In Edmund Schallerls erstem Buch über seine Berufsjägerzeit im „Oberen Wald“ im Mittelburgenland standen die Hirsche im Mittelpunkt. Nun, im zweiten Teil seiner „Lebensbeichte“ öffnet der ehemalige Berufsjäger seine Revierbücher hinsichtlich der Rehe, Sauen und Füchse. Insbesondere beim Rehwild gelang es dem Berufsjäger mit ganz einfachen Maßnahmen, aus einer regelrechten „Krankenanstalt“ in kurzer Zeit unglaublich starke Böcke heranzuhegen. Wie dies möglich war, beschreibt er im umfang¬reichsten Kapitel dieses Buches. Aufgrund der vielen Originalfotos kann sich der Jäger gleich¬zeitig in der Altersansprache am erlegten Stück üben: Jede Menge wirklich alte Böcke bieten dazu reichlich Gelegenheit. „Winter im Revier“ – das ist der zweite Schwerpunkt dieses Werkes. Denn selbstverständlich spielten auch die Sauen im „Oberen Wald“ eine gewichtige Rolle. Die ganz besondere Leidenschaft des Berufsjägers galt aber der winterlichen Fuchsjagd. Diese betrieb er derart intensiv, dass man im Früh¬jahr im ganzen Großrevier fast keine Fuchsspur mehr fand. Kein Wunder also, wenn der Berufsjäger selbst für den gestandenen Fuchsjäger viele Tipps parat hat.
„Lackenbach: Sauen, Rehe, Füchse“ – dieses Buch lebt von der fundierten Erfahrung eines echten Praktikers. Und Edmund Schallerl kann nur lachen, wenn Wissenschaftler ihm weismachen wollen, man könne die Höhe eines Rehbestandes im Waldrevier nicht ermitteln oder wenn Jäger ihm erzählen, man könne die Fuchsbesätze nicht durch eine Winterbejagung – ausschließlich zur Balgreife – unter Kontrolle halten. Wer 365 Tage im Revier lebt, der kann und weiß vieles, wovon andere in unserer hektischen Zeit nur träumen können.
Aktualisiert: 2020-03-12
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„Den Beruf Jäger übt man nicht aus, sondern man lebt ihn!“ – Edmund Schallerl hat diesen Beruf wahrhaft gelebt, wie kaum ein zweiter. Mehr als ein Jahrzehnt war dabei das abgeschiedene alte Jagdhaus „Part nach Klamm“ im Mittelburgenland sein Zuhause. Vierundzwanzig Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr am Puls der Natur, sah, hörte und spürte er das Wild und erlebte Dinge, die in der Hektik der heutigen Zeit den meisten Menschen verborgen bleiben.
Auch sehr viel Menschliches und Allzu-Menschliches hat Edmund Schallerl im Zuge seines Revierdienstes dort erfahren, und eigentlich wollte er dieses ganze Wissen mit ins Grab nehmen, obwohl er immer genaue Aufzeichnungen geführt hatte. Es kam aber anders: Hier ist sie nun, seine „Beichte eines Berufsjägers“…
Aktualisiert: 2020-03-12
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Von der Erde verschwunden
Das sogenannte "Schtetl", das jüdische Viertel in den Ortschaften Osteuropas, wurde noch während seines Bestehens wiederholt verewigt: in der Literatur, der Poesie, im Theater, im Film, sogar im Musical - wer kennt nicht "Fiedler auf dem Dach" ('Anatevka')? Obwohl der Holocaust dieser traditionellen Form jüdischen Lebens in seiner bisherigen Heimat ein jähes Ende bereitet hat, ist es in ähnlicher Form andernorts wieder auferstanden - zum Beispiel in den USA und in Israel.
Aber das Schtetl, von dem ich hier erzählen will, besteht nicht mehr. Es ist 1938 endgültig von der Erdoberfläche verschwunden. Jahrhundertelang blühte es im Burgenland, der östlichsten Provinz Österreichs. Die ersten jüdischen Gemeinden erstanden dort nach Vertreibung der Juden aus anderen Teilen Österreichs und Ungarns bereits im 16. Jahrhundert. Sieben davon - Eisenstadt, Deutschkreuz, Frauenkirchen, Kittsee, Kobersdorf, Lackenbach und Mattersburg - standen unter. dem Schutz des Fürstenhauses Esterhazy. Sie erlangten im Laufe der Zeit weltweite Anerkennung als Zentren jüdischer Kultur. Unter dem Einfluß der berühmten deutschen Rabbiner Israel Hildesheimer und Samson Raphael Hirsch erstrebten sie weltliche Bildung, ohne jedoch ihre tiefreligiöse Lebensweise aufzugeben. Zu ihrer Blütezeit - gegen Mitte des 19. Jahrhunderts - zählten sie fast 10.000 Seelen. In Lackenbach stellten sie damals mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft.
Obwohl das Burgenland zu Ungarn gehörte, bedienten sich die dortigen Juden der deutschen Sprache. Daher kann es nicht verwundern, daß sie 1921 dessen Angliederung an Österreich (laut Friedensvertrag von Trianon 1920) sehr begrüßten. Die schwere Wirtschaftskrise der Nachkriegsjahre zwang viele, ihr Auskommen anderwärts zu suchen. Ein Teil übersiedelte nach Wien, andere ins Ausland. Zur Zeit ihrer Vertreibung 1938 zählten sie kaum noch 4.000. Ein paar Historiker haben über sie geschrieben, es gibt auch vereinzelte persönliche Berichte, aber kein Film wurde gedreht, kein Theaterstück inszeniert. Ein kleines Museum in Eisenstadt, ein paar verfallene Friedhöfe - das sind heute die einzigen Zeugen dieser untergegangenen Epoche.
Was aber unterschied dieses Schtetl so sehr von dem Osteuropas? Warum ist es nicht wie jenes andernorts wieder auferstanden? Schwer zu sagen, doch anscheinend war die Anzahl der Überlebenden zu klein, der Schock der plötzlichen gewaltsamen Vertreibung zu groß. Obwohl ich kein Historiker bin, will ich versuchen, auf die markantesten Unterschiede hinzuweisen. Der augenfälligste war wohl die Bekleidung: Die Bewohner des osteuropäischen Schtetls kleideten sich nicht wie ihre christlichen Mitbürger. Während sich die Frauen noch ein wenig der gängigen Mode anpaßten, behielten die meisten Männer ihre traditionelle Tracht. Sie ließen ihre Bärte wachsen, trugen lange, gewickelte Seitenlocken. Ihre Umgangssprache war Jiddisch - eine Art Mittelhochdeutsch, das die Christen nicht verstanden -, in ihren Schulen wurde anders unterrichtet als in den öffentlichen. Sogar innerhalb ihrer Gemeinden bildeten sie noch meistens separate 'Sekten', jede mit ihrem eigenen Bethaus, einem spirituellen Oberhaupt - oft einem 'Wunderrabbi'. Was jedoch alle vereinte, war die haßvolle Gesinnung ihrer Nachbarn, der Umgebung, der unverhohlene Antisemitismus der Landesbehörden.
Im Gegensatz zu ihren osteuropäischen Glaubensgenossen kleideten sich die burgenländischen Juden wie ihre christlichen Mitbürger, trugen dieselbe Haartracht - abgesehen von den Perücken der verheirateten Frauen. Sie sprachen nicht jiddisch sondern deutsch - meistens ein besseres als die örtliche Bevölkerung. In ihren Schulen wurde dasselbe unterrichtet wie in den öffentlichen - mit Ausnahme des Religionsunterrichts. Jede ihrer streng religiösen Gemeinden besaß nur einen Rabbiner und betete in einem gemeinsamen Gotteshaus. Der Schabbat und die jüdischen Feiertage wurden streng eingehalten - eigentlich prägten sie das Leben dieser Menschen. Obwohl Antisemitismus auch hier nicht unbekannt war, sahen sie in ihren christlichen Mitbürgern nicht Feinde. Sie betrachteten sich durchwegs als loyale Untertanen der Österreichisch- Ungarischen Monarchie - später der Republik Österreich.
Unmittelbar nach dem Anschluß Österreichs an Nazi-Deutschland wurden die Juden brutal aus ihrer Heimat vertrieben, ihre Häuser samt Inhalt, ihre Geschäfte, ihr Vieh wurden beschlagnahmt - "arisiert". Sehr bald konnte das Burgenland als "judenrein" erklärt werden, und so ist es bis zum heutigen Tag geblieben - mit ein: paar unbedeutenden Ausnahmen; denn von den wenigen, die den Holocaust überlebten, kehrte niemand in seine frühere Heimat zurück. Ein Teil emigrierte nach Israel, der Rest suchte sich ein neues Exil.'
Ich kann hier nur von meinen persönlichen Kindheitserinnerungen erzählen, und zwar in der jüdischen Gemeinde Lackenbach, wo ich einen wichtigen Teil meiner Kindheit verbrachte. Ich tue es, damit das wenige, was ich über dieses kleine Stück jüdischer Vergangenheit noch in Erinnerung habe, den kommenden Generationen nicht vorenthalten bleibt. Und vielleicht werden diese Geschichten andere dazu bewegen, von ihrem Städtchen zu erzählen. (Israel A. Glück )
Aktualisiert: 2023-03-07
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