Öffnungen

Öffnungen von Lagger,  Jürgen
Ein Körper ist eine verletzliche Sache: seine Oberfläche ist dünn, sie umhüllt das darin Geborgene nie vollständig, es gibt Falten und Öffnungen, an denen ein Austausch von außen nach innen und von innen nach außen jederzeit stattfinden kann. Die Integrität des Körpers ist labil, das angestrebte ›geschlossene System‹ stellt sich unangenehmerweise als allzu offen heraus. Dass die Öffnungen, sobald es sich nicht etwa um Wohnungen handelt, sondern um den menschlichen Körper, zudem auch noch eng mit Sexualität verknüpft sind, macht die Sache noch prekärer … Jürgen Lagger führt in seiner Erzählung einen ziemlich exzentrischen Helden vor, dessen stabile Welt langsam zu zerfallen beginnt, dessen Lebens- und Denksystem durch diverse ›Öffnungen‹ instabil zu werden droht. Mit dem Voranschreiten der Geschichte spinnt sich dieser L. in eine so bizarre wie zwingende Wahnidee hinein, der sich schließlich seine ganze Weltwahrnehmung und mit ihr der gesamte Text unterwirft. Von der wimmelnden Welt der Ameisen, die in der Wohnung auftauchen und L.s Denken ganz auf die Gebärmaschine Ameisenkönigin hin zwingen, bis zu zerbrechenden Eierschalen: das Oppositionspaar ›offen – geschlossen‹ wird allmählich zum bestimmenden Element in seiner Welt, und er zieht die brutalen Konsequenzen. Mit einer erstaunlich ungerührten Sprache, die in der Lage ist, diesen Gegensatz zu vermitteln zwischen der Enge und Systematik der Zwangsidee und der Freiheit der Handlungs-Alternativen, geht Jürgen Lagger dieser Geschichte bis zu ihrem erschreckenden Ende nach: ein fatal glückliches Ende für den Protagonisten – und ein drastisch anschauliches Bild für das zwangsläufige Endziel der Angst vor Offenheit.
Aktualisiert: 2023-05-11
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Öffnungen von Lagger,  Jürgen
Ein Körper ist eine verletzliche Sache: seine Oberfläche ist dünn, sie umhüllt das darin Geborgene nie vollständig, es gibt Falten und Öffnungen, an denen ein Austausch von außen nach innen und von innen nach außen jederzeit stattfinden kann. Die Integrität des Körpers ist labil, das angestrebte ›geschlossene System‹ stellt sich unangenehmerweise als allzu offen heraus. Dass die Öffnungen, sobald es sich nicht etwa um Wohnungen handelt, sondern um den menschlichen Körper, zudem auch noch eng mit Sexualität verknüpft sind, macht die Sache noch prekärer … Jürgen Lagger führt in seiner Erzählung einen ziemlich exzentrischen Helden vor, dessen stabile Welt langsam zu zerfallen beginnt, dessen Lebens- und Denksystem durch diverse ›Öffnungen‹ instabil zu werden droht. Mit dem Voranschreiten der Geschichte spinnt sich dieser L. in eine so bizarre wie zwingende Wahnidee hinein, der sich schließlich seine ganze Weltwahrnehmung und mit ihr der gesamte Text unterwirft. Von der wimmelnden Welt der Ameisen, die in der Wohnung auftauchen und L.s Denken ganz auf die Gebärmaschine Ameisenkönigin hin zwingen, bis zu zerbrechenden Eierschalen: das Oppositionspaar ›offen – geschlossen‹ wird allmählich zum bestimmenden Element in seiner Welt, und er zieht die brutalen Konsequenzen. Mit einer erstaunlich ungerührten Sprache, die in der Lage ist, diesen Gegensatz zu vermitteln zwischen der Enge und Systematik der Zwangsidee und der Freiheit der Handlungs-Alternativen, geht Jürgen Lagger dieser Geschichte bis zu ihrem erschreckenden Ende nach: ein fatal glückliches Ende für den Protagonisten – und ein drastisch anschauliches Bild für das zwangsläufige Endziel der Angst vor Offenheit.
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Ein Körper ist eine verletzliche Sache: seine Oberfläche ist dünn, sie umhüllt das darin Geborgene nie vollständig, es gibt Falten und Öffnungen, an denen ein Austausch von außen nach innen und von innen nach außen jederzeit stattfinden kann. Die Integrität des Körpers ist labil, das angestrebte ›geschlossene System‹ stellt sich unangenehmerweise als allzu offen heraus. Dass die Öffnungen, sobald es sich nicht etwa um Wohnungen handelt, sondern um den menschlichen Körper, zudem auch noch eng mit Sexualität verknüpft sind, macht die Sache noch prekärer … Jürgen Lagger führt in seiner Erzählung einen ziemlich exzentrischen Helden vor, dessen stabile Welt langsam zu zerfallen beginnt, dessen Lebens- und Denksystem durch diverse ›Öffnungen‹ instabil zu werden droht. Mit dem Voranschreiten der Geschichte spinnt sich dieser L. in eine so bizarre wie zwingende Wahnidee hinein, der sich schließlich seine ganze Weltwahrnehmung und mit ihr der gesamte Text unterwirft. Von der wimmelnden Welt der Ameisen, die in der Wohnung auftauchen und L.s Denken ganz auf die Gebärmaschine Ameisenkönigin hin zwingen, bis zu zerbrechenden Eierschalen: das Oppositionspaar ›offen – geschlossen‹ wird allmählich zum bestimmenden Element in seiner Welt, und er zieht die brutalen Konsequenzen. Mit einer erstaunlich ungerührten Sprache, die in der Lage ist, diesen Gegensatz zu vermitteln zwischen der Enge und Systematik der Zwangsidee und der Freiheit der Handlungs-Alternativen, geht Jürgen Lagger dieser Geschichte bis zu ihrem erschreckenden Ende nach: ein fatal glückliches Ende für den Protagonisten – und ein drastisch anschauliches Bild für das zwangsläufige Endziel der Angst vor Offenheit.
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Ein Körper ist eine verletzliche Sache: seine Oberfläche ist dünn, sie umhüllt das darin Geborgene nie vollständig, es gibt Falten und Öffnungen, an denen ein Austausch von außen nach innen und von innen nach außen jederzeit stattfinden kann. Die Integrität des Körpers ist labil, das angestrebte ›geschlossene System‹ stellt sich unangenehmerweise als allzu offen heraus. Dass die Öffnungen, sobald es sich nicht etwa um Wohnungen handelt, sondern um den menschlichen Körper, zudem auch noch eng mit Sexualität verknüpft sind, macht die Sache noch prekärer … Jürgen Lagger führt in seiner Erzählung einen ziemlich exzentrischen Helden vor, dessen stabile Welt langsam zu zerfallen beginnt, dessen Lebens- und Denksystem durch diverse ›Öffnungen‹ instabil zu werden droht. Mit dem Voranschreiten der Geschichte spinnt sich dieser L. in eine so bizarre wie zwingende Wahnidee hinein, der sich schließlich seine ganze Weltwahrnehmung und mit ihr der gesamte Text unterwirft. Von der wimmelnden Welt der Ameisen, die in der Wohnung auftauchen und L.s Denken ganz auf die Gebärmaschine Ameisenkönigin hin zwingen, bis zu zerbrechenden Eierschalen: das Oppositionspaar ›offen – geschlossen‹ wird allmählich zum bestimmenden Element in seiner Welt, und er zieht die brutalen Konsequenzen. Mit einer erstaunlich ungerührten Sprache, die in der Lage ist, diesen Gegensatz zu vermitteln zwischen der Enge und Systematik der Zwangsidee und der Freiheit der Handlungs-Alternativen, geht Jürgen Lagger dieser Geschichte bis zu ihrem erschreckenden Ende nach: ein fatal glückliches Ende für den Protagonisten – und ein drastisch anschauliches Bild für das zwangsläufige Endziel der Angst vor Offenheit.
Aktualisiert: 2020-01-27
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