Das studioblau eröffnet nationalen und internationalen Medien-Künstlern die Möglichkeit, in regelmäßigen Abständen im Saarländischen Künstlerhaus ihre Arbeiten/Installationen mit Medieneinsatz dem Publikum zugänglich zu machen.
Im Jahr 2015 waren Rolf Giegold, Max Grau, Peter Strickmann und Jonathan Rescigno zu Gast im studioblau.
Rolf Giegolds Arbeit „Day by Day“ ist im Zusammenhang mit seinem sechsmonatigen Fellowship am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst entstanden. In Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), konnte Rolf Giegold in die Antarktis reisen und im Dezember 2013 an einer Expedition zur deutschen Forschungsstation “Neumayer III” auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis teilnehmen. Kurz nach seiner Rückkehr, im Januar 2014, baute er im studioblau als erste einer Serie von künstlerischen Arbeiten die Videoinstallation „Day by Day“ auf.
Die Arbeit basiert auf Recherchen im Vorfeld der Reise, in Form von Interviews mit ehemaligen und zukünftigen Überwinterern der Polarstation sowie den Recherchen vor Ort, in der Enge des Lebens- und Arbeitsraums auf der Forschungsstation “Neumayer III” und vor dem Hintergrund einer scheinbar unendlich großen lebensfeindlichen Umgebung.
Giegold beschäftigt sich in seiner Video-Installation “Day by Day” mit den Bedürfnissen des Einzelnen bzw. der Kleingruppe in der Isolation und liefert zuerst ein archaisches Bild, ein Triptychon, das uns wie aus einem Fenster betrachten lässt, wie drei Personen ins “Nichts” des ewigen Eises verschwinden – sich von uns Betrachtern fortwährend in das zeichenlose Weiß des Hintergrunds entfernen und von dort nach einer Weile langsam zurückkehren. Es ist nun nicht mehr eine Dokumentation, die wir vor Augen haben, vielmehr wird der Gang ins ewige Eis zu einer Metapher, die uns vor allem die Diskrepanz, die Dimension und Kontraste vor Augen führt – wie klein ein Einzelner vor der scheinbar unendlichen Weite einer solchen Umgebung erscheinen kann.
“Wie lebt es sich auf lebensfeindlichem Terrain? Was braucht der Mensch und wie gestaltet er selbst seine Welt, die getrennt ist von Zivilisation? …” sind Fragen, die Rolf Giegold weiterhin in der Serie beschäftigen, die mit “Day by Day” im Jahr 2014 begonnen hat.
Max Grau zeigte 2015 im studioblau eine Videoinstallation, betitelt „ «[…]Craving for narative» lässt sich einfach nicht gut übersetzen“, die hauptsächlich aus found footage auf zwei Videokanälen – einer Projektionsfläche und einem Monitor – liefen. Found footage – vorgefundenes Film-/Videomaterial, hauptsächlich Pop-Motive und Unterhaltungsmusikausschnitte, wurden zu Ton und Bild-Collagen verarbeitet – auf der Fläche oder in der Zeit strukturiert. Auf der großen Projektion sind es 24 Sekunden aus einer Popsong-Aufnahme, die in einer Endlosschleife geloopt und durch eine lineare Erzählung (eingeblendeter Text) ergänzt wurde. Max Grau besteht darauf, dass sich craving for narrative nicht ins Deutsche übersetzen lässt. Ich wage es trotzdem – Die Narrationslust? Die Erzählsucht? Das Verlangen nach einer Geschichte? Das Bedürfnis zu erzählen? Nur was für eine ... in der eigenen Befindlichkeit des Künstlers.
Das Saarländische Künstlerhaus schrieb 2014 zum ersten Mal ein Atelierstipendium für Nachwuchskünstler aus: Peter Strickmann war der erste Stipendiat. Das Ergebnis dieses Arbeitsprozesses können die Stipendiaten im Rahmen einer Ausstellung präsentieren – bei Peter Strickmann ist es die Raum-Klanginstallation „Höhenen“ geworden, die von der Überdachung des Studios vertikal in die Tiefe bis kurz über dem Boden des studioblaus führt. Nach längerer Zeit wieder eine skulpturale Raumarbeit – eine Arbeit, die nicht erzählt und hinweist, sondern aus ihrer gegenständlichen Präsenz lebt.
Jonathan Rescignos Videoinstallation „territory pissing“ (auf Deutsch „Revier markieren“) hat einen extrem aktuellen politischen Kontext. Der Künstler ist entlang der EU-Grenzen gefahren und hat aktuelles Dokumentationsmaterial in Form von Interviews mit vielen Flüchtlingen zusammengestellt, die Horizontstreifen abgefilmt und nach historischem Material mit aktuellem Bezug zur Flüchtlingskrise gesucht.
Das Ganze hat er zur Rauminstallation Heimat- (KH: hier die Schrift von Resigno!), territory pissing, verdichtet. Auf zwei wohlüberlegt im Raum positionierten Projektionsflächen vermittelt die Auswahl des Dokumentations- und Archivmaterials, das Bilder der Flucht aus Ungarn in den 1950er Jahre jenen der Ankunft der ungarischen Flüchtlinge an europäischen Bahnhöfen an die Seite stellt, eine klare kritische Position z.B. gegenüber der Gesinnung der gegenwärtigen ungarischen Regierung. Trotz des starken narrativen Ansatzes gibt Jonathan Rescigno die poetische Dimension nicht auf. Mit seiner Arbeit macht er Migration als Menschheitsphänomen fühlbar.
Maja Andrack Sokolova
Vorstand
Das studioblau eröffnet nationalen und internationalen Medien-Künstlern die Möglichkeit, in regelmäßigen Abständen im Saarländischen Künstlerhaus ihre Arbeiten/Installationen mit Medieneinsatz dem Publikum zugänglich zu machen.
Im Jahr 2015 waren Rolf Giegold, Max Grau, Peter Strickmann und Jonathan Rescigno zu Gast im studioblau.
Rolf Giegolds Arbeit „Day by Day“ ist im Zusammenhang mit seinem sechsmonatigen Fellowship am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst entstanden. In Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), konnte Rolf Giegold in die Antarktis reisen und im Dezember 2013 an einer Expedition zur deutschen Forschungsstation “Neumayer III” auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis teilnehmen. Kurz nach seiner Rückkehr, im Januar 2014, baute er im studioblau als erste einer Serie von künstlerischen Arbeiten die Videoinstallation „Day by Day“ auf.
Die Arbeit basiert auf Recherchen im Vorfeld der Reise, in Form von Interviews mit ehemaligen und zukünftigen Überwinterern der Polarstation sowie den Recherchen vor Ort, in der Enge des Lebens- und Arbeitsraums auf der Forschungsstation “Neumayer III” und vor dem Hintergrund einer scheinbar unendlich großen lebensfeindlichen Umgebung.
Giegold beschäftigt sich in seiner Video-Installation “Day by Day” mit den Bedürfnissen des Einzelnen bzw. der Kleingruppe in der Isolation und liefert zuerst ein archaisches Bild, ein Triptychon, das uns wie aus einem Fenster betrachten lässt, wie drei Personen ins “Nichts” des ewigen Eises verschwinden – sich von uns Betrachtern fortwährend in das zeichenlose Weiß des Hintergrunds entfernen und von dort nach einer Weile langsam zurückkehren. Es ist nun nicht mehr eine Dokumentation, die wir vor Augen haben, vielmehr wird der Gang ins ewige Eis zu einer Metapher, die uns vor allem die Diskrepanz, die Dimension und Kontraste vor Augen führt – wie klein ein Einzelner vor der scheinbar unendlichen Weite einer solchen Umgebung erscheinen kann.
“Wie lebt es sich auf lebensfeindlichem Terrain? Was braucht der Mensch und wie gestaltet er selbst seine Welt, die getrennt ist von Zivilisation? …” sind Fragen, die Rolf Giegold weiterhin in der Serie beschäftigen, die mit “Day by Day” im Jahr 2014 begonnen hat.
Max Grau zeigte 2015 im studioblau eine Videoinstallation, betitelt „ «[…]Craving for narative» lässt sich einfach nicht gut übersetzen“, die hauptsächlich aus found footage auf zwei Videokanälen – einer Projektionsfläche und einem Monitor – liefen. Found footage – vorgefundenes Film-/Videomaterial, hauptsächlich Pop-Motive und Unterhaltungsmusikausschnitte, wurden zu Ton und Bild-Collagen verarbeitet – auf der Fläche oder in der Zeit strukturiert. Auf der großen Projektion sind es 24 Sekunden aus einer Popsong-Aufnahme, die in einer Endlosschleife geloopt und durch eine lineare Erzählung (eingeblendeter Text) ergänzt wurde. Max Grau besteht darauf, dass sich craving for narrative nicht ins Deutsche übersetzen lässt. Ich wage es trotzdem – Die Narrationslust? Die Erzählsucht? Das Verlangen nach einer Geschichte? Das Bedürfnis zu erzählen? Nur was für eine ... in der eigenen Befindlichkeit des Künstlers.
Das Saarländische Künstlerhaus schrieb 2014 zum ersten Mal ein Atelierstipendium für Nachwuchskünstler aus: Peter Strickmann war der erste Stipendiat. Das Ergebnis dieses Arbeitsprozesses können die Stipendiaten im Rahmen einer Ausstellung präsentieren – bei Peter Strickmann ist es die Raum-Klanginstallation „Höhenen“ geworden, die von der Überdachung des Studios vertikal in die Tiefe bis kurz über dem Boden des studioblaus führt. Nach längerer Zeit wieder eine skulpturale Raumarbeit – eine Arbeit, die nicht erzählt und hinweist, sondern aus ihrer gegenständlichen Präsenz lebt.
Jonathan Rescignos Videoinstallation „territory pissing“ (auf Deutsch „Revier markieren“) hat einen extrem aktuellen politischen Kontext. Der Künstler ist entlang der EU-Grenzen gefahren und hat aktuelles Dokumentationsmaterial in Form von Interviews mit vielen Flüchtlingen zusammengestellt, die Horizontstreifen abgefilmt und nach historischem Material mit aktuellem Bezug zur Flüchtlingskrise gesucht.
Das Ganze hat er zur Rauminstallation Heimat- (KH: hier die Schrift von Resigno!), territory pissing, verdichtet. Auf zwei wohlüberlegt im Raum positionierten Projektionsflächen vermittelt die Auswahl des Dokumentations- und Archivmaterials, das Bilder der Flucht aus Ungarn in den 1950er Jahre jenen der Ankunft der ungarischen Flüchtlinge an europäischen Bahnhöfen an die Seite stellt, eine klare kritische Position z.B. gegenüber der Gesinnung der gegenwärtigen ungarischen Regierung. Trotz des starken narrativen Ansatzes gibt Jonathan Rescigno die poetische Dimension nicht auf. Mit seiner Arbeit macht er Migration als Menschheitsphänomen fühlbar.
Maja Andrack Sokolova
Vorstand
Text studioblau 15
Das studioblau eröffnet nationalen und internationalen Medien-Künstlern die Möglichkeit, in regelmäßigen Abständen im Saarländischen Künstlerhaus ihre Arbeiten/Installationen mit Medieneinsatz dem Publikum zugänglich zu machen.
Im Jahr 2015 waren Rolf Giegold, Max Grau, Peter Strickmann und Jonathan Rescigno zu Gast im studioblau.
Rolf Giegolds Arbeit „Day by Day“ ist im Zusammenhang mit seinem sechsmonatigen Fellowship am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst entstanden. In Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), konnte Rolf Giegold in die Antarktis reisen und im Dezember 2013 an einer Expedition zur deutschen Forschungsstation “Neumayer III” auf dem antarktischen Ekström-Schelfeis teilnehmen. Kurz nach seiner Rückkehr, im Januar 2014, baute er im studioblau als erste einer Serie von künstlerischen Arbeiten die Videoinstallation „Day by Day“ auf.
Die Arbeit basiert auf Recherchen im Vorfeld der Reise, in Form von Interviews mit ehemaligen und zukünftigen Überwinterern der Polarstation sowie den Recherchen vor Ort, in der Enge des Lebens- und Arbeitsraums auf der Forschungsstation “Neumayer III” und vor dem Hintergrund einer scheinbar unendlich großen lebensfeindlichen Umgebung.
Giegold beschäftigt sich in seiner Video-Installation “Day by Day” mit den Bedürfnissen des Einzelnen bzw. der Kleingruppe in der Isolation und liefert zuerst ein archaisches Bild, ein Triptychon, das uns wie aus einem Fenster betrachten lässt, wie drei Personen ins “Nichts” des ewigen Eises verschwinden – sich von uns Betrachtern fortwährend in das zeichenlose Weiß des Hintergrunds entfernen und von dort nach einer Weile langsam zurückkehren. Es ist nun nicht mehr eine Dokumentation, die wir vor Augen haben, vielmehr wird der Gang ins ewige Eis zu einer Metapher, die uns vor allem die Diskrepanz, die Dimension und Kontraste vor Augen führt – wie klein ein Einzelner vor der scheinbar unendlichen Weite einer solchen Umgebung erscheinen kann.
“Wie lebt es sich auf lebensfeindlichem Terrain? Was braucht der Mensch und wie gestaltet er selbst seine Welt, die getrennt ist von Zivilisation? …” sind Fragen, die Rolf Giegold weiterhin in der Serie beschäftigen, die mit “Day by Day” im Jahr 2014 begonnen hat.
Max Grau zeigte 2015 im studioblau eine Videoinstallation, betitelt „ «[…]Craving for narative» lässt sich einfach nicht gut übersetzen“, die hauptsächlich aus found footage auf zwei Videokanälen – einer Projektionsfläche und einem Monitor – liefen. Found footage – vorgefundenes Film-/Videomaterial, hauptsächlich Pop-Motive und Unterhaltungsmusikausschnitte, wurden zu Ton und Bild-Collagen verarbeitet – auf der Fläche oder in der Zeit strukturiert. Auf der großen Projektion sind es 24 Sekunden aus einer Popsong-Aufnahme, die in einer Endlosschleife geloopt und durch eine lineare Erzählung (eingeblendeter Text) ergänzt wurde. Max Grau besteht darauf, dass sich craving for narrative nicht ins Deutsche übersetzen lässt. Ich wage es trotzdem – Die Narrationslust? Die Erzählsucht? Das Verlangen nach einer Geschichte? Das Bedürfnis zu erzählen? Nur was für eine ... in der eigenen Befindlichkeit des Künstlers.
Das Saarländische Künstlerhaus schrieb 2014 zum ersten Mal ein Atelierstipendium für Nachwuchskünstler aus: Peter Strickmann war der erste Stipendiat. Das Ergebnis dieses Arbeitsprozesses können die Stipendiaten im Rahmen einer Ausstellung präsentieren – bei Peter Strickmann ist es die Raum-Klanginstallation „Höhenen“ geworden, die von der Überdachung des Studios vertikal in die Tiefe bis kurz über dem Boden des studioblaus führt. Nach längerer Zeit wieder eine skulpturale Raumarbeit – eine Arbeit, die nicht erzählt und hinweist, sondern aus ihrer gegenständlichen Präsenz lebt.
Jonathan Rescignos Videoinstallation „territory pissing“ (auf Deutsch „Revier markieren“) hat einen extrem aktuellen politischen Kontext. Der Künstler ist entlang der EU-Grenzen gefahren und hat aktuelles Dokumentationsmaterial in Form von Interviews mit vielen Flüchtlingen zusammengestellt, die Horizontstreifen abgefilmt und nach historischem Material mit aktuellem Bezug zur Flüchtlingskrise gesucht.
Das Ganze hat er zur Rauminstallation Heimat- (KH: hier die Schrift von Resigno!), territory pissing, verdichtet. Auf zwei wohlüberlegt im Raum positionierten Projektionsflächen vermittelt die Auswahl des Dokumentations- und Archivmaterials, das Bilder der Flucht aus Ungarn in den 1950er Jahre jenen der Ankunft der ungarischen Flüchtlinge an europäischen Bahnhöfen an die Seite stellt, eine klare kritische Position z.B. gegenüber der Gesinnung der gegenwärtigen ungarischen Regierung. Trotz des starken narrativen Ansatzes gibt Jonathan Rescigno die poetische Dimension nicht auf. Mit seiner Arbeit macht er Migration als Menschheitsphänomen fühlbar.
Maja Andrack Sokolova
Vorstand