Management und Monitoring der Wildgänse im Werratal als Grundlage für landesweite Empfehlungen zum Umgang mit Wildgänsen

Management und Monitoring der Wildgänse im Werratal als Grundlage für landesweite Empfehlungen zum Umgang mit Wildgänsen
Die vorliegenden Ergebnisse verdeutlichen, dass bereits kleinere Lokalvorkommen von Wildgänsen ab 1.000 Tieren nennenswerte landwirtschaftliche Schäden verursachen können. Da die Tiere aufgrund ihrer sozialen Lebensweise räumlich-zeitlich konzentriert auftreten ist es schwierig diese Schäden vorherzusagen. Allerdings gibt es zwei Faktoren, welche das Risiko eines hohen Beweidungsdruckes durch Wildgänse begünstigen und somit ebenfalls die Entstehung landwirtschaft-licher Schäden. Einerseits wäre dies die räumliche Lage der jeweiligen landwirtschaft-lichen Flächen. Insbesondere der Abstand zu lokalen Schlafgewässern ist von Bedeutung. Je näher landwirtschaftliche Flächen an bekannten und häufig genutzten Schlafgewässern liegen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass diese von Wildgänsen intensiver als andere Flächen genutzt werden. Nach Möglichkeit sollte daher vermieden werden auf diesen Flächen Winterraps oder Zuckerrüben anzubauen. Denn die Wahl der Feldfrucht beeinflusst ebenfalls den zu erwartenden Beweidungsdruck, da manche Pflanzen bevorzugt gefressen werden und die dauerhafte Beweidung ggf. schlechter oder gar nicht kompensieren können. Im Falle von Winterraps wird dieser bevorzugt und intensiv von Wildgänsen und zusätzlich Schwänen zur Nahrungsaufnahme genutzt. Ein hoher Beweidungsdruck auf Winterraps ist daher wahrscheinlich, eine räumliche Nähe zu einem Schlafgewässer führt zu einer weiteren Zunahme und Ertragsverluste werden wahrscheinlicher bzw. fallen höher aus. Auf Flächen mit Zuckerrüben gibt es im Sommer ein erhöhtes Risiko für Ertragsverluste. Diese entstehen aufgrund der Art und Weise, wie Wildgänse Zuckerrüben als Nahrung nutzen. Bereits innerhalb sehr kurzer Zeiträume von nur drei bis vier Tagen können die Ertragsverluste erheblich ausfallen. Deshalb sollte auf den Anbau von Winterraps und Zuckerrüben in einem Umkreis von mind. 1.000 m bis 1.500 m um bekannte Schlafgewässer nach Möglichkeit verzichtet werden. Innerhalb dieses Radius werden andere Nutzpflanzen wie Winterweizen zwar ebenfalls verstärkt genutzt, aber die zu erwartenden Ertragsverluste fallen deutlich geringer aus (ermittelte Ertragsverluste: Winterweizen 7-11% vs. Winterraps 25-34%). Eine weitere Anbaualternative bietet Mais, da dieser von Wildgänsen und Schwänen kaum genutzt wird. Jagdkonzepte auf Wildgänse sollten unbedingt revierübergreifend angelegt sein. Die hohe Mobilität der Tiere und ihre räumlich-zeitliche Konzentration machen eine Bejagung hinsichtlich Schadensverhütung, oder im Falle der Nilgans Bestands-reduktion, auf Revierebene schwierig. Das gemeinsame Abstellen großer Flächen über Reviergrenzen hinweg verspricht einen größeren Jagderfolg. Die jagdlichen Bemühungen sollten auf die Flächen konzentriert werden, auf denen ein hoher Beweidungsdruck herrscht und Ertragsverluste entstehen können. Auf Flächen mit landwirtschaftlichen Zwischenfrüchten hingegen sollte die Jagd unterbleiben, um den Tieren dort eine ungestörte Nahrungsaufnahme zu ermöglichen. Durch jagdliche Bemühungen kann der Beweidungsdruck so besser auf verschiedene landwirtschaft-liche Flächen verteilt werden. Eine Verringerung des Beweidungsdrucks v.a. auf Winterweizen ermöglicht es den Pflanzen diesen zu Kompensieren. Die Gänselockjagd ist ein potentiell sehr gutes Instrument, um mit wenigen Jagd-ereignissen eine hohe Jagdstrecke zu erzielen, sie erfordert jedoch ein gezieltes Einarbeiten der beteiligten Jäger und eine entsprechende Ausrüstung. Insbesondere dem Ausspähen der Wildgänse vor dem Ansetzen einer Gänselockjagd kommt eine hohe Bedeutung zu. Dies sollte systematisch und revierübergreifend erfolgen. Für die Gänselockjagd ist der revierübergreifende Ansatz von noch größerer Bedeutung, da zur Durchführung der Lockjagd ein höherer Arbeitsaufwand, als für die normale Gänsejagd, erforderlich ist. Gänselockjagden sollten daher zentral organisiert werden und ggf. ist kurzfristig bei den jeweiligen Revierpächtern die Durchführung anzufragen, um zeitnah reagieren zu können. Nur wenn Bejagungskonzepte konsequent mit definierten räumlichen Schwerpunkten und jagdlichen Ruhezonen umgesetzt werden, kann der lenkende Effekt auf Wildgänse erzielt werden. Vergrämungsabschüsse sind eine wirkungsvolle Maßnahme, um außerhalb der Jagdzeit auf schadanfälligen landwirtschaftlichen Flächen einem hohen Beweidungs-druck zu vermindern und Ertragsverlusten vorzubeugen. Allerdings sollten Vergrämungsabschüsse keine inoffizielle Jagdzeitverlängerung darstellen und nur nach den genannten Rahmenvorgaben stattfinden. Damit Vergrämungsabschüsse erfolgreich eingesetzt werden können ist eine schnelle Meldekette zwischen dem betroffenen Landwirt, der Unteren Jagdbehörde und dem jeweiligen Jagdpächter notwendig. Während des Projektes hat es sich bewährt einen klaren Kommunikationsweg für die kurzfristige Genehmigung von Vergrämungsabschüssen vorzugeben. Während des Projektes war dies eine formlose Email des Landwirtes an die Untere Jagdbehörde, nach Möglichkeit mit Fotos zur Dokumentation des Beweidungsdrucks. In der Email muss die betroffene Fläche eindeutig benannt sein, da die Vergrämungsabschüsse ortsbezogen durchgeführt werden. Die Untere Jagdbehörde setzt den jeweiligen Revierinhaber über die Sonderabschuss-genehmigung in Kenntnis und übermittelt diese. Der Erfolg der Vergrämungs-abschüsse hängt im Wesentlichen von der schnellen jagdlichen Reaktion ab. Daher empfiehlt es sich ggf. einen Verantwortlichen für die Durchführung aller lokalen Vergrämungsabschüsse zu bestimmen, welcher nach Absprache mit den jeweiligen Revierinhabern die Vergrämungsabschüsse zeitnah umsetzen kann. Eine zusätzliche landwirtschaftliche Maßnahme zur Minderung des Beweidungs-drucks besteht in der vermehrten Aussaat von Zwischenfrüchten. Diese können Wildgänsen in den Wintermonaten als alternative Äsung dienen. Auf Zwischen-fruchtflächen sollte eine unbedingte und vollständige Jagdruhe herrschen, damit Wildgänse dort ungestört Nahrung aufnahmen können. Die gewählten Zwischen-früchte sollten nicht höher als ca. 30 cm aufwachsen, da Wildgänse eine flache und übersichtliche Vegetation zur Nahrungsaufnahme bevorzugen. Abgeerntete Maisfelder werden von den Tieren ebenfalls gerne nach Ernterückständen abgesucht. Ein späteres Umbrechen bzw. Pflügen der Maisstoppel kann daher auch zur Entlastung anderer landwirtschaftlicher Flächen beitragen. Auch hier sollte unbedingt eine vollständige Jagdruhe eingehalten werden, damit die Tiere die Flächen ungestört nutzen können. Die genannten Maßnahmen stellen ein ineinandergreifendes Konzept dar und müssen aufeinander abgestimmt werden. Kenntnisse zur Raumnutzung der lokalen Wildgänse, eine konsequente Einhaltung der jagdlich beruhigten Bereiche, eine schnelle jagdliche Reaktion auf stark beweideten Flächen, eine umsichtige landwirtschaftliche Planung und eine schnelle und direkte Kommunikation zwischen den beteiligten Akteuren sind für die erfolgreiche Umsetzung notwendig.
Aktualisiert: 2023-03-28
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