Schlüsselwort: Scheinfenster

Das Thema Fenster ist eine durchgängige Konstante des fotografischen Werks von Maren Heyne (* 1941). Auf ihren Reisen nach Griechenland ab Mitte der 1960er Jahre und an ihrem zweiten Lebensort im Tessin erkennt Maren Heyne, dass Architekturgeschichte sich nicht nur aus Theorie und zweckmäßiger Nutzung entwickelt, sondern im gleichen Maße geprägt ist von der Landschaft und den Lebensbedingungen der Menschen in ihr und ihrer Kultur. Diese Prägung ist eine wechselseitige Bedingtheit von Mensch, Landschaft und Architektur - aus diesem Zusammenspiel charakterisiert sich eine „Gegend“, eine „Region“. Gerade die ländliche Architektur ist bestimmt von den Lebensbedingungen der Menschen. Die Chrakteristika werden an den Fenstern besonders sichtbar, über ihre bloßen Funktionen hinaus berichten sie vom Leben der Menschen in ihren Häusern, in ihrer Landschaft, in ihrer Region. Dies thematisiert Maren Heyne in ihren Fotografien. Das Foto in der dritten Dimension 1976 gelingt Maren Heyne eine sehr überraschende aber überaus einleuchtende Verwandlung des Fenstermotivs - sie erfindet das Fensterobjekt. Maren Heyne entnimmt die Fenster einer verlorenen Architektur und verleiht ihnen in der Kunstform der „objets trouvés“ Geschichte und Identität. Die realen Fenster werden zum Rahmen für korrespondierende Fotografien, sie bekommen eine zweite Wirklichkeit mit Ausblicken in Gegenden und Landschaften, sie öffnen Blicke in die Ferne oder in das Grüne eines Gartens, manche Fenster gewähren Blicke hinein. In der Kombination der fotografierten Welt mit den realen Fensterrahmen entsteht eine wechselseitige Beziehung, eine neue gemeinsame Identität. Das vorliegende Buch dokumentiert erstmals diese Werkgruppe der Fotografin in Texten und in einem vollständigen Verzeichnis
 aller Fensterobjekte von Maren Heyne 1976 bis 1999. Alle Objekte werden beschrieben und sind in Fotografien abgebildet, ergänzt durch Textbeiträge von Ruth von Blarer, Friedrich W. Heckmanns, Michael Krüger, Tina Stolz, Karin Stempel, Uwe Rüth, Friederich Werthmann.