Vorschlag betraf ein literarisches Thema. Er war als Parodie eines großen Bühnenerfolgs dieser Tage gedacht. Das Original, ein Stück des Engländers Priestley ‘Ein Inspektor kommt’ war von hochtrabendem Tiefernst und wurde drum damals in aller Welt aufgeführt. Sogar in Bayern. Es paßte in die Zeit der Ost/West Kontroversen, denn es behandelt eine (natürlich kapitalistische) Familie, die auf einer Feier von einem Inspektor namens Goole verhört wird. Er muß ihre Mitschuld an einem Mord aufklären. Tatsächlich hat diesbezüglich Jeder auf der Bühne Dreck am Stecken und ist mitschuldig. (es sind ja Kapitalisten und das Opfer war eine arme Arbeiterin. No!) Die Reichen zittern vor einem Skandal, bis sie erfahren, es gibt gar keinen Inspektor Goole. Das Ganze war ein Bluff. Sie jubeln - bis die Nachricht kommt, ein echter Polizeiinspektor ist bereits auf dem Weg zu ihnen. Die Geschichte war auf der Bühne trotz, oder wegen der Linkslastigkeit eigentlich ziemlich fad. Sie war uns auch völlig wurscht, für unseren altbairischen Geschmack war das ein Politgeseires, Agitprop (Agitation und Propagada) und Aufsagerei, aber kein Theaterstück. Uns gefiel nur der Titel. Um den herum wollten wir eine Brumml-Handlung spinnen, die natürlich nichts mit Agitprop zu tun hatte, sondern mit der Münchner Gegenwart. Eine Gaudi mußte sie sowieso sein. Und wo es in England um Mord und Sozialismus geht, handelt es sich in München eher um die Vorherrschaft unduldsamer Frauen über pensionierte Ehemänner. Nun gab es, warum so plötzlich weiß kein Mensch, eine Mode, die man in Norddeutschland ‘Spökenkiekerei’ genannt hätte. Weswegen Wahrsager und Geisterseher auch damals schon Hochkonjunktur hatten. Familie Brumml hatte damit keine weiteren Unkosten. Die hatte ihr Medium schon im Haus. Wir drei Autoren ließen die somnambule Zenzi durch drei unterschiedliche Wachträume eine Woge Brumml‘scher Wut, Panik und Angst auslösen. Dabei hatte auch sie nicht mehgt zu bieten als die Suche nach voraussehbarer Zukunft mittels Wahrträumen und deren Deutungen, Halluzinationen, dritten Gesichten, Visionen und lauter so verblasenem Zeug. Für das man als ständige Ausrede den albernen Satz benutzt: ‘Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, von denen sich unsere Schulweisheit nichts träumen läßt’. Mit dieser alles und nichts sagenden Behauptung war einst vermutlich etwas Bestimmtes gemeint. Bestimmt aber nicht, daß sie von Horoskopgläubigen und Visionsinhabern als Rechtfertigung ihres albernen Tuns genutzt wird. Uns war aber auch diese Spezies der spinnerten homines wurscht. Uns gefielt nur die Möglichkeit, die liebe Zenzi mit einem neuen Spleen auszustatten, während die Rentnerfamilie Brumml im Jahr 1950, wo‘s rundum wieder alles zu kaufen gibt, versucht, an‘s nötige Geld zu kommen. Die paßten dem englischen Stücktitel frohgemut einen ganz anderen Handlungsverlauf an, der unserer Nachkriegs-Realität entsprach. Da ging es immer noch verblasen, surreal und jenseitig genug zu, während alles Streben nur ums liebe Geld, das Gerschtl, den Flins, den Diridari kreiste. Aber das ist so eine Sache, Man kriegt Humor mit doppeltem Boden oder gar ein bissel mehr Tiefgang nicht immer befriedigend hin. Oft verspricht man sich von einer Geschichte mehr, als am Ende heraus kommt. Und außerdem, wer will das Gegrübel hören? Die Brummlg’schichten waren zum Amüsieren da, nicht zum Philosophieren
Aktualisiert: 2020-11-19
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Der Brandner Kaspar

Der Brandner Kaspar von Wilhelm,  Kurt
Hörspielfassung des vielgespielten Originals aus dem Münchner Cuvilliestheater. Franz von Kobell's Kurzgeschichte vom Brandner Kaspar, veröffentlicht 1871 in den "Fliegenden Blättern", ist ein Klassiker bairischer Erzählkunst und Sprache. Mehrere Dramatiker haben den Stoff für die Bühne bearbeitet, am erfolgreichsten Kobell's Großneffe Kurt Wilhelm mit "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben". 1975 uraufgeführt, brach das Stück bald alle Hausrekorde des Bayerischen Staatsschauspiels und steht noch heute auf dem Spielplan. Über 100 Bühnen haben es nachgespielt, es erschien als Roman und Hörspiel und wurde in fünf Fernsehfassungen dutzendmal gesendet. Kaum ein Volksstück begeistert das Publikum so sehr wie "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" von Kurt Wilhelm. Es ist ein Kultstück geworden. Nie zuvor blieb eine Inszenierung 35 Jahre bis zum heutigen Tag auf dem Spielplan eines Staatstheaters und erreichte nahezu 900 stets ausverkaufte Aufführungen in Folge wie im Bayerischen Staatsschauspiel in München sowie weit über 1500 in ganz Süddeutschland, in Österreich und der Schweiz und wurde zudem als Hör-, Fernsehspiel und als Roman verarbeitet. Viele Zuschauer wollen es immer wieder sehen, manche gar über zehnmal (der Rekord steht bei 50!). Alte Menschen sagen, sie fänden darin eine Art Jenseits-Verheißung voller Trost und Hoffnung. Junge, die es gesehen haben, als sie noch klein waren, führen nun ihre eigenen Kinder hinein. Und die Theater freuen sich über volle Häuser. Mitwirkende: Brandner Kaspar Fritz Strassner Marei, seine Enkelin Yvonne Brosch Florian, Knecht Henner Quest Simmerl, herzoglicher Jäger Edmund Steinberger Alois Senftl, Bürgermeister Josef Saxinger Theres, Wirtin Erni Singerl 1. Bauernbursch Georg Luibl 2. Bauernbursch Konrad von Beust 3. Bauernbursch Franz Messner Der Boandlkramer Toni Berger Der Heilige Portner Gustl Bayrhammer Nantwein Gerd Anthoff Turmair Ludwig Schmid-Wildy Michael, Erzengel Heino Hallhuber Afra Erni Singerl Der alte Senftl Josef Saxinger und viele andere
Aktualisiert: 2020-11-19
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Brummlg’schichten – CDs

Brummlg’schichten – CDs von Wilhelm,  Kurt
Kurt Wilhelm erzählt: Meine BRUMMLG'SCHICHTENWIE SIE ENTSTANDEN: 1946 gab es im Radio München noch keine solchen Shows wie im AFN, 'American Forces Network'. Da kamen, soweit ich sie verstand, die Serien um eine ständige Familie gut an. Warum es also nicht mal mit einer bayrischen Familie versuchen? Ein älteres Ehepaar mit einem Dienstmädchen (sowas gab's damals noch. Junge Mädchen waren gern für Unterkunft, Essen und ein Taschengeld hilfreich). Dazu als Gegenspieler einen Schwarzhändler. Genug Anlaß für Zeitsatire und Gaudi. Ich fand zufällig eine Kurzgeschichte über einen gestohlenen Hund. Eine lustige Anregung für meine Absicht, kein übliches Volksstück zu machen, sondern bayrisches Kabarett und Zeitsatire. Episoden um einen spannenden Handlungsfaden, und eine möglichst groteske Schlußpointe. Als Szenen-Überleitungen Chansons und aktuelle Schlager mit bayrischem Text, der die Handlung kommentiert und glossiert. So konnte ich traditionell bayrisch in moderner Form sein. Nur - wer könnte mir das schreiben? Es gelang mir nicht, Autoren diese Form von bayrischer Show verständlich zu machen. Ich solle ihnen halt ein erstes Skript als Beispiel und Vorlage schreiben. Also verfaßte ich die Folge 1 vom gestohlenen 'Butzi' als Muster, und bemühte mich dabei, Barbara Gallauner die Zenzi und Rudolf Vogel den Wurmdobler quasi auf den Leib zu schreiben. Mein Star sollte der Lang Michl sein. Mit ihm besprach ich auch, daß der Held keinen üblichen Bayernnamen wie Huber oder Zitzelsberger haben solle. Als der Michl darauf-hin 'Xaver Brumml' vorschlug, taufte ich spontan die bisher namenlose Reihe 'Brummlg'schichten. Mit Apostroph. Ich fragte ihn, der ja fürs 'Platzl' erfolgreiche Einakter verfaßte, ob ihm nicht was für ihn Typisches und dankbar zu Spielendes für die 2. Folge einfiele. Er schrieb mir daraufhin einen, in unsere Gegenwart versetzten alten Märchenstoff. Den vom Hemd eines Glücklichen, das einen Schwermütigen heilt. Es wurde eine deftige Geschichte in kurzen Szenen als Stationen der durchgehenden Handlung, in der erstmals die allzu resolute Frau Brumml (Maria Stadler) auftauchte. Zenzi und Wurmdobler fehlten. Gallauner und Vogel spielten mit, aber in anderen Rollen. Für den musikalischen Rahmen wünschte ich mir ein Swingorchester. Der Rundfunk hatte aber noch keines. Die Volksmusik-Blaskapelle Alfons Glücksmann mußte mir die modernen Arrangements von Ludwig Kletsch blasen. Egal wie. Als Gesangsgruppe, als Mills-Brothers-Verschnitt, sangen drei Rundfunkchoristen unter dem Namen 'Isarspatzen' Glen Millers beliebten 'Chattanooga Choo-choo' mit bayrischem Text: "'tschuldigen S'schon - hält hier vielleicht die Linie 19? "Jaja - Kemma tut's glei - "und, sagn Sie, kommt ma da 'nei'?" (der in weiterer Folge die Trambahnmisere 1947 also verkohlte) "Sie fahrn mit unsrer Straßenbahn stets rasch und bequem Und grad die Linie 19 is da sehr angenehm. Zeit ham S' zum Verschnaufen - brauchen nicht zu laufen. und eh Sie sich's versehen san Sie draußen in Laim -" usw. Die Texte schrieb mir, als ich auch dafür keinen Autor fand, lustig, schnell und gut die Schauspielerin Margot Troger. Die Titelmusik, einen schwungvollen Walzer, kam vom berühmten Filmkomponisten Werner Bochmann. Der heitere Sachse brachte als mein Brumml-Musikmeister Gerd Wilden und Kletsch als Arrangeure mit, damit auch meine Generation (ich war 24) an moderner Musik, wie sie im 3. Reich verboten war, ihren Spaß haben konnte. In den ersten drei Folgen der Serie suchten wir noch eine endgültige Form für die 'Show'. Ab Nummer 4 war sie dann gefunden. (Nummer 3 ist nicht mehr sendbar) AUSWENDIG - Ich hatte beschlossen, jede Folge zweimal, an aufeinanderfolgenden Abenden aufzunehmen, und dann die präzisesten Teile mit den stärksten Lachern zusammenzuschneiden. Außerdem - wenn schon vor Publikum, dann auswendig, wie im Theater. Das ist im Hörfunk zwar unnötig, es zeigte sich aber, daß dabei ungleich intensiver gespielt und serviert wurde, als bei bloßem Ab-lesen. Die Darsteller meuterten zwar zunächst, aber sie fügten sich (das tun sie immer, siehe das heutige Regietheater). Die erste Probe war angesetzt - da wurde der Lang krank. Er konnte ein Auge nicht richtig öffnen und beim Trinken lief's ihm aus der lahmen Mundhälfte wieder raus. Ich besuchte ihn daheim. Er sah sehr komisch aus, aber ich fand es nicht zum Lachen. Seine linke Gesichtshälfte war tot, wie nach einem Schlaganfall. Es sei aber keiner, sagte der Arzt, nur eine Fazialislähmung infolge Erkältung oder sowas. Man hätte eine schiefe Lätschen zwar im Funk nicht gesehen, aber er mußte lange Zeit strenge Bettruhe halten. Vom 12.4. bis zum 5.5. Da dachte der mißtrauische Michl natürlich gleich, ich besetze ihn um. Er konnte noch immer nicht glauben, daß alles um ihn herum gebaut war. Das Warten nützte ich, um die Endfassung der zweiten Folge der Brumml-Geschichten, 'Das Hemd', zu schreiben, und Olf Fischer ein neues Skript 'Das Wohnungsamt' in Auftrag zu geben. Olf war Darsteller, Autor und ein bisserl Abendregisseur beim 'Bunten Würfel'. Ein zuverlässiger braver Münchner. Ich mochte die kleinen Szenen, die er für die Bayrischen Abende schrieb oder bearbeitete. Darum übertrug ich ihm nun die Brumml-Geschichten 3. Am 6. Mai konnten endlich die 14 Probentage beginnen, für die ersten auswendig gespielten Brumml-Vorstellungen am 16. und 17. abends um 22 Uhr. Im winzigen Senderaum 4, vor knapp 100 heringsartig hineingeschlichteten Gästen. Darunter Oberbürgermeister Karl Scharnagl, Polizei-präsident Pirzer, Theaterkollegen etc., denn in dieser ablen-kungsarmen, genügsamen Zeit kam auch Prominenz gern zu uns. Die Stimmung im engen, heißen Raum war gut, weil Enge immer gut für Lustspiele ist. Vor allem bei der 2. Aufnahme wurde so viel gelacht, daß wir die Sendezeit überschritten. Ich mußte empfindlich kürzen. Nun mußte die Sendung zeigen, wie's draußen ankam. Am 7. Mai, 21 Uhr warteten wir am Lautsprecher - kein Brumml erklang, nur Politik, denn ausgerechnet da fand in München die erste Gesamtdeutsche Ministerkonferenz statt. Alle Ostzonenheinis waren angereist, ließen aber die Konferenz sofort platzen und reisten heim. (Die nächste Gesamtdeutsche Ministerkonferenz fand erst 1990, 47 Jahre später statt). Die Politwelt gackerte, als handle es sich um ein Jahrhundertereignis. Die Brumml-Premiere wurde auf spät nachts verschoben, als die viele Politik die meisten Hörer vergrault hatte. Sie waren zu Bett gegangen. Die Reaktion war daher schwächer, als erhofft und erwartet. FOLGE 2: 'DAS HEMD', eine 'flotte' Geschichte mit hübschen, etwas groben Pointen fand am 24. Juni '47 eine bessere Aufnahme. Daß Gallauner und Vogel nicht ihre späteren Stammfiguren spielten, konnte bei Folge 2 natürlich noch niemand erkennen. Sie waren ja noch keine Stammfiguren. Das wurden sie erst ab Folge 4. Danach mußten wir ohnehin pausieren, weil die Gallauner 8 Wochen in Hannover engagiert war. An-dererseits verlangten die Hörer nach einer neuen Geschichte. Olf Fischers 'Wohnungsamt' lag fertig vor, ging aber nicht ohne die Zenzi und Vogel verlangte gebieterisch nach einen weiteren 'Wurmdobler'. In diesem Patt nahm ich als Kompromiss einen alten Schwank, den man mir anbot, und frisierte ihn auf Brumml zurecht. Das mißlang. Den Sommer '47 über bereiteten Olf und andere Autoren mit mir weitere echte Brummlstoffe vor. Sie gelangen uns mit dem "Wohnungsamt" und gleich darauf mit der "Weihnachtsgans".
Aktualisiert: 2020-02-17
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Der Brandner Kaspar

Der Brandner Kaspar von Wilhelm,  Kurt
Franz von Kobell's Kurzgeschichte vom Brandner Kaspar, veröffentlicht 1871 in den "Fliegenden Blättern", ist ein Klassiker bairischer Erzählkunst und Sprache. Mehrere Dramatiker haben den Stoff für die Bühne bearbeitet, am erfolgreichsten Kobell's Großneffe Kurt Wilhelm mit "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben". 1975 uraufgeführt, brach das Stück bald alle Hausrekorde des Bayerischen Staatsschauspiels und steht noch heute auf dem Spielplan. Über 100 Bühnen haben es nachgespielt, es erschien als Roman und Hörspiel und wurde in fünf Fernsehfassungen dutzendmal gesendet. Kaum ein Volksstück begeistert das Publikum so sehr wie "Der Brandner Kaspar und das ewig' Leben" von Kurt Wilhelm. Es ist ein Kultstück geworden. Nie zuvor blieb eine Inszenierung 35 Jahre bis zum heutigen Tag auf dem Spielplan eines Staatstheaters und erreichte nahezu 900 stets ausverkaufte Aufführungen in Folge wie im Bayerischen Staatsschauspiel in München sowie weit über 1500 in ganz Süddeutschland, in Österreich und der Schweiz und wurde zudem als Hör-, Fernsehspiel und als Roman verarbeitet. Viele Zuschauer wollen es immer wieder sehen, manche gar über zehnmal (der Rekord steht bei 50!). Alte Menschen sagen, sie fänden darin eine Art Jenseits-Verheißung voller Trost und Hoffnung. Junge, die es gesehen haben, als sie noch klein waren, führen nun ihre eigenen Kinder hinein. Und die Theater freuen sich über volle Häuser. Mitwirkende: Brandner Kaspar Fritz Strassner Marei, seine Enkelin Yvonne Brosch Florian, Knecht Henner Quest Simmerl, herzoglicher Jäger Edmund Steinberger Alois Senftl, Bürgermeister Josef Saxinger Theres, Wirtin Erni Singerl 1. Bauernbursch Georg Luibl 2. Bauernbursch Konrad von Beust 3. Bauernbursch Franz Messner Der Boandlkramer Toni Berger Der Heilige Portner Gustl Bayrhammer Nantwein Gerd Anthoff Turmair Ludwig Schmid-Wildy Michael, Erzengel Heino Hallhuber Afra Erni Singerl Der alte Senftl Josef Saxinger und viele andere
Aktualisiert: 2020-02-17
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Das Nachtkastlbuch

Das Nachtkastlbuch von Schweiggert,  Alfons
Nahezu 100 heitere Geschichten von so beliebten bayerischen Autoren wie Helmut Eckl und Gerd Holzheimer, Georg Queri und Herbert Schneider, Kurt Wilhelm und von Alfons Schweiggert, dem Herausgeber der Sammlung, enthält dieses humorpralle Lesevergnügen. ?Geschichten wie die „Vom inneren Schweinehund“, vom „Zeitzünder in Seidenpapier“ oder vom „Feuer unterm Hintern“ zaubern ebenso ein Lächeln auf die Lippen wie der Klassiker „Kater Bert“ oder „Da gwampert Gust“ und Satiren über „Bayerns Männer“ und „Die Liebe zwischen Bayer und Preuß“. ?Ein Buchschmankerl, das nicht nur vor dem Einschlafen Spaß macht, zum immer-wieder-Selberlesen und daraus Vorlesen.
Aktualisiert: 2019-10-14
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Weihnachtskatastrophen

Weihnachtskatastrophen von Wilhelm,  Kurt
Weihnachtskatastrophen Acht heitere Geschichten über die „staade Zeit“ von und mit Kurt Wilhelm. Herzbewegende, innige, sentimentale und rührende Geschichten über die schönste Zeit des Jahres und ihr krönendes Fest gibt es zahlreiche – schöne und kitschige. In jüngerer Zeit kommen auch immer mehr kritische, ideologisch gefärbte und manchmal verbissen ablehnende Werke zum Thema Weihnachten hinzu. Ironisch, heiter mit einem Augenzwinkern aber ohne erhobenen Zeigefinger schildert Kurt Wilhelm Zeitgenossen, die sich mit Hektik und Gedankenlosigkeit dieses schöne Fest vermiesen, Andere aber die mehr durch Zufall als durch Absicht neuen Sinn darin erkennen. In allen Texten spürt man, dass der Autor und Erzähler diese Zeit mag und ihr viele heitere und erzählenswerte Seiten abgewinnen kann.
Aktualisiert: 2020-11-19
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