Die architekturgeschichtliche Analyse für den Zeitraum zwischen 1876 und 1929 zeigt, wie die amerikanischen Fabrikbauten von technischen und naturwissenschaftlichen Innovationen, aber auch von der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung und dem vorherrschenden Zeitgeschmack beeinflusst worden sind.
Zusammen mit Maschinenbau- und Betriebsingenieuren haben Architekten innovative Planungs- und Konstruktionsmethoden entwickelt und neue Materialien wie Eisen, Glas und Stahlbeton erprobt. Sie versahen die Industriegebäude mit flexiblen Grundrissen und anpassungsfähigen Gebäudehüllen für die sich ändernden Produktionsbedingungen. Das oberste Prinzip war die Effektivierung aller eingesetzten Mittel. Die Fassadengestaltung blieb jedoch zunächst dem Historismus verpflichtet. Um die Jahrhundertwende lässt sich eine Tendenz zu einer neuen ästhetischen Gestaltung von Fabrikgebäuden mit bedeutend größeren Fensteröffnungen und glatten Fassaden feststellen.
Der amerikanische „Industrial Modernism“ bezog sich vor allem auf die Zweckmäßigkeit (Funktionalität) der Gebäude, nicht auf Symbole und optische Effekte wie „Monumentalität“, die in der deutschen architekturtheoretischen Diskussion als typisch für den amerikanischen Industriebau angesehen worden sind. Sie entwickelten unprätentiöse funktionstüchtige Bauwerke - keine Ikonen einer neu anbrechenden Zeit des wissenschaftlich-technischen Fortschritts. Art Déco und Funktionalismus stellten für Amerikaner keine unauflöslichen Gegen-sätze dar. Als „funktional“ wurde auch eine mit Art Déco-Elementen, Gesimsbändern oder Pilasterköpfen gestaltete Fassade angesehen, die die „Funktion der Werbewirksamkeit“ erfüllen konnte.
Aktualisiert: 2020-04-15
> findR *