Der Rabbi von Bacherach
»Die große Judenverfolgung begann mit den Kreuzzügen und wütete am grimmigsten um die Mitte des vierzehnten Jahrhunderts, am Ende der großen Pest, die, wie jedes andre öffentliche Unglück, durch die Juden entstanden sein sollte, indem man behauptete, sie hätten den Zorn Gottes herabgeflucht und mit Hülfe der Aussätzigen die Brunnen vergiftet. Der gereizte Pöbel, besonders die Horden der Flagellanten, halbnackte Männer und Weiber, die zur Buße sich selbst geißelnd und ein tolles Marienlied singend, die Rheingegend und das übrige Süddeutschland durchzogen, ermordeten damals viele tausend Juden, oder marterten sie, oder tauften sie gewaltsam. ...Je mehr aber der Haß sie von außen bedrängte, desto inniger und traulicher wurde das häusliche Zusammenleben, desto tiefer wurzelte die Frömmigkeit und Gottesfurcht der Juden von Bacherach.«
Aus den Memoiren des Herren von Schnabelewopski
»Mein Vater hieß Schnabelewopski; meine Mutter hieß Schnabelewopska; als beider ehelicher Sohn wurde ich geboren den ersten April 1795 zu Schnabelewops. Meine Großtante, die alte Frau von Pipitzka, pflegte meine erste Kindheit, und erzählte mir viele schöne Märchen, und sang mich oft in den Schlaf mit einem Liede, dessen Worte und Melodie meinem Gedächtnisse entfallen. ...Mein Vater war die gütigste Seele von der Welt und war lange Zeit ein wunderschöner Mann; der Kopf gepudert, hinten ein niedlich geflochtenes Zöpfchen, das nicht herabhing, sondern mit einem Kämmchen von Schildkröte auf dem Scheitel befestigt war. Seine Hände waren blendend weiß und ich küßte sie oft. Es ist mir als röche ich noch ihren süßen Duft und er dränge mir stechend ins Auge. Ich habe meinen Vater sehr geliebt; denn ich habe nie daran gedacht, daß er sterben könne.«
Florentinische Nächte
»Aber wie schön sind sie erst diese Italienerinnen, wenn die Musik ihre Gesichter beleuchtet. Ich sage beleuchtet, denn die Wirkung der Musik, die ich, in der Oper, auf den Gesichtern der schönen Frauen bemerke, gleicht ganz jenen Licht- und Schatteneffekten, die uns in Erstaunen setzen, wenn wir Statuen in der Nacht bei Fackelschein betrachten. Diese Marmorbilder offenbaren uns dann, mit erschreckender Wahrheit, ihren innewohnenden Geist und ihre schauerlichen stummen Geheimnisse. In derselben Weise gibt sich uns auch das ganze Leben der schönen Italienerinnen kund, wenn wir sie in der Oper sehen; die wechselnden Melodien wecken alsdann in ihrer Seele eine Reihe von Gefühlen, Erinnerungen, Wünschen und Ärgernissen, die sich alle augenblicklich in den Bewegungen ihrer Züge, in ihrem Erröten, in ihrem Erbleichen, und gar in ihren Augen aussprechen. Wer zu lesen versteht, kann alsdann auf ihren schönen Gesichtern sehr viel süße und intressante Dinge lesen, Geschichten die so merkwürdig wie die Novellen des Boccaccio, Gefühle die so zart wie die Sonette des Petrarca, Launen die so abenteuerlich wie die Ottaverime des Ariosto, manchmal auch furchtbare Verräterei und erhabene Bosheit, die so poetisch wie die Hölle des großen Dante.«
Aktualisiert: 2021-02-02
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Heines dritte große lyrische Sammlung, die Krone seines dichterisdien Schaffens, erschien im Oktober 1851. Es ist das geschlossenste unter seinen Gedichtbüchern, das am einheitlichsten komponierte. Es ist nicht wie die beiden andern durch Zusammenschweißen von heterogenen, durch lange Zeiträume getrennten Sammlungen entstanden, es umschließt vielmehr die Produktion eines Jahrfünfts, das ganz im Banne einer Seelenstimmung stand. Seit dem Jahre 1846 gelähmt, seit dem Frühjahr 1848 verurteilt in der »Matratzengruft« der eigenen Auflösung entgegenzusehen, fand der Dichter in der Poesie Trost und Rettung.
Aktualisiert: 2021-02-02
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»Die Götter im Exil« ist ein 1853 erschienenes eher satirisches Erzählwerk Heinrich Heines. Das Thema kreist darum, was wohl aus den alten abgesetzten heidnischen Gottheiten wurde. Der Text wechselt zwischen persönlicher Betrachtung und reiner Erfindung. Es gibt Anteile von Essay, Anekdote und Sage. Die alten Gottheiten, wie etwa Jupiter, Mars, Hermes, Bacchus oder Apollo fristen ein abgeschiedenes Dasein oder gehen christlich maskiert ihren alten Tätigkeiten nach. Apollo soll wieder ein Hirt geworden sein, weil er einst (auch) die Kühe des Admetos weidete, habe sich aber durch sein schönes Singen und Musizieren verraten. Er sei hingerichtet worden, aber danach aus dem Grab verschwunden. An der ostfriesischen Küste überführe Hermes, als Kaufmann verkleidet, Seelen ins Jenseits. Heine berichtet von verschiedenen Personen, welche mit Gottheiten gesprochen hätten. Der lange Schimmelpfennig, Neffe des Scharfrichters von Münster habe den Kriegsgott Mars, der nun Söldner war, in Bologna getroffen und einem Tiroler Fährmann erschien der als Mönch getarnte Bacchus.
»Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem« ist eines der letzten Werke Heinrich Heines, veröffentlicht von seinem Verleger Julius Campe. Heine schrieb es um 1846 auf Bitten des Direktors des königlichen Theaters in London. Dieser plante für die aktuelle Saison noch ein Ballett, welches aber durch erfolgreiche Auftritte der Sängerin Jenny Lind, die „schwedische Nachtigall“ genannt, überflüssig wurde. Aufgrund innerer Streitereien der Choreografen und des anhaltenden Erfolges Jenny Linds wurde das Stück jedoch gestrichen; Heine erhielt dennoch eine hohe Abfindung von 240 Pfund. Das Werk sollte nun 1851 als viertes Buch der Gedichtsammlung Romanzero veröffentlicht werden. Da der Verleger Julius Campe aber die Massenwirksamkeit dieses Buches bezweifelte und das Gesamtwerk damit nicht zerstören wollte, erschienen die ersten 5000 Exemplare unter dem Titel „Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem, nebst kuriousen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst“.
Über den Denunzianten:
»Sonderbar! Und immer ist es die Religion, und immer die Moral, und immer der Patriotismus, womit alle schlechten Subjekte ihre Angriffe beschönigen! Sie greifen uns an, nicht aus schäbigen Privatinteressen, nicht aus Schriftstellerneid, nicht aus angebornem Knechtsinn, sondern um den lieben Gott, um die guten Sitten und das Vaterland zu retten. Herr Menzel, welcher jahrelang, während er mit Herrn Gutzkow befreundet war, mit kummervollem Stillschweigen zugesehen, wie die Religion in Lebensgefahr schwebte, gelangt plötzlich zur Erkenntnis, daß das Christentum rettungslos verloren sei, wenn er nicht schleunigst das Schwert ergreift und dem Gutzkow von hinten ins Herz stößt. Um das Christentum selber zu retten, muß er freilich ein bißchen unchristlich handeln; doch die Engel im Himmel und die Frommen auf der Erde werden ihm die kleinen Verleumdungen und sonstigen Hausmittelchen, die der Zweck heiligt, gern zugute halten.«
Einleitung zum »Don Quixote«
»Welcher Grundgedanke leitete den großen Cervantes, als er sein großes Buch schrieb? Beabsichtigte er nur den Ruin der Ritterromane, deren Lektüre zu seiner Zeit in Spanien so stark grassierte, daß geistliche und weltliche Verordnungen dagegen unmächtig waren? Oder wollte er alle Erscheinungen der menschlichen Begeisterung überhaupt und zunächst das Heldentum der Schwertführer ins Lächerliche ziehen? Offenbar bezweckte er nur eine Satire gegen die erwähnten Romane, die er, durch Beleuchtung ihrer Absurditäten, dem allgemeinen Gespötte und also dem Untergange überliefern wollte. Dieses gelang ihm auch aufs glänzendste.«
Aktualisiert: 2021-02-02
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Das »Buch der Lieder« war Heinrich Heines erster großer Gedichtband, in dem er alle seine zu der Zeit bekannten Gedichte zusammenfaßte. Die erste Auflage erschien 1827 in Hamburg bei Hoffmann und Campe. Der Text des Neusatzes folgt der Ausgabe von 1910, die in den »Sämtlichen Werken« im Insel-Verlag, Leipzig, erschien. Die Illustrationen sind entnommen der Ausgabe »Heinrich Heine’s Werke, illustriert von Wiener Künstlern«, hrsg. von Heinrich Laube, Wien etc. o.J. [1884/85].
Das »Buch der Lieder« umfaßt mit Gedichten zwischen 1817 und 1826 Heines Frühwerk. Es sollte fast zwanzig Jahre dauern, bis mit »Neue Gedichte« 1844 der zweite große Gedichtband erschien (1851 folgte mit dem »Romanzero« der dritte und letzte). Von der auch für Heine typischen politischen Satire, wie etwa in »Deutschland. Ein Wintermärchen«, ist im »Buch der Lieder« noch nicht viel zu finden. Stattdessen befassen sich 142 der 237 Gedichte mit unglücklicher Liebe. Als Erklärung dafür werden Heines Gefühle zu seiner Cousine Amalie und später zu deren sieben Jahre jüngeren Schwester, beides Töchter Salomon Heines, genannt. [Wikipedia]
Aktualisiert: 2021-02-02
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