Geschichte und Region/Storia e regione 28/1 (2019)

Geschichte und Region/Storia e regione 28/1 (2019) von Göllnitz,  Martin, Millan,  Matteo
Weiten Teilen Europas gelang es nach dem Ersten Weltkrieg nicht, den Zustand einer post-war-society zu überwinden, in der die öffentliche Teilhabe an Politik zuweilen mit einem hohen Maß an innenpolitischer Gewalt einherging. Insbesondere für die sich neu formierende Rechte und die paramilitärischen Verbände spielte militantes Verhalten in der Zwischenkriegszeit eine Schlüsselrolle. Jugendliche im Allgemeinen und Studierende im Besonderen waren oftmals wichtige Multiplikatoren in solchen Bewegungen, da sie diese als Experimentierfelder für gewalttätige Erfahrungen betrachteten, wobei sie ihren Mangel an Kriegserfahrung oft durch zunehmende Militanz und Brutalität gegen innere und äußere Feinde kaschierten. Trotz zum Teil erheblicher nationaler Unterschiede kann die jugendliche Militanz als ein weitgehend transnationales Phänomen paramilitärischer Organisationen nach 1918/19 betrachtet werden, das enormen Einfluss auf das politische Leben mehrerer europäischer – siegreicher wie besiegter – Länder in den 1920er und 1930er Jahren nahm. Eine nicht unbeträchtliche Zahl von Studierenden organisierte sich zwischen 1918/19 und 1939 in paramilitärischen Einwohner- und Bürgerwehren, politischen Kampfverbänden oder konspirativen Gruppierungen, um gegen Feinde im Inneren bzw. an den diversen Landesgrenzen vorzugehen. In den Bünden, Freikorps und Grenzschutzformationen suchte diese Generation der meist nach 1900 Geborenen – die sogenannte Kriegsjugendgeneration – das eigene Kriegserlebnis nachzuholen, welches ihnen durch ihr junges Alter im Ersten Weltkrieg verwehrt worden war. In den hier versammelten Beiträgen untersuchen die Autorinnen und Autoren die regionalen Dimensionen studentischer Gewalträume und -kulturen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die regionalen Verhältnisse und Besonderheiten einen Radikalisierungsprozess beschleunigen bzw. bremsen konnten und welche spezifischen Gewaltkulturen sich in den diversen regionalen Gewalträumen entfalteten. AUS DEM INHALT Dmitar Tasić The Macedonian Youth Secret Revolutionary Organization (MYSRO) 1922–1927: A New Moment in Macedonian Struggle Florian J. Schreiner Die "Ausgelesenen". Akademische Netzwerke und die Niederschlagung der Münchener Räterepublik 1919 Juliane Deinert Studierende im Ausnahmezustand. Ausschreitungen an der Rostocker Universität vor und während der Machtergreifung der Nationalsozialisten Irene Bolzon La lunga durata dello squadrismo di confine. Comunità studentesche, società e pratiche della violenza a Trieste (1900–1945) Simone Duranti "Basta la sola camicia nera". Propaganda e attività politica dei fascisti universitari trentini FORUM Flaminia Bartolini Dealing with contested heritage. Contemporary art and the Fascist monument debate REZENSIONEN / RECENSIONI
Aktualisiert: 2023-05-11
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Geschichte und Region/Storia e regione 28/1 (2019)

Geschichte und Region/Storia e regione 28/1 (2019) von Göllnitz,  Martin, Millan,  Matteo
Weiten Teilen Europas gelang es nach dem Ersten Weltkrieg nicht, den Zustand einer post-war-society zu überwinden, in der die öffentliche Teilhabe an Politik zuweilen mit einem hohen Maß an innenpolitischer Gewalt einherging. Insbesondere für die sich neu formierende Rechte und die paramilitärischen Verbände spielte militantes Verhalten in der Zwischenkriegszeit eine Schlüsselrolle. Jugendliche im Allgemeinen und Studierende im Besonderen waren oftmals wichtige Multiplikatoren in solchen Bewegungen, da sie diese als Experimentierfelder für gewalttätige Erfahrungen betrachteten, wobei sie ihren Mangel an Kriegserfahrung oft durch zunehmende Militanz und Brutalität gegen innere und äußere Feinde kaschierten. Trotz zum Teil erheblicher nationaler Unterschiede kann die jugendliche Militanz als ein weitgehend transnationales Phänomen paramilitärischer Organisationen nach 1918/19 betrachtet werden, das enormen Einfluss auf das politische Leben mehrerer europäischer – siegreicher wie besiegter – Länder in den 1920er und 1930er Jahren nahm. Eine nicht unbeträchtliche Zahl von Studierenden organisierte sich zwischen 1918/19 und 1939 in paramilitärischen Einwohner- und Bürgerwehren, politischen Kampfverbänden oder konspirativen Gruppierungen, um gegen Feinde im Inneren bzw. an den diversen Landesgrenzen vorzugehen. In den Bünden, Freikorps und Grenzschutzformationen suchte diese Generation der meist nach 1900 Geborenen – die sogenannte Kriegsjugendgeneration – das eigene Kriegserlebnis nachzuholen, welches ihnen durch ihr junges Alter im Ersten Weltkrieg verwehrt worden war. In den hier versammelten Beiträgen untersuchen die Autorinnen und Autoren die regionalen Dimensionen studentischer Gewalträume und -kulturen. Im Vordergrund steht dabei die Frage, wie die regionalen Verhältnisse und Besonderheiten einen Radikalisierungsprozess beschleunigen bzw. bremsen konnten und welche spezifischen Gewaltkulturen sich in den diversen regionalen Gewalträumen entfalteten. AUS DEM INHALT Dmitar Tasić The Macedonian Youth Secret Revolutionary Organization (MYSRO) 1922–1927: A New Moment in Macedonian Struggle Florian J. Schreiner Die "Ausgelesenen". Akademische Netzwerke und die Niederschlagung der Münchener Räterepublik 1919 Juliane Deinert Studierende im Ausnahmezustand. Ausschreitungen an der Rostocker Universität vor und während der Machtergreifung der Nationalsozialisten Irene Bolzon La lunga durata dello squadrismo di confine. Comunità studentesche, società e pratiche della violenza a Trieste (1900–1945) Simone Duranti "Basta la sola camicia nera". Propaganda e attività politica dei fascisti universitari trentini FORUM Flaminia Bartolini Dealing with contested heritage. Contemporary art and the Fascist monument debate REZENSIONEN / RECENSIONI
Aktualisiert: 2023-02-13
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