Es wurden in den letzten Jahren bereits einige Bücher über mehr oder weniger prominente Nazitäter von deren Kindern und von den Enkeln veröffentlicht. Ebenso wurden die Verbrechen der Wehrmacht und der sogenannten »Einsatzgruppen« in Büchern, Ausstellungen, Vorträgen und Filmdokumentationen aufgearbeitet.
Das oft zitierte Buch des amerikanischen Historikers Christopher R. Browning „Ganz normale Männer“ von 1993, sowie die kontroverse Antwort darauf: „Hitlers willige Vollstrecker“ (1996) von Daniel Jonah Goldhagen, haben die mörderischen Aktivitäten der Polizeibataillone in den Gebieten Polens und der ehemaligen Sowjetunion während des zweiten Weltkriegs behandelt. Beide haben auch versucht eine Antwort darauf zu finden, wie es möglich war, dass „ganz normale Männer“ dabei zu Tätern wurden.
In unserer Neuerscheinung wird in Form einer biographischen Erzählung der Werdegang eines dieser „ganz normalen Männer“ - dem Opa des Autors - gestützt mit einer Vielzahl von Zeitzeugenberichten, Photos und bislang unbekannten oder vergessenen Dokumenten, nachgezeichnet.Auch die nicht zu leugnenden Spätwirkungen der Kriegshandlungen auf die Kinder und Enkelgeneration werden im Buch behandelt.
Inhaltsangabe
Vom Autor wird hier auf 400 Seiten mit 209, meist farbigen Abbildungen, ein Diorama von der Zeit der Verfolgung und Vertreibung evangelischer Christen aus dem Salzburger Land 1731/1732, ihrerAnsiedlung im Königreich Preussen, deren Werdegang und Schicksal im ersten Weltkrieg, in der Weimarer Republik mit den für Ostpreussen besonders belastenden Auswirkungen der Versailler Verträge, der Nazi-Gewaltherrschaft, die Aktivitäten im Weltkrieg II, der Flucht in den Westen nach Schleswig-Holstein und über deren "Neues Leben" im Ruhrgebiet entfaltet. Hierbei wird ein lang gehütetes Familiengeheimnis über die Nazivergangenheit des Protagonisten - der Opa des Autors - aufgedeckt.
Es zeigte sich aber auch, dass derartige Tabus über lang zurückliegende Ereignisse, oft erst in späteren Jahren ihre vollen Auswirkungen entfalten und bis in die Kinder- und Enkelgeneration ausstrahlen, ohne dass sich die hiervon Betroffenen über die Ursachen mancher "Spätfolgen" überhaupt bewusst werden.
Es wird hier ausführlich beschrieben, wie aus einem ostpreussischen Landwirt ein Landgendarm wird, der anfangs Kleinkriminelle, Hühner- und Fahrraddiebe jagt, dann aber als Polizeisoldat im berüchtigten Reserve-Polizeibataillon 11 unmittelbar am "Holocaust by Bullets" beteiligt ist und im Rahmen der sogenannten "Partisanenbekämpfung" in Weissrussland an der Ermordung von Männern, Greisen, Frauen und Kindern mitwirkt, nachdem er - getarnt als "Lehrgang" - zuvor bereits mitgeholfen hat, die beiden Ghettos im polnischen Grodnow "judenfrei" zu machen.
Auch der Werdegang des ältesten Sohns des Grossvaters, vom Pimpf bei der Flieger-HJ hin zum Luftwaffenpiloten, den man auf allen Flugzeugtypen bis für den Einsatz mit dem ersten Düsenjäger Typ Messerschmitt Me 262 schulte, wird hier facettenreich nachgezeichnet. Die Pilotenausbildungen fanden in Frankreich, Bayern, Tschechien und an der Ostseeküste statt. Es gab dabei sogar Übungsflüge im Gebiet der Wolfsschanze. Fast wäre er bei einer Zielflugübung abgeschossen und am 20. Juli 1944 beinahe von SS-Offizieren verhaftet worden. Aber letztlich gab es 1945 kein Kerosin mehr und so wurde er "last minute" in die Schlacht bei den Seelower Höhen vor Berlin abkommandiert. Allein wie er dies überlebte ist ein kleiner Krimi.
Am Ende wird der Protagonist bei den Kämpfen um Danzig verwundet und in letzter Minute mit dem Lazarettschiff Antonio Delfino, einem schnellen Zweischraubendampfer, unter Begleitschutz des Torpedobootes T-4 von Hela nach Kopenhagen über die Ostsee gerettet. Als schwerverwundeter „Kriegsheimkehrer aus Dänemark" galt er den den britischen Besatzern als unverdächtig und musste noch nicht einmal entnazifiziert werden.
Es werden aber auch die Geschichten seiner Frau und seiner jüngeren Kinder erzählt: die Bombardierungen und Verschüttungen in Königsberg, die Flucht aus Ostpreussen nach Berlin und wie sich die Familie nach dem Krieg - alle anderen körperlich unversehrt - zu guter Letzt in Schleswig-Holstein wiedertraf.
Der Autor beschreibt dabei auch weniger bekannte Fakten zur Flucht, Ergreifung und dem Ende von Reichsführer SS Heinrich Himmler, sowie der, des ostpreussischen Gauleiters Erich Koch und dessen jetzt erst in Polen aufgetauchtem Testament. Er liefert aber auch einen anderen, als den tradierten Blick auf den schrecklichen Untergang der Wilhelm Gustloff und deckt u.a. die selbstherrliche Schönfärberei von Grossadmiral Karl Dönitz über seine „grandiosen Rettungsaktionen" von Flüchtlingen auf.
Diese nicht nur biographische Erzählung, voll von Fakten, und einigen Neuigkeiten über Hitlers Satrapen sowie über das Leben des Grossvaters, berichtet en passant über ein spannendes Stück jüngerer Zeitgeschichte. Dabei werden auch die hinterlistigen Methoden zur Vereinnahmung der »Volksgenossen« durch die Naziführung aufgedeckt. Es ist somit auch ein Lehrstück darüber, wie so etwas überhaupt möglich war und es liefert im Umkehrschluss die Mahnung mit: auf die Zeichen der Zeit zu achten, denn manchmal wiederholt sich Geschichte eben doch.
Man kann heute in Deutschland und weltweit an allen Ecken und Enden beobachten, wie ungute Geister eine wahre Renaissance erfahren. Wieder mal geht es gegen Minderheiten, jetzt gegen „Ausländer“, „jüdische Bankiers“, „People of Colour“ und „Demokraten“ - wieder braucht man Sündenböcke, heute sind es hier "die Flüchtlinge“ und mal wieder die Juden, - wieder gibt es Faschisten, Nazis, rohe Gewalt in den Strassen, vor Synagogen und Parlamenten - bis hin zu Morden. Wieder brennen Häuser: jetzt sind es Flüchtlingsunterkünfte, wieder schimpft „das Volk« über „die Lügenpresse« und über »die verlogenen Politiker«, die »Systemparteien« , fabuliert von einem „Deep State“. Immer lauter und frecher wird gegen diese, unsere Demokratie gehetzt. Erneut hallt der altbekannte Kampfruf der Rechten: »Wachet auf!«
Leider scheint es so, dass nachgeborene Hetzer und Demagogen auch in Deutschland schon wieder Oberwasser bekommen.
Wo und wie dies enden kann, lehrt uns deutlichst der Blick auf die jüngsten, beklemmenden Ereignisse vor dem Reichtagsgebäude in Berlin und dem Capitol in Washington - vielleicht aber auch die in diesem Buch erzählte Geschichte.
. . . denn sein Opa war dabei
Aktualisiert: 2023-03-27
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Aktualisiert: 2020-09-01
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Aktualisiert: 2020-09-01
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Aktualisiert: 2020-09-01
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Die Monographie beschreibt auf der Basis gründlicher Quellen- und Archivstudien Voraussetzungen, Pläne, Maßnahmen und Ergebnisse der NS-Sprachpolitik im Osten. Sie beleuchtet die sprachvölkischen und rasseideologischen Voraussetzungen sowie die vorgefundenen sprachsoziologischen Verhältnisse in Weißrussland und Nachbarländern. Ferner charakterisiert die Autorin die handelnden Personen und erlassenen Sprachvorschriften in differenzierter Weise und zeigt im Ergebnis, dass beim Eroberungs-, Unterdrückungs- und Vernichtungsfeldzug im Osten die Förderung von Sprache, Bildung und Kultur nur eine marginale Rolle spielte und vor allem im Dienste von «Teile und herrsche!» stand. Ein umfangreicher Anhang macht die wichtigsten Dokumente und Materialien zugänglich.
Aktualisiert: 2023-04-08
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Nur wenige Jahre wurden ab 1936 an den NS-Ordensburgen Krössinsee und Vogelsang Lehrgänge für künftige politische Führer der NSDAP abgehalten. Mit dem Angriff der Wehrmacht auf Polen endeten am 1. September 1939 diese Schulungen. Die als Ordensjunker bezeichneten Lehrgangsteilnehmer und ihr Führungskorps – insgesamt rund 2.000 junge Männer – waren zuvor mit erheblichem Aufwand massiv im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie beeinflusst worden. Den Unterricht prägten rassistische Irrlehren und aggressive außenpolitische Zielsetzungen.
In der vorliegenden Veröffentlichung spürt der Autor der bislang in der Literatur nicht hinreichend beantworteten Frage nach, ob die Burgmannschaften während des Krieges die rassistischen Lehren der Ordensburgen in politische Praxis umgesetzt haben. Näher betrachtet werden insbesondere diejenigen Männer, die im Auftrag von Alfred Rosenbergs Ostministerium in führenden Funktionen der Zivilverwaltung in der besetzten Sowjetunion eingesetzt waren. Ausgestattet mit Richtlinien, in denen konkrete Maßnahmen gegen die jüdische Bevölkerung festgeschrieben waren, nahmen die Gebietskommissare im Sommer 1941 im Osten ihre Arbeit auf. Als sie mit dem Vorrücken der sowjetischen Armee ihre Sprengel aufgeben mussten, war die dortige jüdische Bevölkerung fast vollständig ermordet worden. Welche Rolle hatten dabei die Gebietskommissare von den Ordensburgen gespielt? Das Buch liefert erste Antworten.
Aktualisiert: 2020-01-23
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