Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen

Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen von Paris,  Rainer
Der Begriff der Macht ist, nach einer bekannten Formulierung Max Webers, 'soziologisch amorph'. Er umfasst ein großes Spektrum sozialer Phänomene und Beziehungen, in denen einer dem anderen seinen Willen aufzuzwingen vermag, worauf auch immer diese Chance beruht. Dennoch gibt es einen relativ umgrenzten Ausschnitt von Praxen und Handlungsweisen, die hier typischerweise zum Einsatz kommen: Drohung, Lob, Provokation, Überredung, aber auch 'weiche', mit anderen Motiven durchmischte Formen der Machtausübung wie Raten und Helfen. Der Band versammelt Aufsätze aus fünfundzwanzig Jahren, in denen die einzelnen Methoden und Machtpraxen, also das Machen der Macht, aber auch die Möglichkeiten der Eindämmung, Begrenzung und Gegenwehr, in verschiedenen Kontexten aus interaktionistisch-phänomenologischem Blickwinkel untersucht werden. Wir alle wissen, was Macht ist. Spätestens wenn wir ihr unterworfen sind, wenn wir uns ohnmächtig und von anderen abhängig fühlen und gezwungen sind, etwas zu tun, was wir sonst nicht täten. Macht ist stets ein Brechen von Widerstand, die Realisierung eines fremden Willens in unserem eigenen Tun. Das bedeutet aber zugleich: Die Macht gibt es nur, weil es das Widerstreben, das Gegeninteresse, die unhintergehbare Freiheit des anderen gibt, nein zu sagen. Macht setzt also Freiheit voraus, sie ist selbst gewissermaßen negative Freiheit: Als Negierung des Nein ist sie jederzeit eine menschliche Möglichkeit, kann es keine 'machtsterilen Verhältnisse' (Heinrich Popitz) geben. In diesem Verständnis ist Macht eine Grundtatsache des Lebens und zugleich ein universaler Mechanismus der Vergesellschaftung, der freilich höchst unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen kann: Sie reichen von der routinemäßigen Ausübung von Herrschaft über die unmittelbare situative Gewaltanwendung etwa bei einem Raubüberfall bis hin zur strategischen Raffinesse Mindermächtiger, die gerade aufgrund ihres Mangels an verfügbaren Machtressourcen auf andere Mittel und Methoden der Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen zurückgreifen müssen.
Aktualisiert: 2023-06-16
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Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen

Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen von Paris,  Rainer
Der Begriff der Macht ist, nach einer bekannten Formulierung Max Webers, 'soziologisch amorph'. Er umfasst ein großes Spektrum sozialer Phänomene und Beziehungen, in denen einer dem anderen seinen Willen aufzuzwingen vermag, worauf auch immer diese Chance beruht. Dennoch gibt es einen relativ umgrenzten Ausschnitt von Praxen und Handlungsweisen, die hier typischerweise zum Einsatz kommen: Drohung, Lob, Provokation, Überredung, aber auch 'weiche', mit anderen Motiven durchmischte Formen der Machtausübung wie Raten und Helfen. Der Band versammelt Aufsätze aus fünfundzwanzig Jahren, in denen die einzelnen Methoden und Machtpraxen, also das Machen der Macht, aber auch die Möglichkeiten der Eindämmung, Begrenzung und Gegenwehr, in verschiedenen Kontexten aus interaktionistisch-phänomenologischem Blickwinkel untersucht werden. Wir alle wissen, was Macht ist. Spätestens wenn wir ihr unterworfen sind, wenn wir uns ohnmächtig und von anderen abhängig fühlen und gezwungen sind, etwas zu tun, was wir sonst nicht täten. Macht ist stets ein Brechen von Widerstand, die Realisierung eines fremden Willens in unserem eigenen Tun. Das bedeutet aber zugleich: Die Macht gibt es nur, weil es das Widerstreben, das Gegeninteresse, die unhintergehbare Freiheit des anderen gibt, nein zu sagen. Macht setzt also Freiheit voraus, sie ist selbst gewissermaßen negative Freiheit: Als Negierung des Nein ist sie jederzeit eine menschliche Möglichkeit, kann es keine 'machtsterilen Verhältnisse' (Heinrich Popitz) geben. In diesem Verständnis ist Macht eine Grundtatsache des Lebens und zugleich ein universaler Mechanismus der Vergesellschaftung, der freilich höchst unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen kann: Sie reichen von der routinemäßigen Ausübung von Herrschaft über die unmittelbare situative Gewaltanwendung etwa bei einem Raubüberfall bis hin zur strategischen Raffinesse Mindermächtiger, die gerade aufgrund ihres Mangels an verfügbaren Machtressourcen auf andere Mittel und Methoden der Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen zurückgreifen müssen.
Aktualisiert: 2023-06-16
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Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen von Paris,  Rainer
Der Begriff der Macht ist, nach einer bekannten Formulierung Max Webers, 'soziologisch amorph'. Er umfasst ein großes Spektrum sozialer Phänomene und Beziehungen, in denen einer dem anderen seinen Willen aufzuzwingen vermag, worauf auch immer diese Chance beruht. Dennoch gibt es einen relativ umgrenzten Ausschnitt von Praxen und Handlungsweisen, die hier typischerweise zum Einsatz kommen: Drohung, Lob, Provokation, Überredung, aber auch 'weiche', mit anderen Motiven durchmischte Formen der Machtausübung wie Raten und Helfen. Der Band versammelt Aufsätze aus fünfundzwanzig Jahren, in denen die einzelnen Methoden und Machtpraxen, also das Machen der Macht, aber auch die Möglichkeiten der Eindämmung, Begrenzung und Gegenwehr, in verschiedenen Kontexten aus interaktionistisch-phänomenologischem Blickwinkel untersucht werden. Wir alle wissen, was Macht ist. Spätestens wenn wir ihr unterworfen sind, wenn wir uns ohnmächtig und von anderen abhängig fühlen und gezwungen sind, etwas zu tun, was wir sonst nicht täten. Macht ist stets ein Brechen von Widerstand, die Realisierung eines fremden Willens in unserem eigenen Tun. Das bedeutet aber zugleich: Die Macht gibt es nur, weil es das Widerstreben, das Gegeninteresse, die unhintergehbare Freiheit des anderen gibt, nein zu sagen. Macht setzt also Freiheit voraus, sie ist selbst gewissermaßen negative Freiheit: Als Negierung des Nein ist sie jederzeit eine menschliche Möglichkeit, kann es keine 'machtsterilen Verhältnisse' (Heinrich Popitz) geben. In diesem Verständnis ist Macht eine Grundtatsache des Lebens und zugleich ein universaler Mechanismus der Vergesellschaftung, der freilich höchst unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen kann: Sie reichen von der routinemäßigen Ausübung von Herrschaft über die unmittelbare situative Gewaltanwendung etwa bei einem Raubüberfall bis hin zur strategischen Raffinesse Mindermächtiger, die gerade aufgrund ihres Mangels an verfügbaren Machtressourcen auf andere Mittel und Methoden der Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen zurückgreifen müssen.
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Der Wille des Einen ist das Tun des Anderen von Paris,  Rainer
Der Begriff der Macht ist, nach einer bekannten Formulierung Max Webers, 'soziologisch amorph'. Er umfasst ein großes Spektrum sozialer Phänomene und Beziehungen, in denen einer dem anderen seinen Willen aufzuzwingen vermag, worauf auch immer diese Chance beruht. Dennoch gibt es einen relativ umgrenzten Ausschnitt von Praxen und Handlungsweisen, die hier typischerweise zum Einsatz kommen: Drohung, Lob, Provokation, Überredung, aber auch 'weiche', mit anderen Motiven durchmischte Formen der Machtausübung wie Raten und Helfen. Der Band versammelt Aufsätze aus fünfundzwanzig Jahren, in denen die einzelnen Methoden und Machtpraxen, also das Machen der Macht, aber auch die Möglichkeiten der Eindämmung, Begrenzung und Gegenwehr, in verschiedenen Kontexten aus interaktionistisch-phänomenologischem Blickwinkel untersucht werden. Wir alle wissen, was Macht ist. Spätestens wenn wir ihr unterworfen sind, wenn wir uns ohnmächtig und von anderen abhängig fühlen und gezwungen sind, etwas zu tun, was wir sonst nicht täten. Macht ist stets ein Brechen von Widerstand, die Realisierung eines fremden Willens in unserem eigenen Tun. Das bedeutet aber zugleich: Die Macht gibt es nur, weil es das Widerstreben, das Gegeninteresse, die unhintergehbare Freiheit des anderen gibt, nein zu sagen. Macht setzt also Freiheit voraus, sie ist selbst gewissermaßen negative Freiheit: Als Negierung des Nein ist sie jederzeit eine menschliche Möglichkeit, kann es keine 'machtsterilen Verhältnisse' (Heinrich Popitz) geben. In diesem Verständnis ist Macht eine Grundtatsache des Lebens und zugleich ein universaler Mechanismus der Vergesellschaftung, der freilich höchst unterschiedliche Formen und Ausprägungen annehmen kann: Sie reichen von der routinemäßigen Ausübung von Herrschaft über die unmittelbare situative Gewaltanwendung etwa bei einem Raubüberfall bis hin zur strategischen Raffinesse Mindermächtiger, die gerade aufgrund ihres Mangels an verfügbaren Machtressourcen auf andere Mittel und Methoden der Wahrung und Durchsetzung ihrer Interessen zurückgreifen müssen.
Aktualisiert: 2020-01-14
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