Eine Produktion von: OHO - Offenes Haus Oberwart, KIBu – Komponisten und Interpreten im Burgenland in Zusammenarbeit mit der „edition lex liszt 12“
„atme Österreich“ - Mitschnitt vom Konzert im Offenen Haus Oberwart, 8.11.2008
Es spielte das erweiterte Janusensemble unter der Leitung von Christoph Cech.
Solist: Johann Leutgeb
Christoph Cech:
„pulsen“ für Streichorchester (2005)
„Pulsen ist ein architektonisches Konzept, welches auf der Schichtung unterschiedlich langer Zeitmodule, deren gemeinsamer Nenner ein Achtelpuls ist, beruht. Die innere Struktur der Zeitmodule besteht aus melodischen Fragmenten, die durch die abgeklärte Konsequenz ihrer Permutationen ein weiteres Schema der Komposition nach außen tragen. An den sich ergebenden Kumulationspunkten entsteht Raum für das Unvorherhörbare. Die eigene Repetition exakt den umgebenden unterschiedlichen Repetitionen entgegenzustellen, erfordert ein hohes Maß an rhythmischer Selbstständigkeit, in deren Erweckung ich einen globalen Auftrag meiner Tätigkeit als Komponist spüre.“ Christoph Cech
Wolfgang R. Kubizek:
"atme österreich" für Bariton, Fagott und Orchester (2008)
Wolfgang R. Kubizek widmet sich in seiner letzten, fertig gestellten Komposition „Atme Österreich“ für Bariton und Orchester einer traditionsreichen österreichischen Mentalität: dem Mix aus Autoritätshörigkeit, Opportunismus und Heuchelei. Er spannt dabei den Bogen von den jubelnden Massen des März 1938 („ich war nicht dort“) über die beruhigende Einzeltäterthese (Oberwart, 1995 - „ich war's nicht“) zu staatlich geduldeter Missachtung der österreichischen Verfassung („wir sind wir“).
atme österreich
Text: Wolfgang R. Kubizek
1. ich war nicht dort: atme frei – es jubelt – atme – österreich – es jubelt – frei – es atmet – jubel
helden – viele helden – streng – besuchen – österreich – viele – strenge – helden
platz – für jubel – helden – noch – österreich – für jubel – platz – für helden
platz – erstickt – in jubel – helden – sind – platz – kein – österreich
2. ich auch nicht: zu 50 jahre – frei – jubel und – vier tote – einzel – täter mag – kein indien – in österreich durch – klebebänder – atme – schwer – kein österreich – erstickt – egal – atme nicht
wer bleiben – will muss – weiße – kreide – schlucken – jubeln – dort – wo österreich
karawanken wesen – einzel – fall aus neun – egal – jubel – wir – sind österreich – wir
Tzvi Avni:
„Prayer“ für Streichorchester (1969)
Österreichische Erstaufführung
„’Prayer’ wurde 1961 komponiert. Nachdem ich es 1969 rearrangiert hatte, widmete ich es in seiner neuen Form Fannie und Max Targ aus Chicago, die in vielfältiger Weise dazu beigetragen haben, das musikalische Leben in Israel zu fördern.
Das Stück besteht aus drei Hauptteilen: eine meditative, gebetsähnliche Stimmung durchdringt den ersten und dritten Teil, während im Mittelteil der Bewegungsfluss zunimmt und das Gebet in einen ekstatischen Tanz transformiert. Die Textur dieses Teils ist aus rhythmischen ´martellato´-Passagen gewoben, die sich mit anderen, polyphonisch-fugalen abwechseln. Dazwischengesetzt sind auch kurze Passagen, die zu der stilleren Atmosphäre des Gebets zurückführen. Das leise Ende der Arbeit soll ein Gefühl der Ruhe und Versöhnung mit sich bringen.“ Tzvi Avni
„Prayer“ wurde zum ersten Mal 1962 in Israel durch das Kol Israel Orchestra, dirigiert von Gary Bertini, aufgeführt. Seither ist es viele Male in Israel und im Ausland sowohl von zahlreichen professionellen Orchestern als auch von Jugendorchestern gespielt worden.
Kamil Polak:
„Trauermusik“
Auftragsarbeit für das Offene Haus Oberwart, Roma/Wochen/Oberwart/2005
Im Jahr 2005 jährte sich zum 10. Mail das Attentat von Oberwart, bei dem vier Roma aus dem Ort getötet worden waren. Dabei gelangte die Komposition „Trauermusik“, ein Requiem des aus der Slowakei gebürtigen, in Wien lebenden Rom Kamil Polak zur Uraufführung. In ihm nimmt er nicht nur Bezug auf die vier Toten, sondern verweist durch die Benützung sogenannter Zigeunerskalen auch auf die lange währende Geschichte der Roma in Unterdrückung und Verfolgung hin.
Kamil Polak stellt seinem Werke ein Gedicht von Friedrich Nietzsche zur Seite:
O Mensch! Gib acht!
Was spricht die tiefe Mitternacht?
"Ich schlief, ich schlief -,
Aus tiefem Traum bin ich erwacht: -
Die Welt ist tief,
Und tiefer als der Tag gedacht,
Tief ist ihr Weh -,
Lust - tiefer noch als Herzeleid:
Weh spricht: Vergeh!
Doch alle Lust will Ewigkeit -,
will tiefe, tiefe Ewigkeit!"
Christoph Cech
Cech wurde 1960 in Wien geboren. Er studierte Klavier, Rhythmik und Schlagwerk am Konservatorium der Stadt Wien. Tonsatz lernte er bei R. Portisch und H. Czadek.
Seit 1977 ist er Mitbegründer, Pianist und Komponist in zahlreichen Ensembles, die im Spektrum des experimentellen Jazz angesiedelt sind: Nouvelle Cuisine Bigband, Jubio Elf, Striped Roses, Trio Mondautos, Duo Mütter/Cech, Camerata Obscura, Guiffre Zone Trio u.a. Hierbei hat er eine rege Tourneetätigkeit entwickelt und zahlreiche Auftritte bei Festivals weltweit absolviert. Ab 1996 leitet bzw. dirigiert er das von ihm mitbegründete Janus Ensemble. Er hatte mehrere Jahre die künstlerische Leitung des Grabenfestes der Österreichischen Beamtenversicherung inne, ist Mitbegründer und Jurymitglied des vom Musikforum Viktring betreuten Gustav-Mahler-Kompositionspreises der Stadt Klagenfurt und fungiert als künstlerischer Leiter des „JIMS Stadtpfeifer“-Kompositionswettbewerbes in Salzburg.
Christoph Cech hat sich sehr früh auch pädagogischer Arbeit gewidmet. Seit 1998 besitzt er einen Lehrauftrag für Tonsatz an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien. Ab 1999 steht er dem Institut für Jazz und improvisierte Musik – JIM – an der Bruckneruniversität in Linz als Direktor vor. 2004 erfolgte seine Habilitation zum Universitätsprofessor im Fach „Jazzkomposition“.
Sein Werk umfasst eine große Anzahl an Kompositionen, wofür er mit einer Reihe von Preisen ausgezeichnet wurde.
Werke (Auswahl):
1987 Jazzmärchen "Die F.F.Company & Co", gemeinsam mit Peter Wagner und Christian
Mühlbacher
1988 Kammeroper "Die Befreiung des Modulors", am Staatstheater Schwerin / DDR
1991 "Protophantasma" - Concerto grosso für Bigband und Orchester im Rahmen des Steirischen Herbstes
1993 "Klavierkonzert Nr.1", ORF Produktion
1996 "Aus allen Blüten Bitternis" -Oper über Stefan Zweig an der Wiener Kammeroper
1998 "Requiem für einen lebenden Toten" (nach einem Text von Peter Wagner), Pro Brass Ensemble, Brucknerfest Linz
2000 "Nachklang - Nachtklang", für Cello und Ensemble (Solist: Fritz Kleinhapl) bei den "Hörgängen" im Wiener Konzerthaus
"Naso" - Livemusik mit dem Janus Ensemble zu einer Performance anlässlich der Eröffnung des Donaufestivals
2004 "IO" - Orchesterwerk für die Eröffnung des Brucknerfests Linz
2005 "Orfeo" - Oper nach dem Original von Claudio Monteverdi - Neue Oper Wien, Leitung: Walter Kobera, Premiere: 14.4.2005 / Remise 1020 Wien
2007 „Extended Janus phasing Vivaldi“, „20“ – Janus Ensemble – Komponistenforum Mittersill
2008 UA „Missa“, für die Tiroler Festspiele Erl – Hofkirche Innsbruck
Wolfgang R. Kubizek
Wir geben hier die persönlichen Daten Wolfgang R. Kubizeks wieder, wie er sie selbst in seiner Homepage angeführt hat. Die Website sei zum weiteren Nachlesen über Leben, Werk und Persönlichkeit des Komponisten dringend empfohlen:
13.01.1959 Geburt in Wels / O.Ö.
1975/76 Musikgymnasium Linz
1976-1980 Musikgymnasium Wien
1969-1980 Violinstudium Linz /Wien
1975 - 1. Preis beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ (Komposition)
1981 Talentförderungsprämie des Landes Oberösterreich
1982/86/90 Staatsstipendien des BMfUK
1983 Arbeitsstipendium des Kulturamtes der Stadt Wien
1984 Preis des „workshop für junge komponisten jazz/rock“ Kompositionsauftrag für das „Vienna Art Orchestra“
1985 Österreichvertreter bei den Weltmusiktagen der ISCM in Amsterdam mit der Komposition „Oktett für Jazzensemble“
1987 Förderungspreis der „Burgenlandstiftung Theodor Kery“
1988 “Deine Farben - electric violin solo – LP / Tour
1988/89 Titelfigur im Jazzmusical „F.F.-Companie & Co“ von Peter Wagner, Christoph Cech und Christian Mühlbacher
1990 „RUSH. oder wer schenkt mir ein Orchester?“ - CD
1991 Uraufführung der „4 Stationen für Orchester“ am 14.12.'91 im KUZ Oberschützen
1992 “Composer in residence” beim Festival St. Gallen
1993 Kulturpreis des Landes Burgenland
1996 Uraufführung der Kammeroper „Monolog mit einem Schatten - eine Windoper“ am 15.03.'96 im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses
Uraufführung der Sinfonie „Die Engel von Los Angeles“ am 30.04.'96 im großen Saal des Wiener Musikvereins
„Karl Maria/ Wolfgang R. Kubizek/ Goldberg-Ensemble“ - CD
1998 das ganz normale - Rassismus und Vorurteile, Oberwart, 26. Oktober bis 18. Dez. 98
1999 Ludo Hartmann - Preis ("für herausragende Arbeiten im Interesse der österreichischen Volksbildung") für „das ganz normale“
2004 Kompositionsauftrag des Mauthausen Komitee Österreich für ein Oratorium
2007 Uraufführung des Oratoriums. und alle Toten starben friedlich. am 5.Mai 2007 am Appellplatz des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen. Text: Vladimir Vertlib. Musikalische Leitung: Christoph Cech.
CD-Produktionen
Mitinitiator des Vereines „Komponisten und Interpreten im Burgenland“ (KIBu) Mitbegründer des „Janus-Ensmble“ Wien
Seit 1999 Mitarbeiter der Burgenländischen Volkshochschulen
07.06.2008 Tod in Wien
Werke (Auswahl):
1974 3 Solostücke für Violine
1975 Quartett für Holzbläser
1976 Requiem für 10 Solostreicher
1982 im ersten licht - Konzert für Rockgruppe und großes Streichorchester
1984 Oktett für Jazzensemble
1988 Deine Farben - electric violin solo – LP
1990 Rush.oder wer schenkt mir ein Orchester? – CD
Südlich/ ein Haus/ offen - Suite für Streichquartett dem Artis Quartett gewidmet
1991 Litzelsdorfer Potpourri
4 Stationen für Orchester. Uraufführung: Kulturzentrum Oberschützen
Hochschulorchester der Expositur Oberschützen unter der Leitung von Bernhard Klebel
1992 Von der täglichen Trauer eines Artisten für Blasorchester
1993 Frischer Wind - Konzert für 3 Bassetthörner und 25 Bläser
1994 Adagio für meinen Vater für A-Klarinette mit Streichquartett
1994 du bleibst - ein Abschied Adagio II für meinen Vater
1996 Monolog mit einem Schatten. Eine Windoper Libretto: Peter Wagner,
Inszenierung: Michael Sturminger
Die Engel von Los Angeles. Ein Dialog, sprachlos für Orchester.
1998 das ganz normale Rassismus und Vorurteile
2001 A banán (aus tiefer Verachtung der Österreichischen Bundesregierung und ihrer Kärntner
Dependance des Jahres 2001 gewidmet)
Uraufführung: Porgy & Bess Wien: Janus-Ensemble unter der Leitung von Christoph Cech
2006. und alle Toten starben friedlich. Oratorium in fünf Teilen, Text: Vladimir Vertlib
Uraufführung: Ehemaliges KZ Mauthausen, Appellplatz (05.05.07): Dirigent: Christoph
Cech – Doppel-CD
Tzvi Avni
Am 2. 9. 1927 im deutschen Saarbrücken als Hermann Steinke geboren, musste die jüdische Familie 1935 emigrieren und reiste nach Haifa in Palästina. Einige Jahre später kam sein Vater auf tragische Weise ums Leben. Tzvi Avni – ein Schullehrer schlug diesen Namen vor, weil er fand, dass ein jüdischer Junge nicht Hermann Steinke heißen könne – war elf Jahre und Halbwaise in einem noch fremden Land. Zunächst als Autodidakt lernte er unterschiedliche Instrumente spielen und Noten lesen und erhielt seine musikalische Grundausbildung nach dem Militärdienst bei Abdel Ehrlich und Paul Ben-Haim. 1958 konnte er die Israelische Musikakademie abschließen und setzte seine Studien 1962 in den USA am Columbia Princeton Electronic Music Center bei Vladimir Ussachevski und in Tanglewood bei Aaron Copland und Lukas Foss fort. Seit 1971 lehrt er als Professor an der Rubin Academy of Music and Dance in Jerusalem, an der er sowohl Leiter des Departments wie auch Gründer und Leiter des Electronic Music Studio war.
Avni entwickelte neben seinen musikalischen Aktivitäten eine große Nähe zur Malerei, die sein musikalisches Schaffen nachhaltig beeinflusste. In seinem Frühwerk, das von Béla Bartók, Maurice Ravel, Claude Debussy und später von dem Hauptvertreter der Zweiten Wiener Schule Arnold Schönberg beeinflusst wurde, orientierte sich Avni eher am sogenannten „mediterranen Stil“, der im Israel der 1950er Jahre vorherrschte. Im darauf folgenden Jahrzehnt kam er in Kontakt mit neuen Trends der seinerzeitigen musikalischen Avantgarde, insbesondere mit der elektronischen Klangerzeugung. Letztere war ihm Medium zu einem neuen, eigenen Stil, der abstrakter wurde. Dennoch war ihm in seinem musikalischen Schaffen immer der Bezug zur Tradition der jüdischen Musik wichtig, deren Wurzeln er während seiner Beschäftigung mit der jüdischen Mystik, der Kabbala, in den siebziger Jahren erforschte. „Ich würde sagen, dass in den sechziger und siebziger Jahren meine Musik jüdischer wurde“ [Avni, zitiert bei Spangemacher].
Werke (Auswahl):
1961/69 Prayer (für Streicher)
1962 Summer Strings (für Streichquartett)
1964 Vocalise (Electronic Music)
1967 Mizmorei Tehilim (für gemischten Chor a capella)
1967 Collage (für Stimmen, Percussion, Flöte und Tonband)
1968 Five Pantomimes (für Kammerensemble)
1969/75 By the Depbth of River (vier Lieder für Mezzo-Sopran und Klavier)
1970 Holiday Mataphors (für Sinfonie-Orchester)
1975 Two Psalms (für Oboe und Streicher oder Streichquartett)
1979 Epitaph Sonata (Piano-Sonate nr. 2)
1980 Programme Music (für Sinfonie-Orchester)
1982 Love under a Difference Sun (Liederzyklus zu Texten „primitiver“ Kulturen für Mezzo-Sopran, Flöte, Violine und Violoncello)
1985 Metamorphoses on a Bach Chorale (für Sinfonie-Orchester)
1989 Deep Callet unto Deep (Kantate für gemischten Chor, Sopran und Orchester oder Orgel)
Kamil Polak
geboren 1974 als Koloman Polak in Kosice, Ostslowakei, gehört dem Volk der Roma an. Er besuchte zunächst das Konservatorium in Kosice, danach Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Bratislava, ab 2002 in Wien und seit 2003 in Graz bei Prof. Beat Furrer.
2000-2001 Arbeit als Chorleiter im Romatheater „romathan in kosice“.
2001 organisierte Kamil Polak das erste Festival für zeitgenössische Musik in Kosice.
Kompositorische Arbeiten:
2000 Uraufführung eines Bläsertrios in Bratislava, Klariski
2001 Musik für das Romamagazin „romale" im slowakischen Fernsehen.
Musik für das Theater:
2000 „zoo story" von Edward Albee
2001/2002 zwei Märchen für Musikerziehungstheater „kater michael" und „auf dem mist" mit Uraufführung am „Staromestske divadlo/Altstadt theater/ Kosice“ und 150 Nachfolgeaufführungen (Tournee durch die gesamte Slowakei).
Im Herbst 2002 erfolgreiche Uraufführung seiner Komposition „budzo. das bündel" in Wien, Amerlinghaus, eine Vertonung von sechs Gedichten des serbischen Romadichters Ilija Jovanovic.
Juni 2004 erfolgreiche Uraufführung seiner Komposition „querklang" zu einem Text von Erwin Rennert.
„mit mir und meiner generation beginnt die eigenständige, emanzipierte, professionelle, künstlerische auseinandersetzung der roma mit ihrer geschichte und kultur. früher wurde die musik der roma von anderen aufgezeichnet und dokumentiert oder mündlich weiter vererbt. wir hatten keine schriftliche tradition und kunstüberlieferung. heute entwickelt sich langsam eine romakunstavantgarde, der es darum geht, die eigenen künstlerischen vorstellungen zu verwirklichen und auch selbst zu dokumentieren." Kamil Polak