journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens

journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens von Vilgis,  Thomas, Wurzer-Berger,  Martin
Editorial Im Jahr 2014 hat Hanni Rützler im Food Report des Zukunftsinstituts den ursprünglich angelsächsischen Begriff »Flexitarier« in die deutschsprachige Diskussion um das »richtige« Essen eingeführt. Ihre Idee war, die Frontstellung unterschiedlicher Ernährungsstile zu befrieden, und sie erwartete, dass es zu einer offeneren und entspannteren Ernährungsdiskussion kommen würde. Ob das so eingetreten ist, dürfte durchaus umstritten sein. Sicherlich ist seither die Landkarte unterschiedlicher Ernährungspraktiken vielfältiger geworden. Und unbestreitbar ist die Selbstbezeichnung »Flexitarier« ausgezeichnet geeignet, sich von barbarischen Fleischessern abzugrenzen: Sie klingt weitaus besser als »Omnivore«, dürfte aber gern als Feigenblatt dafür genommen werden, das eigene Ernährungsverhalten zu kaschieren. Bemerkenswert ist das differenzierte vegetarische und vor allem dynamisch wachsende vegane Angebot im Lebensmitteleinzelhandel bis hin zu den Discountern. In der Lebensmittelindustrie weckt das zunehmende Interesse von Kunden Ertragserwartungen nicht zuletzt wegen attraktiver Margen. Der hohe Anteil offensichtlicher Ersatzprodukte irritiert – von Hafermilch bis zum Burger aus Erbsenproteinen. Das erweckt den Eindruck, als läge das Interesse bei einer alternativen Ernährungsorientierung ausschließlich auf der Rohstoffebene einer gleichbleibend industriellen Lebensmittelproduktion. Überzeugender wäre es, wenn aus neuen Proteinquellen originäre Produkte entwickelt würden. Stattdessen gibt es Fleisch- und Wurstimitate zuhauf. Am Beispiel glutenfreier Brote wurde das Verfahren in jüngster Vergangenheit paradigmatisch exerziert. Aber nicht wenige mussten nach einem Einkauf irritiert feststellen, dass die besten glutenfreien Brote selbst hinter ihre industriellen Pendants mit Gluten zurückfallen. Trotzdem gingen die Produktionszahlen durch die Decke. Scheuten die meisten Hersteller dennoch, ihre Produktionskapazitäten zu erweitern. In dieser Gemengelage bleibt meist zu wenig Raum, klare Positionen und Informationen konstruktiv auszutauschen. Das jedoch ist Grundlage für jede aufgeklärte Meinungsbildung. Einfache Ergebnisse oder Lösungen scheinen per se ausgeschlossen, wie meist in unserer differenzierten Welt. Das darf keine Ausrede sein, um Dialoge zu verweigern. Im Gegenteil. Mit der so häufig beschworenen kulturellen Teilhabe sind mehr als nur Kino- und Theaterbesuche gemeint. Im Journal Culinaire No. 32 »Vegetarisch und vegan« versammeln sich Beiträge, die sich aus zahlreichen und gelegentlich überraschenden Perspektiven dem Thema zuwenden. Während der Lektüre mag sich im einen Fall Zustimmung, im anderen hingegen Widerstand regen. In der Zusammenschau, so der Eindruck des Herausgebers, entspannt sich manche konventionelle Frontstellung und gibt den Blick frei für Fragestellungen, die von den üblichen Schlagworten verdeckt werden und dringend gemeinsam zu verhandeln wären. Das ist eine gute Gelegenheit, Sie zu bitten, uns an Ihren Überlegungen und Einschätzungen teilhaben zu lassen (redaktion@journal-culinaire.de)!
Aktualisiert: 2022-05-17
> findR *

journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens

journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens von Vilgis,  Thomas, Wurzer-Berger,  Martin
»Eier, nicht nur von Hühnern«. Das war der zunächst annoncierte Titel für die no. 26 des Journal Culinaire. In der Formulierung spiegelt sich die traditionelle Wertschätzung von Eiern und die in der älteren Generation bis heute recht tief verwurzelte Geringschätzung von Hühnerfleisch gleichermaßen. Vermutlich nicht nur vor den Toren Münsters werden größere Feierlichkeiten in den frühen (oder nicht so frühen) Morgenstunden – selbst bei der Jugend – gelegentlich mit orgiastischen Eieressen beschlossen. Im Alltag kann ein Spiegelei gerne aus einem halben Dutzend Eiern bestehen, die von der Eierfrau (oder dem Eiermann) jede Woche lagenweise ins Haus geliefert werden. Oma Sefa vom Nachbarhof hinterm Bahndamm, über 90 Lenze und überaus rüstig, wünschte sich, nachdem ihr Mann starb, von ihren sieben Kindern zwei Dinge: wieder ein Schwein, damit sie die Küchenabfälle nicht mehr in der Biotonne entsorgen müsse, und ein Hühnerhaus. Beide Wünsche erfüllten ihre Kinder brav. Das Hühnerhaus ist durchaus solide und die Hühner kratzen im Obsthof jeweils zwei oder drei Jahre, wenn sie nicht zwischendurch von einem Marder oder Fuchs besucht werden. Die Junghennen »Lohmann braun« kommen von einem Aufzuchtbetrieb im Nachbarort. Das Futter stammt weitgehend vom eigenen Hof. Gelegentlich gibt es die Empfehlung für das Beifutter vom Futtermittelberater Michael, Mitglied der monatlichen Doppelkopfrunde. Seither kommen wir regelmäßig in den Genuss von Eiern von Oma Sefas Hühnern (die Kurzformulierung »Oma Sefas Eier« setzte sich familiär nicht durch). Heikel wird es nach wie vor, wenn der Hühner Legeleistung merklich abnimmt. Zwar findet sich ein tapferer Henker. Doch des Tierkörpers mag sich auch auf einem Bauernhof heute niemand mehr so recht annehmen. Gegenläufiges zum Eierkonsum war lange Zeit von den Ernährungsberatenden zu vernehmen: Eier seien wegen ihres Cholesteringehalts wenig zu schätzen, gar eine Gefahr für die Volksgesundheit. Das spülte, wie wir heute wissen, viel Geld in die Kassen der Pharmaindustrie – und führte zu Herzproblemen: nicht bei den notorischen Eierkonsumenten, sondern bei deren Ehepartnern, die in jedem Ei einen potenziellen Sargnagel vermuteten. In der Recherche zur aktuellen Ausgabe drängten sich die Hühner immer wieder ungefragt und unübersehbar in den Vordergrund. Die schiere Menge der jährlich weltweit gelegten Eier, die Frage nach der unglaublichen Steigerung der Legeleistung in den vergangenen sechzig Jahren, der irritierende Blick auf die doppelte Züchtungsperspektive Mast und Eierproduktion, schlussendlich die Frage nach dem Verbleib der Brüder ihrer eierproduzierenden Schwestern: Von Eiern zu sprechen, ohne zugleich Hühner und Hähnchen mit zu bedenken, erschien schnell als nicht sachgerecht. Der Entschluss fiel zügig: »Hühner und ihre Eier« lautet deshalb der Titel des vorliegenden Journal Culinaire No. 26. Das ist auch deshalb angemessen, weil weltweit die Nachfrage nicht nur nach Eiern, sondern auch nach Hühnchenfleisch rasant steigt. Im Frühjahr 2019, im Journal Culinaire No. 28, werden wir uns nochmals allgemein mit Eiern von Ente und anderen Vögeln und auch Fischen beschäftigen.
Aktualisiert: 2020-11-27
> findR *

journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens

journal culinaire. Kultur und Wissenschaft des Essens von Vilgis,  Thomas, Wurzer-Berger,  Martin
Kakao, Schokolade, Kuvertüre – das Journal Culinaire No. 23, erschienen im November 2016, widmete sich einem mehrheitsfähigen Thema. Es entfaltete sich in vielfältigen, engagierten Beiträgen von Handwerkern ebenso wie von Forschenden: ein Journal Culinaire wie seine Vorgänger. Doch sein Editorial schloss mit einem überraschenden Hinweis. Es war sehr früh sicher, dass das Themenfeld Schokolade unmittelbar nach einem zweiten Heft verlangt. Überhängende Beiträge und Artikel, die nicht rechtzeitig fertiggestellt werden konnten, harrten auf ihren verdienten Platz im Journal Culinaire. Und unseren Leserinnen und Leser sollten sie nicht vorenthalten werden. Für solche Fälle bot in der Vergangenheit das Forum ausreichend Platz – und das nicht nur in der direkt folgenden Ausgabe. Sporadisch wurden dort bereits behandelte Themen wieder aufgegriffen: Neue Tendenzen und Ergebnisse in Forschung und Praxis waren ebenso willkommene Forumsbeiträge wie auch gewichtige Sachverhalte, die nach Einschätzung der Redaktion regelmäßig auf die Tagesordnung gehören. Nun aber folgt ein prall gefülltes, zweites Schokoladenheft. Ein Novum, das seine Intensität nicht zuletzt daraus zieht, dass nur drei Beiträge der No. 24 nicht um die Schokolade kreisen. Nähert sich das Journal Culinaire üblicherweise mit rund einem dutzend Beiträgen einem neuen Thema, sind es in diesen beiden Ausgaben zusammen 27 Artikel. Das setzt bei unseren Lesern eine gewisse Perspektivkorrektur und damit auch Anstrengung voraus: Das Journal spielt in seinen Themenheften geradezu mit assoziativen Verknüpfungen zwischen den Beiträgen, um Themenfelder abzustecken. Auf diese Weise soll der derart angestachelte, interessierte Leser sich auf den Weg zu einer vertiefenden Beschäftigung mit den jeweiligen Themen machen. Jetzt wird auch dieser zweite Schritt durch das Journal begleitet. Schnell wird klar, dass Beiträge aus dem ersten Schokolade-Heft tatsächlich so etwas wie Grundlagen bieten. Man muss sich ihrer erst wieder versichern, um den »neuen« Artikeln mit Gewinn folgen zu können. Das klingt zu sehr nach Didaktik? Gewiss, ein wenig. Vielleicht dient dieser einmalige Schritt – Wiederholungen wird es sicherlich nicht geben – auch als eine Blaupause oder zumindest als Appetizer, sich bei reizenden Themen selbst ein wenig intensiver umzutun. Doch treten in dieser Doppelausgabe auch Fehl- oder Schwachstellen deutlicher zutage, als das bei einem einzelnen Heft der Fall gewesen wäre. Das betrifft vor allem einen engeren Praxisbezug, den wir uns sehr gewünscht hätten. Er ließ sich auch in der Entstehung des zweiten Hefts trotz mannigfaltigen Einsatzes nicht erzwingen. Das liegt einerseits darin begründet, dass das Herstellen einer Schokolade oder Kuvertüre selbst ein handwerkliches Tun ist, das dem eigenen Nachahmen jedoch entzogen sein dürfte. Die Verarbeitung von Kuvertüre und Schokolade ist andererseits ein hoch differenzierter Vorgang, der handwerkliches Können und Erfahrung in besonderem Maße voraussetzt. Es lässt sich kaum komfortabel auf wenigen Druckseiten nachvollziehbar darstellen. Wer je ein Praxisseminar mit einem Chocolatier erlebt hat, wird das bestätigen können. »Schokolade« bleibt für uns ein durchaus offenes Thema. Zwei überaus spannende Artikel sind bereits für die 25. Ausgabe des Journal Culinaire annonciert. Ungeduldig sehe ich der Zukunft der Schokolade entgegen.
Aktualisiert: 2020-11-27
> findR *
MEHR ANZEIGEN

Bücher zum Thema René Frank

Sie suchen ein Buch über René Frank? Bei Buch findr finden Sie eine große Auswahl Bücher zum Thema René Frank. Entdecken Sie neue Bücher oder Klassiker für Sie selbst oder zum Verschenken. Buch findr hat zahlreiche Bücher zum Thema René Frank im Sortiment. Nehmen Sie sich Zeit zum Stöbern und finden Sie das passende Buch für Ihr Lesevergnügen. Stöbern Sie durch unser Angebot und finden Sie aus unserer großen Auswahl das Buch, das Ihnen zusagt. Bei Buch findr finden Sie Romane, Ratgeber, wissenschaftliche und populärwissenschaftliche Bücher uvm. Bestellen Sie Ihr Buch zum Thema René Frank einfach online und lassen Sie es sich bequem nach Hause schicken. Wir wünschen Ihnen schöne und entspannte Lesemomente mit Ihrem Buch.

René Frank - Große Auswahl Bücher bei Buch findr

Bei uns finden Sie Bücher beliebter Autoren, Neuerscheinungen, Bestseller genauso wie alte Schätze. Bücher zum Thema René Frank, die Ihre Fantasie anregen und Bücher, die Sie weiterbilden und Ihnen wissenschaftliche Fakten vermitteln. Ganz nach Ihrem Geschmack ist das passende Buch für Sie dabei. Finden Sie eine große Auswahl Bücher verschiedenster Genres, Verlage, Autoren bei Buchfindr:

Sie haben viele Möglichkeiten bei Buch findr die passenden Bücher für Ihr Lesevergnügen zu entdecken. Nutzen Sie unsere Suchfunktionen, um zu stöbern und für Sie interessante Bücher in den unterschiedlichen Genres und Kategorien zu finden. Unter René Frank und weitere Themen und Kategorien finden Sie schnell und einfach eine Auflistung thematisch passender Bücher. Probieren Sie es aus, legen Sie jetzt los! Ihrem Lesevergnügen steht nichts im Wege. Nutzen Sie die Vorteile Ihre Bücher online zu kaufen und bekommen Sie die bestellten Bücher schnell und bequem zugestellt. Nehmen Sie sich die Zeit, online die Bücher Ihrer Wahl anzulesen, Buchempfehlungen und Rezensionen zu studieren, Informationen zu Autoren zu lesen. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen das Team von Buchfindr.