Schüttelfieber
Heitere Schüttelreime über Wein
und anderes Wichtiges
Schüttelreime sind etwas Besonderes, sind Magie der Sprache, ein pfiffiges Spiel mit Worten, Silben und Buchstaben, ein Feuerwerk der Wortkunst. Genau ein solches wird von Bernulf Bruckner im vorliegenden Band abgefeuert, geistreich, witzig, aberwitzig, zuweilen auch durchaus mit deftigen Inhalten gespickt. Dass dabei der Wein einen Ehrenplatz einnimmt, ist der Intention des Verfassers geschuldet, der mit diesem, seinem achten Buch, einmal mehr bestätigt, nichts ernst zu nehmen – außer den Wein.
Der inhaltliche Bogen ist freilich weiter gespannt, nicht nur der Wein, sondern auch Sport, Gesundheit, Musik, Kulinarik, Bäuerliches u.v.a. sind vertreten, ebenso wie Themen aus der Beziehungskiste, Menschliches und Zwischenmenschliches – all das in den vielfältigen Nuan-cen, die das Leben so bereithält. Die witzig spritzigen Zeichnungen in diesem „Gute-Laune-Buch“ hat Elisa Wimhofer beigesteuert.
Seit seiner Jugend beschäftigt sich der Kremser Autor bereits mit der trickreichen Welt des Schüttelreimens, bei der pro Verszeile zwei (statt nur einer) Silben reimen müssen, deren Anfangskonsonanten noch dazu vertauscht werden. Kompliziert? Nein, gar nicht! Wer seine Verse kennt, weiß, dass sie zum Schmunzeln einladen und oft für schallendes Gelächter sorgen. Bruckner sieht sie als eine eigene Kunstform in der Literatur und untermauert dies im Buch mit zahlreichen Beispielen. Dass er bei weitem nicht der erste ist, der sich diesem Genre zugewandt hat, bezeugen klingende Namen, wie Eugen Roth, Heinz Erhardt oder der unver-gessene Franz Mittler. Und selbst Ferdinand Raimund hat in Couplets auf den Schüttelreim als besonderes Ausdrucksmittel gesetzt.
Die Fülle an Reimen aus der Feder des Autors wird von einer prominenten Riege an im ge-samten deutschsprachigen Raum verstreuten Schüttelreim-Literaten ergänzt, aus deren Wer-ken einige der schönsten Verse ausgewählt wurden, alle fein gerührt, geschüttelt, und mit einer ausgiebigen Prise Humor gewürzt – hundert Prozent Schmunzelgarantie inbegriffen.
Apropos, einer der rund 1000 Reime lautet:
Manch Teil des Bücherwesens lehrt,
es ist nicht alles lesenswert.
Leseproben:
Aus dem Kapitel „Weiniges“:
Der selbsternannte Weinkenner
Manch einer spricht von Weinen, Sorten, sagt: „Dieser Wein ist wichtig, rar!“ Jedoch entflieht man seinen Worten,
denn keiner weiß, ob’s richtig war.
Ich hatt‘ schon früher keine Wahl,
trink seither alle Weine kahl.
Mein Weinproblem? Ich spuck schlecht.
Drum heiß ich auch Herr Schluckspecht.
Als Wein ich mit Frau Weber leerte,
war’n mir egal die Leberwerte.
Man sollte mehr vom Wein glucksen,
sag‘n alle, die zu klein wuchsen.
Winzerweisheit
Wachsen Weine mehr am Berg,
sind die Beine mehr am Werk.
Stoßseufzer des Gastgebers
Kaum müssen s‘ Wein nicht selber kaufen,
sieht man sie wie die Kälber saufen.
Aus dem Kapitel „Kulinarisches“
„Jetzt hat der Depp sich doch verkutzt!“, sprach einst am Grab der Koch verdutzt.
Er hat sie um Milch aus der Drüse gebeten, da wurde er aus der Kombüse getreten.
Aushang im Restaurant
Ich sehe dich erheben, Gast,
denk nach, obst‘ was gegeben hast!
Bei der Freier Eilandfeier
gibt's zur Feier Freilandeier.
Weil die heiße Herdplatte
leider nicht geplärrt hatte,
gab’s statt heißen Bärtatzen
nur verkohlte Teerbatzen.
Aus dem Kapitel „Zwischenmenschliches“:
Nach der ersten Nacht
Ich möcht' im Bett dir trocken sagen,
du solltest frische Socken tragen!
Wienerisch
„Wos red’t die oide Funsen bled?“
„Geh låss, die is jå blunzenfett!“
Aus den Kapitel „Ländliches“:
Kräht der Hahn, wenn er’s am Huhn tät‘,
dies mit Wetter nix zu tun hätt‘.
Steht Jänner noch, wurscht, wessen Korn,
ist es im Herbst vergessen wor’n!
„Heut nicht!“ zum Bauern sagt die Frau,
worauf er geht und fragt die Sau.
Gibt der Stier sich keine Mühe,
muss ich selbst auf meine Kühe!
Sind des Bauern Böden blank,
g’hört der Hof der blöden Bank.
Aus dem Kapitel „Menschliches“:
Am meisten sie die Pose hasst,
wie sie nicht in die Hose passt.
Vom Himmel hoch, da stürzen Finken,
weil Menschen stark nach Fürzen stinken.
Tagsüber heiter, doch bei Nachtlicht
sieht sie betrübt ihn an und lacht nicht.
Es z‘riss die Vase, war‘s kein Blitz?“
„Nein, seine Blase war‘s, kein Witz!“
Aus dem Kapitel „Pikantes“:
Toilettefehler in der Oper
Wenn Schniedelwutz ins Freie ragt,
kein Mensch mehr nach der Reihe fragt.
Im Nobelpuff
„Womit kann ich dienen? Ach, meine Verehrung!“
„Grüß Gott! Ja ich hätte gern eine Vermehrung!“
Sie kann mich in den Schlaf wiegen,
nur darf sie nicht am Schwaf liegen!
Rehab
Es sind im Heim oft Kurhennen,
die andere als Hur kennen.
I kann die Lady nimmer zähmen,
jetzt muss i doch a Zimmer nehmen!
Morgenstund
Am Morgen im Pyjama recken,
das tolle Panorama checken,
den Tee zum Teegesäusel hitzen
und dann entspannt am Häusl sitzen.
Ins Bett zurück – kein Sorgenmündchen! –
mein Weib begehrt ein Morgensündchen.
Ich werd' alsdann sie gut beminnen
und kann den Tag voll Mut beginnen!