Die vorliegende Studie untersucht anhand historisch belegter und vor Ort im Rahmen einer Feldforschung erhobener Siedlungsnamen die unterschiedlichsten Aspekte von Ortsnamen in Nordost-Nigeria. Diese Toponyme können als linguistische und historische Zeugnisse einer Region angesehen werden.
Zunächst werden die in Ortsnamen gefundenen Wortbildungsstrategien der fünf wichtigsten in Borno gesprochenen Sprachen (Kanuri, Hausa, Shuwa-Arabisch, Malgwa und Fulfulde) beschrieben und mit präzisen Beispielen belegt. Die Inhaltsebene der Siedlungsnamen wird auf dem Hintergrund der eng mit den Kanuri verknüpften Geschichte des ehemaligen Königreiches Borno behandelt. Dies ermöglicht die Sichtbarmachung von Veränderungen in den Sozialstrukturen der benennenden Ethnien, interethnischer Strukturen wie auch den Wandel der Ökologie der Tschadseeregion und in der Wahrnehmung der Umwelt.
Sowohl historische als auch ethno-soziologische Aspekte werden durch die Bearbeitung vorkolonialer und kolonialer Quellen diskutiert. Die heutige Dominanz der Kanuri zeigt sich auch daran, dass die meisten der heutigen Siedlungsnamen Bestandteile dieser Sprache enthalten. Das Alter der Ortsnamen unbekannter Etymologie und deren Häufung an Flussläufen belegen hingegen, dass Borno bereits vor der Einwanderung der Kanuri ab dem 14. Jahrhundert dicht besiedelt war. Die Gegenüberstellung der historisch belegten Ortsnamen mit heutigen Entsprechungen macht Besiedelungstendenzen und Benennungen von Siedlungen als Ausdruck des Ringens um ethnische und politische Vorherrschaft deutlich.
Die vorliegende Arbeit ist zusätzlich in einer englischen Übersetzung bei uns erschienen: „Place Names in Borno and Yobe States (Northern Nigeria)“, ISBN 978-3-89645-194-1.
Aktualisiert: 2021-11-20
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Thema der Studie ist Territorialität in pastoral bewirtschafteten Gebieten der Gemeinde Abala in Westniger. Dabei soll die Dynamik von Territorialität, die ständig aufrechterhalten werden muss und ständig in Frage gestellt werden kann, besondere Beachtung finden. Entgegen einer weitverbreiteten sedentären Perspektive wird hier davon ausgegangen, dass Territorialität durch Mobilität nicht etwa geschwächt, sondern vielmehr gestärkt wird.
Die Diskussion von Territorialität bildet den theoretischen Rahmen, in dem die Studie Material ethnologischer Feldforschungen bei verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Westniger untersucht: Arma, Tuareg, Fulbe, Hausa und Zarma. Zuerst werden die Gruppen und ihre Migrationsgeschichte sowie das Entstehen und die rechtlichen Grundlagen einer „zone pastorale“ vorgestellt. Diese Darstellung nimmt ihren Ausgang im historischen Kontext der Verdrängung der Iwellemmedan-Tuareg durch die französischen Kolonisatoren nach Norden, was sowohl zu einer Neubesiedlung des aktuellen Untersuchungsgebiets als auch zur Schaffung eines Hausa-Kantons führte, der dieses einschließt. Die räumliche Neuorganisation schuf Voraussetzungen für Territorialität, die bei einer Untersuchung gegenwärtiger Konflikte noch immer relevant sind. Darauf werden in zwei ausführlichen Fallstudien Landkonflikte zwischen an die Tuareg assimilierten Arma sowie Fulbe auf der einen und Hausa auf der anderen Seite rechtsanthropologisch untersucht.
Das Interesse gilt dabei u.a. Versuchen der Aneignung von Territorium als auch dessen Kennzeichnung durch Brunnen als Marker. Die Untersuchungen führen schließlich zum Gedanken einer „offenen Territorialität“, mit welcher der Bezug von Nomaden zu Raum beschrieben und Nomadismus definiert werden kann.
Aktualisiert: 2023-04-16
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Die vorliegende Studie befasst sich mit der gesellschaftlichen Bedeutung von Arbeit bei den Gannunkeebe, einer Bevölkerungsgruppe im Norden der heutigen Republik Benin, die sich überwiegend aus Nachkommen von Fulbe-Sklaven zusammensetzt. Arbeit, so die zentrale These, wurde hier zu einem kulturellen Gut, über das sich Identität, die gemeinschaftliche Identifikation mit eigenen Werten herausbilden konnte. Dass dabei Mitglieder dieser Gruppe ihr Arbeitsethos an die Sklavenvergangenheit binden, lässt sich als selbstreflexiver Akt der Befreiung verstehen mit eben jenem Mittel, das zugleich die Bestimmung der Sklaven ausmachte, ihrer Arbeitskraft.
Einen weiteren Schwerpunkt bildet der erinnerte Sklavenalltag und seine aktuellen Bezüge. Methodisch reflektiert wird der Zugang zum Erinnern in einer Gemeinschaft, die in einem höchst ambivalenten Verhältnis zu Status und Herkunft ihrer Vorfahren steht. Die Frage, welche Facetten aus den Lebenswelten der Sklaven im kollektiven Gedächtnis gewahrt bleiben und warum gerade diese, mündet in die Analyse der Kontinuitäten und Transformationen des Verhältnisses zwischen Gannunkeebe und Fulbe. Die Studie begleitet eine Auseinandersetzung mit subtilen Prozessen der Machtbildung und Erfahrungen von Egalität in den alltäglichen Austauschbeziehungen zwischen Nachkommen von Unfreien und Freien.
Die Arbeit basiert auf längeren Feldforschungen und beruht neben der Auswertung oraler Quellen auf der Sichtung von Archivmaterial aus der Kolonialzeit, das im ersten Teil des Buches über die Wahrnehmungen und Haltungen der Kolonialadministratoren zur sogenannten Sklavenfrage in den Nord-Provinzen Dahomeys aufgearbeitet ist.
In unserem Programm wurden weitere Studien zur Sprache und Kultur der Fulfulde Westafrikas sowie zur Migrations- und Transnationalismusforschung veröffentlicht:
„Dictionnaire Mofu-Gudur – Français – Fulfulde“, ISBN 978-3-89645-423-2.
„Les Fulbe du Boobola – Genèse et évolution de l’État de Barani (Burkina Faso)“, ISBN 978-3-89645-301-3.
„Fulfulde-Studien – Fula Studies“, ISBN 978-3-89645-011-1.
„The Global Nuer – Transnational Life-Worlds, Religious Movements and War“, ISBN 978-3-89645-908-4.
„Lehrbuch des Pular – Ein Grundkurs in 33 Lektionen mit Übungen, Auflösungen und Wörterverzeichnis“, ISBN 978-3-89645-841-4.
„Migration and Conflict – The Integration of Burkinabe Migrants Displaced from Côte d’Ivoire“, ISBN 978-3-89645-903-9.
„Nomades des espaces interstitiels – Pastoralisme, identité, migrations (Burkina Faso – Côte-d’Ivoire)“, ISBN 978-3-89645-252-8.
„Spaces in Movement – New Perspectives on Migration in African Settings“, ISBN 978-3-89645-905-3.
Aktualisiert: 2022-01-06
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Eine von vielen Gemeinsamkeiten, die wahrscheinlich alle menschlichen Sprachen aufweisen, ist, dass sie Konstruktionen besitzen, die aus zwei Teilsätzen bestehen, wobei der eine Satz den anderen in der gleichen Weise modifiziert, wie ein Adverb eine Proposition. In dieser Arbeit werden Aspekte adverbialer Subordination der drei westafrikanischen Sprachen Hausa, Fulfulde und Kanuri untersucht. Eine zentrale Frage ist, welche Markierungen bzw. Konstruktionen diese drei Sprachen verwenden um die Art zu spezifizieren, in der der Adverbialsatz den Matrixsatz semantisch modifiziert.
Hausa, Fulfulde und Kanuri sind phylogenetisch unterschiedliche Sprachen. Hausa ist der größte Vertreter der tschadischen Sprachen, die der afroasiatischen Sprachfamilie zugeordnet werden. Fulfulde wird dem nördlichen Zweig der atlantischen Sprachen, einer Untergruppe der Niger-Kongo Sprachen zugeordnet, während Kanuri als Vertreter der saharanischen Sprachen zu den nilo-saharanischen Sprachen zählt. Somit werden in dieser Arbeit Sprachen von drei der vier in Afrika konstatierten Sprachfamilien berücksichtigt.
Zunächst ist ein Ziel dieser Arbeit, die Möglichkeiten und Mechanismen des Hausa, Fulfulde und Kanuri darzustellen, die semantische Relationen zum Ausdruck bringen, die traditionellerweise als adverbiale Relationen bezeichnet werden. Diese auf eine bedeutungsbezogene Klassifikation aufbauende Darstellung ist gleichzeitig auch die Grundlage für weitere Fragestellungen hinsichtlich formaler Eigenschaften adverbialer Subordinatoren und arealer Merkmale. Wichtige Fragen, die weiterhin behandelt werden, beinhalten Generalisierungen über Form und Funktion, bezüglich freier Formen, gebundener Morpheme und phrasaler Konjunktionen oder der zur Verfügung stehenden Kategorien adverbialer Subordinatoren, z.B. Präpositionen, Adverbien, Interrogative, Nomina etc.
Nicht nur aufgrund der jahrelangen Beschäftigung des Autors mit den grammatischen Besonderheiten von adverbialen Konstruktionen der betreffenden Sprachen bietet das vorliegende Werk einen einzigartigen Einblick in die Mechanismen des Sprachkontaktes und der Areallinguistik. Historische, kulturelle und sozioökonomische Entwicklungen werden nicht außer Acht gelassen, der Fokus der Arbeit befindet sich aber eindeutig auf den neu gewonnenen linguistischen Erkenntnissen.
REZENSIONEN:
„The book […] is an inspiring case-study with a socio-linguistic inclination.“
(Stanislaw Pilaszewicz in "Studies of the Department of African Languages and Cultures" 42/2008, 86-89)
„This work provides building blocks for many further edifices.“
(Raymond Boyd in "Afrika und Übersee" 90/2008/09, 281-291)
„[...] this reviewer really liked the book. It deals clearly with intricate semantic domains in three languages and presents an innovative approach in the areal study of African languages, focusing on the borrowing of grammatical markers. It deserves to be on the shelf of typologists and linguists interested in African languages.“
(Mahamane L. Abdoulaye in "Journal of African Languages and Linguistics" 31/2, 2010, 278-283)
Aktualisiert: 2022-07-06
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