Die von Klaus Holzkamp begründete Kritische Psychologie begann mit einer Kritik der Funktion
der Psychologie als Herrschaftswissenschaft und einer Methodik, die 'Verhalten' nur als Arrangement unter fremdgesetzten Bedingungen erfasst. Die Einführung zeichnet nach, wie diese Kritik zur marxistischen Subjektwissenschaft entwickelt wurde. Als solche will sie Möglichkeiten auf den Begriff bringen, die in der traditionellen Psychologie nach wie vor theoretisch verkannt und in der kapitalistischen Gesellschaft praktisch behindert werden. Wie mit den Kategorien der Kritischen Psychologie und mit ihren theoretischen, methodischen und praxisbezogenen Konzepten diese emanzipatorische Perspektive zu gewinnen ist, wird ebenso dargestellt wie konkrete Probleme, die sich dabei ergeben. Überlegungen, welche Aufgaben sich für eine Weiterentwicklung der Kritischen Psychologie stellen, runden den Band ab.
Aktualisiert: 2022-05-16
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Die Texte dieses Bandes zeigen die Entwicklung der Erkenntnis, dass die bloße Kritik an der Entgegensetzung von Individuum und Gesellschaft die Ausgeliefertheit der Individuen an die Verhältnisse verabsolutiert. Notwendig ist ein Konzept menschlicher Subjektivität, das »den Zusammenhang zwischen Gesellschaftlichkeit und Subjektivität in Einklang zu bringen« (Holzkamp) versteht.
Theoretische Grundlage dafür ist die marxistische Auffassung von der Geschichtlichkeit der Menschen, die das Denken von »Zukunft« auf der Grundlage der naturgeschichtlichen Ermöglichungsbedingungen des Menschwerdungsprozesses, der sich über das praktische Engagement für die Vermenschlichung/Humanisierung der gesellschaftlichen Verhältnisse verwirklicht, umfasst.
Der Begriff der gesellschaftlichen Natur der Menschen bietet in diesem Zusammenhang ein praktisches Widerstandspotential gegen die ideologischen Realitätsverzerrungen, denen die Asozialität der Menschen als Ausdruck ihrer Natur − statt deren Unterdrückung − erscheint. Er schließt die Erkenntnis ein, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse uns nicht äußerlich, sondern wir Teil von ihnen sind und nur handlungsfähig werden, wenn wir diesem Umstand Rechnung tragen. Eine solche Erkenntnis wird praktisch, wenn sie ›subjektiv‹ über die Erfahrung der Auswirkungen restriktiver Verhältnisse auf unser eigenes Denken und Handeln vermittelt ist.
Aktualisiert: 2022-09-07
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Die Beiträge beschäftigen sich mit der Theoretisierung von „praktischen“ Erfahrungen. Sie setzen zugleich den Versuch von FKP 50 fort, die in alle Winde verstreuten Weggefährten und Weggefährtinnen aus den Anfängen Kritischer Psychologie wieder zu Worte kommen zu lassen und ebenso später sich aus praktischem Interesse der Kritischen Psychologie anschließenden Menschen zu fragen, welche Bedeutung Kritische Psychologie für ihre Arbeit hat, welche Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen sie in ihr sehen, in welche Richtung die weitere Entwicklung gehen müsse.
Ute Osterkamp wirft die Frage auf, wieweit theoretische Erklärungen der Unzulänglichkeit psychologischer Berufspraxis deren Überwindung eher verhindern als zu ermöglichen helfen.
Nora Räthzel, Diana Mulinari, Aina Tollefsen, Irene Molina und Paula
Mählck berichten von ihren Untersuchungen in einem transnationalen Unternehmen
in Mexiko.
Stefan Busse berichtet über Entwicklungszwänge, die sich infolge der zunehmenden
„Prekarisierung“ der Arbeitsverhältnisse für die Praxis und das Selbstverständnis von Supervision ergeben.
Thomas Rihm und Judith Mai veranschaulichen an einem konkreten Fall den
Zusammenhang zwischen der Lernverweigerung der Lernenden, der Lernverweigerung
der Lehrenden sowie der offiziellen Verweigerung der strukturellen Voraussetzungen
für ein „gegenstandsadäquates“, d.h. menschenwürdiges Lehr-Lern-Verhältnis.
Ernst Schraubes Beitrag bezieht sich auf ein Forschungsprojekt, das sich noch im Anfangsstadium befindet. Sein Anliegen ist, in Auseinandersetzung mit „subjektorientierten“ Ansätzen die Bedeutung der Technisierung des Alltags und Alltagsdenkens vom Subjektstandpunkt Kritischer Psychologie aus auf den Begriff
zu bringen. Dies soll am Beispiel der Veränderungen des Alltagslebens durch das
Handy ermöglicht und verdeutlicht werden.
Aktualisiert: 2022-03-14
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"Theorie und Experiment" liefert eine fundamentale Kritik an der psychologischen Form der Wissensgewinnung noch auf der Basis eines Bekenntnisses zur Experimentalpsychologie: Im Widerspruch zur Funktion, die experimentellen Anordnungen als Pruefinstanz fuer die Theorieentwicklung zugesprochen wird, bleibt die Beziehung zwischen Theorie und Experiment – das "Repräsentanz"-Problem - in der traditionellen Psychologie weitgehend unreflektiert. Einen Grund hierfuer sieht Holzkamp in deren empiristisch-induktivistischer Ausrichtung, der zufolge die Realitaet einerseits als bloss Vorgefundenes, nicht Gemachtes erscheint, andererseits Gedachtes schon fuer die Wirklichkeit genommen, der "konstruktive" Anteil an der Realitaetswahrnehmung negiert wird. Den damit verbundenen Folgen - konzeptionelle Beliebigkeit, Begriffsrealismus, dogmatische Verhaertung theoretischer Auffassungen und Stagnation des Wissenschaftsprozesses - laesst sich nur begegnen, wenn die Psychologie die Begriffe und Fragestellungen, die sie an die Realitaet herantraegt, in die kritische Reflexion einbezieht und die Realitaet jenseits des eigenen (experimentellen) Kontrollbereichs zur Kenntnis nimmt.
In ihrem radikalen Impuls weitergedacht, fuehrt die immanente Kritik ueber sich hinaus: "Theorie und Experiment" ist so ein Schritt auf dem Wege zu einer "wirklichen" Psychologie, die in ihrer Erkenntnisweise und Praxis der Subjektivitaet und Gesellschaftlichkeit der Individuen Rechnung traegt.
Aktualisiert: 2022-09-07
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Das Erscheinen von Forum Kritische Psychologie 50, gut zehn Jahre nach dem Tode Klaus Holzkamps, scheint ein passender Anlass zu sein, sich zur Entwicklung dieser Arbeitsrichtung zu verhalten, d.h. unterschiedliche Vorstellungen darüber, was unter Kritischer Psychologie zu verstehen und wie mit ihr zu arbeiten ist, zur Diskussion zu stellen. Dies entspricht der „Leitlinie“, die sich die Gründungsgruppe in FKP 3 gegeben
hat: die Diskussion mit anderen materialistischen, aber auch interaktionistischen und psychoanalytisch beeinflussten Auffassungen mit progressiver Zielsetzung so zu organisieren, „dass dabei Auseinandersetzungen mit dem Resultat wirklicher theoretisch-methodischer Fortschritte der Kritischen Psychologie zustande kommen“ und über die „Herausarbeitung der theoretisch-methodischen Besonderheiten gerade
umfassendere Klärungen im gemeinsamen Interesse an der wissenschaftlichen
Weiterentwicklung materialistischer psychologischer Forschung und darin fundierter demokratischer Praxis erreichbar werden“.
Eine solche Reflexion scheint umso dringlicher, als sich die Auffassungen darüber, was unter Kritischer Psychologie zu verstehen sei, auch innerhalb der Redaktion auseinander entwickelt haben. Entsprechend diesem Anliegen haben wir Kolleginnen und Kollegen gebeten, unter dem Arbeitstitel „Mit Klaus Holzkamp weiterdenken“ bzw. die „Produktions- und Reproduktionsbedingungen Kritischer Psychologie in Theorie und Praxis“, kurze Beiträge zur Frage zu schreiben, welche Bedeutung Kritische Psychologie für ihre Arbeit hat, welche Möglichkeiten, aber auch Begrenzungen sie in ihr sehen, in welche Richtung die weitere Entwicklung gehen müsse.
Aktualisiert: 2022-03-14
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Band VI der insgesamt auf 10 Bände angelegten großen Holzkamp-Werkausgabe enthält unter anderem die berühmten und wichtigen Schriften Klaus Holzkamps zur Erkenntnistheorie.
Aktualisiert: 2022-09-07
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Die von Klaus Holzkamp begründete Kritische Psychologie begann mit einer Kritik der Funktion
der Psychologie als Herrschaftswissenschaft und einer Methodik, die 'Verhalten' nur als Arrangement unter fremdgesetzten Bedingungen erfasst. Die Einführung zeichnet nach, wie diese Kritik zur marxistischen Subjektwissenschaft entwickelt wurde. Als solche will sie Möglichkeiten auf den Begriff bringen, die in der traditionellen Psychologie nach wie vor theoretisch verkannt und in der kapitalistischen Gesellschaft praktisch behindert werden. Wie mit den Kategorien der Kritischen Psychologie und mit ihren theoretischen, methodischen und praxisbezogenen Konzepten diese emanzipatorische Perspektive zu gewinnen ist, wird ebenso dargestellt wie konkrete Probleme, die sich dabei ergeben. Überlegungen, welche Aufgaben sich für eine Weiterentwicklung der Kritischen Psychologie stellen, runden den Band ab.
Aktualisiert: 2020-01-27
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