In der Erzählung Anstelle des Mondes von Stefanie Golisch geht es um drei Menschen und deren radikale Suche nach Liebe. Natalina ist ein Mädchen, das mit seiner Mutter an den Rändern einer großen Stadt in einer gesichtslosen Siedlung lebt. Um der Tristesse ihres Alltags, dem Schulversagen und der Lieblosigkeit ihrer Mutter zu entkommen, flüchtet sich Natalina in eine Traumwelt, die der es all das gibt, was das Leben warm, lebendig und aufregend macht. Trotz der bedrückenden äußeren Umstände gelingt es ihr immer wieder, Glanz und Schönheit zu erzeugen, sei es durch ihre eigenwillige Kleidung, sei es durch ihre Kochkünste. Eines Tages lernt Natalina Georg und dessen Sohn Tobias kennen. Natalina beginnt, die kleine Familie regelmäßig zu besuchen, wobei sich eine intensive Freundschaft zu Sohn und Vater entwickelt, die schließlich in eine Liebesbeziehung mündet. Während Natalina daran geht, die Welt um sie herum, wie sie sagt zu verzaubern, wird Georg sich rasch der Ausweglosigkeit ihrer Beziehung bewusst, zumal die Situation vor Tobias immer schwieriger zu verheimlichen ist. Als dieser beginnt, mit Verhaltensauffälligkeiten zu reagieren, will Georg die Beziehung beenden. Doch gegen Natalinas unumstößlichen Willen, nach ihren Regeln zu leben, hat seine Vernunft keine Chance. „In einem anderen Land macht Liebe keine Angst. In einem anderen Land ist Liebe ein träger Katzenblick: man muss ihn aushalten. In einem anderen Land, muss man ihn nicht begründen oder sich vor irgendeinem Menschen dafür rechtfertigen, dass man dabei ist, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Man darf sich furchtlos in den tiefsten Brunnen fallen lassen, denn unten wird man ja schon erwartet.“ Es geht in dieser Erzählung um das Recht auf unstillbare Sehnsucht. Dass es am Ende Natalina ist, die unterliegt, steht freilich auf einem anderen Blatt. Wer das Unmögliche in die Welt locken will, wer nicht bereit ist, sich vor dem Wirklichkeitszwang zu beugen, der muss bereit sein, den höchsten Preis zu entrichten.
Aktualisiert: 2023-05-30
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In der Erzählung Anstelle des Mondes von Stefanie Golisch geht es um drei Menschen und deren radikale Suche nach Liebe.
Natalina ist ein Mädchen, das mit seiner Mutter an den Rändern einer großen Stadt in einer gesichtslosen Siedlung lebt. Um der Tristesse ihres Alltags, dem Schulversagen und der Lieblosigkeit ihrer Mutter zu entkommen, flüchtet sich Natalina in eine Traumwelt, die der es all das gibt, was das Leben warm, lebendig und aufregend macht. Trotz der bedrückenden äußeren Umstände gelingt es ihr immer wieder, Glanz und Schönheit zu erzeugen, sei es durch ihre eigenwillige Kleidung, sei es durch ihre Kochkünste. Eines Tages lernt Natalina Georg und dessen Sohn Tobias kennen. Natalina beginnt, die kleine Familie regelmäßig zu besuchen, wobei sich eine intensive Freundschaft zu Sohn und Vater entwickelt, die schließlich in eine Liebesbeziehung mündet. Während Natalina daran geht, die Welt um sie herum, wie sie sagt zu verzaubern, wird Georg sich rasch der Ausweglosigkeit ihrer Beziehung bewusst, zumal die Situation vor Tobias immer schwieriger zu verheimlichen ist. Als dieser beginnt, mit Verhaltensauffälligkeiten zu reagieren, will Georg die Beziehung beenden. Doch gegen Natalinas unumstößlichen Willen, nach ihren Regeln zu leben, hat seine Vernunft keine Chance.
„In einem anderen Land macht Liebe keine Angst. In einem anderen Land ist Liebe ein träger Katzenblick: man muss ihn aushalten. In einem anderen Land, muss man ihn nicht begründen oder sich vor irgendeinem Menschen dafür rechtfertigen, dass man dabei ist, die Kontrolle über sein Leben zu verlieren. Man darf sich furchtlos in den tiefsten Brunnen fallen lassen, denn unten wird man ja schon erwartet.“
Es geht in dieser Erzählung um das Recht auf unstillbare Sehnsucht.
Dass es am Ende Natalina ist, die unterliegt, steht freilich auf einem anderen Blatt. Wer das Unmögliche in die Welt locken will, wer nicht bereit ist, sich vor dem Wirklichkeitszwang zu beugen, der muss bereit sein, den höchsten Preis zu entrichten.
Aktualisiert: 2018-10-05
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