„Dieses Buch wird all denjenigen eine Freude bereiten, die sich für Luftfahrtkunst und besonders für Militärluftfahrtkunst begeistern können. Luftfahrtkunst bietet die einzigartige Gelegenheit, historische Momente festzuhalten oder auch einen Zusammenhang zwischen Vergangenheit und Gegenwart herzustellen. Vor der Erfindung der Photografie war die Malerei ein elementares Medium, um Geschichte für die Nachwelt zu dokumentieren. Als die Photografie bahnbrechend diese Rolle übernahm, blieb das Malen von geschichtlichen Ereignissen dennoch erhalten, um Freude und Nachdenken beim Betrachter der Kunst zu erzeugen. Schlachtenmalerei, als Darstellung von kriegerischen Auseinandersetzungen, ruft sehr oft gemischte Gefühle hervor. So auch die künstlerische Darstellung von Militärluftfahrt. Das Malen von Schiffen, Eisenbahnen und Automobilen wurde vervollständigt durch den besonders schwierigen Einstieg des Künstlers in die dritte Dimension, in den Luftraum. Das Dreidimensionale ist eine zusätzliche Herausforderung an den Maler. In Deutschland ist der Begriff Luftfahrtkunst, im Gegensatz zu den USA und Großbritannien, relativ unbekannt.
Des schwierigen Umgangs mit unserer jüngeren Geschichte wegen, wurde die Militärluftfahrtmalerei nur kaum und ungern von Künstlern betrieben. Meine persönliche Bewunderung und dann Begeisterung für dieses Medium entstand erst im Jahre 1983 während meiner dreimonatigen fliegerischen Umschulung als Waffensystemoffizier auf das damals in der Bundesluftwaffe neu eingeführte Militärflugzeug „Tornado“. Auf der dortigen Luftwaffenbasis RAF Cottesmore und auch in anderen Standorten in Großbritannien sah ich viele Beispiele von Militärluftfahrtmalerei in Offiziermessen und Fliegerstaffeln. Zurück in Deutschland, beim Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich, fasste ich den Entschluss, zunächst einen „Squadron Print“, eine in Glasgow gezeichnete und gedruckte Schnittzeichnung eines Nörvenicher Tornados, in Auftrag zu geben. Durch Gespräche mit meinem Cousin, Herrn Claus Friedl Wülfing, über dieses Projekt wurde dieser inspiriert, ein Luftfahrtgemälde eines Tornados zu entwerfen.
1937 in Köln geboren, wurde in meinem Cousin schon als Kind das Interesse an der Fliegerei geweckt. Er besuchte häufig seinen auf dem Fliegerhorst Köln-Ostheim stationierten Onkel und war von den Flugzeugen so fasziniert, dass er sie zu Hause aus dem Gedächtnis nachzeichnete. Nach dem Krieg bestand sein Lesestoff vorwiegend aus Fliegerbüchern wie „Udet, Mein Fliegerleben“ oder „Immelmann, Der Adler von Lille“. Ob dies auf seine damals schon ausgeprägte Liebe zur Luftfahrt oder mehr auf die Tatsache zurückzuführen war, dass der Bestand der Bücher seines Großvaters hauptsächlich solche Werke enthielt, ist für die damit bewirkte Prägung letztlich unerheblich. Seine künstlerische Begabung brachte ihn zu einer Ausbildung an die Kölner Werkkunstschule mit dem Schwerpunkt Grafik. Eine Tätigkeit als Schaufenstergestalter führte ihn zunächst nach Schweden, wo er durch den Kontakt mit Industrie-Designstudenten Interesse an diesem gestalterischen Gebiet fand. Zurück in Köln wird er als Automobil-Designer bei Ford Köln eingestellt. 1968 lernt er bei Ford England den Automobil- und Luftfahrtmaler Charles J. Thompson kennen, der Beginn einer Freundschaft und beruflichen Zusammenarbeit, die wegen des gemeinsamen Interesses bis heute Bestand hat. Nach einer zwischenzeitlichen Beschäftigung im Ford Design-Center in Dearborn, USA, wird er 1972 Design-Studioleiter für den Bereich „Große und mittlere Pkw´s“. Mitte der siebziger Jahre werden von ihm verschiedene Automobilzeichnungen, hauptsächlich Rennszenen, in diversen Motormagazinen veröffentlicht. Seit 1979 ist er regelmäßig auf den Ausstellungen „Auto und Kunst“ vertreten. 1985 erfolgte ein Besuch von ihm und der ihm unterstellten Automobil-Designern der Entwicklungsabteilung von Ford Köln beim Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich bei Köln. Dort zündete der erste Funke einer bis heute nicht beendeten Serie. Kurz danach beginnt er mit dem Malen von Luftfahrtmotiven. Durch mich und dem „Boelcke“-Geschwader inspiriert, malt er auch das erste Gemälde für die 1. Jagdbomberstaffel in Nörvenich. Von diesem Gemälde wurden Kunstdrucke hergestellt, die eine bleibende Erinnerung für Mitglieder und Freunde des Geschwaders wurden. Bis zu seinem Ruhestand im Jahre 1992 widmete er schon große Teile seiner Freizeit der Luftfahrtmalerei. Im wohlverdienten Ruhestand ruhte er nicht, sondern malte Gemälde verschiedener Kunstrichtungen, hauptsächlich aber Militärluftfahrtgemälde. Die Bilder von Claus Friedl Wülfing sprechen die Luftfahrtbegeisterten an, weil sie nicht nur einzelne Luftfahrzeuge darstellen, sondern diese in einen größeren Zusammenhang stellen, ohne den historischen Bezug zu vernachlässigen. Sie ziehen durch ihre lebendige und ausgewogene Darstellung die Aufmerksamkeit der Laien auf sich und begeistern die Fachleute durch die authentische Wiedergeburt der Flugzeuge, ihrer Bemalung und ihren Besatzungen. Monatelange Recherchen, Studium von Fachliteratur und Befragung von Zeitzeugen, zusammen mit der eigenen versierten Kenntnis der Materie, führen zu einer akribischen Darstellung von historischen Momentaufnahmen. Wer an welchem Tag mit wem flog, führte zu einem stark eingegrenzten, bis teilweise auf den Tag genauen Zeitraum der bildlichen Darstellung einer bestimmten Flugzeugformation. Wir hatten bei manchen Gemälden lange Diskussionen über Details bei der Darstellung von Luftfahrzeugen der Bundesluftwaffe, die zu einer großen Detailtreue führten. Einige Gemälde wurden künstlerisch so gestaltet, dass aktuelle Flugzeuge mit historischen Flugzeugen kombiniert wurden. Ebenfalls wurden bekannte Fliegerpersönlichkeiten bei Gemälden von Traditionsgeschwadern gekonnt eingefügt, um dem Gemälde einen historischen Zusammenhang zwischen dem vergangenen Fliegergeschwader und dem heutigen Luftwaffengeschwader zu geben. Dabei ist Claus Friedl Wülfing äußerst sensibel mit der Darstellung von historischen Geschwadern und Symbolen umgegangen, um heutigen Befindlichkeiten zu genügen, ohne die künstlerische Freiheit zu verlieren.
Niemals Heroisierung von Vergangenem, sondern künstlerische Liebe zur Luftfahrt spricht aus all seinen Gemälden. Heute schmücken seine Gemälde viele Offizierheime und Stabsgebäude von Luftwaffen- und Marinefliegergeschwadern im vereinten Deutschland. Besonders viele Besucher dürfen seine Gemälde als Teil der Ausstellungsstücke im Luftwaffenmuseum in Berlin-Gatow bewundern. Die dort gezeigten Luftfahrtgemälde aus seiner Hand zeigen überwiegend Flugzeuge, die auch im Museum ausgestellt sind.
Aus der Anzahl der von Claus Friedl Wülfing dem Luftwaffenmuseum gestifteten Bildern sind besonders zu erwähnen: „Freiherr von Richthofen and his Flying Circus“, „Jagdgeschwader 27“ und „Prinz-Heinrich-Flug“.“ Wilfried Schade Major a.D., Jagdbombergeschwader 31 „Boelcke“, Nörvenich.
Themen der im Band enthaltenen Gemälde mit begleitenden Texten: „Boelcke“ I, 8th USAF, P-51 Mustang,Gee Bee R-I / R-2, Immelmann, „Boelcke“ II, „Richthofen“, „Marineflieger“, „Frieslandgeschwader“, Jagdgeschwader 74 - M -, „33er“, Messerschmitt Bf 109F-4 trop, Prinz-Heinrich-Flug 1913, Messerschmitt Me 262A-1, „Flying Circus“, Messerschmitt Bf 109G, Messerschmitt Me 163B, „Westfalengeschwader“, Bertholds - Jasta 15 -, Focke Wulf Fw 190 A-7, Ju 87D-1 „Stuka“, Fw 190 D „Langnasen“, Junkers W 33 „Bremen“, Focke Wulf Fw 200, „Geschwader Steinhoff“, Jagdgeschwader 71 - R -, Blohm & Voss Ha 139, „Mölders Phantoms“, Heinkel He 51B-1, Messerschmitt Bf 109E-7, „Ostasien-Flug“, Jagdstaffel (Jasta) 5, „Grünherzjäger“, Jagdgeschwader 7, Anhang: Aus dem Skizzenbuch (s/w-Zeichnungen).